Kommentar zu Chemnitz

Ja, es war echt erschreckend. Und dass Richter Angst haben, Verbrecher zu verurteilen. :unsure:
Daß da viel zu lange weggeschaut wurde und es jetzt eigentlich schon zu spät ist und schlimmer werden wird. Ich sag ganz ehrlich, ich verstehe, daß da Leute die AfD wählen, weil sie sich nicht mehr zu helfen wissen. Furchtbar ist es. :unsure:

Dass selbst jetzt in Schweden , das Vorzeigeland von Sozialdemokratie , Offenheit und Toleranz die Stimmung gekippt ist und nach Prognosen am Sonntag jeder 5. dort die Schwedendemokraten wählen wird , ist auch erschreckend und zeigt , was viele von der Politik dort halten.
 
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Ich könnte auch immer den Kopf schütteln, wenn groß nach Diktatur geschrien wird und im selben Atemzug von Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht gesprochen wird.
Ja glauben die denn ernsthaft, dass dann noch irgendwer auf der Straße alles rausbrüllen darf?!
 
Das Grundgefühl, das etwas nicht stimmt ließe sich durchaus rational unterfüttern. In ihrem Gefühl liegen die Wähler ja nicht verkehrt, nur dass das herzlich wenig mit kultureller Überfremdung zusammenhängt.
Es ist uns allerdings zu anstrengend, nachzudenken und komplexe Probleme mit nüchternen Lösungen zu erarbeiten .

Einfach ausgedrückt: Wir Industrieländer leben seit langer Zeit von Ausbeutung und Krieg und mir als Deutschen geht es deswegen relativ gut. Das fällt uns nun, gerechterweise, ein wenig auf die Füße.
Der Terror ist nicht genetisch, nicht kulturell und nicht religiös, aber er lässt sich durchaus auf diese Weise bedienen und instrumentalisieren.
Das Fazit ist, dass die Polarisierung wächst:

Der Aussage „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“ stimmen demnach 33 Prozent der Befragten zu. Unter den AfD-Anhängern sind es 83 Prozent, bei den Unionsanhängern nur 14 Prozent. Dazwischen liegen FDP (15), SPD (17), Grüne (22) und Linke (53). Dem Satz „Ich habe häufig Angst vor dem, was kommen wird“, stimmen insgesamt 34 Prozent zu, bei den Unionsanhängern sind es 19 Prozent, bei den AfD-Anhängern 59 Prozent. Dazwischen FDP (22), SPD und Grüne (je 34), Linke (43).
...
Auffällige Unterschiede zwischen den Parteien gibt es auch bei der Frage, welche Gefühle die Wähler insgesamt mit ihnen verbinden. Das sind bei der AfD vor allem Aufregung, Empörung, Unbehagen und Angst. Bei der Union werden, allerdings erheblich weniger stark ausgeprägt, Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung genannt.

https://www.merkur.de/politik/neue-...sich-vor-allem-in-einem-punkt-zr-9898079.html

Die Wählerschaft der AfD ist ziemlich heterogen und das Klischee "männlich, ostdeutsch, weniger gebildet" läßt sich nicht so einfach halten:
https://www.stern.de/politik/deutsc...aennlich--ostdeutsch--ungebildet-7634746.html

Nach einer einfachen Lösung sieht das wahrlich nicht aus, denn noch ist das eigentliche Problem ja gar nicht klar.
 
Das Fazit ist, dass die Polarisierung wächst:

Der Aussage „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“ stimmen demnach 33 Prozent der Befragten zu. Unter den AfD-Anhängern sind es 83 Prozent, bei den Unionsanhängern nur 14 Prozent. Dazwischen liegen FDP (15), SPD (17), Grüne (22) und Linke (53). Dem Satz „Ich habe häufig Angst vor dem, was kommen wird“, stimmen insgesamt 34 Prozent zu, bei den Unionsanhängern sind es 19 Prozent, bei den AfD-Anhängern 59 Prozent. Dazwischen FDP (22), SPD und Grüne (je 34), Linke (43).
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Auffällige Unterschiede zwischen den Parteien gibt es auch bei der Frage, welche Gefühle die Wähler insgesamt mit ihnen verbinden. Das sind bei der AfD vor allem Aufregung, Empörung, Unbehagen und Angst. Bei der Union werden, allerdings erheblich weniger stark ausgeprägt, Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung genannt.

https://www.merkur.de/politik/neue-...sich-vor-allem-in-einem-punkt-zr-9898079.html

Die Wählerschaft der AfD ist ziemlich heterogen und das Klischee "männlich, ostdeutsch, weniger gebildet" läßt sich nicht so einfach halten:
https://www.stern.de/politik/deutsc...aennlich--ostdeutsch--ungebildet-7634746.html

Nach einer einfachen Lösung sieht das wahrlich nicht aus, denn noch ist das eigentliche Problem ja gar nicht klar.
Auch Akademiker haben Gefühle und werden auf dieser Schiene irrational.
 
Ja, ich verstehe es. Wenn Menschen sich im Stich gelassen fühlen und es ja zum Teil auch werden, dann wenden sie sich oft denjenigen zu, die ihnen endlich Beachtung schenken und ihre Sorgen ernst nehmen.

Hast Du den Eindruck, dass die AfD die Sorgen - welche sind das - der Bürger ernst nimmt? Mein Eindruck ist, dass diese Sorgen durch die AfD doch erst geschürt werden, und das alles sehr irrational. Eher ist es doch so, dass die Zuwendung zur Linken bei den vorhandenen existentiellen Sorgen der Bürger massiv ansteigen müsste. Warum tut es das nicht? Wenn überhaupt ein Parteiprogramm die Verteilung von oben nach unten (im Gegensatz zur aktuellen Situation, in der es konstant von unten nach oben reguliert wird) vorsieht, dann findet man das bei der Linken. Woran liegt´s?

Das ist ein normales menschliches Verhalten. Kannst Du das überhaupt nicht nachvollziehen? Ich finde es nicht gut, aber so abwegig ist das doch echt nicht. o_O

Nachvollziehen konnte ich den Drang zur AfD unter Lucke in den Gründungswehen. Und auch der wurde damals ja bereits heftigst angegangen, interessant, dass nunmehr diese Phase als offenbar nicht allzu rechtslastig und akzeptabel angesehen wird. Und wenn jemand, wie in Chemnitz geschehen, neben einem läuft, der mit Hitlergruß winkt, dann fällt es mir schwer zu glauben, dass das nicht der persönlichen Gesinnung entspricht, wenn dies unkritisch akzeptiert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und was zudem sehr erschreckend ist und sich vielleicht auch aktuell in Chemnitz widerspiegelt (der Artikel ist allerdings von 2016):

Der Meinungsforscher hatte in Sachsen-Anhalt unter anderem eine Routinefrage stellen lassen: „Welcher Partei trauen Sie am ehesten zu, die wichtigsten Aufgaben im Land zu lösen?“ Die Antwort war frappierend. 45 Prozent sagten: „Keiner Partei.“
...
Nur 3 Prozent der Befragten in Sachsen-Anhalt trauen der AfD die nötige Kompetenz zu, die Probleme des Landes anzugehen – dennoch bekennen sich in der gleichen Umfrage 22 Prozent dazu, die AfD wählen zu wollen, wenn am Sonntag Wahl wäre.
In dieser verblüffenden Ist-doch-alles-ganz-egal-Haltung liegt das eigentlich Neue, das Unheimliche, das Trumpistische.
...
Rechtsruck? Viele, die gerade zur AfD tendieren, wollen weder gezielt nach rechts noch nach links – sie wollen vor allem, dass es rund geht.

http://www.goettinger-tageblatt.de/...elt/Sind-die-Deutschen-immun-gegen-Populismus
 
Die Kipping ist eine von denen, die die Linken von innen zerfressen haben. Die Partei ist inzwischen durchsetzt von Leuten, die auch in jeder anderen Partei sitzen könnten. Die Partei ist Geschichte, fürchte ich, daher meine Hoffnung auf Wagenknecht und co.

Der Selbstzerfleischungsprozess der Linken nahm unter Kipping ihren Lauf, das sehe ich auch so. Schade, sehr schade ist das. Wobei sie mit ihren Positionen wirklich an der Realität vorbei rudert. Dass die Partei Geschichte wird, das bleibt abzuwarten, aber es wird - so mein Gefühl - tatsächlich eine weitere Zersplitterung stattfinden und womöglich dort enden.
 
Logisch, aber was dann tun?
Wie geht man gegen diese Irrationalität vor?
Wer ist warum davor gefeit oder zumindest kritischer?
Die ersten beiden Fragen finde ich sehr schwierig, die letzte finde ich einfach.
Wer in sich selbst ruht kann nüchtern die Dinge sehen wie sie sind . Er muss sich nicht stabilisieren über identitätsstiftende Gesellschaftsstrukturen. Aber für die Schwächeren, unabhängig vom Bildungsstand, braucht es das. Wir Deutschen sind immer noch über die Großeltern vom Krieg traumatisiert. Uns ist es nicht erlaubt an irgendetwas zu glauben , aber erlöst hat uns das Wirtschaftswunder. Wenn uns der gefühlte Reichtum und die gefühlte Sicherheit verloren geht, werden wir sehr schnell nervös, obwohl es uns nüchtern betrachtet immer noch sehr gut geht.
 
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Die ersten beiden Fragen finde ich sehr schwierig, die letzte finde ich einfach.
Wer in sich selbst ruht kann nüchtern die Dinge sehen wie sie sind . Er muss sich nicht stabilisieren über identitätsstiftende Gesellschaftsstrukturen. Aber für die Schwächeren, unabhängig vom Bildungsstand, braucht es das. Wir Deutschen sind immer noch über die Großeltern vom Krieg traumatisiert. Uns ist es nicht erlaubt an irgendetwas zu glauben , aber erlöst hat uns das Wirtschaftswunder. Wenn uns der gefühlte Reichtum und die gefühlte Sicherheit verloren geht, werden wir sehr schnell nervös, obwohl es uns nüchtern betrachtet immer noch sehr gut geht.

Durchaus der Überlegung wert.

Es scheint mir nur schwierig, exakt zu operationalisieren, "wer in sich selbst ruht" und "die Dinge, wie sie sind, nüchtern sehen".
Denn dann wäre es eine Möglichkeit, das, was das bei diesen Menschen bewirkt hat, auch bei anderen zu bewirken?
 
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