Irgendwie bin ich aufgeschmissen...

Nuja es war eher als ein spiritueller Hinweis gemeint, weil ich ja weiß, daß KarpoDorje spirituell seinem Namen Ehre macht. Die Frage ist doch: gibt es ein "wahres" Ich?

Der Buddhismus predigt, daß das wahre Ich nicht leidet. Warum? Weil der Buddhismus keine Individuation im westlichen Sinne kennt und gerade die Auflösung dieses Ichs anstrebt, soweit es von alleine entsteht. Es geht um das Bewusstwerden des Ichs mit allen seinen Teilen, z.B. dem Du und dem Selbst. Und auch dem ich, dem Ich und dem ICH. Letztlich tut sich hinter dem Ich eine persönliche Machtfrage auf. Man lehnt Macht hierzulande oft ab, aber sie ist ja etwas Gutes. Wer ohnmächtig ist, der leidet. Und ist aufgeschmissen.

Fakt ist, daß Partnerschaft unsere Hirnstruktur beeinflusst. Wir denken quasi für den Anderen mit, wenn wir ihn lieben, und fühlen "seine" Gefühle - wenngleich wir das natürlich nur mit dem eigenen Fühlapparat tuen können.

Nach einer Trennung fühlt sich dann sowohl unser Gefühl als auch unser Denken hilflos, denn es ist entmachtet: weder das Denken noch das Fühlen findet noch einen Widerhall im geliebten Partner. Das ist auch beim Tod des Partners so. Das reisst eine Lücke, die sich anfühlt wie eine "Ich-Lücke". Man fühlt sich unkomplett.

Es ist also ganz natürlich, daß es eine von der Tiefe der Selbstaufgabe/Liebe in der Partnerschaft und von der Dauer der Partnerschaft abhängige Phase nach der Trennung gibt, in der das Ich sich ohnmächtig fühlt. Was das Ich dann braucht ist eine neue Identifikation mit sich selbst. Dafür kann es a) auf alte Strukturen zurückgreifen, die vor dem Beginn der Partnerschaft lagen, und b) neue Strukturen aufbauen. Beides passiert gleichzeitig, normalerweise, in Abhängigkeit vom Fortschreiten des Trauerns, denke ich. Je mehr man losgelassen hat, umso mehr ist man wieder "ICH". Oder auch "Ich selbst". Und nicht mehr Ich und der Andere.

...oder aber man lässt das Ich und eine Idee von ihm vollkommen los und gibt damit dem eigenen Leid keinen Widerhall mehr. Dennoch wird man diese drei Buchstaben weiterhin gebrauchen zu kommunikativen Zwecken. Denn viele Sätze beginnen so bzw. beinhalten es rein sprachlich. Man kann aber auch auf seine Verwendung verzichten, aber wozu sollte das dienen, nicht wahr.

lg

die Tiefe der Selbstaufgabe ist doch nicht Liebe, Liebe festigt dein Selbst stellt es in eine andere Relation zum Ich, Ich und Selbst sind nur Begriffe, die etwas trennen, das nie getrennt war, Ich bedeutet ja nicht unbedingt unnötige Egoismen mit sich herumschleppen, die kann man allerdings loslassen, dann wird auch der Verlust durch Tod anders erlebt und akzeptiert. Wer sich ohnmächtig fühlt, hatter vorher vielleicht ein falsches Machtbewusstsein. Kommt mir auch manchmal bei Menschen so vor, die unglaublich viel posten, aber ihr Ich verstecken wollen, ist irgendwie seltsam, oder?
Liebe trennt nicht, sondern gleicht an, ich behaupte mal wer liebt, wird jeden Menschen gleichwertig betrachten, zu verstehen versuchen, und allein diese Offenheit ist für sein Gegenüber spürbar. Etwas wirkt, das sehr stark ist, dein Selbst, oder Ich sind bloß der Kanal durch die Liebe fließen kann. Wer Freude und Leid keinen Widerhall gibt, gibt auch der Liebe keinen..
 
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Wozu weiter machen, wenn das "Selbst" nicht existent ist, wenn alles irgenwann endet? Wenn keine Ansprüche mehr vorhanden sind, die sich erfüllen lassen könnten und sowas wie Ehrgeiz nicht ausgebildet ist? Wenn das einzig wichtige immer die "Liebe" war und es nichts mehr zu lieben gibt? Das sind so Gedanken, mit denen ich mich herumstreite. Wenn alles, was in einer sinnlosen Welt jemals Sinn machte, nicht mehr ist und auch nicht mehr sein wird, dann fühle ich mich verloren.
Keine Lust zu kämpfen mehr, bin einfach müde...

:umarmen:

Hört sich an wie ein "Kleiner Tod". Also wie das Ende bestehender Illusionen.

Ich würde es schritthaft betrachten: am Anfang erlernt man, das Gefühl im Anderen zu erkennen. Wer dieses Gefühl uns zeigt, sind die Eltern. Später sucht man dann dieses gezeigte Gefühl in weiteren Personen. Man findet es auch in ihnen, stellt aber dann fest: im Grunde suche ich nur mein anfängliches Gefühl. Im Grunde bin ich also noch immer mit meiner Mutter zusammen, die mir mein Gefühl gab. Und meine Form der Aufmerksamkeit für mich. Dadurch habe ich im Grunde aber den Menschen, den ich liebte, gar nicht wirklich erkannt. Also musste es zur Trennung kommen.

Dann sucht man im nächsten Schritt das Gefühl in sich selbst. Man meint: dieses Gefühl, das ich gerne hätte und von dem ich meine, daß es richtiger sei als mein momentan vorhandenes Gefühl, das muß doch da irgendwo sein. Aber: auch dieses in sich selbst gesuchte Gefühl ist noch immer nur das anfänglich erlebte Gefühl. Das Positive ist, daß man auf diesem Suchweg zum eigenen Gefühl entdeckt, was man wirklich fühlt, was tatsächlich in einem ist. Es ist wohl ein Aspekt des Erwachsenwerdens, die Sucht nach dem anfänglichen Gefühl zu verlieren und sich zufrieden zu geben mit dem, was ist. Dies würde ich einen kleinen Tod nennen.

Im dritten Schritt würde ich etwas Mystisches sehen, etwas, das man nicht ohne Weiteres erklären kann und das man auch nicht vorhersehen konnte. Wenn die alte Sucht nach dem bestimmten Gefühl als Illusion erkannt ist, tut sich ein Loch auf. Das, worauf die Sinne bisher ausgerichtet waren, ist nicht länger das Zentrum des eigenen Seins. Und weil man die Spiegelhaftigkeit der geliebten Phänomene erkannt hat, fällt die Bedeutung und die Bestätigung durch den Gefühlsinhalt weg. Das Selbst hat so keinen Ankerpunkt mehr, wie es ihm bisher zur Verfügung stand. Das ist quasi der Erfolg von Meditation, denn das Ego oder auch das Ich kann sich nicht mehr gewinnbringend identifizieren. Es hat gewissermassen die illusionären Quellen seiner Selbstbestätigung verloren.

Im vierten Schritt kommt daher die Suche nach dem "wahren Selbst" in Betracht. Der Weg zum wahren Selbst, sagt man, geht über den Begriff von Liebe. Was ist Liebe wirklich, wenn es nicht dieses selbstbestätigende Gefühl ist, das man kannte? Wenn es nicht entsteht, weil man erreicht, was man sich mehr oder minder unbewusst vorgenommen hatte, aus der Befriedigung der elterlichen Gefühle heraus? Es geht also darum, diesen Begriff der Liebe in sich erwachsen werden zu lassen. Wieder etwas Mystisches, etwas Unverklärliches, Herzöffnendes. Die Befreiung der Liebe aus dem Energiebereich der unteren Chakren. So wird Liebe etwas Erfüllendes und wird nicht mehr zur Befriedigung benötigt.

Nun, und damit ist im Grunde die Transformation dieses Gefühls, das Du in Dir hast, aber im Moment ablehnst, durchlaufen. Wenn Du durch Deine Verständnisentwicklung während der Meditation im Moment das Gefühl der Ablehnung erlebst und die dazugehörigen Gedanken hast, dann gilt es wohl, die Meditation fortzuführen und ganz einfach zuzuhören, wer Du warst. Ein bisschen Geduld ist gefragt. Eine Gefühlsvertiefung auch. Die Vertiefung der Gefühlsfähigkeit fühlt sich depressiv an, aber im Grunde ist es nur eine Vertiefung, keine Mißstimmung. Oder? Es ist die Rückführung zu Dir selbst, wie Du wirklich bist, ohne den Spiegel eines Gegenübers.

lg
 
die Tiefe der Selbstaufgabe ist doch nicht Liebe, Liebe festigt dein Selbst stellt es in eine andere Relation zum Ich, Ich und Selbst sind nur Begriffe, die etwas trennen, das nie getrennt war, Ich bedeutet ja nicht unbedingt unnötige Egoismen mit sich herumschleppen, die kann man allerdings loslassen, dann wird auch der Verlust durch Tod anders erlebt und akzeptiert. Wer sich ohnmächtig fühlt, hatter vorher vielleicht ein falsches Machtbewusstsein. Kommt mir auch manchmal bei Menschen so vor, die unglaublich viel posten, aber ihr Ich verstecken wollen, ist irgendwie seltsam, oder?
Liebe trennt nicht, sondern gleicht an, ich behaupte mal wer liebt, wird jeden Menschen gleichwertig betrachten, zu verstehen versuchen, und allein diese Offenheit ist für sein Gegenüber spürbar. Etwas wirkt, das sehr stark ist, dein Selbst, oder Ich sind bloß der Kanal durch die Liebe fließen kann. Wer Freude und Leid keinen Widerhall gibt, gibt auch der Liebe keinen..
Hallo Nelly, ich glaube ich habe mit meinem letzten Post an KarpoDorje auch Deinen Beitrag in gewisser Form beantwortet. Man muß differenzieren: es gibt verschiedene Ebenen, in denen Ich, Selbst, Liebe, Freud und Leid stattfinden. Man wird aber dennoch immer diese Begriffe verwenden müssen, um nicht um den heissen Brei herum zu reden.

Liebe Grüsse,
Trixi Maus
 
Das klingt wieder einmal sehr einleuchtend. Ich bedanke mich für deine Sichtweise...
Aber warum wirkt gerade diese Person so faszinierend auf mich, also warum meine ich eine spezielle Bindung dort zu sehen. Es ist so, dass sie wirklich was psychedelisches in mir auslöst, was ich so bisher noch nie kannte. Sogar ein Kinderfoto von ihr, bringt mich zum weinen und ich fühle eine unglaubliche Sympathie für sie. Sehr irrational...
 
Aber warum wirkt gerade diese Person so faszinierend auf mich, also warum meine ich eine spezielle Bindung dort zu sehen. Es ist so, dass sie wirklich was psychedelisches in mir auslöst, was ich so bisher noch nie kannte. Sogar ein Kinderfoto von ihr, bringt mich zum weinen und ich fühle eine unglaubliche Sympathie für sie. Sehr irrational...
Hui, ich hab ja jetzt gerade erst die Geschichte gelesen... Ich sehe da unglaublich viele Parallelen zu Schafhirte. ;)
Ich denke, dass diese Gefühle eher etwas mit dir und deinen Sehnsüchten zu tun haben. Ich glaube nicht, dass es diese "tiefe" Bedeutung hat, wie sie dir vielleicht manchmal in den Sinn kommt.
 
Hui, ich hab ja jetzt gerade erst die Geschichte gelesen... Ich sehe da unglaublich viele Parallelen zu Schafhirte. ;)
Ich denke, dass diese Gefühle eher etwas mit dir und deinen Sehnsüchten zu tun haben. Ich glaube nicht, dass es diese "tiefe" Bedeutung hat, wie sie dir vielleicht manchmal in den Sinn kommt.

Das kann wirklich eine tiefere Bedeutung haben, wenn du schon beinahe überall parallelen zu Schafhirte´s Gschicht entdeckst..

Vielleicht verfolgt dich ja Schafhirte innerlich.. :D
 
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