Lieber
@Werdender!
Falls ich Deine Zeilen richtig verstanden haben sollte, scheinst Du der "Wahrsagerei" ja eher kritisch gegenüber zu stehen.
Für was nutzt Du und wie integrierst Du die Tarotkarten denn in Deinem Leben?
Mir persönlich ist der Begriff der "Wahrsagerei" auch ziemlich suspekt. Dafür bin ich ein viel zu verstandesorientierter und bodenständiger Mensch. Außerdem brauche ich beim Kartendeuten eine gewisse Struktur und ein in sich schlüssiges System.
Wie ich gestern schon geschrieben hatte: ich deute hauptsächlich nur die Lenormandkarten und ein wenig die Skatkarten, wobei für mich persönlich das Kartenlegen auch nicht das Geringste mit einem "mystifizierenden Hokuspokus" oder ähnlich negativen Assoziationen zu tun hat, sondern schlicht und ergreifend mit einer das eigene Bewusstsein fördernden Selbstreflexion.
Ich drücke es immer gerne so aus:
Meines Erachtens zapfen wir während unseres Kartenmischens und unserer Konzentration auf unsere Frage quasi unser Unterbewusstsein an, in welchem unsere wirklichen Empfindungen und Gefühle wie in einer Art Archiv gelagert sind. Die ausgelegten Karten sind dann sozusagen das Vehikel, um unsere Empfindungen aus dem tiefen "Gedankenkeller" die Treppe hinauf in unser Bewusstsein zu befördern.
Letzten Endes sind die Karten meines Erachtens "nur" eine Art von Sprache, eben eine aus Bildern bestehende Sprache und nicht eine aus Buchstaben bestehende Sprache. So, wie unsere Sprachwelt aus einzelnen Buchstaben besteht, die wir zu einzelnen Wörtern und dann wieder zu einzelnen Sätzen zusammensetzen, so besteht die Kartenwelt aus einzelnen Symbolen und Bildern, die wir zu einzelnen Kombinationen und dann wieder zu einzelnen Deutungssätzen zusammensetzen.
Kartenlegen ist also für mich das Sichtbarmachen und Aufdecken der tief in unserem Unterbewusstsein angelegten und archivierten Empfindungen mittels einer Bildersprache. Wir holen sozusagen die Wahrheit
über uns
aus uns heraus.
Die Karten halten dabei z. B. uns vor Augen, wo wir in unserem Leben stehen, in welchen Bereichen wir noch etwas aus unserer Vergangenheit zu verarbeiten haben, worauf wir zukünftig stärker unseren Blick richten sollten, was wir besser unterlassen sollten usw. Insofern ist das Kartenlegen meines Erachtens ein nützlicher Ratgeber, der unsere Sinne schärfen und unser Augenmerk lenken kann auf verschiedenste Aspekte, die sonst möglicherweise unserer Aufmerksamkeit entgehen würden.
Dies alles hat deshalb für mich auch nichts mit einer "mystifizierenden Wahrsagerei" zu tun, aber mit den ganz alltäglichen Sorgen und Problemen vieler Menschen, die sehr dankbar sind, wenn man ihnen Zusammenhänge aufzeigt, die sie "vor lauter Bäumen im Wald ihres Lebens" nicht mehr zu sehen imstande sind.
Liebe Grüße
Tugendengel