"Holcaust verjährt nie"

Ich kenne meine Mutter schon seit meiner Geburt, sehe sie auch täglich, hätte also sicher schon "an anderer Stelle" etwas Persönliches zu ihr gesagt, aber stell Dir vor: Wenn sie mich mit etwas Persönlichem anspricht, habe ich auch jetzt noch das Bedürfnis, ihr passend persönlich zu antworten, damit sie weiß, wie sehr ich sie schätze in ihrem ganzen Wesen und Sein. Und genau so mache ich es mit jedem anderen, der etwas Persönliches von sich erzählt, das immer wieder neu auch bei denselben Themen. In der Psychologie wird das "erlebte Rede" genannt. Wenn Du darauf nicht eingehst, distanzierst Du Dich durch Rationalisierung, das ist eine Abwehrreaktion. In anderen Worten: Du gehst auf die erlebte Rede nicht ein und wehrst es mit Deiner rationalen, verallgemeinernden Sprechweise ab, damit Du keine Gefühle zu dem von Shimon Gesagten zulassen musst. Dein Kopf gibt antwortet, obwohl Shimon Dein Herz angesprochen hat in seinem gefühlvollen Eingangsposting. Was fühlst Du, wenn Du Shimons Bericht über seine ermordete Familie liest?

Für mich ist hier nicht eindeutig, ob das hier ein derart persönlicher Thread sein soll (so wie du es hier auffasst). Und de facto wurde es dann ja auch ein Diskussionsthread.

Was das Empfinden betrifft musste ich auch schon bei der einen oder anderen Doku zu diesem Thema weinen, oder bei "Schindlers Liste" (Film), aber prinzipiell sind emotionalisierte Diskussionen normal zum scheitern verurteilt.

Und das ist nun zwar total OT, aber da du darauf ja echt aus zu sein scheinst... Ich habe zur Zeit wenig Sinn für zu viele Emotionen. Das wird alles schnell zu negativ, was aber nichts mit dem Thema zu tun hat. Will nur sagen, dass ich mich gerade lieber auf meinen Verstand verlasse.
 
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Das wird alles schnell zu negativ

Was erwartest Du denn, wenn Shimon davon erzählt, wie seine Familie in Auschwitz ermordet wurde? Und Du sagst dazu: "Das wird mir alles zu negativ!" - Entschuldige, aber ja, es ist negativ, sogar sehr negativ, wenn jemand ermordet wird.

Warum schreibst Du dann ausgerechnet in diesem doch sehr persönlich gehaltenen Thread von Shimon? Er hat doch noch viele andere Threads zum gleichen Thema eröffnet, wo er nicht so persönlich von seinen ermordeten Angehörigen spricht. Dort wäre die Diskussion sicher passender. Und nur weil es sich durch die anderen zu einer solchen Diskussion entwickelt hat, heißt das nicht, dass es richtig ist, vor allem weil Shimon immer wieder deutlich dagegensprach und sich nicht wirklich gesehen fühlt.

Weil es nicht "zu negativ" werden darf, muss also alles schöngeredet, relativiert, differenziert und abstrahiert werden, damit es ja nicht wehtut und womöglich Einfühlsamkeit entsteht für Shimon, auch in dem Bewusstsein, dann für all die vielen ermordeten Juden und ihre Familien etwas empathisch zu fühlen, es nicht aushalten zu können. Das ist verständlich, aber ich finde doch, dass es in einem Gespräch (auch im Forum) möglich sein sollte, ein bisschen mehr Mitgefühl für das Gegenüber zu entwickeln und ihm zumindest zu verstehen zu geben, dass es einen innerlich bewegt und erreicht, auch wenn man sich überfordert fühlt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was erwartest Du denn, wenn Shimon davon erzählt, wie seine Familie in Auschwitz ermordet wurde? Und Du sagst dazu: "Das wird mir alles zu negativ!" - Entschuldige, aber ja, es ist negativ, sogar sehr negativ, wenn jemand ermordet wird.

Warum schreibst Du dann ausgerechnet in diesem doch sehr persönlich gehaltenen Thread von Shimon? Er hat doch noch viele andere Threads zum gleichen Thema eröffnet, wo er nicht so persönlich von seinen ermordeten Angehörigen spricht. Dort wäre die Diskussion sicher passender. Und nur weil es sich durch die anderen zu einer solchen Diskussion entwickelt hat, heißt das nicht, dass es richtig ist, vor allem weil Shimon immer wieder deutlich dagegensprach und sich nicht wirklich gesehen fühlt.

Weil es nicht "zu negativ" werden darf, muss also alles schöngeredet, relativiert, differenziert und abstrahiert werden, damit es ja nicht wehtut und womöglich Einfühlsamkeit entsteht für Shimon, auch in dem Bewusstsein, dann für all die vielen ermordeten Juden und ihre Familien etwas empathisch zu fühlen, es nicht aushalten zu können. Das ist verständlich, aber ich finde doch, dass es in einem Gespräch (auch im Forum) möglich sein sollte, ein bisschen mehr Mitgefühl für das Gegenüber zu entwickeln und ihm zumindest zu verstehen geben, dass es einen innerlich bewegt und erreicht, auch wenn man sich überfordert fühlt.

Ich habe schlicht gemeint, dass mir rationale Diskussionen zur Zeit mehr liegen, als emotionale Gespräche (unabhängig vom Thema), und dass ich nicht sehe, dass dieser Thread sowas ausschließen sollte.
 
Ich werfe hier mal ein, dass ein Thread, der unter Allgemein -> Gesellschaft und Politik angesiedelt ist, was zumindest bei mir die Vermutung nahelegt, es soll sich um einen Diskussionsthread handeln. Da gehe ich normalerweise auch nicht emotionsgeladen an die Sache ran. Was möglicherweise auch zur Eskalation beigetragen haben mag.
 
Ich werde dir da nicht wiedersprechen, sehe es ja auch so. Kann es sein, dass wir uns nur unglücklich auf dem falschen Fuß erwischt haben?


vielleicht eine notwendigdige klarstellung: einige mitglieder meiner grossen familier, wurden in auschwitz ermordet. auch wenn es nicht der fall wäre - ich fühle mich als überlebender der shoah berechtigt zu sagen: "holocaust verjährt nie!"

Ich trete hier auf, weil ich es dumm, antisemitisch und unmöglich finde, dass in jeder erdenkliche disskussion über die shoah immer wieder relativiert wird, und manche zeitgenossen mit dem argument hausieren: andere haben auch gelitten. (Darüber weiss ich auch genug, schliosslich habe ich auch Stalnismus in Ungern als Kind un Jugendlicher elbet!)

Hier geht es um die Shoah und um nichts anderes. Ich wage auch zu behaupten, dass die Shoah mit nichts in der Geschichte der Menscheit vergleichbar ist an Grausamkeit. Ich meine da nicht nur Auschwitz, ich meine auch, wie sehr die Deutschen (grossteil der Deutschen) bereitwillig daran Teilgenommen und/oder mitgemacht haben. Viele haben davon profitiert.
Nebenher weiss ich auch, das süberall in den "bestzeten Gebieten" die Bevölkerung mitgemacht hat. Also nicht nur Deutsche waren daran beteiligt. Ausgedacht und organisiert haben es Deusche. Trottzdem, ich meine, relativieren geht nicht wieso wunderst du dich, wenn ich dann "Hörner kriege"???


Shimon
 
Ich schließe aber aus, dass es mit den Menschen in Deutschland wiederholbar wäre, die heute leben.
Da bist Du optimistischer als ich es aktuell bin. Ich denke nur daran, wie leicht sich Deutsche mit Pegida und Anti-Pegida gegeneinander aufhetzen lassen.
Es gibt auch noch Ausländerfeindlichkeit in unseren Breitengraden und mangelhaftes Differenzierungsvermögen habe ich in den letzten Wochen schon einiges im Internet gelesen.

Damals im "3. Reich" waren auch nicht alle Deutsche Nazis, die die Juden vernichten wollten - und so sehe ich heute ebenfalls ein Potential, was nicht unbedingt lebensfreundlich eingestellt ist.

Geschichte geschieht immer, auch jetzt. Und deswegen sollten wir auch jetzt wachsam sein - und nicht denken, dass uns "so etwas" nie wieder passieren kann.
 
ich fühle mich als überlebender der shoah berechtigt zu sagen: "holocaust verjährt nie!"

Shimon, darf ich Dich fragen, wie Du das damals überlebt hast (nur wenn es nicht zu indiskret ist)? Mit Jahrgang 1938 (wenn ich Deinen Nick richtig interpretiere) warst Du damals 7-jährig bei der Befreiung. Das muss sehr traumatisch für Dich gewesen sein als Kind. Meine kleine Nichte ist auch gerade sieben. Sie ist gerade bei mir. Hattest Du da jemanden, der Dich beschützen konnte?
 
Da bist Du optimistischer als ich es aktuell bin. Ich denke nur daran, wie leicht sich Deutsche mit Pegida und Anti-Pegida gegeneinander aufhetzen lassen.
Es gibt auch noch Ausländerfeindlichkeit in unseren Breitengraden und mangelhaftes Differenzierungsvermögen habe ich in den letzten Wochen schon einiges im Internet gelesen.

Damals im "3. Reich" waren auch nicht alle Deutsche Nazis, die die Juden vernichten wollten - und so sehe ich heute ebenfalls ein Potential, was nicht unbedingt lebensfreundlich eingestellt ist.

Geschichte geschieht immer, auch jetzt. Und deswegen sollten wir auch jetzt wachsam sein - und nicht denken, dass uns "so etwas" nie wieder passieren kann.

Sorry, aber es gab damals nirgendwo Juden, die sich in die Luft sprengten, Schulen angreifen, mit Anschlägen in Deutschland drohten und religiöse Minderheiten ermordeten und versklavten. Juden haben noch nicht einmal versucht die Menschen hier zu bekehren.

Die Leute haben einen Grund zu demonstrieren, und oben beschriebene Ereignisse führen eben auch zu Gegenradikalisierung. Sicher wird nicht immer differenziert, aber auch andere Muslime wäre mehr aufgefordert gegen den IS usw. zu demonstrieren, welche ihren Glauben in den Dreck ziehen.

Insgesamt, klar, man darf den Rechtsradikalen da nicht zu viel Raum lassen, aber es war wirklich mal angebracht, dass man hier mal auf die Straße geht. In Frankreich sind die Juden tatsächlich auf der Flucht, jedoch vor Islamisten.
 
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Sorry, aber es gab damals nirgendwo Juden, die sich in die Luft sprengten, Schulen angreifen, mit Anschlägen in Deutschland drohten und religiöse Minderheiten ermordeten und versklavten. Juden haben noch nicht einmal versucht die Leute hier zu bekehren.
Dafür wurde den Juden anderes nachgesagt als heute den Muslimen.
Mich hat noch nie ein Muslim versucht zu bekehren - im Gegensatz zu diversen Christen, die davon überzeugt sind, den "einzig wahren Glauben" zu haben. Die Muslime hier nebenan sprengen auch niemanden in die Luft, greifen keine Schulen an, bedrohen Deutschland nicht (warum sollten sie auch, sie leben doch hier) und ermorden auch keine religiösen Minderheiten. Im Gegenteil, wenn man ich ihnen freundlich begegne, kommt Freundlichkeit zurück - im Gegensatz zu manchen Muffeldeutschen, die es nicht schaffen, leicht die Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben zu verbiegen.
 
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