Johannes

Gab es eine Johanniter Gemeinde? 12

Literarischer Kontakt im johannitischen Korpus 1


Wie Raimo Hakola (2015: 7-8) feststellt, "bildeten
  • die nebeneinander bestehenden Ähnlichkeiten
  • und subtilen Unterschiede im Stil und in der Theologie
[des] vierten "Evangeliums" und der "johannitischen" Briefe ...
einen entscheidenden Baustein für die Entstehung der Theorie einer spezifischen johanneischen Gruppe oder Schule".

Die subtilen Unterschiede zwischen dem "Evangelium" und den "Briefen" zerstörten die traditionelle Ansicht, dass sie einen gemeinsamen Autor hatten. 7

Die Ähnlichkeiten zwischen denselben Texten wiederum "heben sie von der übrigen überlieferten frühchristlichen Literatur ab", was darauf hindeutet hätten, dass sie aus einer eigenständigen Gemeinschaft mit ausgeprägten Glaubensvorstellungen und Sprachmustern stammen (de Boer 2018: 212 n. 6).

Es gibt jedoch eine andere Möglichkeit, diese Ähnlichkeiten zu erklären.
Man kann sie
  • auf direkten Kontakt
  • und literarische Anleihen zurückführen.

Schriftsteller in unterschiedlichen sozialen und geografischen Kontexten können ähnliche Konvergenzen erzielen,
  • wenn sie mit dem Werk des anderen vertraut sind
  • und dessen Sprache und Ideen in ihren eigenen Text einfließen lassen.

Quelle:
Zeitschrift für das Studium des Neuen Testaments
Hugo Méndez hmendez@email.unc.edu
Band 42, Ausgabe 3
Journal for the Study of the New Testament
 
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Gab es eine Johanniter Gemeinde? 12

Literarischer Kontakt im johannitischen Korpus 2


Die Vorstellung, dass die vier Texte ("Evangelium" nach Johannes und die spätere 3 Briefe des "Johannes") auf diese Weise miteinander verbunden sind, liegt kaum außerhalb des Mainstreams der "johanneischen Wissenschaft".

Im Gegenteil: "Die überwiegende Mehrheit der Gelehrten geht davon aus, dass einer der johanneischen Texte das Modell für die anderen ist" (Parsenios 2014: 13). Aber die Wissenschaftler haben es versäumt, diese Beobachtung mit der Frage nach der Existenz der Gemeinschaft zu verbinden.

Wenn diese Texte Anzeichen eines literarischen Kontakts aufweisen, würden ihre Ähnlichkeiten die Existenz einer johanneischen Gemeinschaft weder erfordern noch beweisen. Gelehrte bestehen nicht darauf, dass das "Evangelium" nach Markus und das "Evangelium" nach Matthäus innerhalb einer einzigen Gemeinschaft geschrieben wurden; literarische Anleihen sind eine ausreichende Erklärung für ihre Überschneidungen.

Quelle:
Zeitschrift für das Studium des Neuen Testaments
Hugo Méndez hmendez@email.unc.edu
Band 42, Ausgabe 3
Journal for the Study of the New Testament
 
Gab es eine Johanniter Gemeinde? 14

Die bei weitem am weitesten verbreitete Ansicht besagt,
  • dass die Episteln das Evangelium voraussetzen
  • und dessen Lehren "in einer neu entstandenen Situation der Spaltung" verdeutlichen (Sproston North 2001: 11).

Viele Gelehrte stellen auch die Autorenschaft dieser Texte in Frage, so dass in einigen Studien jede der drei Episteln als Pseudepigraphon (Unecht) angesehen wird. 3

Mein Argument ist einfach:
Wenn alle vier johanneischen Werke in eine einzige literarische Linie fallen
und wenn falsche Autorenansprüche diese Linie durchdringen,
dann ist es nicht sicher, aus diesen Texten eine johanneische Gemeinschaft zu rekonstruieren.

Die Merkmale der Briefe, die die Existenz einer solchen Gemeinschaft zu "erfordern" scheinen
- ihre Ähnlichkeiten mit dem Evangelium
- und ihre Verweise auf ein Netzwerk von Gemeinden
lassen sich stattdessen durch zwei Mittel des pseudepigraphischen Schreibens erklären:
Nachahmung des Stils und Aufrichtigkeit. 4


Quelle:
Zeitschrift für das Studium des Neuen Testaments
Hugo Méndez hmendez@email.unc.edu
Band 42, Ausgabe 3
Journal for the Study of the New Testament
 
Zuletzt bearbeitet:
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Aber bei der Darstellung von Johannes dem Evangelisten halte ich es für wesentlich:
Judas I., Jakobus Z. und Josef der Nährvater von Jesus waren Brüder und Stiefbrüder.
Johannes gilt als Johannes Z. und wurde somit ergänzend als Sohn oder Enkelsohn von Zebedäus beschrieben.

Ich halte Dir zugute, anadi, als Außenstehender kannst Du das nicht erfassen,
und für Dich aufgeschrieben hat es in der Vergangenheit niemand, ausgenommen hier meine aktuellen Zeilen.

In einer Richtung hast Du recht, die weitere Pflege des Johannesevangeliums wurde in die Hände der Schüler von Johannes (Insel Patmos) gelegt, insbesondere in jene von Timotheus, der ist sicherlich Grieche gewesen und war nach der Lebenszeit der Aposteln die "Nummer Eins" in der christlichen Bewegung.

Timotheus einerseits, und die Bibliothek von Alexandria anderseits, sind für Dich gewiss bekannte Begriffe.
Ähnliche Für und Wider sind Dir bestimmt aus der vedischen Tradition nicht unbekannt ...

Darauf habe ich schon mal geantwortet, siehe bitte
Johannes auf Patmos "mít der Familie vom Nazaräner" #1
 
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