Das sehe ich anders. Schamanismus ist eine Art des in-der-Welt-Stehens. Eine Art Bezugs-System. Wenn man alles als beseelt erlebt, steht man anders in der Welt....
Was Schamanen genau machen ist so unterschiedlich, ebenso welche Fähigkeiten sie haben.
Ok ...Bezugssystem ...also , die Rituale sind Zugangsanweisungen den einen oder andren Bezug herzustellen?oder ist es gar nicht möglich aus dem Bezugssystem auszusteigen ?
Ist auch schon angesprochen worden. Ein Weltbild, in dem Sinne tatsächlich ein Bezugssystem. Rituale sehe ich gar nicht so sehr als zentralen Bestandteil schamanischen Arbeitens, insbesondere nicht in dem Sinne, dass dieser oder jene Kelch in genau dieser oder jener Weise anzuheben ist oder diese oder jene Worte in genau dieser Reihenfolge zu sagen sind, und so weiter. Rituale können einen Rahmen bilden für sehr kraftvolle Geschehnisse, aber sie sind nicht Selbstzweck. Wenn ich beispielsweise zur Wintersonnenwende das Licht wieder anzünde und das aus dem Herzen heraus tue, dann macht das etwas mit mir, weil ich es aus dem Herzen heraus tue, nicht weil in der Gebrauchsanweisung für die Wintersonnenwende steht, dass das Licht wieder anzuzünden ist. Wenn manche heilenden Arbeiten einen rituellen oder zeremoniellen Rahmen haben, dann macht schon das etwas mit den Teilnehmern, weil klar ist, dass etwas geschieht, was aus dem Alltag - sogar dem "Alltag" eines schamanischen Wochenendseminars! - herausgehoben ist. Es ginge - und geht - aber auch ohne diesen Rahmen.
Ich beginne zu ahnen ...sie (Schamanen)gehn irgendwie "wie Kinder" an die Welt heran ?
würde ich so nicht sagen. Dafür können einem zu viele heftige Dinge bei dieser Arbeit begegnen, mit denen man adäquat umgehen können muss.
Verstehe , also muss der -schamane sehr intensiv an sich arbeiten.
Im Sinne des "magischen Weltbildes", das im Laufe des Aufwachsens meist verloren geht, gehen Schamanen tatsächlich "wie Kinder" an die Welt heran. Dennoch sind sie in gewisser Weise auch Krieger, und das mit dem heftigen Zeug spielt eine erhebliche Rolle.
Ei Du Liebe, tja, es will ja auch nicht jeder Schamane Leute heilen - wird ja auch jemand gebraucht zum Wettermachen und Jagdbeute finden - und Jagderfolg ist nun wirklich Erfolgszauberei - und hat so gar nichts mit einer Selbstvergottung auf der linken seite oder dem Aufgehen im Göttlichen auf der rechten Seite zu tun.
Wobei, wenn du natürlich halbwegs helle bist und hinschauen willst, dann lernst immer auch was über dich selber.
In der Tat ... (mehr als einem lieb ist, manchmal, und wenn man's beim ersten Mal nicht begreift, dann vielleicht beim zweiten, dritten oder vierten ...)
Nun ja, Jagdzauberei ist hier und heute nicht mehr unbedingt das primäre Tätigkeitsgebiet eines Schamanen. Insofern bezog ich mich in erster Linie aufs "Leute heilen", eben das, worum es hierzulande meistens geht. In dem Rahmen kommt man mit dem "schamanischen Handwerkszeug" schon recht weit, das heißt mit der Absicht und einem mehr oder weniger festgelegten Ablauf (hier: andersweltlichen Handelns). Wirklich interessant wird das Arbeiten aber dann, wenn es darüber hinaus geht, wenn das eigene Ichbewusstsein so weit zurücktritt, dass Platz wird für etwas anderes. Ob das jetzt Selbstvergottung ist oder Aufgehen im Göttlichen, weiß ich nicht. In einer sehr verzweifelten Situation habe ich meinem Lehrer einmal jene Energiestränge beschrieben, die ich angefangen hatte wahrzunehmen und an denen zu "zupfen" ich begonnen hatte im Rahmen des Arbeitens, und zu denen mich offenbar eine sehr tiefe Sehnsucht hintrieb. "Dann bist du bei Gott", meinte er da, "aber wo ist da das Menschsein?"
Danke, beim Ansehen des Videos fällt mir auf , das da sehr viel Symbolik verwendet wird !?
Mir macht das Video auch keinen sonderlich schamanischen Eindruck. Natürlich ist es eine choreographierte _Darstellung_ von irgendetwas und nicht das Irgendetwas selbst, aber was auch immer das Irgendetwas sein mag, es hat nicht viel mit schamanischem Arbeiten zu tun, so wie ich es kennengelernt habe. In einem bestimmten Kontext treten die Arbeitenden des Kreises, dem ich angehöre, schon auch in "Dienstkleidung" und manchmal auch in Bemalung an. Das ist aber in dem Fall gar nicht primär auf die Außenwirkung gerichtete Symbolik (auch, aber nicht primär), sondern hat eher die Folge, dass das eigene Bewusstsein "switcht". Eben das, wofür die allseits bekannten Schamanengewänder, sei es von den sibirischen Fotografien oder aus anderem Kontext, halt da sind.
LG
wolfswald