Ich weiß sehr wohl die Vorteile der Hochsprache zu schätzen, habe durch sie auch nicht ganz unwesentliche Erfolge errungen. Einen Staatsanwalt etwa kann ich in einem Brief nur schwer von einem tatsächlichen Sachverhalt und von der Sinnlosigkeit eines Verfahrens gegen mich überzeugen, wenn ich ihm bereits im Schreiben in Mundart daher komme.
Doch liebe ich die Emotionen nicht immer, die mich gerne mal beschleichen, wenn ich im Hochdeutschen mich übe. Emotionen, die in meiner alltäglichen Kommunikation nichts zu suchen haben. Zwanghaft verstanden werden wollen, Überzeugungskraft, Andrücken, Reindrücken, Macht. Interessiert mich nicht im Alltag, das brauch ich nur in Kampfsituationen.
Und selbst, wenn ich persönlich zu einer Einvernahme geladen war, verfiel ich sogleich wieder in das mir eigene Gemisch aus Hochsprache und Dialekt und sofern keine alkoholbedingte Umnachtung der Grund für meine Einladung war, verließ ich das Büro auch immer so souverän wie ich es betreten habe. Ich schätze mal, bei den letzten Einvernahmen auf der Polizei kamen so ca. 75% Mundart und 25% Hochsprache aus meinem Mund, vielleicht auch 70/30. So genau kann ich das nicht festlegen. Manche Sachen versteht so ein Polizist nur, wenn man sie ihm hochdeutsch erklärt, andere wieder eher, wenn man die halbwegs gepflegte Mischartikulation mit ein paar wohldosierten Schimpfphrasen garniert, die bei einem Wiener aus der Unterschicht nicht glaubwürdig rüber kommen, wenn er sie ins Hochdeutsche translated.
Würde ich mich ausschließlich der Hochsprache bedienen, wäre ich mir selber ein Fremder, der lieber spräche und schriebe - oder halt schreiben tat - wie er sich fühlt, der sein Herz spüren will, beim reden und schreiben und nicht bloß sein Hirn zum qualmen bringen; und der dafür gerne auch mal riskiert, nicht von jedermann verstanden zu werden.
Ich sag bittschön nicht, dass jemand, der mit der Hochsprache aufgewachsen ist und diese voll integriert hat, nicht sein Herz spüren kann und voll Kopflastig sein muss, wenn er sich in kultiviertem Deutsch artikuliert. Ich tu mir einfach schwerer damit.
Drum red i und schreib i oft gern so, wia ma da Schnabel gwachsen is, ob des jetzt erfreulich is oder ned.