Hallo Baal,
ich schreibe hier kaum noch, aber auf dein Posting möchte ich unbedingt antworten, auch wenn du schon einige Wochen nicht mehr gepostet hast. Ich glaube, es gibt nicht den EINEN Weg für ALLE, der richtig und gut (und somit gesund) ist und zur Heilung führt. Man muß leider vieles ausprobieren, bis man seinen Weg findet, wenn er sich jedoch offenbart, dann bemerkt man es meistens sehr schnell, denn er fühlt sich richtig gut an.
Man kann somit zwar z.B. Meditation oder Yoga empfehlen, weil es einem selbst gut getan und geholfen hat, aber das bedeutet nicht, dass es dem nächsten Betroffenen auch hilft, dann stellen sich auf dessen Seite auch schnell Enttäuschung ein, u.a. aufgrund der Erwartungshaltung.
Ich finde Erwartungen generell kontraproduktiv. Ich war auch schwer depressiv, als ich Yoga und Meditation für mich entdeckte (vor nunmehr fast 9 Jahren), allerdings probierte ich es nicht mit der Erwartung aus, davon gesund oder gar glücklich zu werden, ich wollte einfach nur was gegen meine Verspannungen machen. Und was soll ich sagen: es fühlte sich sofort super gut und sagenhaft richtig für mich an. Ich war wie berauscht, wie auf Drogen könnte man sagen (Endorphine machen ja glücklich).

Und ich bin auch süchtig geworden, süchtig nach Yoga, richtigem Atmen und den Zustand der Klarheit. Ich wurde nicht nur meine Verspannungen los, sondern bin auch binnen eines Jahres geheilt gewesen von meinen Depressionen und konnte es selbst nicht glauben, ich dachte, naja, der nächste Rückfall wird sicherlich kommen, aber statt dessen ging es stetig bergauf. Auch weil ich lernte ein gutes Leben zu führen, das kam alles wie von selbst, gut zu sich und den anderen sein, aus einer innerem Bedürfnis heraus und nicht weil man sich irgendwie dazu verpflichtet fühlt durch Konventionen, Regeln - nein, es passiert einfach.
Aber ich bin zugleich ein vollkommen anderer Mensch geworden, nicht nur glücklich, sondern auch still und vollauf mit dem zufrieden was da ist. Das hat zwei Seiten, eine gute und eine komplizierte, denn ich bin phasenweise bestimmt keine interessante Gesellschaft für andere, manchmal muss ich sogar zwingen, zu reden, etwas zu sagen. Ich bemerke, dass es für manche Menschen schwierig ist mit jemandem zusammen zu sein, der so ist wie ich, für mich selbst ist es einfach.

Ich habe auch lange Zeit geglaubt, was mir geholfen hat, muss bei jedem anderen Depressiven genauso gut wirken, meine Erfahrung nach vielen Jahren ist nun, dass das so nicht stimmt. Meditation und Yoga können helfen, aber sie müssen es nicht zwingend, bei manchen ist Laufen und Krafttraining besser, bei anderen eine konventionelle Behandlungstherapie (der ich jedoch kritisch gegenüber stehe, allerdings nicht rigoros ablehnend). Ich persönlich halte viel von dem Ansatz der chinesischen Medizin den Geist über den Körper zu heilen.
Aber was ich eigentlich schreiben will: ein Patentrezept gibt es nicht. Ich finde es super und wichtig, dass du für dich einen Weg hinaus suchst und was immer du ausprobierst, mache dich nicht vorab "verrückt" mit Erwartungen, sondern versuche so neutral wie möglich an alles heranzugehen. Wenn du das für dich Richtige entdeckst, wirst du es sofort bemerken und spüren. Lasse dich auch nicht entmutigen, wenn du nicht sofort entdeckst, was deine Seele heilen kann, leider gehören oft einige Versuche dazu, die scheitern, bis dann einer gelingt. Ich wünsche Dir ein baldiges Finden und Heilung
