mara... schrieb:
das sind doch die typen mit beton an den füssen und ab in den fluss, oder ???
Das was du meinst ist eher in New York üblich...
in Rio wird jede halbe Stunde ein Mensch ermordet
peng peng... oder auch zerstückelt... na ja...
ist z.Z. eine der gefährlichsten Grossstätte der Welt
Menschen die Kokain nehmen, mit denen kann man auch
nicht reden...
Muss man denn den Anderen gleich in Stücke schneiden, wie ihr es vorigen Monat gemacht habt? Diogo schüttelte unwillig den Kopf.
Er war ein Informant. Ein Verräter muss sterben und wir machen das als Exempel.
Exempel nennt ihr das, wenn ihr Menschen grausam zurichtet?
Bei uns ist es wie beim Militär, wir nennen uns das Comando Vermelho, das Rote Kommando.
Rotes Kommando?, fragte Angela neugierig. Kannst du mir darüber erzählen?
Ausgebildet wurden die ersten Mitglieder des Roten Kommando, von politischen Gefangenen im Gefängnis der Ilha Grande. Das war in den siebziger Jahren, zur Zeit der Militärdiktatur. Bruno wurde ernst. Man dachte damals, wenn man ein paar politische Gefangene zusammen mit sechzig normalen Verbrechern einsperrt, würden diese die Politischen bald fertig machen. Es war genau umgekehrt. Die Politischen gewannen die Kontrolle über die normalen Verbrecher und lehrten sie sich zu organisieren. So entstand das Comando Vermelho. Ja, wir haben alles bei denen gelernt und wir tun auch was für unsere Gemeinde. Wir helfen unseren Leuten, und dadurch stehen sie hinter uns.
Stell dich jetzt bloβ nicht noch als Samariter hin, bemerkte Diogo ironisch.
Oh mein Gott!, entfuhr es Angela.
Was glaubst du denn, was die Menschen für Chancen haben? Bruno sah Diogo höhnisch an. Unser Volk wird nur ausgebeutet und verachtet.
Deine Mutter geht trotzdem kochen und arbeitet jeden Tag.
Und deine auch, Didi. Er verzog spöttisch den Mund. Das sind noch die Alten, die an ihrem alten Trott festhalten. Die Jungen bewerben sich bei der Firma. Sie sind stolz dort arbeiten zu dürfen und das weiβt du ganz genau. Du bist eine Ausnahme. Besonders hier in der Zona Sul ist es verlockend im Drogengeschäft zu arbeiten. Bruno sah seinen Cousin triumphierend an. Ein Drogendealer verdient das Vierfache als ein braver Arbeiter. Das ich nicht lache. Wer ist denn so dumm und lässt sich da weiter ausbeuten? He?
Diogo schwieg, was sollte er dem auch entgegensetzen. Es herrschte minutenlanges betretenes Schweigen und in dieses Schweigen sprach dann Bruno pathetisch:
Wir leben eine Minute, mein Lieber
ich wurde geboren und starb. Ich lebte eine Minute.
Das ist eigentlich Suizides Denken, sagte Angela leise.
Was haben wir denn zu verlieren? Bruno trank sein Glas leer, und da Diogo seines nicht angerührt hatte, trank er noch einen weiteren Schluck von seinem. Die Regierung hat unsere Misere nicht verbessern können, aber wir haben es getan. Wir, Angela.
Hast du schon einmal einen Menschen getötet?
Bruno sah sie an. Er zündete sich eine Zigarette an. Einen? fragte er mit ausdruckslosem Gesicht. Er griff unter sein T-Shirt und holte seinen Revolver hervor, legte ihn vor sich auf den Tisch und bemerkte, wie sie blass wurde. Ja, er kannte das, diese Angst in den Augen und da fühlte er seine wahre Macht. Und ihm kam eine Idee.
Maracanã
Text von Karuna
