Ja, dann ist der siderische Tierkreis für mich aber irgendwie hinfällig.
Denn wenn es so ist, dass die Inder den Skorpion als Schützen beschreiben, dann stimmt es zwar vermutlich überein, wenn ich mir mein HK von einem Inder deuten lasse, aber eben nicht mehr wenn ich es von einem westlichen Astrologen deuten lasse. Da dieser den Skorpion ja mit Skorpion-Eigenschaften deutet.
Dann die Einstellungsmöglichkeiten in Astroplus.
Ekliptikal (also tropisch) geht einmal.
Bei siderisch habe ich 18 verschiedene Möglichkeiten und bei jeder steht der AC auf einem anderen Grad.
Welche Begründung gibt es nun, dass der eine siderische Tierkreis stimmiger ist als der andere?
Außer den, dass die Inder halt hauptsächlich mit Lahiri arbeiten.
Fakt ist, dass ich nach siderischem Tierkreis einen Skorpion-Mond habe.
Den mir ein Inder vermutlich schützisch deuten würde. Womit ich mich auch evtl. dann identifizieren könnte. Aber so?
Oder mein AC, steht siderisch im Schützen.
Den die Inder dann trotzdem steinböckisch beschreiben würden.
Das wäre Jupiter als Geburtsherrscher.
Allerdings passt es ja auch da dann schon nicht mehr überein, da Jupiter ja nix mit dem Steinbock zu tun hat.
Und naja, welch tolles Leben müsste ich gehabt haben mit Jupiter in 4 statt Saturn in 8 als Geburtsherrscher... zudem er siderisch auch noch ein Benefic wäre...
Dann Merkur siderisch im Schützen steht eigentlich für viele Kontakte.
Habe ich nicht. Ich habe ganz wenige ausgewählte Freunde. Steinbock-Merkur halt.
Wenn die Inder aber den Schützen steinböckisch beschreiben, dann stimmt es natürlich, nach indischer Logik.
Aber wir hätten hier ebenfalls Jupiter als Herrscher und schon stimmt es wieder nicht mehr.
Und somit verstehe ich nicht wirklich, warum Gil Brand meint, das indische Herrschersystem würde besser funktionieren als das westliche...
Und Sonne, mein Vater, in Schütze, siderisch sowie tropisch, aber auf den tropischen Tierkreis übertragen ein Malefic, sowie Herr Jupiter ein Malefic.
Und im siderischen beide Benefic.
Mein Vater war ein Malefic.
Mein Mann wiederum (ebenfalls Sonne) ja, den betrachte ich als Benefic.
Welche Ansicht ich also noch nicht ganz verwerfen möchte, ist die Ansicht von Gil Brand, dass man den siderischen Tierkreis als Erweiterung verstehen könnte.
Mein erstes Leben mit Sonne und Jupiter als Malefic. (mein Vater und meine Herkunftsfamilie.)
Mein zweites Leben mit Sonne und Jupiter als Benefic. (mein Mann und meine eigene Familie.)
Das ist so durchaus stimmig.
Aber: Dann schaue ich in die Sekundär-Projektion und sehe mein rückläufiger Jupiter im HK wird im Laufe meines Lebens direktläufig und zwar ziemlich genau zum Zeitpunkt meiner Hochzeit. Lässt sich also auch so herleiten.
Bei Merkur stimmt es halt auch nicht so ganz. Merkur tropisch im Steinbock und siderisch im Schützen. Tatsache ist, dass ich früher viel unterwegs war und viele Kontakte hatte und mich heute auf wenige, die mir wirklich gut tun beschränke. Das hätte nach Gil Brands Theorie also genau andersrum laufen müssen.
Was allerdings passt, dass ich früher sehr negativ gedacht habe, das tue ich heute nicht mehr.
Aber das lässt sich auch aus dem tropischen Tierkreis herleiten. Merkur Trigon Jupiter, nachdem man den AC-Herrscher Saturn „gemeistert“ hat.
Jedenfalls wird mir nun klar, warum die Inder nicht gern mit Zeichen arbeiten.
Wenn man nämlich von den Zeichen her einen Steinbock beschreibt (aus westlicher Sicht) und dem dann Jupiter zuordnet, stimmt es nach westlicher Logik halt nicht mehr überein. Es stimmt irgendwie überhaupt nicht mehr.
Ich müsste also zuerst einmal die Zeichendeutungen der Inder komplett übernehmen, um überhaupt vedische bzw. siderische Astrologie betreiben zu können. Was ich mir aber ebenso gut ersparen kann, da die Inder offenbar ebenfalls auf Grundlage des tropischen Tierkreises deuten, nur eben mit verschobenen Zeichen und verschobenen Deutungen.
Und von daher macht die Aussage von Dieter Koch durchaus Sinn für mich:
„Es hilft auch nichts, hier die "unglaubliche Treffsicherheit" der indischen Astrologie oder ihre jahrtausendelange Bewährung ins Feld zu führen. Es mag ja sein, daß manche indische Astrologen in der Prognose verblüffende Fähigkeiten an den Tag legen. Ich kann mir diese Fähigkeiten jedoch nur durch eine Paarung der Astrologie mit Psi-Phänomenen erklären, welche in der indischen Spiritualität ja eine große Rolle spielen. Oder anders gesagt: Wird eine astrologische Sitzung
als ein religiöser Aktvollzogen, können besondere Dinge geschehen. Daß hingegen eine überragende astrologische Technik die Ursache für den Erfolg vedischer Astrologie wäre, ist völlig ausgeschlossen. Wichtig für die astrologische Prognose sind die sogenannten
dashas, d.h. eine Einteilung des Lebens in Phasen, die von verschiedenen Planeten regiert werden. Die
dashaswerden aus der Mondposition im siderischen Tierkreis abgeleitet. Eine Positionsverschiebung des Mondes um nur 1 Grad kann dabei die Beginnzeiten der
dashasum über ein Jahr verschieben. Die
dashaswerden weiter unterteilt in sogenannte
antardashas, die wiederum ihre Regenten haben. Wenn man nun bedenkt, daß die indische Astrologie einerseits erst in der Neuzeit Zugang zu exakten Ephemeriden erhalten hat und daß anderseits auch heute noch Unklarheit besteht, wo präzise der siderische Tierkreis seinen Anfangspunkt hat, wird ersichtlich, daß die vedische Technik
unmöglichzu präzisen Ereignisdaten kommen kann. Ohne Intuition oder Hellsehen ist hier schlicht nichts zu machen! Was sich hier über Jahrtausende bewährt hat, kann also nicht die Technik der vedischen Astrologie, sondern müssen andere Fähigkeiten indischer Astrologen sein.“
Und da muss man dann halt mal ganz konkret zugeben, dass die indische Kultur eine ganz andere ist als unsere und man dort von klein auf in diese Götterwelt und Spiritualität eingeführt wird, welche uns völlig fehlt. Und das nach C.G. Jung nicht nur bewusst, sondern eben auch unterbewusst. Es sind einfach nicht unsere Archetypen.
Und somit kann ich mir nicht vorstellen, dass ein westlicher Mensch wirklich Zugang dazu bekommen kann. Außer er beginnt von haus aus nur die vedische Astrologie, inklusive Götterwelt, inklusive spirituelle Fähigkeiten zu studieren und zu entwickeln. Aber auch dann, wird das Bewusste mit dem Unterbewussten nicht konform gehen. Denn kein westliches Kind (außer vielleicht mit indischem Hintergrund) wird auf dieser Grundlage erzogen.
Und damit möchte ich nun niemandem seine Freude an der vedischen Astrologie nehmen.
Ich möchte lediglich für mich zu einem schlüssigen Ergebnis kommen.
Und da mein Hintergrund definitiv keltisch-germanisch ist, nicht nur aufgrund meiner Ahnen, sondern aus einem inneren Gefühl heraus, werde ich diesbezüglich auch dabei bleiben. Und mich wenn, dann tiefer in die Materie der westlichen klassischen Astrologie vertiefen.
Einen Krieg muss man deswegen nicht führen. Ich halte es da einfach nach dem schönen alten Sprichwort „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“
Und das gestehe ich auch den Indern zu.
Bedanken möchte ich mich trotzdem für eure Einblicke in eine ganz andere (nicht nur) astrologische Welt.
LG
Stern