C
Condemn
Guest
Natürlich gab es immer Rechte und Nazis. Ziemlich viele der Alt-Nazis haben ihre Heimat übrigens in der CDU gefunden und die NPD hatte ihr stärkstes Ergebnis irgendwann Ende der 60er glaube ich (fast 5%). Aber: Über die Jahrzehnte hat das ja stark abgenommen. Der Anteil Rechtsextremer unter den Kindern und Kindeskindern der Nazi-Generation war ja immer sehr gering.Im grossen und ganzen sehe ich vieles ähnlich wie du - mit einem kleinen Unterschied: Rechte und Nazis waren immer da, sowohl im Osten wie im Westen. Sie sind nie "ausgestrorben". Dass lange vor der sog. "Flüchtlingskriese" in ca 20% der "deutschen Köpfen" Verschwörungsteheorien und völkische Gedankengut herumgespuckt haben ist ein Fakt.
Die 20% glaube ich nicht. Aus einem einfachen Grund: Hat sich im Wahlverhalten nie gezeigt. Die NPD ist doch die wirklich echte Nazi-Partei und sie existiert schon sehr lange. Ihre Wahlergebnisse lagen meistens unter 1%.
Abgesehen davon: Mich nervt dieses blöde Schubladen-Denken bezüglich "Verschwörungstheorien". Erstens mal ist nicht jede Verschwörungstheorie rechts. Der Begriff selbst ist neutral. Und vom reinen Sinn her ist eine Verschwörungstheorie eine Theorie über eine Verschwörung und eine Verschwörung ist wenn sich mehrere Menschen im Geheimen zusammentun um ein gemeinsames Ziel zu erreichen und den Schaden anderer mindestens in Kauf nehmen, oft sogar zu beabsichtigen. Und Verschwörungen laufen ständig ab. Daran gibts absolut keinen Mangel, nicht im Großen und schon gar nicht im Kleinen. Jede Marktmanipulation ist eine Verschwörung. Fast jedes politische Hinterzimmer-Gespräch ist eine Verschwörung. In jedem Krieg gibt es massenweise Verschwörungen. Und auch die Mainstream-Medien verbreiten täglich Verschwörungstheorien. Die nennen das dann nur ganz anders. Beispiel: Wenn die Medien über Trump und seine Russland-Verbindungen schreiben, sind das fast immer Verschwörungstheorien. Ich glaube durchaus dass da was dran ist. Solange aber nichts bewiesen ist, handelt es sich dabei um Verschwörungstheorien. Aber die sind nicht rechts, oder?
Mich nervt das wirklich... Gerade der Begriff "Verschwörungstheoretiker" wird derart missbraucht um Menschen mundtot zu machen... es ist echt zum Kotzen. Und genau das spielt Rechten übrigens voll in die Hände, denn auch sowas ist ja pure Propaganda und super simpel als Heuchelei zu entlarven.
Es ist Dir vielleicht nicht mal bewusst, aber Du legst hier ein sehr paradoxes Thema auf den Tisch. Ich stimme durchaus zu dass die Stimmung gegen Muslime wirklich gefährlich ist und habe den Vergleich selbst hier im Forum mal gemacht. Aber, auch das kommt doch nicht nur von rechts. Hier ein paar ältere Titelbilder deutscher Mainstream-Medien:(Mann könnte auch sagen die waren rechte Spinner). Dass die wirtschaftliche Verhältnisse seit der Vereinigung schlechter wurden, und dadurch Ängste und Verschwörungstheorien ein Hochkonjunktur (dank AfD) erleben liegt an der Hand. Es ist auch klar, dass heute "die Moslieme" die Rolle der Juden eingenommen haben...was aber für mich nicht bedeutet, dass nicht irgendwann die Rechte auch viel heftiger noch gegen die Juden in Deutschlan wende. Ein wachsender und hangreifliche Antisemitismus ist heute schon spürbar.
https://blog.zeit.de/joerglau/files/2010/12/islamgefahr.jpg
Zweitens: Wenn Du von zunehmendem Antisemitismus sprichst, dann gehört dazu m.A.n. schon auch, dass der ja zu einem entscheidenden Teil gerade durch Muslime zunimmt. Islamische Staaten sind in aller Regel extrem Israel-feindlich und natürlich hat das Spuren hinterlassen. Ich bin jedenfalls ziemlich sicher, dass deutsche Juden weniger Angst haben müssen wenn sie in einem Münchner Vorort leben als in Berlin-Neukölln.
Der Angriff auf Dirk Müller ist sehr heftig. Ich kannte und schätzte ihn. In meinem Augen ist er etwas zwischen links und liberal, seine Wirtschaftanalysen fand ich immer zutreffend, und er war/ist unbestechlich. Was isch noch sehe: Europaweit gibt es kaum Linke mehr, sie sind zu zerstritten und in unzähligen Gruppierungen gespalten. Siehe auch unsere "Linkspartei". Die Zeiten sind sehr düster...
Ich denke dass das alte links-rechts-Denken nicht mehr wirklich funktioniert. In den USA ist mittlerweile fast schon jeder ein Sozialist, im Sinne von Kommunist, der auch nur eine Krankenversicherung fordert. Selbst vermeintlich linke Medien stellen eher die Frage wie das bezahlt werden soll als die Frage wie Kriege bezahlt werden sollen. Und bei uns... wir sind wegen unserer Geschichte vielleicht sogar noch mehr in diesem Denken verfangen, wenn auch auf andere Art. Aber wie gesagt, m.A.n. ist es Zeit sich davon zu lösen. Abgesehen davon: Wenn man der AfD zu Recht Schubladen-Denken vorwerfen will, polemische Vereinfachungen auf dem Rücken von Minderheiten, sollte man nicht die gleichen "Stilmittel" nutzen sondern tatsächlich mal versuchen zuerst mal zu verstehen.
Der Witz ist ja das Verständnis immer gleich mit Zustimmung assoziiert wird. Sich um Verständnis einer anderen Perspektive zu bemühen ist aber zuerst mal neutral und es gibt wenig was immer sinnvoll ist, das aber schon. Und dann sollte man m.A.n. durchaus unterscheiden und nicht vorschnell Menschen in die rechte Ecke stellen. Auch das ist Wasser auf Mühlen echter Rechtsextremer weil die Grenzen komplett verwischt werden. Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem ausländerfeindlichen Fanatiker und einem Typen der komplett frustriert ist. Und nur weil besorgte Bürger nicht immer nur auf traurige Art ängstlich sind und dadurch zu Mitgefühl einladen sondern mit Wut reagieren heißt das eben nicht das sie nicht wirklich besorgt sind. Das ist ja auch so ein medial verbreiteter Mythos... im Sinne von "Die sind wütend, die können doch gar nicht besorgt sein.". Dabei kann jeder Hobby-Psychologe wissen, aus eigener Erfahrung sogar nachvollziehen, das Wut eine Reaktion auf Ohnmachtsgefühl ist.
Aber... lange Rede kurzer Sinn: Das sind Dynamiken die sich nicht ändern werden. Dafür ist es schon zu weit und das wird sich nur über Generationen irgendwie ausagieren.