Ireland
Sehr aktives Mitglied
Hi Ireland,
das kommt auf die Ausprägung drauf an, ich glaube, viele Kinder werden diagnostiziert und behandelt, obwohl es nicht (in dem Ausmaß) notwendig wäre, gäbe es entsprechend andere Umfeldbedingungen. Sprich auch, wenn das Umfeld wie der gesellschaftliche Druck vorhanden ist, kann innerhalb der Familie vieles getan werden, das entlastet und Freiräume gibt.
Eine sehr prägende Erfahrung hatte ich auf einem selbstorganisierten Ausflug mit 40 diagnostizierten AD(H)Slern, ein paar Elternteile, die "normal" waren, zählten statistisch als nicht relevant. Es gab im Vorfeld viele Bedenken, ob und wie wir unser Kids unter Kontrolle bekommen würden, gerade wenn so viele Wirbelwinde aufeinander treffen. Diese Bedenken waren dann tatsächlich hinfällig, die Kids organisierten sich zwar sehr chaotisch, abr selbst, ebenso wie wir Erwachsenen das Buffet aufbauten: chaotisch, aber es war genug von allem für alle da.
In einschlägigen Foren wird sicherlich heute noch sehr lebhaft diskutiert, was ursächlich AD(H)S ist und was das Umfeld beiträgt. Ich würde ganz lapidar behaupten: fifty-fifty.
Ich sehe die Gefahr, dass unter der Diagnose zu schnell pauschalisiert wird, dabei stehen hinter den Kids teilweise vollkommen verschiedene Charaktere und auch Bedürfnisse, die, wie ich vermute, sicherlich auch durch die AD(H)S deutlicher sichtbar werden können. das es AD(H)S gibt, zweifel ich nicht (mehr) an, "wir" sind schon deutlich anders, verschieden von der Norm, aber wie es sich äussert ist höchst individuell.
Das es ebenso Kinder gibt, die nur aufgrund ihres Umfeldes eine AD(H)S-Symptomatik zeigen, halte ich ebenfalls für möglich, drum ist die Differentialdiagnose auch so kompliziert, so langwierig und oft genug nicht klar und eindeutig durch die entsprechenden Fachärzte zu stellen. Und die Abgrenzung zu anderen Diagnosen stelle ich mir auch ungemein schwer vor, grad weil es viele Betroffenen und schon Kinder gibt, die bereits schlechte Lebenserfahrungen machten und Komorbiditäten, die ich als Kompensationsbemühungen einordnen würde (so amateurlaienhaft, beruflich habe ich mit Psychologie nämlich nichts am Hut *g*).
Für mich ist AD(H)S Funktionales Denken, vgl. Dägling und Schwank, also "es" existiert und ob jemand negativ oder positiv auffällig ist, liegt an Ausprägung und Umfeld. Also letzten Endes auch, ob ein Betroffener krank wird oder gesund bleibt. Ohne Leidensdruck wird auch der noch so kreative Chaot keine Diagnose bekommen. Und solche kenne ich auch.
Ich hoffe, ich habe deine Frage nun auch richtig verstanden, wie du es meintest und bin nicht, wie früher in der Schule, am Thema vorbei. *ggg*
LG
Any
Bist nicht am Thema vorbei!
Ich bin Dir dankbar für Deine Schilderung.
Ich habe ja nur die etwas eingeschränkte "Hardcore"-Perspektive und die als Mutter zweier "normaler" (?
Dieses " "wir" sind schon anders" kann ich nur ganz schwer nachvollziehen (das hast Du gut ausgedrückt
Meine Fragen kreisen so:
- "anders" gemessen woran?
- wie genau "anders"?
- immer "anders"?