Memoiren.Misch-Masch

Es herrschte Hochbetrieb in der Mintaka-Küche. Ausgerechnet am Vorabend der Tagung war eine Pommesfrites-Pfanne in Brand geraten. Der Geruch von verbranntem Öl würde die geladenen Gäste nicht erfreuen. Man wollte noch kurzerhand einen Geruchsexperten herbeiziehen, aber die Damen und Herren standen schon Schlange. Man würde sie früher herein lassen müssen. Für dieses Wochenende war es die Prominenz der nördlichen Halbkugel von Terra Gaia, am darauf folgenden würde es die der südlichen Halbkugel sein.
Die Leinwand, deren Höhe etwa das hundertausendfachste der Höhe des Eiffelturms ausmachte und in der Breite mindestens das hundertfünfzigtausendfachste der Länge einer englischen Dreimast-Fregatte hatte, stand immer dort. Der eisige Wind, der hier auch immer und überall blies, kam an diesem Tag von hinten mit Wucht im 85 Grad Winkel darauf zu und wellte sie so, dass die darauf projizierten Worte von Terra Gaia, alle in rot oder blau gehalten, sich krümmten und tanzten und einen zauberhaften Anblick boten. Der Chefkoch irrte noch mehrmals im Speisesaal umher, ohne zu wissen, was er genau suchte, bis ihn der Kater vom unteren Tablar eines Geschirrwagens aus anmauzte. Guten Morgen, ich wünsche gut geruht zu haben, sagte der Koch und verschwand in die Küche.
 
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Es war ein Moment, wie es ihn nur selten gibt, als die Sonne den Horizont in ihrer Ganzheit verliess, überirdisch sanft, ein kosmischer Wimpernschlag. Ein kühler und gleichzeitig warmer Windhauch, der dich in einer Zartheit umfasst, dass du weinen könntest. Der Tag begann in einer Klarheit, die von Ewigkeit erzählte. Die Nebelfetzen, die noch verschlafen zwischen den Hügeln lagen, begannen sich zu wälzen und bereiteten sich darauf vor, in den Zeitlupentanz des feurigen Gestirns mit einzusteigen. Das hiess, sie würden gleich himmelwärts steigen und weniger und weniger werden. Das war ihre Stimme in der Symphonie, und sie wussten es. Die Natur legte ihren Friedensteppich aus, die Wiese schaukelte ihre Blumen, nebelnasse Gräser reckten sich, die Grillen verspürten Hunger, und es war eine Aufregung zu hören, die leiser und schöner nicht sein könnte. Über den kleinen Seitenarm des Flusses führte die Holzbrücke, als stünde auch sie schon ewig da. Ein Spatz hoppste auf ihrem Geländer, einmal hin, einmal her, dann wieder hin und wieder her, so lange, bis er genug hatte.
 
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Es war ein Moment, wie es ihn nur selten gibt, als die Sonne den Horizont in ihrer Ganzheit verliess, überirdisch sanft, ein kosmischer Wimpernschlag. Ein kühler und gleichzeitig warmer Windhauch, der dich in einer Zartheit umfasst, dass du weinen könntest. Der Tag begann in einer Klarheit, die von Ewigkeit erzählte. Die Nebelfetzen, die noch verschlafen zwischen den Hügeln lagen, begannen sich zu wälzen und bereiteten sich darauf vor, in den Zeitlupentanz des feurigen Gestirns mit einzusteigen. Das hiess, sie würden gleich himmelwärts steigen und weniger und weniger werden. Das war ihre Stimme in der Symphonie, und sie wussten es. Die Natur legte ihren Friedensteppich aus, die Wiese schaukelte ihre Blumen, nebelnasse Gräser reckten sich, die Grillen verspürten Hunger, und es war eine Aufregung zu hören, die leiser und schöner nicht sein könnte. Über den kleinen Seitenarm des Flusses führte die Holzbrücke, als stünde auch sie schon ewig da. Ein Spatz hoppste auf ihrem Geländer, einmal hin, einmal her, dann wieder hin und wieder her, so lange, bis er genug hatte.

Welch schöner Text! (y):)
 
Es war ein Moment, wie es ihn nur selten gibt, als die Sonne den Horizont in ihrer Ganzheit verliess, überirdisch sanft, ein kosmischer Wimpernschlag. Ein kühler und gleichzeitig warmer Windhauch, der dich in einer Zartheit umfasst, dass du weinen könntest. Der Tag begann in einer Klarheit, die von Ewigkeit erzählte. Die Nebelfetzen, die noch verschlafen zwischen den Hügeln lagen, begannen sich zu wälzen und bereiteten sich darauf vor, in den Zeitlupentanz des feurigen Gestirns mit einzusteigen. Das hiess, sie würden gleich himmelwärts steigen und weniger und weniger werden. Das war ihre Stimme in der Symphonie, und sie wussten es. Die Natur legte ihren Friedensteppich aus, die Wiese schaukelte ihre Blumen, nebelnasse Gräser reckten sich, die Grillen verspürten Hunger, und es war eine Aufregung zu hören, die leiser und schöner nicht sein könnte. Über den kleinen Seitenarm des Flusses führte die Holzbrücke, als stünde auch sie schon ewig da. Ein Spatz hoppste auf ihrem Geländer, einmal hin, einmal her, dann wieder hin und wieder her, so lange, bis er genug hatte.

Ich muss es einfach immer wieder lesen! So schön, so leicht, aber auch so tief gehend...

Würde mich sehr freuen, wenn Du weiter schreibst! :)
 
Ich legte mich ins Gras und seufzte tief. Über mir die schiere Endlosigkeit des Berghimmels. Es war jetzt so leicht, in die Stille zu horchen. Es war auch leicht, sie zu lieben, es geschah einfach. War es die absolute Stille? Das konnte nicht sein, dachte ich. Meine Gedanken waren von Atem durchdrungen und tänzelten anmutig vor mir her. Es gab Geräusche, die mit tanzten, ein Summen, nahe an meinem Ohr, das Klopfen eines Spechtes in den Baumstamm, an dem er sich gerade festhielt. Es musste eine Fichte sein, einer jener würdevollen Bäume hier, unter denen man Schatten und Wärme gleichzeitig finden konnte. Kurz darauf schrie ein Vogel auf, was hatte er wohl? Bestimmt war es ein Warnruf. Die Geräusche sanken tief in die Stille ein und hinterliessen eine Art Liebesspur in meinem Geist.
Es war unglaublich still. Wie könnte man so etwas beschreiben, dachte ich. So fühlte ich einfach ihre Grösse und gewissermassen auch eine Unantastbarkeit. "Alle grossen und kostbaren Dinge sind einsam", hat John Steinbeck gesagt, und mir scheint, er habe damit mit seiner Sprache auch die Stille berührt. Ich wusste aber, irgendwo da unten in der Welt lauert schon wieder das kalte Koordinatensystem der menschlichen Gesellschaft. Ich würde mich damit konfrontieren müssen, auch wenn es nicht sonderlich Freude macht. Darüber aber würde ich ein spinnfädiges Netz auslegen und mich auf zeitlose Hasenjagd begeben. Ich muss gestehen, ich denke schon wieder an John, den amerikanischen Schriftsteller. Er soll gesagt haben: "Ideen sind wie Hasen. Du bekommst ein Paar und lernst, mit ihnen umzugehen, und bald hast du ein Dutzend."
 
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Eigentlich war es ganz einfach: Sie waren ein Paar. Und sie liebten einander, ohne Zweifel. Er war schliesslich damals, vor 15 Jahren, von Kanada nach Deutschland gezogen, um sie zu heiraten. Nun, eigentlich wollte er sie einfach für immer und pausenlaus lieben und begatten, sie jedoch hatte sich die Hochzeit gewünscht. Er fand aber, dass man dem nachkommen kann, und so legten sie sich ins Zeug für ihr Fest, und seine ganze kanadische Verwandtschaft reiste nach Deutschland an und lernte damals erstmals einen ausserordentlich schönen Teil Europas kennen.

Etwas schwierig im Laufe der Zeit erwies sich nur, dass sie in den unmöglichsten Situationen als Paar nicht reibungslos funktionierten, beispielsweise dann, wenn sie zusammen in den Ausgang wollten. Es war dann immer so, dass sie grossen Wert auf ihren Seelenhaushalt legte, während er darauf bedacht war, seine Gedanken laut sortieren zu können. Sie wurde dann eher etwas leiser, während er dann sozusagen sein Herz auf der Zunge trug. Ausserdem verlangsamte sie sich kommunikativ, er aber beschleunigte sich.
"Begreife doch bitte, dass es mir wohler ist, wenn ich es sage", meinte er dann beispielsweise. Und sie: "Mir wäre es wohler, wenn ich es jetzt nicht hören müsste", worauf er dann seinen Humor aktivierte und erwiderte: Ich habe auch eine gewisse künstlerische Freiheit, meine Liebe."

An diesem Samstag im Dezember waren sie endlich wieder einmal zu einer Geburtstags-Party eingeladen. Sie waren gerade beim letzten Schliff vor dem Speigel, als das paarige Zaudern wieder begann.
"Du meinst aber nicht, ich würde es nicht merken", meinte er, und wollte ein bisschen plaudern.
"Psst", meinte sie nur mit einem Schmunzeln, was in diesem Augenblick noch "Schatz" bedeutete.
Etwas aufreibender war es bereits, als sie beim Haus ihrer Freunde um die Ecke bogen.
Sie waren stehen geblieben, um etwas Zeit zu haben, denn sie wollte die Diskussion sauber beendet haben, bevor sie eintraten.

"Lilly", meinte er noch, wirklich bedeutungsvoll sachlich, aber auch sehr lieb. "Du weisst doch, dass dies jetzt nicht wichtig ist. "
Sie wollte sich gerade ereifern, da öffnete sich die Tür des Hauses, und sie hörten schon Stimmen, und er fügte noch besschwichtigend und zärtlich an:
"Ausserdem ist unser gemeinsames Potential halt das Chaos, das wissen wir doch beide, nicht wahr?"
"Ich suche mir die Themen heute abend schon selber aus", meinte sie nach einer Weile und schloss ihre Handtasche. "Ausserdem möchte ich jetzt etwas zu essen. Und ich würde mich heute abend gerne wieder mal mit Dagobert unterhalten."
"Wer ist denn das?"
"Der Typ vom Döner-Stand."
 
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