Mahabharata

Mahabharata 2. Buch
Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer


18 – Antwort der Rakshasi Jara

Die Rakshasi antwortete dem König:
Sei gesegnet, oh König der Könige. Ich bin eine Rakshasi namens Jara, welche ihre Gestalt nach Belieben ändern kann. ... Vor langer Zeit schuf mich der "Selbsterschaffene" (Erste bedingte Lebewesen im Universum - Brahmaa) und gab mir den Namen Grihadevi (die Göttin des Haushalts). Mit himmlischer Schönheit gesegnet wurde mir mein Platz in der Welt zugewiesen, um die Danavas zu vernichten. Wer mit Hingabe mein jugendliches Bild mit vielen Kindern an die Wände seines Hauses malt, wird sicher Wohlstand in seinem Hause haben. Wenn nicht, wird den Haushalt Verfall und Zerstörung heimsuchen. Oh Herr, in deinem Haus wurde ich an die Wände gemalt, von vielen Kindern umgeben.

Täglich wurde ich hier mit Düften, Essen, schönen Dingen und Blumen geehrt. So habe ich schon lange daran gedacht, dir etwas Gutes zu tun. Heute nun entdeckte ich die beiden Körperhälften deines Sohnes. Als ich sie zusammenfügte, bildete sich aus ihnen ein lebendiges Kind. Oh großer König, dies verdankst du einzig deinem guten Schicksal. Ich war nur das Instrument. Ich bin zwar in der Lage, den Berg Meru zu verschlingen, und erst recht so ein kleines Kind wie deinen Sohn. Doch ich war mit dir und meiner Verehrung in deinem Hause recht zufrieden. Und so übergab ich dir dein Kind, oh König.

Krishna fuhr fort: Nach diesen Worten verschwand Jara. Der König nahm seinen Sohn und kehrte in den Palast zurück. Dort ließ er alle Riten für das Neugeborene durchführen und ordnete ein Volksfest zu Ehren der Rakshasi Jara an. Dann wählte der Monarch einen Namen für seinen Sohn. Weil das Kind von Jara zusammengefügt worden war, wurde es Jara-sandha (von Jara vereint) genannt. So wuchs der energetische Sohn des Königs von Maghadha stark, groß und stämmig heran wie ein Feuer, in welches man geklärte Butter gießt. Täglich nahm er zu wie der Mond in der hellen Monatshälfte zur großen Freude seiner Eltern.
 
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Jarasandha Badha Parva – Tod des Jarasandha


20 – Krishnas Rat bezüglich Jarasandha

Krishna erzählte weiter: Hansa und Dimvaka sind tot. Kansa und seine Gefolgsleute sind vernichtet. Dies ist die Gelegenheit, Jarasandha zu besiegen. Da er im Gefecht von keinem Himmlischen (Sura) oder Asura (Unteridischen Götter) mittels Waffen getötet werden kann, denke ich, wir sollten ihn in einem Einzelkampf mit bloßen Armen besiegen. Ich habe Erfahrung, Bhima hat Kraft, und Arjuna wird uns beiden Rückendeckung geben. So werden wir sicherlich die Vernichtung des Königs von Maghadha bewirken, so wie drei Feuer ein Opfer vollkommnen machen. Wenn wir drei uns ohne Aufsehen dem Monarchen nähern, wird er bestimmt mit einem von uns kämpfen. Und sicher wird er Bhima fordern, denn er ist stolz auf seine Stärke, übermütig und fürchtet die Schande. Doch der langarmige und mächtige Bhima wird ihn schlagen, wie der Tod selbst jeden übermütig stolzen Mann schlägt. Wenn du mein Herz kennst und Vertrauen in mich hast, dann übergib mir Bhima und Arjuna ohne zu zögern als Pfand.

So blickte Yudhishthira auf seine erwartungsvollen und freudigen Brüder, Bhima und Arjuna, und antwortete dem Höchsten:
Oh Achyuta (Unfehlbarer), du Vernichter aller Feinde, sprich nicht so. Du bist der Herr der Pandavas. Wir hängen von dir ab. Deine Worte, oh Govinda, sind voller weiser Ratschläge. Du führst niemanden an, dem Lakshmi den Rücken zugekehrt hat. Ich stehe unter deinem Befehl und erachte Jarasandha als bereits geschlagen, die von ihm gefangenen Monarchen befreit und das Rajasuya von mir vervollkommnet. Oh Herr des Universums, du bester aller Menschen, handle sorgsam und führe die Tat zu einem erfolgreichen Ende. Ohne dich, wage ich nicht zu leben, und bin wie ein kranker, geplagter und beklagenswerter Mensch ohne Moral, Vergnügen und Wohlstand. Auch Arjuna kann nicht ohne dich leben, und du nicht ohne ihn.

Es gibt nichts in den drei Welten, was Arjuna und Krishna nicht bezwingen könnten. ... Wir werden also unseren Zweck erfüllen und uns der Führung von Govinda anvertrauen, denn er ist mit der Kunst von Politik und Diplomatie vertraut, und sein Ruhm hat sich über die ganze Erde ausgebreitet. Für die erfolgreiche Durchführung seiner Absichten sollte man immer Krishna an die Spitze stellen, diesen Besten der Menschen, denn er ist weise und kennt sowohl Wege als auch Mittel. So laßt Arjuna dem Krishna folgen und Bhima dem Arjuna. Geschick, gutes Schicksal und Kraft mögen euch den Erfolg bringen in einer Sache, die Heldenmut erfordert.

Vaisampayana fuhr fort: So machten sich Krishna, Arjuna und Bhima auf den Weg nach Maghadha. Sie kleideten sich wie Snataka Brahmanen und wurden von Verwandten und Freunden mit freundlichen Worten gesegnet. ... Denn die ruhmreichen Beiden (Krishna und Arjuna) waren die Meister aller Taten bezüglich Gerechtigkeit, Wohlstand und Freude eines jeden Wesens. Sie verließen das Land der Kuru, durchquerten Kurujangala und gelangten zum Lotussee Padmasara. Dann ließen sie die Berge von Kalakuta hinter sich und überquerten Gandaki, Sadanira, Sharkavarta und all die Flüsse, die aus denselbigen Bergen entspringen. Als sie die entzückende Sarju überquert hatten, erblickten sie das östliche Kosal. Sie durchwanderten das Land, kamen nach Mithila und gingen weiter nach Mala und Charmanwati. Dann überquerten die drei Helden Ganga und Sona und reisten weiter nach Osten. Schließlich gelangten die Helden mit dem unvergänglichen Ruhm nach Maghadha, das Herz des Kusamva Landes. Vom Berge Goratha schauten sie auf die Stadt Maghadha, welche immer mit Vieh und Korn, Wasser und Reichtümern angefüllt und mit all ihren prachtvollen Bäumen schön anzusehen war.
 
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Jarasandha Badha Parva – Tod des Jarasandha


21 – Ankunft in Maghadha

Vasudev (Krishna) sprach: Schau, oh Partha, wie die große Hauptstadt von Maghadha in all ihrer Schönheit dasteht... Hier gibt es kein Elend. ... Die Bergesflanken bedecken blühende und duftende Lodhra Wälder. Hier zeugte der ruhmreiche Gautama mit den strengen Gelübden mit der Sudra Frau Ausinari, der Tochter des Usinara, den Kakshivat und andere gefeierte Söhne. Daß dieses sich von Gautama ableitende Geschlecht noch heute unter der Herrschaft menschlicher Könige lebt, verdankt es nur der Freundlichkeit Gautamas. Und, oh Arjuna, in alter Zeit kamen die mächtigen Monarchen von Anga, Vanga und vielen anderen Ländern hierher, um Gautama zu verehren.

Hier verbrachten sie viel Zeit in Frohsinn und Glück. Schau nur, oh Partha, diese Haine mit entzückenden Pippalas und schönen Lodhras nahe Gautamas Einsiedelei. Vor langer Zeit lebten hier die Nagas Arvuda und Shakravapin, ... nebst der Naga Swastika und der hervorragenden Naga Mani. Manu selbst weihte das Land der Maghadhas, daß es keine Dürre kennen sollte. Auch Kausika und Manimat bevorzugten das Land. Trotzdem er in einer solch schönen und verheißungsvollen Stadt lebt, verfolgt Jarasandha die Vollendung seiner Absichten nicht wie andere Monarchen. Indem wir ihn schlagen, sollten wir noch heute seinen Stolz demütigen.

Vaisampayana fuhr fort: Nach diesen Worten näherten sich die Drei energisch der Stadt, in der die wohlgenährten Bürger das ganze Jahr hindurch freudige Feste feierten. Am Stadttor angekommen, zertrümmerten die Brüder nebst Krishna das Herz des hohen Chaityaka Berges, das die Bürger der Stadt und das Geschlecht der Vrihadratha verehrten und liebten. ... Ihre Absicht war, Jarasandha zu töten, und mit dieser Tat stellten sie ihren Fuß auf den Kopf des Feindes. ... Dann betraten die Helden mit freudigen Herzen die Stadt.

Die gelehrten Brahmanen in der Stadt sahen in diesem Augenblick viele böse Omen und erzählten Jarasandha davon. Seine Priester ließen den König sogleich einen Elefanten besteigen, und wirbelten mit brennenden Fackeln um ihn herum. Und da der mächtige König Jarasandha auch die bösen Omen erkannte, begann er ein Opfer mit den rechten Gelübden und Fasten. In der Zwischenzeit schritten Krishna und die Brüder ohne jegliche Waffen außer ihren bloßen Armen durch die Stadt, immer noch als Snataka Brahmanen gekleidet. ...So betraten die Helden in bunte Kleidung gehüllt und mit schönen Blumen und Ohrringen geschmückt den Palast des klugen Jarasandha, wie Himalaya Löwen den Rinderpferch. ...

So durchschritten diese Bullen unter den Männern das bevölkerte Palasttor und traten stolz und vergnügt vor den König. Jarasandha erhob sich hastig und empfing die Besucher mit allen Ehren – Wasser zum Waschen der Füße, Honig und allen Zutaten des Arghya, auch Kühe bot er ihnen respektvoll an. Der große König sprach zu ihnen: „Seid willkommen!“. Doch Partha und Bhima blieben stumm. Nur Krishna allein antwortete dem Monarchen. Er sprach: „Oh König der Könige, diese beiden folgen einem Gelübde, deswegen sprechen sie nicht. Bis Mitternacht werden sie schweigen. In der Stunde danach werden sie sich dir mitteilen.“ So bot der König seinen Gästen ein Quartier an und zog sich in seine privaten Gemächer zurück.

Nach Mitternacht begab sich der König zu seinen Gästen. Denn der allseits siegreiche Monarch folgte dem bekannten Gelübde, daß er zu allen Zeiten, Tag oder Nacht, ankommenden Snataka Brahmanen entgegenkommen und ihnen eine Audienz gewähren würde. Der Anblick seiner Gäste ließ Erstaunen in ihm aufsteigen, doch er wartete ihnen voller Achtung auf. Auf der anderen Seite standen diese Bullen unter den Männern und sprachen zum König: „Möge dir ohne Mühe Erlösung widerfahren, oh König.“ Dann standen sie sich gegenüber und beäugten sich. Nach einer Weile ergriff Jarasandha das Wort: „Nehmt Platz.“ Und die drei setzten sich nieder und strahlten so schön wie die drei Feuer eines großen Opfers.

Wieder sprach der aufrechte Jarasandha zu seinen verkleideten Gästen:
Es ist mir wohlbekannt, daß Brahmanen, welche dem Snataka Gelübde folgen, sich niemals mit Blumen und duftender Paste schmücken. Wer seid ihr? Eure Hände tragen die Zeichen der Bogensehne. Ihr gebt euch als Brahmanen aus, doch ihr tragt bunte Kleider und Blumenkränze und habt die Energie der Kshatriyas in euch. Sagt mir aufrecht, wer ihr seid. Denn Aufrichtigkeit schmückt sogar Könige. Warum habt ihr den Gipfel des Chaityaka verwüstet und verkleidet die Stadt auf unschicklichen Pfaden betreten, ohne die königliche Kränkung zu fürchten? Die Kraft eines Brahmanen zeigt sich in seinen Worten. So passen eure Taten nicht zu eurem Aussehen. Was habt ihr vor? Unschicklich seid ihr eingetreten und nehmt meine angebotene Verehrung nicht an. Warum seid ihr hier?

Krishna erwiderte redegewandt und mit ruhiger und tiefer Stimme dem Monarchen:
Oh König, kenne uns als Snataka Brahmanen. Diesem Gelübde können alle folgen – Brahmanen, Kshatriyas und Vaisyas. Und es gibt viele verschiedene Regeln für diesen Eid. Wenn ein Kshatriya seinem Eid nach gewissen Regeln folgt, wird er immer Verdienst erlangen. Auch Personen, welche mit Blumen geschmückt sind, erlangen Verdienst. Und deshalb zierten wir uns mit Blumenkränzen. Kshatriyas zeigen ihre Kräfte mit Taten und nicht mit Worten. Ihre Rede ist niemals verwegen. Ja, der Schöpfer hat seine eigene Energie in die Arme der Kshatriyas gesteckt. Wenn du sie sehen willst, wird es noch heute geschehen. Es gibt die Tradition, daß das Haus eines Feindes immer durch das falsche Tor und das Haus eines Freundes auf dem rechten Wege betreten werden sollte. So wisse, oh Monarch, wir folgen auch der ewigen Regel, daß wir im Hause eines Feindes niemals die Ehren annehmen, die uns angeboten werden.
 
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Jarasandha Badha Parva – Tod des Jarasandha


22 – Krishna offenbart seine irdische Identität und Jarasandha erklärt sich bereit zu kämpfen

Der Geist muss leiden, wenn man Freude und Moral verletzt
Jeder erhält die Früchte seiner Taten früher oder später


Jarasandha sprach: Ich kann mich nicht erinnern, je Feindschaft gegen euch gehegt zu haben. Auch wenn ich es sorgfältig bedenke, fällt mir keine Verletzung an euch ein. Doch wenn ich euch nie beleidigte, warum, ihr Brahmanen, betrachtet ihr mich Unschuldigen als euren Feind? Antwortet mir wahrhaft, denn dies ziemt sich für Aufrechte. Der Geist muß leiden, wenn man Freude und Moral verletzt. Der Kshatriya, der einem Unschuldigen Freude und Moral verdarb, wird sicher das Schicksal eines Sünders erleiden und Verdienst verlieren, mag er auch ein großer Krieger und in allen Regeln der Moral bewandert sein. Die Lebensweise der Kshatriyas ist die Beste für die Ehrlichen dieser drei Welten. Ja, wer mit Tugend und Moral vertraut ist, lobt die Praxis der Kshatriyas. Mit standhafter Seele füge ich mich der Praxis meiner Klasse und verletzte niemals meine Untergebenen. Ihr scheint euch zu irren, wenn ihr mich solcherart beschuldigt.

Krishna sprach: Oh du mit den mächtigen Armen, auf Geheiß einer gewissen Person (Yudhishtir) an der Spitze einer königlichen Linie, welche die Würde ihres Geschlechts vertritt, haben wir uns erhoben und treten dir entgegen. Du, oh König, hast viele Kshatriyas als Gefangene in deine Stadt gebracht. Wie kannst du dich nach solch einem üblen Unrecht als unschuldig bezeichnen? Oh bester Monarch, wie kann einer, der selbst König ist, grausam zu anderen tugendhaften Königen sein? Doch du behandelst andere Könige mit Grausamkeit und willst sie dem Gott Rudra opfern. Oh Sohn von Vrihadratha, deine Sünde berührt uns, denn tugendhafte Menschen sind in der Lage, die Tugend zu beschützen. Niemals wurden den Göttern Menschen geopfert.

Wie kannst du nur die Absicht haben, menschliche Wesen für den Gott Rudra zu töten? Damit betrachtest du Menschen, die zu deiner Klasse gehören, als (Opfer-) Tiere. Wie kannst du dich so töricht verhalten, oh Jarasandha? Jeder erhält die Früchte seiner Taten, unter welchen Umständen sie auch begangen wurden. Wir möchten allen geplagten Wesen helfen und sind gekommen, dich, den Mörder unserer Verwandten, für das Wohl unseres Geschlechts zu schlagen. Du glaubst, daß es keinen richtigen Mann unter den Kshatriyas gibt. Du irrst dich. Denn welcher Kshatriya, der über eine große Seele verfügt und an die Würde seines Geschlechts denkt, würde nicht nach einem offenen Kampf in den ewigen, unvergleichlichen Himmel aufsteigen?

Wisse, oh Bulle unter den Männern, genau wie Opfernde haben kämpfende Kshatriyas den Himmel vor Augen und besiegen damit die ganze Welt.
Sowohl das Studium der Veden, als auch großer Ruhm, asketische Enthaltsamkeit und der Tod in der Schlacht können einen in den Himmel führen.
Doch nur mit dem Tod in der Schlacht ist der Himmel gewiß. Er ist der sichere Grund für Triumph und mit vielen Verdiensten geziert.
Nur dadurch wurde der Gott mit den hundert Opfern (Indra, alias Jehova/ Zeus) zu dem, was er ist. Er besiegte die Asuras und regiert das Universum.

Die Feindschaft mit dir führt sicher in den Himmel, denn du bist stolz auf die übermäßige Stärke deiner Heerscharen und mißachtest andere, oh König. Heldenmut lebt in jedem Mann, und es gibt viele Männer, deren Heldenmut sich mit deinem messen kann. Und nur solange dies keiner tut, wirst du für deinen Heldenmut gelobt. Wir können es mit dir aufnehmen, oh König von Maghadha, und deshalb spreche ich es vor dir aus. Oh König, wirf deinen Stolz und deine Überheblichkeit in Anwesenheit von Ebenbürtigen ab. Und geh nicht mit all deinen Kindern, Ministern und deiner Armee in die Regionen von Yama ein.

Damvodbhava, Kartavirya, Uttara und Vrihadratha waren Könige, welche mit all ihren Heeren der Vernichtung anheim fielen, weil sie die Höhergestellten mißachteten. Wisse, wir sind entschlossen, die gefangenen Monarchen zu befreien, und ganz sicher keine Brahmanen. Ich bin Hrishikesh, auch Shauri genannt, und diese beiden Helden sind die Söhne Pandus. Oh König von Maghadha, wir fordern dich. Stell dich uns und kämpfe. Laß entweder die Monarchen frei oder geh in das Reich von Yama ein.

Jarasandha antwortete: Niemals habe ich einen König gefangen genommen, ohne ihn vorher zu besiegen. Hier gibt es keine Gefangenen, die nicht in der Schlacht zuvor besiegt wurden. Und dies, oh Krishna, ist die Pflicht eines Kshatriya, nämlich seinen Heldenmut zu beweisen und andere zu unterwerfen. Ich habe die Monarchen mit der Absicht hergebracht, sie in einem Opfer dem Gott (Shiva) zu übergeben. Soll ich sie heute frei lassen, aus Angst und in Anbetracht meiner Pflichten als Kshatriya? Ob mit Truppen gegen Truppen in Schlachtordnung, ob Mann gegen Mann, ob gegen zwei oder drei von euch, nacheinander oder gleichzeitig – ich bin bereit für den Kampf.

Vaisampayana sprach:
Nach diesen Worten und seinem Entschluß zum Kampf mit den schrecklichen Helden ließ König Jarasandha seinen Sohn Sahadeva auf den Thron setzen. Kurz vor dem Kampf dachte er an seine beiden Generäle Kausika und Chitrasena, welche früher in der Welt der Menschen Hansa und Dimvaka genannt wurden. Und der allseits in Wahrheit lebende Krishna, der Vernichter von Madhu, jüngere Bruder von Balarama, dieser Vorzüglichste unter den Menschen, welche ihre Sinne vollständig beherrschen, erinnerte sich, daß Brahma Bhima dazu bestimmt hatte, den Herrscher von Maghadha im Kampf zu besiegen. So begehrte er selbst nicht danach, König Jarasandha zu schlagen, diesen Tiger unter den Helden und Krieger mit der fürchterlichen Heldenkraft.
 
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Jarasandha Badha Parva – Tod des Jarasandha


23 – Der Kampf von Bhima und Jarasandha

Vaisampayana fuhr fort: So sprach Krishna, der Beste aller Redner, zum kampfentschlossenen Jarasandha: „Oh König, mit wem von uns Dreien möchtest du kämpfen? Wer von uns soll sich zum Kampf bereit machen?“ Des strahlenden Jarasandhas Wahl fiel auf Bhima. Daraufhin holte sein Priester gelbe Farbe von der Kuh, Blumengirlanden und andere Glücksbringer, auch vorzügliche Medizin gegen Schmerzen und zur Kräftigung und trat an Jarasandhas Seite, welcher begierig den Kampf erwartete. Ein ruhmreicher Brahmane hatte alle Segnungen und beschwichtigenden Zeremonien durchgeführt.

Und Jarasandha rüstete sich zum Kampf, die Gedanken bei den Pflichten eines Kshatriya. Er nahm seine Krone ab, band sich das Haar und erhob sich wie ein Ozean, der gegen die Kontinente anstürmt. Der Monarch mit der fürchterlichen Kraft sprach zu Bhima: „Oh Bhima, ich werde jetzt mit dir kämpfen. Es ist gut, von einem Stärkeren besiegt zu werden.“ Nach diesen Worten stürmte er gegen Bhima, wie der Asura Bala einst den Herrn der Götter (Indra) angriff. Der mächtige Bhima hatte sich zuvor mit Krishna beraten, und jener hatte die Götter um seinetwillen angerufen. Entschlossen trat Bhima nun Jarasandha entgegen.

Mit ihren bloßen Armen begannen die gewaltigen Helden miteinander zu ringen, ein jeder zum Sieg entschlossen. Sie packten sich an den Armen oder verdrehten sich die Beine. Sie schlugen aufeinander ein, und schon beim Klang ihrer Schläge erbebten die Zuschauer. ... Sie packten sich auf viele Arten, schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust und traten mit den Füßen heftig zu, um die innersten Nerven zu verletzen. Die einzigen Waffen waren ihre nackten Arme, und sie kämpften mit ihnen, wie zwei wilde Elefanten mit ihren Rüsseln.

... So zeigten sie diese höchste Kunst des Ringers, Prishta-bhanga genannt, welche darin besteht, den Gegner mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu drücken und ihn so lange wie möglich festzuhalten. Mit ihren Armen führten sie Sampurna-murchcha und Purna-kumbha aus...

Die mächtigen Helden Bhima und Jarasandha kämpften schrecklich miteinander, und sie trieben die Menge hin und her schon durch die Bewegung ihrer Hände, wie einst Vritra und Vasava (Indra). ... Wenn ihre Fäuste trafen, dann klang es, als ob Felsen aufeinanderprallten. Und ihre breiten Schultern und langen Arme schienen aus Eisen zu sein.

Der Kampf fand am ersten Tag des Monats Kartikka statt und dauerte ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, bis zum dreizehnten Tage an. In der Nacht des vierzehnten Tages zog sich der Monarch von Maghadha vom Kampf zurück, denn er war müde geworden. Da sprach Krishna aufmunternd zu Bhima, als ob er ihn belehren wollte: „Oh Sohn der Kunti, ein müder Feind sollte nicht zu hart bekämpft werden, sonst könnte er sterben. Deshalb, oh Bhima, gehe nicht so hart mit dem König um. Kämpfe nur auf solche Weise mit deinem Gegner, oh Bulle der Bharatas, daß er mithalten kann.“ Bhima erkannte nun, in welcher Notlage Jarasandha war, und beschloß, ihn zu töten. So sammelte der Stärkste aller Männer seine Kräfte und nahm all seinen Mut zusammen, um den bis dato unbesiegten Jarasandha zu besiegen.
 
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Jarasandha Badha Parva


24 – Krishna der Gestalter der Spielen

Vaisampayana erzählte: Nach diesen Worten war Bhima fest entschlossen, Jarasandha zu schlagen, und er antwortete Krishna: „Oh, du Tiger aus dem Yadu Geschlecht, oh Krishna, ich sollte diesen Übelgesinnten nicht schonen, welcher noch mit genügend Kraft und zum Kampf gerüstet vor mir steht.“ Und Krishna bestärkte Bhima, um den Tod Jarasandhas nicht weiter hinauszuzögern: „Oh Bhima, beweise heute an Jarasandha die gewaltige Kraft und Macht, die dir von deinem Vater gegeben wurde, dem Gott Maruta.“ Da hob Bhima den kräftigen Jarasandha hoch und wirbelte ihn hundert mal herum. Dann drückte er ihm das Knie in den Rücken und zerbrach seine Wirbelsäule. ...Die Bezwinger aller Feinde ließen den leblosen Körper des Königs am Palasttor liegen, als ob er nur schliefe, und verließen den Ort.

Krishna ließ den schönen Wagen Jarasandhas mit seinem vorzüglichen Fahnenmast anspannen, die beiden Brüder Bhima und Arjuna aufsteigen, und befreite seine gefangenen Verwandten. Die vor einem schrecklichen Schicksal geretteten Könige übergaben Krishna dafür viele kostbare Juwelen und Edelsteine. So kam Krishna reich beschenkt, unverwundet, mit Waffen geziert, auf dem himmlischen Wagen Jarasandhas thronend und von den befreiten Königen umgeben aus der Stadt. ... Ja, es war dieser Streitwagen, indem Indra und Vishnu vor langer Zeit mit den Asuras kämpften, in jener Schlacht, in der Taraka, die Gattin von Vrihaspati, die Ursache für ein großes Gemetzel wurde. ...

Die Fahnenstange schwebte über dem Wagen und war auf göttliche Weise, für Menschen unsichtbar dem Wagen verbunden. Die Regenbogenfarben der Flagge waren ein Yojana weit zu sehen.

Als Krishna die Stadt verließ, dachte er an Garuda. Jener vernahm den Ruf seines Meisters und erschien sofort. Mit seinem schweren und gewaltigen Körper, der sich von Schlangen allein ernährte, ließ er sich auf dem vorzüglichen Wagen nieder neben all den zahllosen gräßlich brüllenden Wesen mit weit geöffneten Mäulern, die den Fahnenmast bildeten. Mit seinem Erscheinen wurde der Wagen noch glänzender und blendete wie die Sonne mit ihren tausend Strahlen am Mittag. Dieser Fahnenmast von göttlicher Machart blieb nie in den Ästen von Bäumen hängen und konnte von keiner Waffe zerstört werden, selbst wenn er sich dem Menschen zeigte. Einst erhielt König Vasu diesen himmlischen Streitwagen von Vasava. Vasu gab ihn an Vrihadratha weiter und dann bekam ihn König Jarasandha.

Auf ihrer Fahrt hielten die drei langarmigen und lotusäugigen Helden kurz auf einer Ebene vor der Stadt. Sofort hasteten die Bürger und Brahmanen von Maghadha heraus, um sie mit angemessenen Riten zu ehren. Auch die befreiten Könige ehrten den Vernichter von Madhu (Krishna) und sprachen preisend zu ihm: „Oh du mit den langen Armen, du hast uns heute aus dem tiefen Sumpf des Leidens gerettet, in den wir durch Jarasandhas Hand gesunken waren. Deine tugendhafte Tat, bei der dir Bhimas und Arjunas Macht geholfen hat, ist außergewöhnlich. Durch ein glückliches Schicksal hast du uns Schmachtende aus der schrecklichen Festung von Jarasandha gerettet, oh Sohn aus dem Geschlecht der Yadus, und dir einen bemerkenswerten Ruf gewonnen...“

Freundlich sprach da der hochherzige Hrishikesh (der Kontrollierende der Sinnen - Krishna) zu ihnen: „Yudhishthira möchte das Rajasuya Opfer durchführen. Dieser allseits von Tugend geleitete Monarch sehnt sich danach, die imperiale Würde zu erlangen. Da ihr es nun von mir erfahren habt, helft ihm bei seinem hohen Unterfangen.“ Mit frohen Herzen stimmten alle Monarchen Krishnas Worten zu und sprachen: „So sei es.“ Wieder boten diese Herren der Erde ihm ihre Juwelen an. Und Govinda akzeptierte aus Gefälligkeit einen Teil ihrer Gaben.

Da näherte sich der Sohn Jarasandhas, der hochbeseelte Sahadeva, von seiner Familie, den höchsten staatlichen Würdenträgern und seinem Priester umgeben dem Ort. Der Prinz beugte sich tief, machte reiche Geschenke an Juwelen und kostbaren Edelsteinen und ehrte Vasudev (Krishna), diesen Gott unter den Menschen. Auch ihm, dem ängstlich Zitternden, versicherte Krishna seine freundliche Gesinnung und nahm alle kostbaren Geschenke an. Freudig übergab er dem Prinzen die Herrschaft über Maghadha. So gewann sich der starkarmige und ruhmreiche Sohn Jarasandhas die Freundschaft Krishnas und den Thron, wurde von den zwei Söhnen der Pritha mit Respekt und Güte behandelt und kehrte in die Stadt seines Vaters zurück.

So verließen die mit gutem Schicksal gesegneten Brüder und Krishna die Stadt, mit reichen Schätzen beladen. Sie kehrten nach Indraprastha zurück, traten vor Yudhishthir und sprachen freudig zum Monarchen: „Oh bester König, ein gutes Schicksal ließ Bhima den mächtigen Jarasandha besiegen, und die gefangenen Könige sind alle frei. Es ist ein gutes Schicksal, daß Bhima und Arjuna wohlauf sind und unverwundet heimkamen.“ Da ehrte Yudhishthir Krishna und umarmte glücklich seine Brüder. Durch sie hatte er den Sieg über Jarasandha errungen, und verbrachte die Zeit mit all seinen Brüdern in Freude und Zufriedenheit. Auch entließ er alle Könige, die mit nach Indraprastha gekommen waren, wieder in ihre Heimat, nachdem er sie willkommen geheißen, geehrt und bewirtet hatte. Mit freudigen Herzen kehrten die Könige auf Geheiß Yudhishthiras unverzüglich in ihren ausgezeichneten Fahrzeugen heim.

So, oh König, ließ der kluge Krishna seinen Feind Jarasandha durch die Pandavas besiegen. Dann nahm er seinen Abschied von Yudhishthir und Pritha, Draupadi und Subhadra, Bhimasena und Arjuna, den Zwillingen Nakula und Sahadeva. Yudhishthira hatte ihm diesen besten Wagen himmlischer Machart mit den gedankenschnellen Pferden und den dröhnend ratternden Rädern übergeben, und so fuhr er in seine Stadt Dwaraka zurück. Bevor sich Krishna, dieser Tiger unter den Männern, welcher niemals müde wurde, auf den Weg machte, umschritten ihn die Pandavas mit Yudhishthira an der Spitze. So war der große Sieg errungen, Krishna auf dem Heimweg und alle Furcht der Könige zerstreut. Die herausragende Tat ließ den Ruhm der Pandavas anschwellen. So verbachten die Brüder ihre Tage in Glück und Frohsinn und erfreuten Draupadis Herz. Zu dieser Zeit handelte Yudhishthir immer so, daß es mit Tugend, Freude und Wohlstand übereinstimmte, und er schützte auf rechte Art sein Volk.
 
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Digvijaya Parva – Die Eroberung der Welt


25 – Die Pandavas brechen in die vier Himmelsrichtungen auf, um die Welt zu erobern

Vaisampayana fuhr fort: Eines Tages sprach Arjuna, welcher den Besten der Bögen, das Paar unerschöpfliche Köcher, einen vorzüglichen Streitwagen mit Fahnenmast und auch die Versammlungshalle gewonnen hatte, zu Yudhishthira: „Oh König, obwohl all diese Dinge schwer zu erringen sind, habe ich doch Bogen, Waffen, große Energie, Verbündete, ein Reich, Ruhm und ein Heer erlangt. Ich meine daher, daß es nun an der Zeit ist, unseren Schatz zu vermehren. Ich möchte, oh bester Monarch, die Könige der Erde dazu bringen, uns Tribut zu zahlen.

Ich wünsche, in einem heiligen Moment, an einem glücksverheißenden Tag und unter einer günstigen Sternenkonstellation loszumarschieren, und die Richtung zu erobern, welcher vom Herrn der Schätze regiert wird (der Norden).“ König Yudhishthir antwortete ihm mit ernster und gefaßter Stimme: „Oh Bulle der Bharatas, mach dich auf den Weg, nachdem die heiligen Brahmanen Segnungen für dich ausgesprochen haben. Bereite deinen Feinden Kummer und deinen Freunden Freude. Mag der Sieg dein sein, oh Sohn der Pritha, und sich alle deine Wünsche erfüllen.“

So fuhr Arjuna auf seinem himmlischen Wagen davon, welchen er von Agni bekommen hatte, und ein großes Heer begleitete ihn. Auch Bhimasena und die Zwillinge wurden von Yudhishthir voller Liebe verabschiedet und machten sich auf den Weg, jeder an der Spitze einer großen Armee. Arjuna eroberte den Norden, welcher unter der Herrschaft des Herrn der Schätze steht. Bhimasena eroberte den Osten, Sahadeva den Süden und Nakula den Westen. Während seine Brüder auf dem Feldzug waren, blieb Yudhishthira in Indraprastha und regierte prunkvoll zur Freude seiner Freunde und

26 – Arjunas Feldzug

Janamejaya bat: Oh Brahmane, erzähl mir ausführlich die Geschichte der Eroberungszüge in alle vier Himmelsrichtungen. Ich kann nicht aufhören, die große Geschichte meiner Vorfahren anzuhören.

Vaisampayana sprach: Die Brüder zogen zur gleichen Zeit los, um die Erde zu unterwerfen. Ich werde dir zuerst von den Taten Arjunas erzählen.
Zu Beginn besiegte der langarmige Arjuna mit dem größten Mut die Könige von Kulindas. Nachdem Arjuna die Kulindas, Anarttas und Kalkutas unter seine Herrschaft gebracht hatte, besiegte er König Sumandala mit seinen Truppen. Anschließend eroberte der Feindebezwinger, welcher den Bogen mit beiden Händen und gleichem Geschick handhaben konnte, mit Hilfe von Sumandala die Insel Shakala mit ihren Königen, unter denen sich König Pritivindhya befand. Die Schlacht mit diesen Inselkönigen und ihren Truppen war heftig. Doch Arjuna besiegte all diese großen Bogenkämpfer, und mit ihnen vereint griff er das Königreich Pragyotisha an.

Dort regierte der große Monarch Bhagadatta. Der Kampf zwischen ihm und Arjuna war schrecklich, denn der König von Pragyotisha wurde von einem Heer aus Kiratas, Chins und anderen Kriegern unterstützt, welche am Meeresufer lebten. König Bhagadatta kämpfte für acht Tage ununterbrochen mit Arjuna. Und als er jenen immer noch unermüdlich fand, sprach er lächelnd: „Oh du langarmiger Sohn aus dem Geschlecht der Kurus, die Energie, welche du zeigst, ist deiner wahrlich würdig, denn du bist der Sohn des Bezwingers von Paka (Indra) und ein Juwel in der Schlacht. Ich bin wahrlich ein Freund Indras und ihm beinahe ebenbürtig im Kampf.
Doch dir, mein Sohn, kann ich nicht länger widerstehen. Sag mir, was du begehrst, oh Sohn des Pandu. Ich werde dem folgen, mein Sohn mit den starken Armen.“ Arjuna antwortete: „König Yudhishthira, der Sohn Dharmas und Bulle unter den Kurus, ist mit den Regeln der Moral vertraut, der Wahrheit ergeben und führt große Opfer aus, in denen die Brahmanen reich beschenkt werden. Ich möchte, daß er die imperiale Würde erlangt. Leiste ihm Tribut. Du bist der Freund meines Vaters und mit mir zufrieden. Ich kann dir nicht befehlen. Leiste du daher deinen Tribut freudig und aus freien Stücken.“ Bhagadatta sprach daraufhin: „Oh du, der du Kunti zur Mutter hast, wie du mir bist, so ist mir Yudhishthira. Ich werde es tun. Sag mir, was ich sonst für dich tun kann.“
 
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Digvijaya Parva – Die Eroberung der Welt

27-28 – Arjunas Feldzug bis zu den Himmlischen Gebieten

Vaisampayana fuhr fort: Da sprach Arjuna zu Bhagadatta: „Wenn du mir dies Versprechen gibst, hast du alles erfüllt, was ich ersehne.“ Nach diesem Sieg marschierte der Sohn der Kunti weiter gen Norden, in die Richtung, die vom Herrn der Schätze regiert wird. Er bezwang die inneren Berge, die äußeren Berge und die oberen Berge und alle Könige, die dort lebten, und ließ sie Tribut zahlen. Auch gewann er die Zuneigung dieser Könige und verband sich mit ihnen. Als nächstes marschierte er gegen Vrihanta, den König von Uluka, und die Erde erzitterte unter den Klang seiner Trommeln, dem Gerassel seiner Wagenräder und dem Gebrüll der Elefanten aus seinem Heer. Vrihanta jedoch kam schnell aus seiner Stadt heraus, brachte seine vierfache Armee mit und bot Arjuna die Stirn.

Der Zusammenprall der beiden Heere war schrecklich, und Vrihanta konnte der heldenhaften Kraft Arjunas nicht beikommen. So akzeptierte der unbesiegbare König der Berge, daß der Sohn der Kunti nicht von ihm bezwungen werden konnte, und bot ihm all seine Schätze an. Arjuna ergriff nicht das Königreich von Vrihanta, sondern schloß Frieden mit ihm und marschierte mit ihm gegen Senavindu an, den er schon bald aus seinem Königreich vertrieb. Danach besiegte er Modapur, Vamadev, Sudaman, Susankula, die nördlichen Ulukas und die Könige dieser Länder und Völker, ohne selbst die Stadt von Senavindu zu verlassen. Auf Geheiß Yudhishthiras sandte er nur seine Armee in den Kampf. Dann nahm er mit seiner Armee Quartier in Devaprastha, der Stadt von Senavindu.

Von den Königen und Kriegern umgeben, welche er bereits besiegt hatte, marschierte er anschließend gegen Viswagasa an, den Bullen des Puru Geschlechts. Doch auch der Puru König, seine mutigen Bergvölker und die räuberischen Bergstämme wurden alle von Arjuna im Kampf unterworfen, obwohl sie alle tapfere Krieger aus den sieben Stämmen Utsava Sauketa waren. Danach besiegte Arjuna die braven Kshatriyas von Kashmir, den König Lohita mit seinen zehn Generälen, die Trigartas, Darvas, Kokonadas und viele andere Kriegervölker. Die schöne Stadt von Avisara wurde ebenso erobert wie Rochman, in welcher Uraga herrschte. Unermüdlich zeigte der Sohn Indras seine Macht und stürmte die gut bewaffnete Stadt von Singhapur (die Stadt der Löwen). Danach bedrängte der Sohn des Pandu an der Spitze seiner Truppen die Gegenden Suhma und Sumala.

Auch die schwer zu besiegenden Valhikas wurden mit großer Kraft zermürbt, erobert und beherrscht. Mit einer ausgewählten Truppe besiegte Phalguna die Daradas und Kambojas. Auch die Räuberstämme an der Grenze im Nordosten und in den Wäldern besiegte der ruhmreiche Sohn von Indra. Ebenso unterwarf er die verbündeten Stämme der Lohas, die östlichen Kambojas und die nördlichen Rishikas. Dabei war die Schlacht mit den Rishikas sehr, sehr schwer und glich der Schlacht zwischen Sura- und Asura-Göttern, in welcher Taraka, die Gattin von Vrihaspati, der Grund für ein großes Gemetzel war. Von den Rishiskas nahm Arjuna Pferde als Tribut, die wie die Brust eines Papageien gefärbt waren, und auch Pferde in den Farben des *****, welche in einem anderen Klima im Norden geboren waren und sich flink bewegten. Zum Schluß, nachdem er alles im Himalaya und in den Nishkuta Bergen besiegt hatte, gelangte der Held an den Weißen Bergen an und nahm dort sein Quartier.

Dann überquerte dieser heldenhafte und beste Pandava die Weißen Berge und brachte nach einer großen Schlacht das Land der Kimpurushas, welches von Drumaputra regierte wurde, unter seine Herrschaft. Mit gesammeltem Geist marschierte der Sohn Indras weiter nach Hataka, wo die Guhyakas lebten. Dieses Land gewann er durch Verhandlung und besuchte den wunderschönen See Manasa und viele andere Teiche und Wasserstellen, die den Rishis heilig sind. Am See Manasa eroberte der Held die Region der Gandharvas, welche an das Territorium von Hataka angrenzte. Als Tribut nahm der Held zahllose vorzügliche Pferde namens Tittiri, Kalmasha und Manduka.

Schließlich erreichte der Sohn Indras das nördliche Harivasha, welches er auch besiegen wollte. Doch ihm traten starke Wächter mit Riesenkörpern entgegen und sprachen zu ihm mit freundlichen Herzen: „Oh Sohn der Pritha, dieses Land kann niemals von dir eingenommen werden. Wenn du dein Wohl suchst, kehre um. Wer menschlich ist und diese Gegend betritt, wird sicher vergehen. Wir sind mit dir zufrieden, oh Held. Deine Eroberungen sind nun zu Ende, denn nichts ist mehr übrig, was du besiegen könntest, oh Arjuna. Die nördlichen Kurus leben hier, und so kann es keinen Krieg geben. Auch wenn du eintrittst, wirst du nichts erblicken, denn mit menschlicher Sichtweise ist hier nichts zu erspähen. Doch wenn noch Wünsche in dir sind, dann sag sie uns, oh Tiger unter den Männern, damit wir deinen Bitten entsprechen können.“

Arjuna antwortete lächelnd:Ich wünsche mir die herrschaftliche Würde für den klugen und gerechten Yudhishthira. Wenn euer Land für Menschen nicht gemacht ist, werde ich nicht eintreten. Doch entrichtet etwas als Tribut für Yudhishthira.
Da gaben sie ihm viele Kleider, seidene Tücher, Felle und Ornamente von himmlischer Art. So eroberte der Tiger unter den Männern die Länder im Norden, nachdem er zahllose Schlachten mit sowohl Kshatriyas als auch Räubern ausgefochten hatte. Mit dem Sieg über die vielen Monarchen brachte er sie unter seine Kontrolle und erhielt viel Reichtum von ihnen, wie Juwelen, Perlen, Schmuck und schnelle, selten gefärbte Pferde. Von einer großen Armee umgeben kam der Held zurück in seine schöne Stadt und bot alle Schätze und Tiere Yudhishthira, dem Gerechten, an. Dann zog er sich auf dessen Geheiß in die Palastgemächer zur Ruhe zurück.
 
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29-30 – Bhimas Feldzug

In der Zwischenzeit war Bhima mit Erlaubnis Yudhishthiras mit großer Tatkraft nach Osten marschiert. Auch dieser Tiger unter den Bharatas mit dem großem Heldenmut war immer bereit, die Sorgen seiner Feinde zu mehren, und wurde dabei von einem mächtigen Heer mit der ganzen Ausstattung an Elefanten, Pferden, Streitwagen und Waffen begleitet, so daß er in der Lage war, alle feindlichen Königreiche zu erobern. Zuerst begab sich der Sohn des Pandu in das große Land der Panchalas und begann, sich auf viele Arten mit dem dortigen Volk zu versöhnen. Danach besiegte er in kürzester Zeit die Gandakas, Videhas und Dasarnas. Deren ruhmreicher König Sudharman rang mit seinen bloßen Armen heftig mit Bhimasena, so daß ihn Bhima aufgrund seiner Stärke zum Oberkommandeur seiner Streitkräfte ernannte.

Anschließend marschierte der kühne Bhima weiter gen Osten, und die Erde erzitterte unter den Tritten seiner gewaltigen Armee. Als nächstes besiegte der starke Held Rochmana, den König von Aswamedha, vor den Augen seines ganzen Heeres. So eroberte er mit außerordentlicher Kraft und großem Geschick die östliche Region. Weiter ging es in das Land Pulinda im Süden. Dort brachte er König Sumitra unter seiner Herrschaft. Danach stellte er sich dem energetischen Sisupala. Als der König der Chedi von Bhimas Eroberungsabsichten erfuhr, kam er aus seiner Stadt heraus und empfing den Sohn der Pritha mit Respekt.

So trafen sich die beiden Bullen unter den Männer mit freundlichen Worten, und der König von Chedi bot Bhima lächelnd sein Königreich an mit den Worten: „Oh Sündenloser, was ist dein Begehr?“ Daraufhin erzählte ihm Bhima von Yudhishthiras Absichten und verbrachte einige Zeit bei König Sisupala als wohl geschätzter Gast. Danach marschierte Bhima mit seinen Truppen und Fahrzeugen weiter.

Als nächstes besiegte dieser Bezwinger aller Feinde König Srenimat im Land Kumara und Vrihadvala, den König von Kosal. Mit Unerschrockenheit kämpfte er alsdann siegreich mit dem tugendhaften und mächtigen König Dhirgayagna von Ayodhya. Danach überrannte der Ruhmreiche das Land von Gopalakaksha, die nördlichen Kosalas und auch den König von Mallas. Einmal in der feuchten Gegend des Himalaya angekommen, brachte der Mächtige schon bald das ganze Land unter seine Herrschaft. Mit großer Energie und Stärke besiegte der Sohn des Pandu sodann das Land der Bhallatas und stürmte den naheliegenden Berg von Shuktimanta.

Im Kampf besiegte der langarmige und heldenhafte Bhima den niemals zurückweichenden Suvahu, König von Kasi, und brachte ihn vollständig unter seine Kontrolle. Mit schierer Kraft eroberte er dann den großen König Kratha, welcher über die Region in der Nähe von Suparsha herrschte. Auch die Matsyas, die mächtigen Maladas und das Land Pashubhumi, welches ohne jegliche Furcht vor irgendeinem Angriff lebte, wurden vom großen Held mit Tatkraft erobert. Dieses Land verlassend lenkte er seine Schritte nach Madadhara, Mahidhara und auch Shomadeya und besiegte alle Länder.

Weiter im Norden eroberte der mächtige Sohn der Kunti mit blanker Muskelkraft den König von Bhargas, den Herrscher von Nishada, Manimat und zahllose andere Könige und das Land Vatsabhumi. Ohne zu ermüden zog er sofort weiter und besiegte die südlichen Mallas und die Bhagavanta Berge. Mit Diplomatie gewann er daraufhin die Sharmakas und Varmakas. Verhältnismäßig leicht war der Sieg über Janaka, den König der Videhas. Mit List eroberte er die Shakas und die barbarischen Stämme, welche im selben Teil des Landes lebten. Von Videha aus ging er auf Exkursion und besiegte die sieben Könige der Kiratas, welche um den Berg Indra lebten.

Mit unerschöpflicher Energie brachte er auch die Suhmas und Prasuhmas unter seine Herrschaft, gewann sie für seine Zwecke und marschierte mit ihnen gegen Magadha. Auf dem Weg dorthin unterwarf er die Monarchen namens Danda und Dandadhara. Von ihnen begleitet begab er sich zu Girivraja. Mit dem Sohn von Jarasandha schloß er ein Abkommen und ließ ihn Tribut zahlen. Dann marschierte der Held zu Karna. Seine vierfache Armee ließ die Erde unter ihren Tritten erbeben, und Karna ward ebenso besiegt, wie die mächtigen Könige der Berge. In schrecklicher Schlacht rang er Kraft seiner Arme den mächtigen König nieder, welcher in Modagiri lebte.

Danach schlug er den heldenhaften und mächtigen König Vasudev, König von Pundra, und auch König Mahaujas, der Kaushikachcha regierte. Nach dem Sieg über diese beiden griff der Sohn der Pritha König Vanga an. Er überwand Samudrasena, König Chandrasena, Tamralipta, den König von Karvatas, den Herrscher der Suhmas, all die Könige, welche am Meeresufer lebten und die Mlecha Stämme. Nachdem der mächtige Sohn des Windgottes von all diesen Länder Tribut gefordert hatte, wandte er sich gegen Lohitya.

Auch die Mlecha Könige, welche im Sumpfland an der Meeresküste lebten, ließ er Tribut entrichten und sammelte Reichtümer wie Sandelholz, Aloe, Gewänder, Perlen, Stoffe, Edelsteine, Gold, Silber und kostbare Korallen ein. Die Mlechas überschütteten den ruhmreichen Sohn der Kunti mit großen Mengen an Münzen und Juwelen. Schließlich kehrte Bhima nach Indraprastha zurück und übergab alle Schätze König Yudhishthira, dem Gerechten.
 
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31 – Sahadevas Feldzug

Auch Sahadeva zog mit einer streitbaren Armee los, und zwar gen Süden und nachdem ihn Yudhishthira liebevoll entlassen hatte. Gleich an der Grenze besiegte der starke Prinz die Shurasenas und brachte deren König Matsya unter seine Herrschaft. Dann unterwarf er Dantavakra, den mächtigen König der Adhirajas, ließ ihn Tribut entrichten und gab ihm dann seinen Thron zurück... So marschierte der Held weiter zur Stadt von Mahismati. Dort schlug sich der Held mit König Nila. Es war eine heftige und schreckliche Schlacht zwischen den beiden. Es floß viel Blut und das Leben von Sahadeva war in höchster Gefahr, denn Gott Agni selbst half König Nila in der Schlacht. Alle Streitwagen, Pferde, Elefanten und Soldaten in ihren Rüstungen schienen in Flammen zu stehen. Als der Prinz der Kurus dies sah, wurde er sehr ängstlich und wußte nicht, was zu tun war.

Gott Agni als Liebhaber der Tochter von König Nila

Da fragte Janamejaya: Oh Verehrter, warum war Agni dem Sahadeva feindlich gesinnt in diesem Kampf, den er doch nur für die Durchführung eines Opfers begonnen hatte?
Vaisampayana antwortete: Es wird gesagt, oh Janamejaya, daß Agni in den Ruf eines Liebhabers kam, als er in Mahismati lebte. König Nila hatte eine schöne Tochter, die immer in der Nähe des Opferfeuers ihres Vaters stand, und es so kräftig zum Lodern brachte. Wenn König Nila das Feuer fächelte, wollte der Gott nicht lodern, bis der sanfte Atem von den schönen Lippen des Mädchens ihn berührte. So sprachen schon alle im Palast und in den Bürgerhäusern davon, daß Agni das schöne Mädchen als Braut begehrte. Auch das Mädchen akzeptierte ihn. So nahm die Gottheit eines Tages die Gestalt eines Brahmanen an und erfreute sich an der Gesellschaft der Schönen, bis der König die beiden entdeckte. Nila befahl, den Brahmanen gemäß der Gesetze zu bestrafen, doch da entflammte die ruhmreiche Gottheit im Zorn.

Der König staunte daraufhin sehr, beugte sein Haupt tief und lang und übergab dem Gott in Brahmanengestalt seine Tochter. Agni nahm Nilas Tochter mit den schönen Augen an und war dem König wieder wohlgesonnen. Auch bot dieser ruhmreiche Gewährer aller Wünsche dem König einen Segen an. Und König Nila bat darum, daß seine Truppen niemals in der Schlacht von Panik überwältigt würden. Seit dieser Zeit wurden alle Könige, welche dies nicht wußten und König Nilas Stadt angriffen, um ihn zu unterwerfen, von Agni verschlungen. Zu gleicher Zeit wurden die Mädchen und Frauen von Mahismati für andere unannehmbar. So gewährte ihnen Agni die sexuelle Unabhängigkeit als Segen, so daß die Frauen dieser Stadt sich frei bewegen, wie es ihnen gefällt, und nicht auf einen bestimmten Ehemann beschränkt sind. Und andere Monarchen mieden die Stadt seither aus Furcht vor dem Feuer.

Vaisampayana fuhr fort: Als der tugendhafte Sahadeva seine Truppen von Flammen umgeben und Angst überwältigt erblickte, da bebte er zunächst wie ein Berg. Dann berührte er Wasser, reinigte sich und betete zum Gott, welcher alles heiligt.
Sahadeva sprach: Ich verneige mich vor dir, oh du, dessen Spuren immer von Rauch begleitet sind. Alle meine Bemühungen gelten dir. Du heiligst alles, bist der Mund der Götter und das Opfer selbst. Du wirst Pavaka genannt, weil du alles heiligst. Du trägst den Namen Havya-vahana, denn du überbringst die geklärte Butter, welche in dich geopfert wird. Die Veden entstanden, um dir zu helfen, daher nennt man dich auch Jatavedas. Du bist der Oberste der Götter, wirst Chittrabhanu, Anala, Vibhavasu, Hutasha, Jvalana, Shikhi, Vaishwanara, Pingesha, Plavanga und Bhuritejas genannt. Du stammst dorther, wo auch Kumara (Kartikeya) seinen Ursprung nimmt. Du bist heilig, wirst Rudragarva und Hiranyakrit genannt.

Gewähre mir Kraft, oh Agni, und laß Vayu mir das Leben bewahren. Laß die Erde mir Nahrung und Energie gewähren und das Wasser mir Wohlergehen. Oh Agni, du bist der wahre Ursprung des Wassers (wie im ersten Teil der Schöpfung beschrieben, siehe Bausteine der Materiellen Natur), vollkommen rein. ...

Vaisampayana bemerkte: Wer dieses Mantra rezitiert, während er geklärte Butter ins Opferfeuer gießt, wird immer mit Glück gesegnet sein, seine Seele unter Kontrolle behalten und von allen Sünden gereinigt sein.
Dann sprach Sahadeva noch zu Agni: „Oh du Überbringer der geklärten Butter, bitte nimm dieses Opfer an.“
Dann streute er Kusha Gras auf die Erde und setzte sich vor seinen ängstlichen und verwirrten Truppen nieder, das näherkommende Feuer ruhig erwartend. Doch Agni kam nicht über sein Haupt, wie der Ozean niemals die Kontinente verletzt. Tatsächlich trat er leise vor Sahadeva und sprach beruhigend zum Kuru Prinzen:

„Erhebe dich und gib diese Pose auf. Ich habe dich nur auf die Probe gestellt. Ich kenne deine Absichten und auch die von Yudhishthira, dem Sohn des Dharma. Und wisse, oh Bester der Bharatas, solange es einen Nachfolger von König Nila gibt, werde ich diese Stadt beschützen. Doch ich werde auch den Wunsch deines Herzens erfüllen.“ Da erhob sich der Sohn der Madri mit frohem Herzen, faltete seine Hände, beugte sein Haupt und ehrte Agni, diesen Heiliger aller Wesen. Agni verschwand, und Nila kam auf Geheiß der Gottheit. Er ehrte Sahadeva, diesen Tiger unter den Männern und Meister in der Schlacht, mit angemessenen Riten. Sahadeva nahm die Ehren an und bat ihn um Tribut. So brachte er auch König Nila unter seine Herrschaft und zog weiter gen Süden. ...

So besiegte der Feindebezwinger durch Versöhnung und Krieg viele Könige, ließ sie Tribut entrichten und kehrte in seine Stadt zurück. Den ganzen Reichtum übergab er König Yudhishthira, dem Gerechten, wähnte sich mit Erfolg gekrönt und lebte glücklich im Palast.
 
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