Papa du fehlst

Hallo liebe Waldfee,

du machst gerade eine harte Zeit durch. Mir kamen gerade fast die Tränen, als ich deinen Beitrag las.

Mein Papa starb am plötzlichen Herztod, ohne Vorwarnung, von einer Sekunde auf die andere. Keiner hatte damit gerechnet. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich Zeit gehabt hätte, mich zu verabschieden. Aber diese Zeit gab es nicht. Ich habe dann oft über den letzten gemeinsamen Spaziergang, die letzten gemeinsamen Feiertage, etc. nachgedacht.

Keine Frage, er mußte nicht leiden, wie jemand, der an einer unheilbaren Krankheit sterben muss. Jeder wünscht sich eigentlich auch so einen schnellen Tod. Trotzdem ist jeder Verlust hart.

In deinem Fall gibt dir die Auseinandersetzung mit dem Tod noch zu Lebzeiten deines Vaters die Gelegenheit, vieles noch bewußter zu erleben und auch Dinge zu besprechen. Ich habe es leider versäumt, mit meinem Papa über seine Gedanken bzgl. Tod und Sterben zu sprechen, obwohl er es oft probiert hat. Aber ich wollte es verdrängen, verschweigen. Man will es ja nicht wahrhaben, wenn noch alles in Ordnung scheint.

Die Frage nach dem Warum bleibt wohl immer unbeantwortet. Mir gehen da die gleichen Gedanken wie dir durch den Kopf. Ich wäre auch sehr glücklich gewesen, wenn mein Papa noch Opa geworden wäre.

Trotzallem: Das, was du gerade für deinen Vater tust, ist eine wichtige Erfahrung und wird dich und dein Leben prägen und auch deinem Vater bist du eine große Stütze im Kampf gegen die Krankheit. Versuche die kleinen Dinge zu erkennen, die dir und deinem Papa Kraft und Hoffnung geben.

Ich wünsche euch von Herzen viel Kraft und Liebe!
Silberstern
 
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Hallo silberstern!

Danke für deine Antwort..

Ansich bin ich ja recht positiv zum Leben eingestellt. Und genieße es so gut ich kann..

Aber nun.. sitze ich vor dem PC.. und hab Angst davor ins Bett zu gehen.

Ich würde soviel mehr gern für ihn tun und nehme auch meinen ganzen Mut zusammen, wenn ich bei ihm bin. Aber niemand weiß.. wie lange das noch so geht.. Wenn ich an Weihnachten denke.. Wie soll man Weihnachten "feiern" wenn ein Teil von der Familie fehlt? Er hat bald Geburtstag.. Wie kann man da feiern, wenn überhaupt..

Wie soll man ein Leben führen.. mit so einem Schmerz? Ich bin seine einzige Tochter. Der Gedanke daran.. in der Wohnung zu stehen.. in seinen Sachen herumzuwühlen... zu überlegen was man damit tut.. wenn man sich doch nur eines wünscht.. Das dieser Mensch gesund bei einem ist.

Angst davor.. das man vielleicht eines Tages vergessen könnte.. Das man Leben kann.. ohne so einen wertvollen Menschen..

Ich hab mir immer gewunschen, dass meine Eltern alt werden und ich sie lange habe..

Naja.. dieser Wunsch, wird mir leider nicht erfüllt..

Aber ich danke dir.. für deine netten Worte.

DANKE!

Waldfee
 
Hallo, liebe Waldfee!

Ach Gott, ich kann dich so gut verstehen, was du gerade empfindest, ich war 23 und mein vater ist am 20. mai 06 verstorben, kurz vor seinem 53 Geburtstag. Er wollte Enkel über alles und er hat immer gemeint, ich soll mir nicht mehr so lange damit zeit lassen.. Weihnachten ist seit er nicht mehr da ist, nicht mehr das selbe, wie du sagst, ein "Fest der Familie", aber diese ist einfach nicht mehr komplett.. ich versuche, wie gesagt, für meine Mutter stark zu sein, aber das ist nicht einfach, besonders an solchen Tagen.
Mein Vater starb plötzlich und unerwartet, es war ein schlag für mich und ist es auch heute noch - ich war und bin ebenso wie du seine einzige Tochter und ich liebe ihn über alles.. ich hatte immer angst vor dem Tag an dem ein Elternteil sterben wird und ich wollte wie du, dass ich sie beide sehr lange hab, deshalb hab ich den Gedanken, was sein würde wenn immer weggeschoben.
Es tröstet mich, dass er immer gesagt - nein er hat es mir immer verboten - dass ich traurig bin, wenn er nicht mehr da ist, und er hat gemeint, die welt dreht sich auch ohne ihn weiter... nur das ist leichter gesagt als getan, er fehlt mir dennoch.
ich wünsche dir alles liebe und viel kraft für alles was ist und noch kommen wird.. dein vater wird nicht wollen, dass du leidest, so wie es auch meiner nicht wollte.. und eins darfst du nicht vergessen: er wird immer da sein, wenn du ihn brauchst, auch wenn du ihn nicht sehen kannst - auch mein papa wird da sein und seinen enkel sehen.. diese gedanken machen einen traurig aber sie geben einem auch sehr viel!

Alles liebe, Penelope
 
Hallo liebe Mitschreiber.

Ja, wie geht man mit Trauer um?

Leider kann ich nicht berichten, dass ich als meine Eltern starben traurig war.
Nein es hat mich sehr wenig berührt. Ich wurde als Kind viel geschlagen und
misshandelt. Ich hatte daher gar keine schöne Kindheit - immer Angst vor
meinen Eltern, Angst vor Schlägen, Angst vor Misshandlungen.
Schön, wenn es euch nicht so ergangen ist.

Aber ich habe mehrere Tiere verloren die mir sehr nahe standen...

Es gibt zur Trauer zwei Wege, die Verdrängung und die Verarbeitung.
Die Trauer hat viel emotionelles, es ist ein Verhalten des Menschen zur
Bewältigung des seelischen Schmerzes.

Am Anfang will man gar nicht wahrhaben, dass jemand gestorben ist, man
fällt in einen so genannten Schockzustand, es entsteht eine Leere, die man
mit nichts füllen kann.
Man fällt unter Umständen in eine depressive Phase, nichts im Leben scheint
noch einen Sinn zu machen. Verlassenheits und Schuldgefühle treten auf.

Später beginnt die Zeit die Wunden zu heilen, Verzweiflung und Trauer nehmen
stetig ab und den Blick auf die eigene Zukunft zu richten fällt uns wieder leichter.
Nach einer erfolgreichen Trauerbewältigung finden wir wieder zu einem neuen
seelischen Gleichgewicht.

Als enorm wichtig finde ich ist es, dass man jemand beiseite hat mit dem man
über alles sprechen kann, sich mal so richtig ausweinen kann.

Was auch eine Grosse Hilfe sein kann, ist sich hin und wieder ein Bild der/ des
verstorbenen anzusehen und dann die schönen Momente des Zusammenseins
zu denken.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag nicht zu sachlich an dieses heikle Thema
heran gegangen bin.

Es ist aber traurig genug, dass ich über den Verlust eines meiner Haustiere
mehr Trauer verspürte als zu meinen Eltern...

Mit lieben Grüssen Sputnik
 
Hallo Penelope,

dankeschön für deine netten Worte.. Ich war jetzt am WE bei ihm.. gestern hat er mir gesagt, wen er auf der Beerdigung haben möchte und wen nicht..

Ich liebe ihn so sehr.. und es tut so verdampt weh.
Gerade bin ich in der Arbeit.. ich funktioniere wie eine Maschine.

Ich freue mich schon, wenn ich endlich raus kann.. und ihn besuchen kann.
Auch wenn der Weg dorthin.. immer sehr schwierig ist.

Gestern habe ich ihn unter Tränen gestanden dass ich ihn sehr sehr liebe habe.

Ich habe ihn gefragt.. Aber was soll ich tun.. dann ohne dich? Er meinte: weiterleben.

Ich ziehe den Hut vor ihm. Er ist so stark.. macht sogar ab und an noch Scherze.. obwohl er solche Schmerzen hat.. und alles für ihn enorme Anstrengung ist. Denoch.. es ist ein Schmerz, der einfach unbeschreibar weh tut.

Ich fühle mich wie in trance.. manchmal denke ich, ich kippe jeden moment um. Oder ich bekomme keine Luft. Doch er ist es.. der mir Kraft gibt.. weiterzumachen. Für ihn da zu sein..

Der Tag.. an dem er von uns geht.. ich weiß nicht wie ich ihn überstehen soll. Auch nicht die Tage danach.. Aber ich werde mein bestes geben. Damit er auf seine Tochter stolz sein kann.

@ Sputnik96

Auch dir ein dankeschön.. es ist immer ein Unterschied.. wie nah man jemanden stand.. oder steht. Aber ich danke auch dir für deine Worte..
In solchen Momenten.. ist man einfach froh... wenn man verstanden wird.

Waldfee
 
Hallo Waldfee!
Dein vater weiß, wie schwer es für dich ist und er ist sicher auch jetzt schon sehr stolz auf dich. es ist wahnsinnig traurig, aber du hast noch die möglichkeit mit ihm zu sprechen und das finde ich sehr schön..

alles liebe
 
Hi Penelope!

Ja.. die habe ich. Und dafür bin ich auch sehr dankbar.
Gestern war ich wieder bei ihm.. wir haben auch über den Tod gesprochen und uns ausgemacht.. dass wir uns eines Tages wieder sehen werden.

Ich bin einfach so dankbar darüber.. noch dieses Chance zu haben. Jeden Tag nachdem ich bei ihm war, geh ich gestärkt aus dem Krankenhaus.

Ich freue mich über "Kleinigkeiten" wie gestern hat er fast ein Leberkäsflesserl zusammen gegessen.. ohne es wieder von sich zu geben.. Das ist toll, weil er ja künstlich ernährt wird.

Ich bin so stolz auf ihn. Er hat den Humor nicht verlohren und meinte gestern auch, den wird er nicht.

Er hat mir gesagt.., er hat keine Angst vor dem Tod.. weil er weiß, dass für jeden von uns die Zeit kommt. Für manche früher.. für manche später. Angst hat er jedoch vor dem wann.. und besonders vor dem wie. Er wünscht sich halt.. einfach einzuschlafen in Frieden.. und nicht mehr aufzuwachen.

Ich "bete" für ihn, dass es "so" kommt .. auch wenn ich ihn gerne noch Jahre gesund bei mir hätte. Aber.. tja.. das ist wohl leider nicht vorherbestimmt.

Ich weiß auch.. mit dem Tag der vergeht... nähert er sich.. der Verlauf der Krankheit ist einfach schrecklich.. Aber wir werden für ihn da sein und tun was in unserer Macht steht.

Eure,
Waldfee

P.S. Danke, dass ihr "da" seit.. es tut einfach gut .. darüber zu reden.
 
tja..

Gestern war ich von 19:00 Uhr bis halb 1 in der Nacht bei ihm im Krankenhaus..

Ich dachte echt.. er stirbt und wollte ihn nicht alleine lassen.. bis er mich nach Hause schickte..

Heute war ich bei ihm..

Der Arzt meinte.. ich solle jede Stunde.. jeden Tag damit rechnen. Und es sieht wirklich nicht gut aus.

Wisst ihr.. es ist komisch. Ich hab jetzt lange an mir gearbeitet.. um mit mir und meinem Leben ins Reine zu kommen.. War zuvor noch auf Urlaub.. und als ich so im Flieger gesessen bin, wusste ich was ich für meine Zukunft möchte: das Leben genießen, lieben, glücklich sein. Mich an meiner Familie und meinen Freunden erfreuen.. eine eigene Familie.

Und jetzt.. es tut so weh.. der Gedanke daran dann in seiner Wohnung zu stehen.. die Wohnung aufzulösen in der zuvor auch schon meine Oma gewohnt hatte.. Wo ich mit unter auch aufgewachsen bin..

Ich kann nicht mehr.. es tut mir Leid... ich ertrage solche Schmerzen nicht.. Es wird ja nicht der einzigste Mensch in meinen Leben sein, der von mir geht. Am liebsten würd ich mir meine Lunge rausreissen.. und sie ihm geben. Ist wohl.. die Hölle auf Gottes Erden..
 
Hallo liebe Waldfee!

Mir kullern die Tränen über die Wange wenn ich deine Beiträge lese! Ich spüre deinen unsagbaren Schmerz!!!

Auch ich habe meinen Papa am 03.Mai verloren. Er wurde an der Hüfte operiert und hat so viel Blut verloren, dass seine Organe aufhörten zu arbeiten. Er lag im Koma, als ich an seinem Bett saß und ihm sagte, dass ich ihn lieb habe... Keine Ahnung ob er es gehört hat, aber ich geniere mich, dass ich es ihm nie sagte als es ihm gut ging.

Ich bin mir sicher, dass dein Vater wirklich keine Angst vorm Sterben hat, ausser vielleicht, dass Dich sein Tod unsagbar traurig macht. Deshalb finde ich es toll von dir, dass du schreibst du willst eine tapfere Tochter sein. Gib es ihm zu spüren, damit ihm der Abschied nicht so schwer fällt.

Ich kann meinen Papa auch nicht richtig loslassen, aber er hat mir im Traum gesagt, dass es ihm gut geht, und dass es ihm noch besser gehen würde, wenn ich nicht so traurig wäre. Das war nicht nur ein Traum, das war ein Besuch von ihm!

Was ich dir eigentlich sagen möchte: Egal was passiert, das Bewusstsein deines Vaters ist unvergänglich und wird immer über dir wachen. Du wirst es spüren!!!

Achja: ich habe eine 4jährige Tochter, sie versteht den Tod vom Opa noch nicht (zum Glück). Immer wieder erzählt sie mir, was der Opa ihr sagt usw.. Beispiel: ich hatte immer eine Kerze vor seinem Bild brennen, bis meine Kleine sie auspustete und sagte: Der Opa hat gesagt das ist gefährlich, wir brauchen keine Kerze in der Wohnung!
Ich denke sie hat einen bestimmten Draht zu meinen Papa!

Ich denke ganz fest an Dich und würde Dir gerne Kraft geben!!
Lg Birgit
 
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Ich habe meinen Papa 1985 verloren. Er war erst 56 Jahre alt. Er hatte eine schwere Muskelschwunderkrankung. Und ich leide immer noch. Der Grund dafür ist, dass ich am Tag bevor er starb, meinen täglichen Anruf nicht gemacht habe, weil ich glaubte, es würde auch morgen reichen. Um 4 Uhr früh ist er überraschend verstorben. Seit 22 Jahren weiß ich, ich habe nicht von ihm Abschied genommen, weil ich ..... was ich damals vorhatte, ich weiß es nicht mehr. Bis jetzt kein Zeichen, kein was immer auch von ihm. Aber durch meine Urgroßmutter weiß ich, dass wir alle weiterleben.
Also wenn ihr die Gelegenheit habt, Abschied zu nehmen, dann nehmt sie wahr, nehmt sie als Geschenk und seid versichert, sie haben nur den Raum gewechselt. Viel, viel Kraft wünscht euch skardi.
 
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