Wenn Wissenschaftler das alleinige Monopol aufs Regieren bekämen, hätte das jedenfalls nichts mehr mit dem am Hut, was ich unter Demokratie verstehe.
Es geht nicht ums alleinige Monopol aufs Regieren für Wissenschaftler, mir ginge es darum, wissenschaftliche Erkenntnis stärker in die Entscheidungen einzubeziehen. Das wäre u.a. dann gewährleistet, wenn eben mehr "Nerds" in den betreffenden Ämtern wären (und mehr ist nicht zu verwechseln mit monopolhaft ausschließlich).
Die wissenschaftliche Erkenntnis ermöglicht es die Folgen des eigenen Tuns gut abschätzen zu können. Im Beispiel Klimawandel ist der Input der Wissenschaft: Wie groß wird die globale Erwärmung bei welcher Menge an Treibhausgasen, und welche Folgen wird oder kann das noch nach sich ziehen. Dasierend darauf sollten Politiker die Handlungen abwägen - welche Erwärmung ist noch tolerierbar, wann ist Klimaschutz zu priorisieren, welche Branche kann/muss wieviel Emissionen schnell oder nicht so schnell einsparen, was ist eine sozial gerechte CO2-Bepreisung?
Das sind alles Fragen, die nach wie vor demokratisch diskutiert werden müssen und können. Die Naturgesetze - also wie viel Treibhausgase welche Erwärmung hervorrufen wird/würde - sind nicht verhandelbar. Die sind fix, und die Wissenschaft hat da tatsächlich eine Art Monopol drauf, das zu ergründen.
Politiker und Parteien, die diese Erkenntnisse bestreiten und dann z.B. in ihrem Wahlprogramm sinngemäß haben: "
Wir brauchen weiter Kohlekraftwerke, Windräder sind des Teufels, und der Klimawandel ist eh nicht menschengemacht, also wird es sicher nicht diese Folgen haben, die die Wissenshaftler und vorlügen." mögen zwar im Rahmen demokratischer Diskurse korrekt agieren... aber ihr Programm basiert schlicht auf Unwahrheit.
Und mir wird bange um die Demokratie, wenn eine solche Partei, die nicht nur dahingehend wissenschaftliche Erkenntnis mit Füßen tritt, sondern auch immer wieder durch rassistische Äußerungen auffällt, in Wahlen und Umfragen ein zweistelliges %-Ergebnis bekommt. Sollte sie Regierungsmacht bekommen, dann sind die damit verbundenen Entscheidungen schlicht dumm zu nennen - basierend auf falschen/schlechten Prämissen und Grundlagen. Dann hätte die Demokratie schlicht wirklich das grob falsch zu nennende Ergebnis. Die Naturgesetze ändern sich nicht, weil sie einer Partei nicht gefallen. Und die Politiker verstehen die Naturgesetze sicher nicht besser als die große Mehrheit der Wissenschaftler, die sich täglich den A... aufreißen, die Naturgesetze zu ergründen, eben um u.a. einen solchen Input für die Politik geben zu können, wie oben beschrieben.
Und die AfD mit ihrer offenen und expliziten Leugnung ist nur ein Extrembeispiel. Merz Aussage, dass Klimaschutz ja noch Zeit hätte, ist auch nicht wirklich wissenschaftlich gedeckt. Und Lindners Hoffnung auf technische Innovation als Deus ex machina ist auch etwas wackelig.
Die Grünen sind zwar anhand ihrem Parteiprogramm im Klima-Thema auf der Höhe der Wissenschaft - in anderen Themen negieren sie leider aber auch einiges...
Und Entscheidungen, die auf falschen Prämissen beruhen, sind weiterhin fragwürdig zu nennen - egal, wie demokratisch der Entscheidungsprozess stattgefunden hat.
So kommt mein Wunsch zustande. Und ich glaube nicht, dass es demokratische Prinzipien verletzen würde.