Sein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Ich selbst habe meinen Sohn vor 6 Monaten verloren, nachdem ihm die Mandeln entfernt wurden. Dies stand auch in allen österreichischen Zeitungen und Ärzte meinten in der Zeitung "Nach einer Mandeloperation darf man sein Kind nicht außer Aufsicht lassen, keine Minute, denn wenn einmal die Nachblutungen einsetzen muss man sofort reagieren, da Kleinkinder (Daniel wäre 4 geworden) so wenig Blutreserven haben." Ich habe dies sofort als Anschuldigung gesehen, damit die Ärzte keine Schuld trifft, denn dann sind sie aus dem Schneider. Dass ich meinen Sohn keine Sekunde alleine ließ und er auch in der Nacht bei uns im Bett geschlafen hat, wusste ja keiner der die Berichte liest. Also man kann sehr leicht beschuldigt werden, auch wenn es nicht beabsichtigt ist.
Sollten also die Eltern nicht direkt mit dem Verschwinden von Maddie zu tun haben, sind sie doch eh schon gestraft für ihr Leben...
Da hast Du die absolute Horrorversion für Eltern selbst durchgemacht. Was bleibt hier zu sagen, als eben das Mitgefühl auszudrücken. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich noch genauer darauf eingehe. Wie Du richtig resümierst, schlimmer ist nur noch, wenn das Kind verschwunden ist und niemand weiß, was geschehen ist. Solche Eltern sind zwischen Zweifel und Hoffnung hin und her geworfen und klammern sich an jeden Strohhalm. Ich würde auch alles denkbare unternehmen, um mein Kind wieder zu finden und mich nicht nur leidend ins Kämmerlein verziehen. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum ich die Aktivitäten der McCann's so gut verstehen kann, da ich eben auch von "Pontius bis Pilatus" rennen würde.
Wenn wie in Deinem Fall ein Kind nach einer Mandeloperation sterben muß, ist das heutzutage kaum zu fassen. Ich habe mich da ein bisschen schlau gemacht und zu meinem Entsetzen lernen müssen, daß alleine heuer bisher sechs Kinder in Österreich nach Mandeloperationen gestorben sind. Das angebliche Risiko bei Standardoperationen ist 1:1000, teils wird für Mandeloperationen sogar von 1:15.000 gefaselt, das kann aber hier nicht stimmen. Denn bei rund fünf Prozent der Kinder kommt es zu Problemen und wenn heuer sechs Kinder ihr Leben lassen mussten, sind diese Zahlen schlichtweg falsch. Absolut unverständlich und unverantwortlich, warum hier unter diesen Umständen von einem "problemlosen Routineeingriff" ausgegangen wird. (Und das den Eltern vorgegauckelt wird).
Auch wenn das Deinem Daniel und Euch als Eltern nichts mehr hilft, ich würde da keine Ruhe mehr geben, bis diese Ärzte zur Rechenschaft gezogen würden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihr auf dieses hohe Risiko aufmerksam gemacht worden seit. Noch skandalöser empfinde ich, die Kinder so schnell nach Hause zu schicken, wenn denn schon dieses Risiko bekannt ist.
Verzei' mir, daß ich mich da so ereifere, aber die Vorstellung ein Kind zu verlieren, unter solchen Umständen derartig ärztlicher Ignoranz der Tatsachen, macht mich rasend. Wenn es jener Fall ist, bei dem dann lapidar von Schicksalshaftigkeit gefaselt wurde, obwohl das Risiko ja bekannt ist und die Eltern unter diesen Umständen zuhause absolut chancenlos sind, da es ja um Sekunden oder Minuten gehen kann, verstehe ich diese "ärztliche Selbstverständlichkeit" auch unter der Perspektive des Selbstschutzes nicht mehr.
Leider kann man sich so sehr in Menschen täuschen, das wissen wir alle. Gerade die, die nach außenhin so perfekt scheinen, haben meistens viel zu verbergen. Ich möchte jetzt nicht die Eltern beschuldigen, aber leider weiß ich wirklich nicht, was ich glauben soll, da es so viele seltsame Dinge in diesem Fall gibt.
Diese "seltsamen Dinge" sind ja zumindest bisher reine Gerüchtebörse und wir alle wissen nicht, was Realität ist, das ist es, was ich betonen möchte. Das ist wie mit dem Wein trinken der Eltern (warum dürfen die im Urlaub am Abend keinen Wein trinken und was ist da verdächtig?). In den ersten Berichten war nur davon die Rede, es sei Wein getrunken worden, dann waren es vier Flaschen (zu viert), das sind im Schnitt gerade 0,7 Liter pro Person, wobei ja nicht gesagt wurde, wer wieviel getrunken haben soll. Inzwischen hat es auch schon Berichte gegeben, wo plötzlich nach so vielen Wochen von 14 Flaschen die Rede ist und in einigen Monaten haben die dann 140 Flaschen getrunken ?
Realität ist schlichtweg, daß wir gar nicht wissen, ob die McCanns Alkohol getrunken haben und wenn, wieviel. Realität ist auch, daß es mit der Causa gar nichts zu tun hat, was die Eltern getrunken oder gegessen haben und dennoch wird inzwischen in unglaublicher Bösartigkeit das Leben dieser Leute breit getreten, es werden die wildesten Verdachtsmomente publiziert und alles auf dem Boden reiner Spekulationen. Genau so kann man Menschenleben völlig ruinieren - das ist es, was ich ankreide, weiß ich doch auch nicht mehr als alle anderen, nämlich eigentlich nur eines, daß Madelaine verschwunden ist.
Kann schon sein, daß ich diesbezüglich überempfindlich bin - das hängt aber mit meiner eigenen Lebensgeschichte zusammen.
Ich möchte Dir noch viel Stärke wünschen und mit Stefan Zweig abschließen:
"Niemand ist fort, den man liebt. 
Liebe ist ewige Gegenwart."

L.G.
Ramar
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht.
Ich bin tausend Winde, die weh'n,
ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee,
ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn,
ich bin der sanfte Regen im Herbst.
Wenn Du erwachst in der Morgenfrühe
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel
im kreisenden Flug.
Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht.
(Unbekannter Indianer)