Judenfeindlichkeit

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wollemh schrieb:
Dann erklär mir bitte warum es dich so interessiert,hast du in deinem Umfeld schon judenfeindlichkeit festgestellt?

Ich persönlich kenne niemanden der sich jemals über Juden negativ geäußert hat.

Aber was sollen wir weiter darüber debattieren,das Thema hatten wir ja durch.

Hab gedacht der Malleurlaub hätte dich erleuchtet.:weihna1

Wenn dich das Thema nicht interessiert, schalt einfach ab. Und was hab ich mit Malle zu tun?

Wenn du keine Judenfeindlichkeit feststellen kannst, dann solltest du vielleicht einmal den letzten Verfassungsschutzbericht lesen. Warum ist die Literatur von Jan van Helsing denn so beliebt? Weil seine Leser alles tolerante und aufgeklärte Menschen sind? Nein, da ist noch viel Aufklärungsarbeit erforderlich.
 
opti schrieb:
Sie scheinen allerdings ziemlich desinteressiert und das zeigt mir, dass ich hier vielleicht einmal das Interesse für solche Themen wecken sollte.
Hallo Opti

Ich finde deinen Einsatz zur Aufklärung lobenswert. Ich bin jedoch der Meinung, dass es vielleicht besser ist, wenn Menschen bei solchen Themen kein Interesse haben. Denn diese Menschen können dann weder dagegen noch dafür sein. Zum Beispiel bei dem Thema Judenfeindlichkeit, dort gibt es von denen keinen, der feindlich gegenüber Juden steht. Ohne jegliches Interesse ist dies ja unmöglich.

Einerseits ist ein Interesse für die Menschen gut, damit man sie schon vorweg aufklären kann, weil manche Menschen Bücher (wie von JvH) lesen und darin dann das Interesse eventuell geweckt wird und sie dies dann als Wahrheit ansehen. Doch anderseits bringt man selbst allein durch die Aufklärung manche Menschen in die "falsche" Richtung. Denn wie so oft können Menschen selbst die Wahrheit falsch auffassen, oder durch das Interesse nach mehreren Informationen suchen und dabei auf falsche Informationen stoßen. So das sie am ende die falschen Informationen als Wahrheit ansehen, weil es halt für einen selbst schwer nachvollziehbar ist, was dann nun noch wahr ist und was nicht und man sich dann sein eigenen Weltbild zusammen schmiedet, oder sich halt aufhetzen lässt.

Deswegen finde ich bei manchen Themen desinteresse ganz gut. Aber nebenbei sollten die, die falsch liegen aufgeklärt werden, ohne das bei den anderen das Interesse geweckt wird. Eine Komplizierte angelegenheit.
Manche Themen sollten einfach in Vergessenheit geraten, so meine Meinung.
 
Hallo Unikum

Das mag deine Meinung sein. Meine Meinung ist, wie du bemerkt haben solltest, eine andere. Außerdem möchte ich noch einmal daran erinnern, wie viele Menschen vollkommen unkritisch z.B. die Literatur von Jan van Helsing lesen und oftmals nicht erkennen, dass vieles von dem, was er schreibt, nicht der Wahrheit entspricht. Und ich meine, da ist ein wenig Aufklärung und Diskussion nicht fehl am Platze.
 
Preußen machte 1810 den christlichen Religionsunterricht für alle verbindlich. Ohne Teilnahme daran erhielten auch die Juden keine Zugangsberechtigung zu den Universitäten. So wurde ihr Aufstieg weiterhin erheblich erschwert. Das preußische Judenedikt von 1812 gewährte den Juden zwar grundlegende Bürgerrechte, wie freie Niederlassung, Grunderwerb und Militärdienst, schützte aber nicht ihre Religionsausübung und schloss sie weiterhin von allen Staatsämtern aus. Das Judenedikt galt außerdem nur für die eingebürgerten Juden und nicht für Neuankömmlinge.

Doch der Wiener Kongress von 1814/15, der von dem Reaktionär Fürst Metternich ins Leben gerufen würde, erlaubte jedem Staat des deutschen Bundes, den Juden ihre von Napoleon verfügten Rechte wieder zu nehmen. Dies geschah vielfach auch. So sahen intellektuelle und assimilierte Juden, also die Juden, die sich ihrem Umfeld angepasst hatten, nun häufiger nur noch in der christlichen Taufe den Zugang zu akademischer Bildung und gesicherter Existenz.

Ab 1830 wurde die „bürgerliche Verbesserung“ der Juden sowie der Bauern – ihre Gleichheit vor dem Staatsgesetz und soziale Integration – auch von deutschen liberalen Demokraten gefordert, die die Ständegesellschaft abschaffen wollten. Jüdische Patrioten wie Gabriel Riesser sorgten dafür, dass die Frankfurter Nationalversammlung 1848 in die Grundrechte des deutschen Volkes einen Passus zur Religionsfreiheit aufnahm. Diese Erfolge machte die anschließende Periode der Reaktion erneut zunichte. Erst 1869 hob ein Gesetz des Norddeutschen Bundes den Ausschluss der Juden von Staatsämtern auf. Es wurde 1871 zum Reichsgesetz des Deutschen Reichs
 
opti schrieb:
Wenn dich das Thema nicht interessiert, schalt einfach ab. Und was hab ich mit Malle zu tun?

Wenn du keine Judenfeindlichkeit feststellen kannst, dann solltest du vielleicht einmal den letzten Verfassungsschutzbericht lesen. Warum ist die Literatur von Jan van Helsing denn so beliebt? Weil seine Leser alles tolerante und aufgeklärte Menschen sind? Nein, da ist noch viel Aufklärungsarbeit erforderlich.

Sorry,das ich keine judenfeindlichkeit feststellen kann,aber ich werde die Augen aufhalten und dir unverzüglich Bericht erstatten wenn ich dergleichen hören sollte.
 
Intellektuelle deutsche Idealisten und Romantiker wie Friedrich von Schlegel und Friedrich Schleiermacher waren zwar oft Demokraten und Förderer der Allgemeinbildung, zugleich aber auch glühende anti-aufklärerische Patrioten und Judengegner. Auch Johann Gottlieb Fichte äußerte 1793 in seinem später viel zitierten „Beitrag zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die französische Revolution“:

"Juden Bürgerrecht zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel als das, in einer Nacht ihnen alle die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee sei. Um uns vor ihnen zu schützen, dazu sehe ich wieder kein ander Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu erobern und sie alle dahin zu schicken."

Selbst der umfassend gebildete Georg Wilhelm Friedrich Hegel widersprach zwar der volkstümelnden Romantik, sah Juden aber auch nur als Verkörperung der Entzweiung und materiellen Knechtschaft im Gegensatz zur griechisch-platonischen Freiheit des Geistes. Von ihm stammt der Satz:

"Der Löwe hat nicht Raum in einer Nuss, der unendliche Geist nicht Raum in dem Kerker einer Judenseele."

Auch der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi, der „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn und der Völkerkundler Ernst Moritz Arndt waren bekennende Judenfeinde. Sie begründeten jene Volkstums-Ideen, auf die rassistische Antisemiten später zurückgriffen. Arndt schrieb z.B. im Kontext der Zuwanderung russischer und polnischer Juden nach Westeuropa:

"Die Juden passen nicht in diese Welt und in diese Staaten hinein, und darum will ich nicht, daß sie auf eine ungebührliche Weise in Deutschland vermehrt werden. Ich will es aber auch deswegen nicht, weil sie ein durchaus fremdes Volk sind und weil ich den germanischen Stamm so sehr als möglich von fremdartigen Bestandteilen rein zu erhalten wünsche.

Ein gütiger und gerechter Herrscher fürchtet das Fremde und Entartete, welches durch unaufhörlichen Zufluß und Beimischung die reinen und herrlichen Keime seines edlen Volkes vergiften und verderben kann. Da nun aus allen Gegenden Europas die bedrängten Juden zu dem Mittelpunkt desselben, zu Deutschland, hinströmen und es mit ihrem Schmutz und ihrer Pest zu überschwemmen drohen, da diese verderbliche Überschwemmung vorzüglich von Osten her nämlich aus Polen droht, so ergeht das unwiderrufliche Gesetz, daß unter keinem Vorwande und mit keiner Ausnahme fremde Juden je in Deutschland aufgenommen werden dürfen, und wenn sie beweisen können, daß sie Millionenschätze bringen."
 
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Die Reaktionen im Volk auf bürgerliche Emanzipation und intellektuelle Juden-Aversion ließen nicht lange auf sich warten. Besonders unter manchen Burschenschaften grassierten nationalistische und antijüdische Reflexe. Dies wurde schon 1817 auf dem Wartburgfest sichtbar. Jakob Friedrich Fries, Philosophieprofessor in Jena, hetzte seine Studenten zu einer Bücherverbrennung auf. Dies veranlasste Heinrich Heine 1819 zu der weitsichtigen Vorhersage:

"Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen."

Im selben Jahr im August breitete sich eine Serie von Krawallen von deutschen Großstädten bis Kopenhagen und Amsterdam aus. Politisch und ökonomisch unzufriedene Handwerker, Bauern und Studenten gaben die Schuld an den Problemen der frühkapitalistischen Industrialisierung den Juden. Sie plünderten und zerstörten deren Häuser und Geschäfte, steckten Synagogen in Brand, misshandelten und ermordeten Juden mit dem Kampfruf:

"Nun auf zur Rache! Unser Kampfgeschrei sei Hep, Hep, Hep! Allen Juden Tod und Verderben, ihr müsst fliehen oder sterben!"

„Hep“ war ein alter Kreuzfahrer-Ruf und stand für Hierosolyma est perdita (Latein: „Jerusalem ist verloren“), das auf die Massaker der Kreuzzüge anspielte. In den Flugblättern und Parolen der Krawallanten wurden Juden als „Gottesmörder“ angegriffen. Hier kam die langanhaltende kirchliche Indoktrination zum Vorschein. Die Aufklärung hatte also nur eine schmale Schicht von Gebildeten erreicht, von denen auch nur wenige das Judentum und seine Emanzipation vorbehaltlos akzeptierten. Sie wurden nicht von der Masse der Bevölkerung getragen.

Die Tradition antijüdischer Hetzschriften setzte sich auch im kirchenfernen Bürgertum fort: 1821 veröffentlichte Hartwig von Hundt-Radowsky den Judenspiegel. Darin propagierte er u.a. den Verkauf jüdischer Kinder als Sklaven an die Engländer, um weitere jüdische Nachkommen zu verhindern, und schließlich unverhohlen die Vertilgung und Vertreibung aller Juden. Solche Ziele waren also schon Jahrzehnte im öffentlichen Gespräch, bevor der „Rasse-Begriff“ für das Judentum aufkam.
 
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