Ja, wir kommen der Sache mit dem Herzen näher:
Interview mit Joseph Chilton Pearce
Emotionale Erfahrung und Intelligenzentwicklung
Fast ein halbes Jahrhundert lang hat Joseph Chilton Pearce, der lieber nur Joe genannt werden möchte, die Geheimnisse des menschlichen Geistes erforscht. Als Autor von Werken wie Die magische Welt des Kindes und Der nächste Schritt der Menschheit ist eine seiner allergrößten Leidenschaften nach wie vor die Beschäftigung mir dem, was er als die "Entfaltung" von Intelligenz in Kindern bezeichnet. Er sieht sich selbst als Bilderstürmer, der nicht davor zurückschreckt, gegen die zahllosen Versäumnisse der gegenwärtigen amerikanischen Kultur ins Feld zu ziehen, die intellektuellen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse und Sehnsüchte ihrer jungen Menschen zu nähren. Joe, der die Rollen des Gelehrten, Naturwissenschaftlers, Mystikers und umherziehenden Lehrers in sich vereint, hält engen Kontakt zu den brillantesten Fachleuten in jedem Anwendungsbereich, der für seine Interessen relevant ist. Er schafft eine einzigartige Synthese ihrer Arbeit und übersetzt deren Ergebnisse in allgemein verständliche Sprache -, was in unserer Zeit zunehmender wissenschaftlicher Spezialisierung ein Beitrag von unschätzbarem Wert ist. Darüber hinaus reist er um die ganze Welt, um sein sorgfältig gesammeltes Wissen mit jedem zu teilen, von dem er das Gefühl hat, dass er oder sie Positives damit bewirken kann - falls nötig, ohne Geld dafür zu verlangen. Die Vorstellung, dass wir mit unserem Herzen denken, ist nicht länger bloß eine Metapher, sondern in der Tat ein sehr reales Phänomen
Frage: Die moderne Neurowissenschaft hat einige äußerst erstaunliche Entdeckungen in Bezug auf das menschliche Herz gemacht. Könnten sie uns in für Laien verständlicher Sprache etwas darüber sagen?
Joe: Die Vorstellung, dass wir mit unserem Herzen denken, ist nicht länger bloß eine Metapher, sondern in der Tat ein sehr reales Phänomen. Wir wissen das jetzt, weil durch die gemeinsamen Forschungsbemühungen zweier oder dreier Disziplinen der Beweis erbracht werden konnte, dass das Herz das wichtigste Intelligenzzentrum des Menschen ist. Molekularbiologen haben darüber hinaus entdeckt, dass das Herz die wichtigste endokrine Drüse des Körpers ist. Als Reaktion auf unser Erleben der Welt produziert und setzt es ein wichtiges Hormon frei, das ANF, was für atrio-neuriatrischer Faktor steht. Dieses Hormon hat entscheidenden Einfluss auf jeden Vorgang in der limbischen Struktur bzw. dem so genannten "emotionalen Gehirn". Hierzu gehören der Bereich des Hippocampus, in dem Lernen und Erinnerung angesiedelt sind, sowie die Kontrollzentren für das gesamte Hormonsystem. Und Neurokardiologen haben festgestellt, dass 60% bis 65% der Herzzellen tatsächlich Neuralzellen und keine Muskelzellen sind, wie man bis dahin angenommen hatte. Sie sind mit den Neuralzellen im Gehirn identisch. Sie wirken über dieselben Verbindungsglieder, Ganglien genannt, bauen dieselben Axonen- und Dendritenverbindungen wie im Gehirn auf und tun das mit Hilfe derselben Neurotransmitter, wie sie auch im Gehirn vorzufinden sind. Man kann also ganz wörtlich davon sprechen, dass es ein "Gehirn" im Herzen gibt, dessen Ganglien mit jedem wichtigen Organ im Körper verbunden sind, ebenso wie mit dem gesamten Muskelspindelsystem, das es dem Menschen auf einzigartige Weise ermöglicht, seine Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Etwa die Hälfte der Neuralzellen des Herzens ist daran beteiligt, Informationen zu übersetzen, die ihm von überall im Körper übermittelt werden, damit es den Körper als harmonische Ganzheit funktionsfähig halten kann. Und die andere Hälfte besteht aus einer sehr umfangreichen unmittelbaren Neuralverbindung mit dem emotionalen Gehirn in unserem Kopf, die 24 Stunden am Tag einen Dialog zwischen Herz und Gehirn aufrechterhält, dessen wir uns nicht einmal bewusst sind.
Frage: Wie funktioniert das?
Joe: Das Herz reagiert auf Botschaften, die ihm vom emotionalen Gehirn übermittelt werden. Dieses ist damit beschäftigt, das innere Umfeld von dynamischen Zuständen wie zum Beispiel den Emotionen und dem Autoimmunsystem zu überwachen; es beeinflusst unser Verhalten und trägt zu unserem Gefühl von persönlicher Identität bei. Das emotionale Gehirn nimmt eine qualitative Bewertung unserer Erfahrungen in dieser Welt vor und schickt die entsprechenden Informationen Moment für Moment hinunter zum Herzen. Das Herz seinerseits ermahnt das Gehirn, die angemessene Reaktion zu zeigen. Natürlich findet all das auf der non-verbalen Ebene statt. Mit anderen Worten, die Reaktionen, die das Herz zeigt, beeinflussen das gesamte menschliche System. Mittlerweile haben Biophysiker festgestellt, dass das Herz darüber hinaus ein kraftvoller Generator für elektromagnetische Energie ist. Es erzeugt ein elektromanetisches Feld, das den Körper umgibt und sich ca. 2,50 m bis 3,65 m über ihn hinaus erstreckt. Es ist so kraftvoll, dass man ein Elektrokardiogramm (EKG) bis knapp einen Meter vom Körper entfernt erstellen kann. Das vom Herzen erzeugte Feld ist holographisch, was bedeutet, dass man es von einem beliebigen Punkt auf dem Körper oder innerhalb des Feldes lesen kann. Egal wie mikroskopisch klein die Probe ist, man kann aus ihr die Informationen für das gesamte Feld gewinnen. Faszinierend ist, wie stark dieses elektromagnetische Feld das Gehirn beeinflusst. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es das gesamte Radiowellenspektrum aussendet, welches dem Gehirn dann sein Material liefert, um unsere innere Erfahrung von der Welt zu erzeugen. Und was vielleicht am wichtigsten ist, wir wissen jetzt, dass das Radiospektrum des Herzens durch unsere emotionalen Reaktionen auf unsere Umwelt tiefgreifend beeinflusst wird. Unsere emotionalen Reaktionen verändern das elektromagnetische Spektrum des Herzens, aus dem wiederum das Gehirn seine Nahrung bezieht. Letztlich hängt also alles in unserem Leben von unserer emotionalen Reaktion auf spezifische Ereignisse ab.
Frage: Wie wirkt sich dieses neue Wissen auf Kinder und ihre gesunde Entwicklung aus?
Joe: Die emotionale Erfahrung von Kindern, wie sie sich in Bezug auf sich selbst und die Welt um sie herum fühlen - all das hat ungeheuer große Auswirkungen auf ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Es bildet die Grundlage, auf der jegliches Lernen, das Erinnerungsvermögen sowie Gesundheit und Wohlbefinden basieren. Wenn diese emotionale Struktur in einem Kind nicht stabil und positiv ist, dann werden alle weiteren Entwicklungsprozesse nicht vollständig durchlaufen. Die weitere Entwicklung wird dann weitestgehend auf die Kompensation von Defiziten hinauslaufen. Wenn man also intelligente, erfolgreiche und gesunde Kinder haben möchte, dann ist das Erste und Wichtigste, was passieren muss, dass man sie positive emotionale Erfahrungen machen lässt. Es liegen vierzig- bis fünfzigjährige Forschungsergebnisse von Institutionen wie der Harvard University, der Medizinischen Fakultät der University of Arizona mit Experten wie Schwarz und Russick, sowie von Hearth Math ("HerzIntelligenz") in Kalifornien vor, die diese Aussage bestätigen.
Alles beginnt damit, dass Kinder sich bedingungslos gewollt, akzeptiert und geliebt fühlen. Das ist der Schlüssel für die gesamte Entwicklung. Man kann alles andere zur Verfügung haben - einen hohen Lebensstandard, das teuerste Schulsystem, die besten Lehrer der Welt - wenn Kinder zu Beginn nicht die Erfahrung gemacht haben, sich von mindestens einem Menschen bedingungslos geliebt zu fühlen und wenn sie sich in ihrem Lernumfeld nicht wirklich sicher fühlen, dann wird nichts sehr Positives geschehen. Hierauf kann man gar nicht deutlich genug hinweisen.
Frage: Das scheint viele Auswirkungen auf die Erziehung unserer Kinder zu haben?
Joe: Der entscheidende Punkt bei der Erziehung ist, dass es nur zwei Arten des Lernens gibt: Die eine ist das wahre Lernen und die andere ist Konditionierung. Konditionierung ist eine von Angst geprägte Reaktion des älteren Gehirns, also dessen, was wir als "Hinterhirn" oder "Reptiliengehirn bezeichnen. Das ist das auf Reflexen beruhende, auf Überleben und Arterhaltung programmierte Gehirn, das auf Bedrohung reagiert. Es findet dort zwar eine gewisse Form des Lernens statt, jedoch handelt es sich um konditioniertes Lernen, das eng mit emotionalen Zuständen wie Feindseligkeit, Wut, Angst und Sorge verbunden ist. Wenn Sie echtes Lernen haben möchten - Lernen, das die höheren Stirnlappen, mit anderen Worten das intelligente, kreative Gehirn, einbezieht - dann muss die emotionale Umgebung positiv und unterstützend sein. Das liegt daran, dass das Gehirn beim ersten Anzeichen von wahrgenommener Bedrohung seine Funktionen aus dem hohen, vorderen Stirnlappenbereich in die alten Abwehrmechanismen des Reptiliengehirns verlagert.
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Hervorhebungen von mir.
Das ist der Anfang eines Interviews, das z.B. über die Seite
http://www.nlpaed.de/nlpaed-brief/2009-9/Inhalte9.09.pdf Seiten 13ff heruntergeladen werden kann, oder:
http://www.arbor-verlag.de/heft-juli-2003 ...Leseprobe anklicken.
Nun, wir kommen voran und es sagt ja in Kurzform: Ohne Herz keinerlei Intelligenz. Was die, die nur intelligent sind zwar nicht hören wollen, aber selbst das ist ja dem Herz egal!
Andreas