Hallo Froschprinzessin,
ich habe vor ein paar Jahren, als ich im Außendienst unterwegs war und viele Familien besucht habe, die jetzt etwa in meinem Alter sind, auch manchmal gedacht, ob ich irgendwas verkehrt gemacht habe. Familie, schickes Eigenheim, ein paarmal im Jahr in Urlaub fahren und wahrscheinlich noch ein bissl was auf der hohen Kante... das hab ich mit meinen 45 bisher nicht geschafft. Ich bin seit 10 Jahren wieder Single und kämpfe immer noch so leidlich um meine Existenz. Aber andererseits möchte ich dann doch nicht tauschen mit diesen Familien... ich glaube, aus so einem geregelten Leben mit immer gleichem Ablauf würde ich irgendwann wieder ausbrechen wollen. Aber wenn man erst mal Familie und Eigenheim hat, wird eine radikale Wende im Leben - so wie ich sie schon mehrmals erlebt habe - immer schwieriger, weil man Verpflichtungen eingegangen ist und Verantwortung auch für andere (vor allem Kinder!) übernommen hat.
Als Single ist man nur für das eigene Leben verantwortlich , und wenn mir heute etwas nicht mehr paßt und ich den ganzen Krempel hinschmeißen möchte, dann habe ich das nur vor mir selbst zu verantworten. In einer Beziehung geht das auch noch, da erwachsene Menschen für sich selbst verantwortlich sind, aber wenn erst mal Kinder da sind, ist man viel mehr an die Lebensumstände gebunden, und zwar für viele Jahre.
Manchmal bin ich zwar auch traurig, weil ich keine Kinder habe - eines oder zwei hatte ich eigentlich immer gewollt - aber es hat wohl nicht sollen sein.
Einen Partner hätte ich manchmal schon gern wieder - aber nicht auf Biegen und Brechen, da muß schon ein ganz spezielles Exemplar der Spezies Mann auftauchen, um mich zu erobern... Frösche hab ich zur Genüge geküßt, nun muß ein Prinz erscheinen
Bedauerlicherweise sind die Prinzen aber meist schon vergeben, da andere Prinzessinnen natürlich auch Geschmack haben und wissen, was gut ist... also warte ich immer noch darauf, daß eines Tages ein Prinz auftaucht, der mal gerade in dem Moment nicht vergeben ist. Und bis das der Fall ist, genieße ich noch ein wenig die Vorteile des Singledaseins - ganz wie Wilhelm Busch es auszudrücken pflegte:
"Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut."
Außerdem mache ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis die Erfahrung, daß diejenigen, die in einer Beziehung sind, auch ihren Streß haben. Eifersuchtsszenen, Machtkämpfe, Intrigen, sich zurücknehmen müssen, weil dem Partner die eigenen Interessen nicht in den Kram passen, Streit um die Finanzen und und und...
Überhaupt ist es doch so, daß jeder sein Päckchen zu tragen hat. Ich bin ein Zugvogel, den es immer weiter zieht und deshalb auch mit Mitte 40 noch im Existenzkampf und ohne Alterabsicherung ist - andere sind vielleicht eher Familienmenschen, haben ihr Eigenheim und ein finanziell geregelteres Leben, aber haben andere Probleme, z. B. Familienstreitereien um den Besitz, gesundheitlilch schwere Schicksale in der Familie oder was auch immer. Ich glaube, niemand hat es wirklich leichter. Der eine hat vielleicht gerade das, was ein anderer nicht hat, aber dafür hat er auch Probleme, die der andere nicht hat.
Deswegen schiele ich nicht nach dem, was andere haben, sondern mache mir eher Gedanken darüber, was MIR gut tut - und das muß nicht dasselbe wie bei anderen sein.
Was den einen glücklich macht, kann dem anderen ein Klotz am Bein sein.