Lebenslang für den Kannibalen

LeBaron schrieb:
Genauso ist es! Ich war auch erst baff.

So sind im Urteil ZWEI unabhängige, für sich allein schon hinreichende
Kriterien (eine bzgl. Täter, eine bzgl. Tat) für Mord festgestellt, die also
BEIDE bei einem potentiellen Revisionsverfahren entkräftet werden
müssten. Das halte ich für unmöglich. Sehr starkes Urteil, finde ich.

Gruss LB

Auch wenn ichmit dem Urteil absolut einverstanden bin, werde ich mal abwarten was bei einer möglichen Revision herauskommt.
Wer weiß was sonst demnächst auf der Speisekarte meines Lieblingsrestaurants steht.
davon einmal abgesehen ist Kannibalismus nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer Störung der Totenruhe.
Für Haxen ala Le Baron muß ich dich nicht unbedingt schlachten.
Du verstehst worauf ich mit meinem Sarkasmus hinaus will?

LG
Galahad
 
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JimmyVoice schrieb:
Was ist wenn ich jemanden der es möchte, bei lebendigen Leibe aufesse? Störung der Totenruhe, wäre es dann ja nicht mehr.

Schwere Körperverletzung mit tödlichem Ausgang.
Zustimmen kann man nur, wenn es nicht gegen die guten Sitten verstößt - ich nehme an, in Dtld ist es da ähnlich wie in Ö.
 
@..., nun werde ich mich mal wieder zwischen alle Stühle setzen. Verstößt das gegen die guten Sitten?
Der Täter bekommt das ab, was ein Rechtsstaat für ihn vorsieht – ja, ist halt ein Rechtsstaat...
Die Diskussion über die Gesetze und was man mit dem Täter sonst noch alles machen sollte interessieren mich nur in soweit, als dass sie mir eine Aussage über die Menschen geben, die diese Gesetze machen und die, die Strafen einfordern.
Zusammenfassend möchte ich zuerst mal feststellen, dass ich den Kannibalen nicht als gemeingefährlich, oder ähnliches einstufen kann – vielleicht wird er das sein, wenn er in 10 Jahren wieder rauskommt.
Wenn er vielleicht wieder frei ist, jemanden einfängt, umbringt und auffrisst, würde ich sagen sind die Richter, die Gesetze und das Volk, in dessen Namen er verurteilt wurde verantwortlich.
Von mir aus kann er also auch sofort freigelassen werden und das nächste Opfer aufbraten, wenn es das Opfer so will.
Fleisch von einem getöteten Tier zu essen, das nicht die Wahl hatte zu sagen esse mich, halte ich für wesentlich unethischer, aber mit dieser Ansicht stehe ich vermutlich wieder einmal einsam auf weiter Flur.
Aber, mich interessiert in der ganzen Angelegenheit der Täter nicht sonderlich – hätte er sich anders verhalten, dann hätte er andere Möglichkeiten zur Verfügung – in treffen die Strukturen der Gesellschaft, in der er lebt – da hätte er schon Entscheidungsmöglichkeiten gehabt.
Was mich eigentlich interessiert, ist das Thema, wie mit dem vermeintlichen Opfer, sowohl rechtlich, als auch in den Medien, durch die Verurteilung des Täters umgegangen wird.
Versetze ich mich nämlich da hinein, dann werde ich ziemlich sauer – nicht auf den Kannibalen, sondern auf die Art und Weise, wie mir posthum, durch die Rechtssprechung, mein Recht auf Selbstbestimmung genommen wird.
Natürlich, ich weiß, auch da gibt es gewisse Gesetze, es ist nahezu unmöglich, sich ohne es heimlich und versteckt tun zu müssen, sich von sich selbst zu entsorgen.
In USA steht, oder stand versuchte Selbstentsorgung sogar unter Strafe – ich bin jetzt allerdings nicht sicher, ob dass in allen Staaten der USA so ist.
Nur, dass das von vorneherein klar ist. Ich bin weder depressiv, noch habe ich Lust mich umzubringen.
Aber ich sehe meine Grundrechte und meine Würde in einer Gesellschaft nur dann als gewährleistet, wenn ich ohne jemanden dafür Rechenschaft, oder eine Begründung abgeben zu müssen, nach meinem eigenen Gutdünken abtreten kann, wenn mir danach ist.
Dazu gehört für mich auch das Recht dafür Sorge tragen zu können, dass mir, sofern ich das nicht selbst bewerkstelligen kann, z. B. in der Art wie ich es verwirklichen möchte, jemand zur Seite steht. Und dies auch tun kann, ohne mit Bestrafung rechnen zu müssen.
In diesem Sinne darf dem abzutreibenden Embryo der Abtreiber ja auch zu Seite stehen oder?
Ich kann an dieser Stelle gleich hinzufügen, dass ich grundsätzlich gegen Abtreibung etc. bin – es liegt ja schließlich kein entsprechender Auftrag durch den Fötus vor.
Mord und Zerstückelung ohne Auftrag – warum geht das den?

Ein Staat, eine Gesellschaft, die mir dieses grundlegende Recht auf Selbstbestimmung nicht zugesteht, ist mit mir verfeindet.

Da ich dies für ein selbstverständliches Recht halte, stelle ich die Frage, warum hat man dieses Grundrecht nicht?
Ich stelle fest, die Abwesenheit dieses grundlegenden Grundrechtes lässt jedes andere Recht auf Selbstbestimmung zur Farce werden. Sollte man das bewirken wollen?
Nun, wenn ich es so betrachte, dann finde ich den Zusammenhang zu dem Gefühl, das ich hatte, als ich von der lebenslänglichen Verurteilung hörte: „Hier wird ein Exempel statuiert“. Und die Medien und die Meinungen der Massen haben wunderbar funktioniert, kaum einer hat es bemerkt.

Meiner Meinung nach stellt jemand der kein Recht auf seinen Tod hat auch kein Recht ans Leben und fühlt sich auch nur bedingt verantwortlich – jemand der sich nur bedingt verantwortlich fühlt hat nur bedingt Macht.

Ja gut, Gott sei Dank, dann ist ja alle Macht beim Staat... – damit wird doch das fehlende Grundrecht echt praktisch.
Wo käme man da hin, wenn die Sklaven das Recht hätten nach eigenem Ermessen zu gehen?

LaBruja
 
Früher war ja der Selbstmordversuch unter Strafe gestellt. Diese Geschichte fiel mir beim Lesen von LaBrujas Zeilen ein:
Nikolaj Ogarew in einem etwas aus dem Jahr 1860 stammenden Brief mit Londoner Zeitungsnachrichten an seine Geliebte Mary Sutherland:
"Sie haben einen Mann gehängt, der sich die Kehle durchgeschnitten hatte, aber wieder zum Leben gebracht worden war. Sie haben ihn wegen Selbstmords gehängt. Der Arzt hatte sie gewarnt, es sei unmöglich, ihn zu hängen, da die Halswunde aufbrechen und der Mann durch die Öffnung atmen werde. Sie hörten nicht auf seinen Rat und hängten den Delinquenten. Die Halswunde brach sofort auf, und der Mann kam wieder zu Bewußtsein, obwohl sie ihn richtig erhängt hatten. Es dauerte geraume Zeit, bis die Ratsherren einberufen waren, um zu beschließen, was nun geschehen solle. Endlich versammelten sie sich und schnürten ihm den Hals unterhalb der Wunde ab, bis er tot war."
(Alvarez, Der grausame Gott. Eine Studie über Selbstmord.)

LaBruja, die Grenzen der freien Selbstbestimmung sind enger als es den Anschein hat. Was mit deinem Körper nach dem Tod geschieht kannst du nur in sehr engem Rahmen selbst bestimmen, ein Grund dafür ist die Seuchengefahr. Obwohl... Aufessen ist wohl nicht allzu unhygienisch.
In Belgien und den Niederlanden gibt es Sterbehilfe, aber nur unter strengen Auflagen. Die Missbrauchsgefahr ist viel zu hoch.
Diane Pretty durfe sich - vom EuGH bestätigt - nicht von ihrem Ehemann beim Selbstmord helfen lassen, obwohl sie es selbst nicht mehr konnte.
 
Pelisa schrieb:
Früher war ja der Selbstmordversuch unter Strafe gestellt. Diese Geschichte fiel mir beim Lesen von LaBrujas Zeilen ein:
Nikolaj Ogarew in einem etwas aus dem Jahr 1860 stammenden Brief mit Londoner Zeitungsnachrichten an seine Geliebte Mary Sutherland:
"Sie haben einen Mann gehängt, der sich die Kehle durchgeschnitten hatte, aber wieder zum Leben gebracht worden war. Sie haben ihn wegen Selbstmords gehängt. Der Arzt hatte sie gewarnt, es sei unmöglich, ihn zu hängen, da die Halswunde aufbrechen und der Mann durch die Öffnung atmen werde. Sie hörten nicht auf seinen Rat und hängten den Delinquenten. Die Halswunde brach sofort auf, und der Mann kam wieder zu Bewußtsein, obwohl sie ihn richtig erhängt hatten. Es dauerte geraume Zeit, bis die Ratsherren einberufen waren, um zu beschließen, was nun geschehen solle. Endlich versammelten sie sich und schnürten ihm den Hals unterhalb der Wunde ab, bis er tot war."
(Alvarez, Der grausame Gott. Eine Studie über Selbstmord.)

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Gott oh Gott was ist die Menschheit doch krank. Unglaublich.
 
Krank ist gar kein Ausdruck.....


Ich finde, dass wir durch "Das Schweigen der Lämmer" und "Hannibal" doch schon auf "so etwas" eingestimmt wurden. Irgendwoher muß der Autor doch seine kranken Phantasien hergenommen haben. Vielleicht hatt er damals schon - in Kenntnis einer Kannibalen-Scene - dort recherchiert?

Dass der "Kannibale" lebenslänglich bekommen hat, ist völlig in Ordnung. Wobei ich persönlich keine Angst hätte, dass der Typ sich irgendwen von der Straße greift, ich denke, da gehört schon mehr dazu. Ein "Vorspiel", das Aussuchen eines Opfers usw. Ich weiß es natürlich nicht, aber so ganz "banal" einfach töten und dann fressen, mh. Das ganze war und ist auf alle Fälle sehr medienwirksam - in Windeseile wurde ein Film gedreht, der allerdings nicht auf die Leinwand kommt, weil er dem Kannibalen anscheinend dramarturgisch nicht einwandfrei erschien - überall kann man nachlesen, was der Kannibale getan hat. Nun denn. Ich möchte es gar nicht im Detail wissen. Der Film wird in ein paar Jahren über die Leinwand flimmern und kein Schwein wird sich noch darüber aufregen. Mal sehen, welche Unglaublichkeit als nächstes ans Tageslicht befördert wird.

Wir leben irgendwie nicht im Jahre 2006 sondern bewegen uns zurück in die Steinzeit.

July
 
@ La Bruja

Ich stimme Dir in einigen Punkten Deines statements zu. Denke auch, wer sich umbringen möchte, möge das bitte tun. Davon ausgehend, dass es der absolute Wille eines Menschen ist, gehe ich davon aus, dass derjenige es auch irgendwie vollziehen wird. Wenn ein Suizider sich von einem Fremden töten lassen möchte, sollte er das vorab niederlegen, beglaubigt oder wie auch immer, denn wer bei "klarem Verstand" ist, geht davon aus, dass unter lebenslänglich keiner aus der "nummer" rauskommt.

Gruß
July
 
July schrieb:
Krank ist gar kein Ausdruck.....

Ich finde, dass wir durch "Das Schweigen der Lämmer" und "Hannibal" doch schon auf "so etwas" eingestimmt wurden. Irgendwoher muß der Autor doch seine kranken Phantasien hergenommen haben. Vielleicht hatt er damals schon - in Kenntnis einer Kannibalen-Scene - dort recherchiert?

July

Das ist ganz einfach: Die meisten Psychofilme haben eine ganz reale Grundlage.
Kannibalismus beispielsweise ist bei vielen Serienmördern ausgeprägt, das war er auch schon in früheren Zeiten.
Und den Typen, der sich Klamotten aus der Haut seiner Opfer genäht hat, den gab es auch wirklich.
 
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