Kann man im Stundenhoroskop sehen, ob Buchprojekt erfolgreich wird?

Man kann sich in Fremdwörtern echt verrennen. Wen interessiert das eigentlich alles? Sprachwissenschaftler?
Wohl weniger -- eher Leute, die sich verständlich machen oder die verstehen wollen.

Lesen und Schreiben sind definitiv zwei verschiedene Paar Stiefel.
Schön, dass du meinem auslösenden Kommentar nun rückhaltlos zustimmen kannst. Wobei ich anmerken möchte, dass „künstlerisches Schreiben” nichts mit „Schreiben” zu tun hat. Wo der künstlerische Autor im Zweifel künstlerische Freiheit für sich in Anspruch nehmen kann, müssen alle anderen Schreiber auf Verständlichkeit achten. Letztere interessieren sich also dafür, was im Stil der Zeit -- also der Müll in den Buchhandlungen -- produziert wird, denn das scheint ja das Verständlichste zu sein. Wirkliche Kunst schafft es selten auf die Bestenliste der New York Times…
 
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Marktüberschwemmend ist relativ. Lies bis ganz nach unten: Nur rund ein Drittel der Umsätze von 2009 ging zugunsten der Belletristik, davon erschienen nur (na ja) 2100 Exemplare in Deutsch, die übrigen 11800 waren Übersetzungen.

Das spricht nur dafür, dass aus deutschsprachigen Landen nix Gescheites kommt :D Aber das ist wie mit den Filmen. In den meisten Ländern sind synchronisierte Filme völlig daneben, aber die Deutschen brauchen alles in Deutsch.

Spricht aber auch gegen den Werbemarkt hier. Mir ist früher schon immer aufgefallen, dass gerade im Bereich "Belletristik" :D die Ausländer wesentlich mehr Augenmerk auf die Optik der Bücher legten. Was gab und gibt es da für Designs!!! Die deutschen Dödel langweilen immer mit der gleichen Optik. Das ist was, was ich nicht verstehe. Das Auge isst ja schließlich mit. Natürlich macht eine aufwendige Optik den Inhalt nicht besser, doch der Mensch reagiert auf optische Reize enorm. Ich bin darauf auch schon mehrfach reingefallen :tomate: Die habens hier aber echt nicht drauf. Keine Ahnung, woran das liegt. Mein besagter Ex-Kollege hat Buchcover, da krieg ich Durchfall von. Schlimm! Wenn ich nicht wüßte, dass der Inhalt passt, würde ich das Buch nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Das hab ich ihm auch schon gesagt, worauf er etwas pikiert reagiert hat. Vielleicht wird es ja demnächst besser.
 
Das spricht nur dafür, dass aus deutschsprachigen Landen nix Gescheites kommt
Dem Argument ist schwer zu folgen: es gibt rund 80 Mio. Deutsche, bei rund 7 Mrd. Weltbevölkerung ein Anteil von etwa 1,14 %. Bei den Neuerscheinungen liegt der Anteil immerhin bei 15,21% -- und ein paar davon schaffen es sogar in die Bestsellerränge, wenn auch nur im deutschsprachigen Raum.

Aber klar -- dass sich ein „Harry Potter” nur selten in deutsch ereignet, ist eine Frage der Weltmarktkräfte -- in denen deutsche Verlage gegenüber den üblichen amerikanisch-britischen Verdächtigen eine eher nachrangige Rolle spielen. Vielleicht gäbe es einige Harald Töpfers auch hier, nur mangels kapitalstarker Verlage werden wir es nicht erfahren…
 
Wohl weniger -- eher Leute, die sich verständlich machen oder die verstehen wollen.


Schön, dass du meinem auslösenden Kommentar nun rückhaltlos zustimmen kannst. Wobei ich anmerken möchte, dass „künstlerisches Schreiben” nichts mit „Schreiben” zu tun hat. Wo der künstlerische Autor im Zweifel künstlerische Freiheit für sich in Anspruch nehmen kann, müssen alle anderen Schreiber auf Verständlichkeit achten. Letztere interessieren sich also dafür, was im Stil der Zeit -- also der Müll in den Buchhandlungen -- produziert wird, denn das scheint ja das Verständlichste zu sein. Wirkliche Kunst schafft es selten auf die Bestenliste der New York Times…

Du weißt doch, dass ich ansich schon immer deiner Meinung bin? Lass mir halt die Freude, mich ein bisschen zu echauffieren. Was ist "künstlerisches Schreiben"? Sowas wie das ?

Ich schreib an zwei Büchern. Das eine ist eine Story, die durchaus ins Reich der SciFi-Belletristik gehört :D und das andere ist wirklich was "künstlerisches", ein Experiment, in dem ich mit Sprache experimentiere. Aber nicht im Sinne von "ich will jetzt was neues erfinden", sondern ich pusche einen Stil bis zur Schmerzgrenze. Ich nenne es gerne atemlos, weil einem quasi beim Lesen schon die Luft ausgeht. Und das hab ich eben einem Vorbild zu verdanken, dessen Stil mich einmal zutiefst berührt hat. Natürlich mach ich damit auch nix Neues. Ich experimentiere damit rum und bastel meine Geschichte in diese Atemlosigkeit.
Letztlich isses ja völlig wurscht, in welcher Form wir uns kreativ verausgaben. Hauptsache wir finden unseren Weg, der uns halbwegs glücklich macht. Ist der Drang dazu da, isser kaum überhörbar. Und es ist immer gut, wenn man dem Drang dann auch folgt. Das macht das Leben nicht ganz so begrenzt. :)
 
Ich hoffe nur, er [Anm.: Der Lektor] muss nicht bis zu seiner Rente warten, bis er das fertige Manuskript auf dem Tisch liegen hat. Aber das glaub ich nicht, weil nicht mehr viel fehlt.

Ich bewundere jedenfalls Menschen, die straight nach Zeit- und sonstigen Plänen schreiben. Das ist bei meinem Thema nicht machbar.
Ahem -- und woher weißt du, dass nicht mehr viel fehlt, wenn du keinen Plan hast, also nicht weißt, was und zu welchem Ziel du eigentlich schreibst?

Was die Stilfrage angeht -- ich denke, die ist eher nachrangig, wenn die Geschichte stimmt und wenn die Erzählung konsistent ist. Wie beim Hausbau: wenn die Türen klemmen und die Fenster nicht aufgehen ist es wurscht, ob man die Hütte grün oder rot anfärbelt.
 
Dem Argument ist schwer zu folgen: es gibt rund 80 Mio. Deutsche, bei rund 7 Mrd. Weltbevölkerung ein Anteil von etwa 1,14 %. Bei den Neuerscheinungen liegt der Anteil immerhin bei 15,21% -- und ein paar davon schaffen es sogar in die Bestsellerränge, wenn auch nur im deutschsprachigen Raum.

Aber klar -- dass sich ein „Harry Potter” nur selten in deutsch ereignet, ist eine Frage der Weltmarktkräfte -- in denen deutsche Verlage gegenüber den üblichen amerikanisch-britischen Verdächtigen eine eher nachrangige Rolle spielen. Vielleicht gäbe es einige Harald Töpfers auch hier, nur mangels kapitalstarker Verlage werden wir es nicht erfahren…

Der wohl mit kapitalstärkste Verlag hat seinen Sitz in Deutschland. Random House. Bertelsmann. Worüber zanken wir uns jetzt eigentlich? Hmmm? Wahrscheinlich aus purer Freude. Soll ich dir mal was sagen: Du hast soviel Wissen und Wiki-Verzweigungen in deinem Hirn, dass du damit normale Menschen schlichtweg überforderst. Ich kann dir so oft einfach nicht folgen und ich weiß nicht, wieviel du davon wirklich in dir hast.
 
Was ist "künstlerisches Schreiben"?
Ich hab's unter Anführungsstrichen, weil es Autoren gibt, die sich zuerst als Künstler und dann als Erzähler sehen. Man muss nicht 1330 Seiten A3 produzieren, um Künstler zu sein. Sonderling trifft es wohl eher :)

Ich schreib an zwei Büchern. Das eine ist eine Story, die durchaus ins Reich der SciFi-Belletristik gehört :D und das andere ist wirklich was "künstlerisches", ein Experiment, in dem ich mit Sprache experimentiere.
Nun, dann geht es dir auch darum, Sprache zu beherrschen. Anders kann man sich Experiment kaum erklären …
 
Ahem -- und woher weißt du, dass nicht mehr viel fehlt, wenn du keinen Plan hast, also nicht weißt, was und zu welchem Ziel du eigentlich schreibst?

Was die Stilfrage angeht -- ich denke, die ist eher nachrangig, wenn die Geschichte stimmt und wenn die Erzählung konsistent ist. Wie beim Hausbau: wenn die Türen klemmen und die Fenster nicht aufgehen ist es wurscht, ob man die Hütte grün oder rot anfärbelt.

Ich schreibe, weil es mir ein Bedürfnis ist. Und ich habe damit in den meisten Jahren meines Berufslebens meine Brötchen verdient. Nur hab ich da für andere gearbeitet und meinen Stoff liegen gelassen. Das will ich korrigieren und das ist mein gutes Recht. Und meine Lust. Ich muss darüber nicht mehr diskutieren, meine Entscheidung ist gefallen, wie du weißt. Es gibt kein Ziel. Das Ziel ist der Akt des Schreibens. Er ist Befriedigung und Glück zugleich. Er macht mich zu mir. So bin ich einfach. Ich hab's nie anderes erfahren. Und nach 40 Jahren wird sich das auch nicht mehr ändern.
 
Der wohl mit kapitalstärkste Verlag hat seinen Sitz in Deutschland. Random House. Bertelsmann.
Da wir von Belletristik reden, kannst dir Random House aufschminken -- Diogenes wäre erwähnenswert gewesen. Und dann vergleiche mit den Angelsachsen…*Und dann schau, wer wo welchen Autor einkauft und verlegt.

Der größte Unterschied ist m.E. die Kultur des Marketing der Autoren. Hierzulande haben wir es mit Einzelkämpfern auf Verlagssuche zu tun, „drüben” werden Agenten mit der Verlagssuche betraut. Womit der Autor sich auf das konzentriert, was er kann und dafür einen Teil seiner Einnahmen dem Agenten abgibt. Weniger von Viel ist immer noch mehr als alles von Nichts…

So, und dann noch was zum Markt (2006):
Die deutschsprachige Verlagsszene ist laut „buchreport“ weiterhin stark mittelständisch geprägt.So liege die Durchschnittsgröße der Top-100-Verlage bei einem Jahresumsatz von 59 Mill. Euro. Nur 15 Verlage oder Verlagsgruppen erreichten einen dreistelligen Millionen- Umsatz. Mehr als die Hälfte setze weniger als 30 Mill. Euro im Jahr um. […]

„Aufgemischt wurde der Buchmarkt im vergangenen Jahr durch preisgünstige Buchreihen, die von großen Pressehäusern herausgegeben wurden“, so das Magazin weiter. Als Beispiele nannte „buchreport“ die „SZBibliothek“ der Süddeutschen Zeitung, die „Bild-Bestseller-Bibliothek“ und das „Zeit-Lexikon“.
Quelle: WiWo
 
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