-fortsetzung-
Mit diesen Informationen, dass die Eltern nie etwas Böses im Sinn hatten, obwohl sie etwas Gutes im Sinn hätten haben können, sondern das Böse, was geschah, immer nur Ausdruck des jeweiligen Bewusstseinsstandes war, kann man den Eltern von Herzen den aufrichtigsten Dank sagen, dass sie alles das mir geschenkt haben, was sie mir geschenkt haben.
Man kann also diesen Inkarnationsvertrag als beendet begreifen. Er ist in dem Moment beendet, in dem man ihn als beendet begreift. Ich bin nun unabhängig. Ich habe meine Kindheit lang mit an dem Karma meiner 30 Vorfahren getragen. Dafür habe ich diesen Körper und alle die Fürsorge, die mir zuteil wurde, erhalten. Dafür bin ich auch immer dankbar und werde auch immer noch dankbarer, je mehr ich die besonderen Vorzüge dieses meines Weges begreife. Doch jetzt bin ich erwachsen und darf meinen Vorfahren zumuten, ihre eigenen Ungerechtigkeiten nun weiter selber zu tragen, zu ertragen, zu leben und zu erleben.
Es ist der Weg vom "dam" zum "Adam", vom "Blut", vom "Gleichen" zu der freien Wahl, wem ich gleiche. Denn gleiche ich meinen Vorfahren oder werde ich Gott gleichen? Welchen Weg schlage ich ein? Der Weg, den ich einschlage, spiegelt sich in meinem Körper. Der Körper ist quasi die Summe, das Ergebnis meines Weges. Und eben nach dem Ende des Inkarnationsvertrages speziell meines Weges, nicht mehr des Weges der Familie. Das ist diese schwer verständliche Stelle in den Evangelien gewesen, wo Jesus sagt, dass wer nicht seinen Vater und Mutter hasst, nicht sein Jünger sein kann. Es geht gar nicht um ein aktives Hassen im Sinne eines Zerstörenwollens. Hass nicht gegenüber einem Menschen, sondern dem Weg, den dieser Mensch einschlug. Die Sünde hassend, nicht den Sünder. Ich liebe und ehre meine Eltern ohne jede Einschränkung.
Doch ich muss nicht ihrem Weg nachfolgen, dem Weg in Krankheit, Schmerz, Alter und Tod. Ich darf einen neuen Weg gehen, den Weg, den Henoch und Elia vorzeichnen...
Es ist ein Weg in die Ewigkeit, mit vollständiger Transformation des Körpers.
Ich bin also zutiefst dankbar für ALLES, was ich von meinen Vorfahren bekommen habe.
Dank erzeugt eine positive Distanz.
Undank und Verurteilung erzeugt eine negative Bindung.
Ich bin also voller Dank.
Besonders für diesen Körper. Und das sage ich als transsexueller Mensch.
Ja, ich bin dankbar für diesen Körper. Selbst wenn es der falsche war. Aber es ist doch besser einen Körper als gar keinen.
Dieser Körper ist meine Offenbarungsform. Er ist das größte Geschenk.
Für diesen Körper habe ich mich inkarniert. Und egal, ob nun ein männlicher oder weiblicher Körper, er bleibt doch eine Transformationsmatrix, mit der ich hervorragend arbeiten kann.
Ich danke, dass ich sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, gehen, tippen, sprechen, denken, fühlen kann. Wunderbar!!!
Ich bin dankbar, dass mein Körper erwachsen werden durfte und alle nötigen Impulse dazu bekam.
Dankbar für die Ausbildung, für die friedliche Zeit.
Naja, das ist ja noch einfach. Die guten Dinge. Oder waren sie wirklich so gut? Sicher, es ist schön. Und doch - oh wie so trügerisch. Verflucht sind die irdischen fünf Sinne, die einen an diese Matrix ketten. Wie leicht gleitet das Leben dahin, und wie schnell ist "es" vorbei!
Und wie steht es mit den schlechten?
Ich bin dankbar, dass meine Eltern mich so wenig liebten.
Ohne dieses Manko hätte ich mich nicht auf den spirituellen Weg gemacht. Dazu bin ich ehrlich genug, das zu erkennen.
Ich bin dankbar, dass ich diesen falschen Körper bekam.
Denn mit dem richtigen hätte ich mich nur in dieser Welt vergnügt.
Der falsche Körper war es mehr als alles andere, der mich dazu bewog, die ewigen Hütten zu suchen, die ewige Wahrheit, das ewige Leben, die ewigen Wege.
Danke für mein völlig verkorkstes Sexualleben. Auch das bewog mich dazu, die sexuelle Energie nicht in den sinnlichen Freuden zu vergeuden, die Kundalini nicht völlig einschlafen zu lassen, sondern zeitlebens bereits immer etwas wach zu haben, so dass es mir verhältnismäßig leicht fiel, sie wachzuküssen.
Und nachdem sie erwachte, hatte ich tausendfach mehr sexuelle Freuden als Andere.
Danke für den tausendfachen sexuellen Missbrauch, den mein Körper an mir tat. Denn so entwickelte ich das tiefe Mitgefühl und das tiefe Verständnis mit allen anderen, die sexuell und anders missbraucht wurden. Und so heilen meine Patienten, weil ich wie ein Kind ihr Leid fühlen kann, übernehmen kann, und von Erwachsenem zu Erwachsenem mit ihnen sprechen kann und sie können sich frei neu entscheiden. Die leuchtenden Augen zu sehen, das ist ein großes Wunder.
Danke für den psychischen Missbrauch, den meine Eltern an mir taten. Durch sie lernte ich diese Muster zu verstehen und kann nun Patienten wunderbar einfach zeigen, wie sie diese Muster in sich auflösen können.
Danke für das größte Unglück, denn durch seine Überwindung hat es mir das größte Geschenk gemacht.
Danke für jeden Patienten, denn jeder zeigte mir durch sein Leiden einen großen Dämon, den ich evozieren und bannen lernen durfte.
All diese Dinge wuchsen in den letzten Monaten in mir und wurden reif. Es ist so wunderbar.
Noch einmal zurück zu dem Gedanken am Anfang, dem stetigen Wenigerwerden. So ist es, ich werde immer weniger, und es wird immer mehr. Die große Kunst ist die Balance dabei zu halten.
Ja, meine liebe Ulli, ich weiß nicht, ob es diese Geschichte war, die du hören solltest. Du bist mir jedenfalls in den letzten Monaten innerlich sehr nahe gewesen.