Hallo freelight,
Das klingt interessant, auch wenn ich es nicht ganz verstehe. Vermutlich betrachte ich *meine* Probleme lieber aus dem unpersönlichen Abstand heraus... Warum sollte ich sie aufschreiben und was meinst Du mit detailgenau?
Liebe fragende Grüße,
Syndra
...ohne praktische Beispiele lässt sich das für mich etwas schwer beschreiben
ich vermute, dass in deinem "unpersönlichen Abstand" drin steckt, dass du bei deinem Nachdenken über dein Problem Erlebnisanteile, Interpretationen und Vermutungen (oder/und dergleichen) gemischt dabei hast.
Ich kann sowas bei mir deutlich leichter und klarer auseinanderdividieren, wenn ich
ein Erlebnis (nicht gleich das ganze Problem!) aufschreibe und z.B. am nächsten Tag noch Mal in Ruhe durchlese und mich von Wort zu Wort, von Formulierung zu Formulierung prüfe: entspricht das wirklich dem reinen Erlebnis oder ist da schon etwas von dem anderen dabei (wenn vielleicht auch nur in Spuren)
Auch alles Psychologisieren hat da nix zu suchen. Das ist heute leider sehr weit verbreitet, wäre aber zu früh sich hineindrängende Interpretation.
Auch das ist ein Grund, warum wir oftmals das Leben nicht 1:1 erleben. Wir haben immer blitzschnell diese oder jene
vorgefertigte Vorstellung parat. Aber das Leben ist niemals ganz genau gleich!!!
Entdecke ich diese Unterschiede in meinem Text, kann ich mich jeweils neu kennen lernen.
Das ist aber eine etwas mühsame und zunächst vielleicht langweilig anmutende Arbeit. Etwa vergleichbar der eines Goldwäschers, der tonennweise Schlamm, Sand und Kies durchsiebt und durchwäscht um zum Schluss etwas Goldstaub zu erhalten.
Wenn einem das aber gelingt, fängt das Eigentliche erst an: Die reinen Phänomene lesen lernen....
Es brächte für mein Gefühl wenig, alles Weitere hier in einem Forumsbeitrag zu erklären (abgesehen davon, dass der Beitrag dann ellenlang würde), allein schon, weil dir die praktischen Erlebnisse fehlen, um die es dabei ginge.
Zudem wären neue Fähigkeiten zu entwickeln (dass deine bisherigen alleine nicht ausreichend geignet sind, zeigt sich ja daran, dass du dich quasi im Kreis drehst).
Fähigkeiten kann man nur durch ausdauernde Übung gewinnen.
Wenn ich ein Geigenspieler wäre und einem, der gerne Geige spielen möchte, nun ganz exakt bis in jede Feinheit hinein erklärte wie das geht und worauf er zu achten hätte, so könnte er doch ohne jahrelange Übung nicht Geige spielen lernen.
Wenn du magst, schreib doch einfach mal ein kleines Erlebnis, das mit einem deiner beiden Probleme zu tun hat in 5 Sätzen auf. Am besten handschriftlich.
Wenn du dann anhand der obigen Tipps erste Erfahrungen gemacht hast, wäre ich dankbar wenn du mir davon berichten würdest. Dann bekäme ich schätzungsweise auch Anhaltspunkte um konkreter werden zu können.
P.S.:
...vielleicht doch noch ein Tipp: wenn du die schriftliche Erlebnisbeschreibung durchgesiebt und neu geschrieben hast, kannst du sie einen Tag später mal in "er"-Form aufschreiben, dann einen Tag später Vergangenheitsform und Gegenwartsform austauschen und an einem weiteren Tag das Ganze in die Zukunftsform bringen (letztere fühlt sich zunächst sehr fremd an). Es ist ganz gut zwischen jedem neuen Text ein zwei Nächte vergehen zu lassen.
Viel Freude und keinen unnötigen inneren Stress dabei!
