"Holcaust verjährt nie"

@PsiSnake Schön und gut, es ist aber ein Argument, dass alles schlägt:
Dies ist der Thread von Shimon, und darin gehts um den Holocaust.
Ein eigener Thread zu dem Thema wär angesagt und auf jeden Fall besser für einige Beteiligte hier.

Ich rede auch über den Holocaust, und ich bin nun mal der Meinung, dass man es nicht als Singularität betrachten sollte, da dadurch fast mystische Konnotationen entstehen, die in Wirklichkeit eine angenehme Distanz schaffen für jeden einzelnen (in Deutschland oder anderswo). Hitler wird dadurch schon zu einer Art unmenschlichem (im doppelten Sinne) Dämon, was zwar metaphorisch zutrifft, aber de facto war er auch nur ein geisteskranker Homo sapiens.

In Wirklichkeit ist das alles für mich ein leider mögliches Verhalten von Menschen, dass sich bisher schon oft genug wiederholt hat. Nur in der Quantität ist es das bisher größte Verbrechen dieser Art, begründet durch den technischen Fortschritt und die Machtfülle der Nazis.
 
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Arno Gruen ist super und ich stimme auch Dir in manchem zu, auch beim Milgram-Experiment, aber darum geht es grad nicht. Es geht nicht um Prävention und warum und wieso, sondern um die Trauer über das, was passiert ist.

Das ist das gleiche, wie wenn man in einem Thread über Gewalt wieder ewig nur über die Täter redet und woher das kommt und wie man es verhindern kann. Das ist unsensibel den Opfern gegenüber, zu denen viel zu wenig hingeschaut wird.

Hier kann man nichts mehr verhindern, die Shoa ist passiert. Hier geht es um die Opfer und ihr Leid. Es gab jahrzehntelang keine Hilfe, die Menschen haben es mit sich alleine ausmachen müssen. Entschädigungszahlungen erst nach über 20 Jahren und teilweise noch später. Therapien gar keine. Tabuisierung in der Gesellschaft jahrzehntelang und jetzt wieder wegschieben, weil "es ja schon so lange her ist".
Und auch in den betroffenen Familien, bzw dem, was davon übrig geblieben ist, war es schwer, darüber zu reden.

In meiner Familie hat sich auch keiner getraut, darüber zu reden, um keine Wunden aufzureissen, meine Oma hat es weggeschoben, aber selbst, wenn sie gelacht hat, war immer ein trauriger Ausdruck in ihren Augen. Sie hat das ganze Kapitel jüdisch sein weggeschoben, nur mit weit über 80 hab ich einmal erlebt, wie sie im Pensionistenheim eine Reportage über Israel gesehen hat und ganz sehnsüchtig gesagt hat, daß sie dort so gerne mal hingefahren wäre. Sie hat nie was gesagt, mein Opa wäre sofort mit ihr dort hin, aber sie hat es versteckt, alles versteckt.

Und so ist es vielen gegangen und die Kindern sind damit aufgewachsen, mit Schweigen und Leid und Trauer und leeren Flecken im Familienalbum.

Darum geht es.

Ja, diese traurigen Augen einer Überlebenden kann ich auch nicht vergessen. Sie war zwar nicht meine Oma. Aber wir begegneten uns, als sie in der Schweiz war. Ich war damals noch sehr jung, als sie mir von ihrem Schicksal im KZ und ihrer ermordeten Familie erzählte, ich konnte diese Begegnung nie vergessen. Es traf mich mitten ins Herz und ich wusste einfach, dass es dafür keine Worte gab als nur das Zuhören und Verstehen im Herzen.
 
Ich rede auch über den Holocaust,

aber nicht im gleichen Kontext, in den Shimon den Holocaust gesetzt hat. Es gibt mehrere Holocaust-Threads hier im Forum, z. B. auch kürzlich denjenigen von Walter, wo Walter sich solche Diskussionen gleich von vornherein verbat, weil es nicht zum Kontext passt. Das ist hier auch so!
 
aber nicht im gleichen Kontext, in den Shimon den Holocaust gesetzt hat. Es gibt mehrere Holocaust-Threads hier im Forum, z. B. auch kürzlich denjenigen von Walter, wo Walter sich solche Diskussionen gleich von vornherein verbat, weil es nicht zum Kontext passt. Das ist hier auch so!

Diese Diskussion habe ich nicht begonnen, sie war aber von Anfang an hier gegeben.

Der schlimmste Völkermord geschah durch die Nazis, weil sie es wollten und eben auch weil sie es konnten.
Aber es ist die Spitze des Eisbergs und kein singuläres Ereignis in der Geschichte.

Ich finde eben auch, dass diese Singularitätsdeutung auch nichts positives bringt, da man sich so viel leichter davon distanzieren kann. Dadurch wird das ganze praktisch ritualisiert und der Realität entzogen.
 
Nur in der Quantität ist es das bisher größte Verbrechen dieser Art, begründet durch den technischen Fortschritt und die Machtfülle der Nazis.

... und dadurch eben doch eine Singularität. Willst Du jetzt allen Ernstes darüber hier streiten, wo doch Shimon hier im Thread seiner in Auschwitz ermordeten Angehörigen gedenkt und es darum geht? Es geht doch hier nicht um Statistiken! Und nur weil andere das vor Dir meinten, musst Du das doch nicht fortsetzen. :dontknow:
 
... und dadurch eben doch eine Singularität. Willst Du jetzt allen Ernstes darüber hier streiten, wo doch Shimon hier im Thread seiner in Auschwitz ermordeten Angehörigen gedenkt und es darum geht? Es geht doch hier nicht um Statistiken! Und nur weil andere das vor Dir meinten, musst Du das doch nicht fortsetzen. :dontknow:

Es war der schlimmste Genozid in der Geschichte. Wenn man das mit Singularität meint, dann kann man es so sehen. Aber die Motivation und die damit verbundene Handlungsweise Bevölkerungsgruppen geplant zu vernichten gab es wiederholt in allen Teilen der Welt. Daran waren zum Teil leider auch wieder Deutsche beteiligt, z.B: http://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama
 
Es war der schlimmste Genozid in der Geschichte. Wenn man das mit Singularität meint, dann kann man es so sehen. Aber die Motivation und die damit verbundene Handlungsweise Bevölkerungsgruppen zu vernichten gab es wiederholt in allen Teilen der Welt. Daran waren zum Teil leider auch wieder Deutsche beteiligt, z.B: http://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama

Klar geht es nicht um einen mythischen Hitler. Was an Hitler mythisch sein soll, ist mir absolut unverständlich. Er war ein hässlicher, krächzender Geisteskranker mit Größen- und Vernichtungsphantasien, denen niemand Einhalt gebot im massenpsychotischen Deutschland/Europa. Auch das Morden an sich ist nicht singulär, sondern einfach nur primitivste Barbarei. Aber darum geht es hier eben nicht, sondern um die Opfer, was sie fühlten, wie ihre Angehörigen um sie trauern. Jeder von ihnen war, ist und bleibt einzigartig und unvergessen, denn sie wurden geliebt und werden von ihren Angehörigen vermisst.
 
Es war der schlimmste Genozid in der Geschichte. Wenn man das mit Singularität meint, dann kann man es so sehen. Aber die Motivation und die damit verbundene Handlungsweise Bevölkerungsgruppen geplant zu vernichten gab es wiederholt in allen Teilen der Welt. Daran waren zum Teil leider auch wieder Deutsche beteiligt, z.B: http://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama

Darum geht es nicht, sondern um die Shoa.


Wie man sieht, ist es selbst heute noch schwer, einfach nur darüber reden zu können, ständig wird auf irgendwelche andere Dinge verwiesen und abgelenkt und damit den Überlebenden der Platz weggenommen für ihr Leid und ihre Trauer und ihre Erinnerungen.

Das finde ich total mies. (n)
 
Klar geht es nicht um einen mythischen Hitler. Was an Hitler mythisch sein soll, ist mir absolut unverständlich. Er war ein hässlicher, krächzender Geisteskranker mit Größen- und Vernichtungsphantasien, denen niemand Einhalt gebot im massenpsychotischen Deutschland/Europa. Auch das Morden an sich ist nicht singulär, sondern einfach nur primitivste Barbarei. Aber darum geht es hier eben nicht, sondern um die Opfer, was sie fühlten, wie ihre Angehörigen um sie trauern. Jeder von ihnen war, ist und bleibt einzigartig und unvergessen, denn sie wurden geliebt und werden von ihren Angehörigen vermisst.

Nun ja, und genau die Gefahr sehe ich da eben auch. Man gibt den Verbrechern zu viel Macht, wenn man ihre Verbrechen als prinzipiell einzigartig darstellt. Sie hatten halt ein starkes Militär und industrielle Strukturen und deshalb konnten sie ihre Verbrechen besser durchführen als andere vor ihnen. Das ist alles. Vielleicht sehen andere kein Problem dabei, ich aber schon...
 
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Nun ja, und genau die Gefahr sehe ich da eben auch. Man gibt den Verbrechern zu viel macht ihre Verbrechen als prinzipiell einzigartig darzustellen.

Du verrennst Dich da total, PsiSnake. Lies doch mal psychologische Fachliteratur dazu, dann wirst Du sehen, was Shimon meinte mit der "minutiösen Gründlichkeit" der Deutschen. Das hat mit der Zwanghaftigkeit der preußischen Erziehung zu tun. Auch das ist einfach nur krank und keineswegs mythisch. Shimon hat das auch nicht so geschrieben, als wäre es ein Kompliment. Wenn Du das noch näher unter die Lupe nehmen willst, dann eröffne doch einen eigenen Thread dafür, dann können wir darüber schreiben. Aber hier geht es um die Opfer und ihr Leid und nicht die Täter und deren kranke Psyche!
 
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