Moinmoin! *räusper*
Könnten wir vielleicht mal wieder zum Thema kommen?
Ich möchte nochmal an die Leitfragen erinnern:
a) Was wissen wir vom Tod, was wissen wir (wahrscheinlich) nicht?
b) Gibt es eine Seele, die dem Tod entrinnen könnte?
c) Was macht einen Menschen aus? Was verkörpern wir?
d) Welche Modelle wie Leben-nach-dem-Tod, Reinkarnation etc. sind nicht auf Dogmatismus angewiesen?
Dabei ist wichtich, das die eigene Meinung kurz erläutert wird:
a) Woher habe ich diese Ansicht? Buch, Erzählungen, pers. Erfahrungen... (welche?)
b) Welche Dinge sprechen für, welche gegen diese Ansicht?
c) Welche Dinge beeindrucken mich dabei am meisten?
Ich mach mal den Anfang:
Vom Tod wissen wir so gut wie nüscht. Die Geburt ist ein sichtbarer Anfang, Tod ist ein sichtbares Ende, wobei wir uns an die Geburt nichtmals erinnern können! Aber warum eigentlich? Unser Erinnerungsvermögen setzt erst nach einigen Monaten ein, der Rest liegt im Nebel. Inwieweit haben wir als Baby denn dann Bewusstsein? Die allgemeine Vorstellung von Bewusstsein lokalisiert dieses ja gerne im Kopf, Bewusstsein wird gerne mit Wahrnehmen gleichgesetzt. Wahrnehmbar ist alles, was von den Sinnesorganen aufgenommen werden kann. Kann es sein, dass mit fortschreitender Entwicklung des Gehirns andere Dinge unter der Individualisierung des Babys aus dem Wahrnehmungsrahmen herausgefallen sind?
Das Christentum kennt die Erbsünde von Herrn Adam und Frau Eva, die sich den sündigen Erkenntnishappen reingezogen haben und deshalb zur Unterscheidung (Gut/Böse) fähig waren. Ich vermute, dass die Story von der Erbsünde nur symbolisch gemeint ist: Mit der Erkenntnis und Unterscheidungsfähigkeit (Lernen) eignen wir uns ein Kategorie-Denken an, dass uns der ursprünglichen, befreiten Wahnehmung aller Dinge beraubt und eine bruchstückhafte Wirklichkeit übrig lässt. Unsere Empfindung ist unvollständig bzw. isoliert und damit aus dem Gleichgewicht. Wir tun, was kein Baby (und kein Tier?) tut: wir erleben die Welt vom Blickpunkt des ICHs aus. Unsere Sprache erschafft uns eine verstümmelte, entstellte Welt, arm durch die Sichtweise des ICHs.
Auch die Seele ist nichts anderes als die Wahrnehmung des Ichs duch die Fähigkeiten des Gehirns. Alle Wahrnehmungen fallen durch das Prisma des Ich-ens und Mein-ens und brechen sich darin zu vielfarbigen Kategorien, die wir mit Namen versehen haben: dies ist ein Tisch, ein Hund, die Sonne, die Blume, die Luft... Anstelle der direkten Erfahrung steht die automatische Klassifizierung und Assoziation des Erlebten, auf welche die reflexartige Reaktion folgt. Das Erlebte selbst hat dabei nicht mehr viel mit der Situation oder der Sache selbst zu tun; unsere Reaktion folgt unseren einkonditionierten Verhaltensmustern, die uns Gesellschaft, Kultur etc.. eingehämmert haben. Das Gehirn erlebt diese Abläufe aus der Perspektive des ICHs, bis sich diese zu einem Selbstbild formen, in dem die Wahrnehmungen allesamt auf das ICH bezogen werden. Voila: die SEELE ist erschaffen.
Ich möchte ein kurzes Beispiel geben: nehmen wir mal diese Spinne hier.
Stellen wir uns vor, wir überraschen unseren Partner beim Fernsehschauen damit, dass wir ihm die Spinne auf die Schulter setzen. Wie wird wohl seine Reaktion ausfallen, wenn er den Kopf dreht und dieses Hammerteil 5cm vor seiner Nase sieht? Na?
Gut, jetzt was anderes. Die gleiche Spinne, nur diesmal ein Baby, das mit der Spinne spielt. Es kichert, als die Spinne über den Unterarm krabbelt und es dabei kitzelt. Es ist tief in das Spiel mit der Spinne versunken, da kommt die Mutter ins Zimmer und stösst einen gellenden Angstschrei aus, hechtet auf das Kind zu und reisst es von der Spinne fort. Pfui Spinne! ruft sie, das Baby sieht im Gesicht der Mutter Panik und Angst....
Was ist hier grade passiert? Ein weiterer Happen vom Baum der Erkenntnis, würde ich sagen....
Was also macht einen Menschen aus? Ich denke, es sind im Wesentlichen 2 Dinge:
Zum einen der Intellekt, der die Dinge erkennen und assoziieren kann. Dies ist nützlich, durch ihn hat der Mensch die Möglichkeit zur Planung und kreativen Gestaltung. Die Ratio hat natürlich (wie alles im Leben) auch Nachteile: für die technische Sicht des Planers und Gestalters werden die Dinge auf ihre funktionalen Eigenschaften reduziert, damit fällt ein ganz erheblicher Teil der Wahrnehmungsbandbreite weg. Die Welt ist auf eine bestimmte Sichtweise fixiert für das spirituelle Wesen Mensch folgt daraus unweigerlich Langeweile und Monotonie des Alltags (Beruf, Ehe....) Immer mehr Dinge werden unter dem Konto unwichtig verbucht und die Welt vergraut zunehmend. Dabei hat alles mit einer direkten, unbeeinflussten Erfahrung im Babyalter begonnen ! Ohne Seele etc....
Zum anderen ist da jenes, was wir schon als Baby verkörperten. Aber was ist das?
Ich mag es, mit Kindern zu spielen. Ihre Augen sind weit geöffnet und klar und glänzend. Ihr Lachen ist ungezwungen und befreit. Sie machen erste Schritte, fallen hin und stehen wieder auf. Sie jammern nicht Au Mann, schon wieder hingefallen. Ich lern das nie, ich kann das nicht.. . Sie sind entspannt und frei. KeinICH, das ihre Stimmung trübt (Werde ich mein Fläschen auch rechtzeitig bekommen? Werde ich auch bald laufen können?) . Was sie tun, das tun sie einfach. SELBSTvergessen sind sie reine Aktion. Kein ICH.
Der Mensch ist nicht NUR Ratio oder NUR Emotio. Alles ist solange in einem Gleichgewicht, solange die Erlebnisse nicht durch ICH-en und MEIN-en mächtig Schlagseite kriegen. Es hilft darum auch nichts, die Leere in uns durch weitere Anhäufen von intellektuellem Wissen oder Glauben zu kompensieren. Es ist unmöglich, damit den normalen, ursprünglichen Zustand der direkten, befreiten Wahrnehmung zu erreichen.
Ich weiss: Goethe sieht das alles anders. *ggg*
Viele Menschen sehen das nicht ein. Sie versuchen, den Alltags-Gewöhnungeffekt (biolog.: Habituation) durch Steigerung der Erlebnisse zu kompensieren. Fernsehen. Kino. Essen. Sex. Drogen. Was tun wir nicht alles, um unserer Langeweile zu entfliehen ! Das Leben freut uns im Grunde nicht, wir sind ständig auf der Suche nach Ablenkung und Zerstreuung, stets auf der Flucht vor Langeweile und Einsamkeit. Das Glück wartet auf uns direkt um die Ecke, aber von blindem Eifer getrieben rennen wir daran vorbei. Adam und Eva sind nie aus dem Paradies geflogen sie haben einfach Tomaten auf den Augen.
Was nicht hilft: genauer hinsehen. Dadurch sehen wir höchstens noch mehr Tomate. Was auch nicht hilft: auf andere Gemüsesorten (Religionen, Sichtweisen, Meinungen...) umzusteigen.
Die Dinger müssen weg ! Desillusionierung und Selbsteinsicht sind gefragt, und sowas geht nunmal nicht ganz schmerzlos ab. Problematisch: keiner will seine Tomaten wirklich hergeben. Die Menschen bevorzugen ihre Tomaten-Welt. Sie fühlen sich darin sicher und getröstet wehe dem der versucht, sie anzutasten !!
Sie haben Augen, wollen aber nicht sehen. Sie haben Ohren, wollen aber nicht hören. Sie sind niederträchtig, wollen aber nicht, daß man ihnen sagt sie seinen niederträchtig. (Don Camillo im Zwiegespräch mit dem Jesus am Kreuz / Quelle: Don Camillo und Peppone, Guareschi)
Wir haben etwas verloren. Wie können wir zurückbekommen, was einmal unser war?
@Walter: Images funzen nicht !!!
