Und diese Wissenschaftlichkeit fängt schon im ganz kleinen an - wenn man persönlich etwas hinterfragt, beleuchtet man das auf Objektivität, Validität (Gültigkeit), Reliabilität (Wiederholbarkeit) - in seinem eigenen persönlichen kleinen Rahmen ("macht das Sinn?", "bin ich grad vielleicht etwas verblendet?", "wie sehen andere das?", "rede ich mir da grad was ein?", "wie ist meine augenblickliche Situation, dass ich das grad so sehe?" usw.).
Im „eigenen persönlichen kleinen Rahmen“ kann alles irgendwie einen Sinn ergeben, sogar Konstrukte, die sich aus widerlegten oder nicht bewiesenen Behauptungen zusammensetzen.
Wenn jemand der Meinung ist, dass jeder Mensch eine Aura hat, dann wird er die Behauptung, Indigokinder hätten eine indigoblaue Aura, auch glauben. Die Annahme macht aus
seiner Perspektive dann auch Sinn.
Erst wenn jemand bereit ist die einzelnen Behauptungen aus
mehreren Perspektiven (u. a. die wissenschaftliche) zu überprüfen, kann sich eine fundierte und zugleich auch differenzierte Meinung herausbilden.
(Wobei das dann auch kein 100% Garant dafür ist, ob jemand ein abstruses Konstrukt fallen lässt oder weiterhin dran festhält.)
Die Sinnfrage allein führt an dieser Stelle also nicht weiter.
Auch bezogen auf die Frage "wie sehen andere das?", kann man sich ordentlich selbst bescheißen.
Wenn man nur die Inge, den Detlef und die Marie aus dem Indigokindergarten fragt, dann bestätigen die mich eher noch in meiner Meinung, dass es Indigokinder gibt.
Wo beziehe ich meine Informationen her? Wenn ich meine Infos nur aus speziellen Büchern über Indigokinder habe und auch nur Menschen frage, die eh meiner Meinung sind, dann bringt das ganze Unterfangen nichts.
Ich kann mich sogar als „reflektiert“ wahrnehmen, weil ich ja meine Meinung hinterfrage und trozdem danebenliegen.
==> Was ich damit sagen möchte ist, dass die von dir geschilderte Vorgehensweise im „eigenen persönlichen kleinen Rahmen“ nicht wirklich als „Wissenschaftlichkeit im ganz kleinen“ bezeichnet werden kann. Dazu ist diese Vorgehensweise einfach zu fehleranfällig.
Zudem sind die von dir verwendeten Begriffe
Objektivität,
Validität und
Reliabilität klar definierte Fachbegriffe, deren Bedeutung innerhalb eines wissenschaftlichen Ansatzes Sinn machen, aber nicht im „eigenen persönlichen Rahmen“, wie du ihn hier mit deinen „Fragen“ andeutest.
Wenn man sich im „eigenen persönlichen Rahmen“ fragt, ob etwas Sinn mache; ob man evtl. verblendet sei; ob man sich etwas einrede usw., dann hinterfragt man das Ergebnis persönlicher Überlegungen bzw. seine eigene Meinung.
Objektivität,
Validität und
Reliabilität sind aber die drei Hauptgütekriterien für ein diagnostisches Verfahren und mit ganz anderen Fragestellungen verbunden.
Verkürzt ausgedrückt:
→ Diese spezifischen Fachbegriffe beziehen sich ganz konkret auf die Güte einer
Methode (z. B. psychologischer Test), nicht auf die Güte einer persönlichen
Meinung.