Hier im Forum in diesen Diskussionen stecken wir immer viel in der Theorie. Was wäre wenn, wie würde man reagieren, was würde man tun... etc. Aber im Grunde sind es offenbar keine eigenen Erfahrungswerte (soweit man das einsehen kann.)
Silberwillow, von wem sprichst du ? und woher weißt du, kennst du die Biographien der Schreiber ?
Was mich betrifft so stimmt es nicht, dass es nur viel Theorie sei und keine eigenen Erfahrungswerte.
Ich kenne sexuelle Übergriffe.
Und darum würde ich nicht zu Menschen gehen, die wütend werden, Rachegefühle kriegen oder weinen müssen,
weil was hilft mir das ?
Sie würden voll auf meiner Seite stehen, mit in meinem Leid und da gäbe es keine Lösung, da habe ich selbst schon geschaut.
Und es würde mich nicht achten, es achtete meine Würde nicht, Mitleid macht klein, unfähig, hilflos.
Und Täter ?
Täter kenne ich auch. Ich kenne auch Mord und Selbstmord und anderes.
Mord ist so schlimm, und ich bin da so hochsensibel, dass ich da kaum drüber reden kann. Es ist zu groß und zu schlimm, und es gehört zum Täter. Mord ist so schlimm, dass ich da einfach keine Rachegefühle entwickeln kann. Wenn ich auf die Opfer sehe, kann ich keine Rache mehr haben, wenn die Opfer sehe ist bei mir nur Mitgefühl. Mit den Opfern im Blick, ihrem Leid im Blick, kann ich dem Mörder nichts tun. Das geht nicht.
Es gibt in der Menschenseele ein Verlangen nach Ausgleich und für Mord erst Recht. Rache an einem Mord ist der Ausgleich im Schlimmen. Aug um Auge, das ist was in vielen noch wirkt.
Kann ich auch verstehen, ist nachvollziehbar.
Nur gelten für den Mörder des Mörders die gleichen Gesetze wie für den Mörder, mit Mord wird man dem Mörder gleich. Rachegefühle passieren auf großen Aggressionen, also auch da: Täterenergie.
Das Leben ist das größte was wir haben und darum lädt man auch große Schuld auf seine Seele, wenn man einem anderen das Leben nimmt.
Mit einem weiteren Mord und Rache ist keinem gedient, weder dem Täter noch dem Opfer noch den Familien.
Die Gerichtsbarkeit in unserem Land tut das ihre um einen Mord strafrechtlich zu ahnden, Christoph schrieb dazu und diesen Aspekt der Strafverfolgung obliegt der Staatlichen Organen, nichts worum ich mich kümmern muss.
Selbstjustiz steht unter Strafe oder Aufstachelung anderer zu Racheakten lehne ich ab. Ist Rache eigentlich der Versuch die Tat ungeschehen zu machen ? Dann wäre Rache die Leugnung der Tat.
Was man von der Wirkung her ganz klar sehen kann, ist wenn man einen Täter mit Vorwürfen, Rache, Wut verfolgt, dass der sich entzieht. Der kann sich dann seiner Schuld nicht mehr stellen. Also hilft man mit der Verfolgung des Täter durch Wut und Vorwurf, dass er sich entzieht.
Ich finde aber, man sollte dem Täter Gelegenheit geben sich dem zu stellen.
Und genau da ergibt sich der Ansatz, wie kann sich ein Täter seiner Tat stellen ?!
In dem man werten und urteilen, verfolgen, hetzen läßt, sich der Tat stellt, die Tat als geschehen anerkennt, wenn man dem Geschehen Raum gibt ohne zu werten und zu urteilen, kann Heilung in gang kommen.
Täter entziehen sich der Tat und dem Opfer solange sie verfolgt werden. Man kann sie nicht zwingen. Wer sie zwingt, sorgt dafür dass sie entweichen.
Der Weg zum Frieden den ich als Kind eines Täter (in der Ahnenreihe sind Soldaten u.a. Täter), auf der anderen Seite als Kind eines Opfers (Vertreibung und anderes im Krieg) in meiner Familie sehe und gehe:
http://www.hellinger.com/deutsch/virtuelles_institut/familien-stellen_klassisch/einfuehrung.shtml....... die Opfer von Gewalt oder Mord durch frühere Mitglieder dieser Familie.
Über die beiden letztgenannten Gruppen möchte ich etwas mitteilen, was erst Erfahrungen aus der letzten Zeit ans Licht gebracht haben. Bei Aufstellungen mit den Nachkommen von Personen, die sehr großen Reichtum angehäuft haben, fiel auf, daß es bei den Enkeln und Urenkeln besonders schlimme Schicksale gab, die aus Ereignissen innerhalb der Familie allein nicht verstehbar waren.
Erst als die Opfer, deren Tod oder Unglück ein Preis für diesen Reichtum war, dazugestellt wurden, kam das Ausmaß, mit dem ihre Schicksale in diesen Familien weiterwirkten, ans Licht. Beispiele dafür waren Arbeiter, die beim Bau einer Eisenbahnlinie oder bei Ölbohrungen ums Leben kamen, ohne daß ihr Beitrag für den Reichtum und das Wohlergehen ihrer Unternehmer gewürdigt worden war. Bei vielen Aufstellungen mit den Nachkommen von Mördern, zum Beispiel von SS Tätern während des Dritten Reiches, zeigte sich, daß ihre Enkel und Urenkel sich zu den Opfern legen wollten und dadurch extrem selbstmordgefährdet waren.
Die Lösung war für beide Gruppen die gleiche. Die Opfer müssen von allen Familienmitgliedern angeschaut und gewürdigt werden. Sie alle müssen sich vor ihnen verneigen und um sie trauern. Danach müssen die ursprünglichen Gewinner und Täter sich zu den Opfern legen, und die übrigen Familienmitglieder müssen sie dorthin entlassen. Erst dann sind die Nachkommen entlastet. Hier wird deutlich, diese Familienmitglieder verhalten sich, als hätten sie eine gemeinsame Seele und als seien sie von einer gemeinsamen, ihnen vorgeordneten Instanz in den Dienst genommen und als diene diese Instanz gewissen Ordnungen und als verfolge sie gewisse Ziele.
Es ist ein weites Feld, vielleicht können wir es gemeinsam vertiefen.
Lieben Gruss Dagmar