Hier mal ein kleiner Zwischenerguss, was ich bis jetzt so zusammengedacht habe - alles halbausgegoren und ins Blaue rein:
Absolute Wahrheit kann nur aus sich heraus Wahrheit sein - stimmts? Jemanden, der sie erkennen könnte, kann es nicht geben, denn dieser jemand müsste einen Beobachtungsstandpunkt zur Wahrheit einzunehmen (und sich demnach in der ausserhalb der Wahrheit, in der Unwahrheit befinden), richtig?
Wenn absolute Wahrheit existiert, dann existiert nur sie. ok? Die Wahrheit kann nicht nach sich selbst fragen.
Wahrheit ist aus sich heraus wahr und absolut, d.h. sie bedarf weder einer Frage noch einer Antwort, d´accord? Es kann also auch unmöglich einen Pfad zur Wahrheit geben, denn das würde ja bedeuten, daß man entfernt sein könnte von der Wahrheit, richtig? Den Pfad gibt es nur als Illusion.
Da das einzige das mit Sicherheit existiert, die Wahrheit ist, kann in allem nur die Wahrheit zu finden sein (bzw. nicht zu finden sein, denn die wahrheit braucht sich ja nicht zu suchen), oder?
Ich sag mal: genau!
Mitgefühl und Liebe sind die Vehikel, die "Fahrzeuge" zu uns, zu Gott, zum Ausstieg aus dem Traum. Man kann sich darin üben, indem man nicht ausweicht, sondern alles, was erscheint direkt ins Herz leitet. Dort sind wir alle vereint, das ist unser zu Hause. Bedingungslos Mensch sein, das reicht. Das ist doch wunderbar: ich darf alles Menschliche zulassen: ich darf mich Freuen, ich darf trauern, leiden, schmerzen spüren usw. - ich brauche nicht in irgendwelche höhere Sphären ausweichen um nach Erlösung zu suchen - die Erlösung ist direkt vor mir! alles was ich tun muss ist, mich vollkommen und ohne Anstrengung meinem Mensch-sein hinzugeben. (aber gerade das sscheint so schwierig: die Anstrengung wegzulassen, sich zu entspannen und alle schleusen einfach aufzumachen!)
Denken, Fühlen, Wahrnehmen sind wunderbare Spielzeuge, die wir uns selbst gegeben haben. sie verkörpern das „anhaftende“ Prinzip. wenn wir erkennen, daß wir uns mittels des Glaubens an die Objektivität unserer Sinne an die Phänomene anhaften, können wir lernen, unsere Sinne zu benutzen, um uns zu lösen. Und zwar, indem wir das erkennen. Dann wird Wahrnehmen und Denken zu Wahrnehmen und Denken und zu nichts darüber hinaus. Wir denken, wenn Denken kommt und lösen uns vom Denken, wenn Denken gehen will. So geben wir dem Denken nicht mehr Gewicht, als ihm zusteht. Mit dem Fühlen ist es das gleiche und mit allem anderen Erleben ebenso. Gott hat uns weitere Hilfen gegeben: mit dem Denken können wir über unseren Ursprung und unser Ende nachdenken und feststellen, daß dort Grenzenlosigkeit/Leerheit ist, egal wie weit wir mit dem Denken gehen. Wir können alle Dinge auf diese Weise analysieren und kommen immer zur selben Grenzenlosigkeit. Dies ist die Unfassbarkeit des seins: das so-sein. es ist wirklich denkbar einfach: was soll es über ein so-sein hinaus zu Denken geben? Hier ist einfach ein endgültiger Punkt. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Die Frage, die sich viele Suchende stellen ist: wie komme ich zu diesem Punkt oder Kern, wie kann ich das Leiden überwinden und dauerhaft zufrieden sein. Die Antwort ist ganz einfach: zu diesem Punkt kann man nicht kommen, denn das würde bedeuten, daß es möglich ist, von diesem Punkt entfernt zu sein. Aber das So-sein kennt keine Entfernung zu sich selbst. Erst durch das separierte sich-denken eines Subjekts kann eine Entfernung entstehen und daraus überhaupt erst eine Frage. Somit ergibt sich das unnatürliche, unangenehme Gefühl des Mangels erst aus der Haltung des Suchens und aus der Haltung des Fragens. Aus der Unterscheidung des Denkens zwischen Leben und Tod, Endlichkeit und Unendlichkeit usw. kommt überhaupt erst die Konstruktion eines Mangels bzw. eines pfades (von einem Problem zu einer Lösung). Und daraus folgt unweigerlich Leiden, weil Wege zu gehen immer mit Anstrengung verbunden ist. Aber man braucht darüber nicht verzweifeln, im Gegenteil, die Lösung ist im Problem eingebaut: mit der Aufhebung der Unterscheidung bzw. Entfernung folgt zwangsläufig die Aufhebung des Mangels. Dazu hat man ein (oder viele?) aber zum Glück nicht unendlich viele Leben lang zeit ...
Ein scheinbares Problem ist die Fixierung des Verstandes auf Sprache und Begriffliches Denken: man spricht von „Wahrnehmen“ von „Sehen“ von „Bewusstsein“ von „Erleuchtung“ „göttlichem Funken“ „Licht“ etc. - diese Begriffe sind selbst alle sehr wackelig, relativ und je nach Verstand mit unterschiedlichen Bedeutungen behaftet. So wird daraus eine Diskurs, ein Abgleichen von Begriffen und Defintionen. Die Wahrheit ist mit Sprache oder Begriffen überhaupt nicht zu fassen, weil die Wahrheit nichts Sagbares oder Greifbares ist. Wäre das absolute etwas Sagbares, dann müsste es sich allezeit als etwas Sprachliches manifestieren. Dann wäre die Natur der Welt absolute Sprache. Wie soll man das Universum sagen? Wie soll man eine Gesamtheit, die man selbst ist von aussen greifen können? So wenig, wie sich eine Katze selbst fangen kann, können Begriffe die Gesamtheit fangen. Begriffe dienen vielleicht dazu einen Abstand zu machen, damit das Bewusstsein die Unmöglichkeit dieses Abstands erkennen kann. Begriffe können aber keine endgültigen Einsichten ausdrücken. Insofern ist das Verwirrende und die Hilflosigkeit des begrifflichen Denkens wiederum ein Wegweiser: wenn ich erkenne, daß es keine endgültigen Antworten liefern kann, dann bin ich am Ende der Suche.
Auch wird viel von „Befreiung“ gesprochen als etwas, das erreicht werden könnte. Aber Freiheit ist innerhalb der dualistischen Denkweise nur ein relativer Begriff. Der Verstand greift wieder auf Begriffe von Freiheit zurück, die aus seinem eigenen Erfahrungshorizont stammen. Man stellt sich etwas unter Freiheit vor, z.b. Freiheit von Pflichten, Freiheit von Schmerzen, Freiheit von Armut usw. und das führt den Geist wieder irre, denn solange er sich „Freiheit“ aus dem Begrifflichen heraus vorzustellen versucht, bleibt er unweigerlich bei Freiheit von etwas. Und da es in der Dualität unendlich viele Etwase gibt (inkl. der noch unbekannten Etwase) , wird das Erreichen dieser Freiheit zu einer unlösbaren sisiphusarbeit: ist eine Freiheit erreicht, erkennt der Verstand sofort eine weitere Unfreiheit usw. manchmal erkennt der Verstand sogar eine Unfreiheit in der Befreiung von einer anderen Unfreiheit (z.b. wenn sich für allein leben entscheidet, sich z.B. scheiden lässt, um frei zu sein, diese Freiheit dann aber allmählich wieder als Unfreiheit zu erleben beginnt...) Die Chance besteht nun darin, die Vergeblichkeit dieser dualistischen Freiheitssuche zu erkennen und sich in diese Vergeblichkeit hineinsinken zu lassen. Die Vergeblichkeit der Anstrengung führt dann zur Kapitulation und erst in dieser Kapitulation ist absolute Freiheit. Diese Freiheit ist aber nicht erreichbar sondern von vorneherein gegeben. Der „Fehler“ des Verstandes liegt also darin, sich überhaupt erst auf die Suche nach einem etwas namens Freiheit zu begeben. Er macht diesen "Fehler" weil er nicht anders kann, der Verstand arbeitet seiner Natur gemäß,, weil er sich selbst für das Absolute hält und nicht für ein beliebiges, vergängliches Phänomen. Er kann nichts dafür und er ist darin auch nicht zu stoppen, so wenig wie der Himmel darin zu stoppen ist, blau zu sein.
Eine weitere Irreführung besteht darin, sich unter „Wahrheit“ „Liebe“ „Gott“ „freiheit“ usw. jeweils verschiedene Wesenheiten vorzustellen. Dem ist nicht so, es ist immer die eine einzige Wahrheit gemeint, egal welche Namen man dafür nimmt. Für mich war das sehr lange eine Schwierigkeit und ist es noch: verschiedene Wörter stehen für verschiedene Wesenheiten, so hat es mein Verstand gelernt und so ist unser begriffliches Denken und Kommunizieren organisiert. Andererseits bleibt einem ja auch nichts anderes übrig, wenn man über die Wahrheit sprechen will, verschiedene Worte zu benutzen. Man kann ja schlecht kommunizieren, indem man immer nur „wahrheit, wahrheit, wahrheit....“ sagt. In der Wahrheit hört das Kommunizieren auf. Die Fragementierung des Verstands in Denken, Sprechen an sich führen den Verstand irre, weil der Verstand sie als separate Formen behandelt: da ist der Verstand, da ist Denken, da ist Sprechen. so jagt sich der Verstand durch ein Labyrinth von Únterscheidungen und Unterscheidungen von Unterscheidungen. Tatsächlich ist Meditation die beste Möglichkeit, das Spiel des Unterscheiden zu sehen. Man kann damit so umgehen: sich dem Unterscheiden vollkommen hingeben, bis zu seiner unausweichlichen Grenze, et voilá: willkommen im bodenlosen, unaussprechlichen, unerklärlichen so-sein. Denken und Unterscheiden muss man nicht verteufeln - nur richtig nutzen.
Es ist einfach genial „konstruiert“ das Ganze. Wie man es auch macht, kein Entkommen möglich!
Herzliche Grüsse,
Haris