Kalihan schrieb:
Wenn ich ganz loslasse, also auch die Mitte (in der ich meistens Halt suche, anstatt sie lediglich als Energie zu empfinden), dann befällt mich das Gefühl von Bodenlosigkeit, also Haltlosigkeit. Dieses Gefühl aushalten, ist dann die eigentliche Aufgabe. Das erfordert Vertrauen, denn dieses Loslassen befördert geradewegs in die Leere, über die wir uns schon ausgibigst unterhalten haben...
Ich empfinde das eigentlich nicht so, daß es mich in die Leere befördert, ich habe stattdessen das Gefühl, also die Energie, mit allem verbunden zu sein, was war, was ist und was sein wird. Wenn es im Innen kein Halt gibt, dann bleibt nur das Außen für die Wahrnehmung übrig. Es gibt dann da nichts, das ich ablehne, auch eine Ohnmacht nicht. Und deshalb passiert sie irgendwie nicht, denn es ist angenehmer, die Augen offen zu halten und zu lächeln. Wie im QiGong- niemals das innere Lächeln vergessen.
Kalihan schrieb:
Dies ist ein idealer meditativer Zustand, aber...
Wem von euch gelingt es im alltäglichen Tun ganz loszulassen? Wie fühlt es sich an? Körperlich? Gut, es wird strömend, fließend, bewegt sein... ist da aber wirklich kein eigener Halt mehr?? Was hält? Was lassen wir los? Was fängt uns auf, was gibt uns die Stabilität nicht gleich in Ohnmacht zu fallen??
Von meiner Bewußtseinsebene aus betrachtet- ich kann ja nur von hier aus gucken, also keine absolute Antwort geben- befindet sich ein losgelassener Körper nicht mehr an dem Ort, an dem er sich befunden hätte, wenn er willentlich bewegt worden wäre. Der Körper geht (sich) dahin, wo er hin will. Er begegnet den Menschen, denen er begegnen will und führt das Leben, das er führen will. Der Geist betrachtet den Weg, den der Körper nimmt und spricht die für den Weg notwendigen Worte, die er nicht vorher überlegt hat, sondern die im gleichen Moment an die Oberfläche seines Geistes und durch den Mund dringen. Kein Überlegen und Nachdenken, das würde die Energie des Körpers verändern, denn es wäre anhaften. Einfach nur immer mit dem Körper mitgehen und nicht woanders sein wollen.
Eine schier unglaubliche Aufgabe an Achtsamkeit und Körperentdeckung. Wie oft habe ich mich schon gefragt, was ich da mache, wo ich bin. Und doch- später hat es immer seinen Sinn gehabt. Oder ich habe Chancen verpasst, weil ich lieber darüber nachgegrübelt habe, was ich in der Zeit lieber getan hätte.
In einem losgelassenen Körper müßten unkontrolliert Energien (Gefühle) entstehen, die in direktem Zusammenhang mit der Umgebung im Hier und Jetzt stehen. sie werden sofort wieder nach außen losgelassen. Es gibt kein emotionales Abschweifen, weil man etwas erlebt hat. Und doch- wenn einer einen auf die Nase haben muß, dann wird der Körper ihm eine geben. Der Geist wird sich dann vielleicht wundern. Dafür hat dieser Mensch eine ungeheure Präsenz. Denn er sieht ja alles und dringt in alles ein, weil er mit allem verbunden ist. Er sieht die Gedanken, die Gefühle, die Körper und die Umgebung durch die Wahrnehmung ihrer Verbundenheit im Raum. Daran kann man viel ablesen. Hast Du schon einmal von Mikrobewegungen gehört? Das sind die unbewußten Gefühlsäußerungen unseres Körpers, festgehaltene emotionale Kreise um ein Zentrum. Es gibt Menschen, die haben einfach keine oder sehr langsame- das fällt auf.
Grüße!!