Hallo Tucholsky,
ich hab einiges über die sogenannte "Industal-Kultur" gelesen. Sie weist auf eine starke Verehrung von Göttinnen hin, was wiederum die Forscher eine matriarchale Gesellschaftsstruktur annehmen ließ.
Hallo Mahabharata,
wenn 'Forscher' etwas annehmen, hat das keine Bedeutung; eine Bedeutung kann das haben, das man begründen kann mit starken Argumenten.
Wenn man sich die alten Mythen anschaut, aber auch die bildlichen Darstellungen aus der Vedischen Religion mit den bekannten Paaren wie Shiva und Sarasvati
oder die tantrische Vereinigung,
dann ist die Frage, welches Geschlecht eine Gesellschaftstruktur, wann hatte, sinnlos, denn sie vermeidet die Menschen, welche ihrer eigenen Natur nachgingen in der es sicher zu einer respektvollen Vereingung von Liebenden gekommen ist, wie die Bilder erkennen lassen. Die Menschen aber sind es, deren Darstellungen eine Bedeutung haben und nicht das, was Sozialforscher annehmen.
Es wurde eine ethnische Verwandtschaft zu den Sumerern vermutet, konnte jedoch nie explizit bewiesen werden. Erst die nachfolgenden Arya (Arier) sollen die Frauen auf religiöser Ebene diskriminiert haben.
Ich habe einmal in einem religionswissenschaftlichen Buch gelesen, dass der Ursprung der Herabwürdigung der Frauen in der männlichen Urangst vor einer freien weiblichen Sexualität sein soll.
Aber zurück zur Industalkultur: Das Kamasutra, das lt. indischer Mythologie dem Gott Shiva zugeschrieben wird, somit also vorarischen Ursprungs ist, räumt der Frau eine in jeder Hinsicht gleichberechtigte Stellung ein. Somit ist der Ursprung der Frauenskepsis m. E. zumindest nicht der indischen "Urkultur" zuzuschreiben.
Wie siehst du das?
Ja, richtig. Dazu habe ich auch schon im obigen Beitrag #92
#92 Ich denke, das kann man nicht ausschließen, aber ich denke auch, dass das nicht wichtig ist, denn die Frage nach einem Ursprung ist m.E. hier nur insofern von Interesse, wie man zeigen kann, dass z.B. die Tugend des Haltens der Frau in Unfreiheit, wie es im Manusmriti des Manu als Gebot gefordert wird und von ~2200 B.C.E an auch im Norden von Mesopotamien tradiert wurde und es in der Torah und später im Koran als Gesetze geschrieben wurden. Dies alles sind äußere Traditionen.
und im Beitrag #102
#102 Es bildete sich aber die semitische Sprachkultur von Norden her aus mit den Attributen dessen, das im (indischen) => Manusmriti als Gesetz geschrieben stand, und das eine Verdrehung der Heiligkeit der Frau als das Schützenswerte festschrieb, in dem sie von den/allen Männern der Familie verunfreit wurde, in ihrem Haus geschützt. Aber wie man Terrorismus nicht mit Krieg auflösen kann, kann man auch nicht das freie Leben schützen, indem man es einsperrt. Das Heilige kann nicht geschützt werden, es kann nur geachtet werden.
etwas geschrieben.
Natürlich ist immer (!) das eigene 'Rückgrat', das man zeigt - oder nicht zeigt -, gegenüber den Anforderungen der Moral einer Gesellschaft (oder der Moral einer religiösen Gemeinde) ein Element, das das Ende einer Moral oder das Erhalten einer Moral mitbestimmt, egal in welchem Land oder in welcher Religion das Rückgrat in einem lebendigen menschlichen Bewusstsein sich offenbart.
Niemand muss sich einer Moral beugen, wenn er nicht will. Und wenn sich jemand (einer Moral) beugt ist es sein Wille. In jedem Jetzt kann jeder seine Ergebenheit für das Heilige zeigen, und es achten. Aber dazu muss er unterscheiden (lernen) zwischen einer Moral, die ein Phantom, Maja, ist, und dem, was in ihm, in seinem Inneren vorhanden ist, und das hinter dem sozial konditionierten Ego verborgen ist. Leider werden aber in vielen Kulturen bereits die Kinder schon sehr früh moralisch im Ego konditioniert, wenn ihre Seele das noch gar nicht versteht.
Khalil Gibran sagt: "Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und wenngleich sie bei euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen. Ihr dürft Ihrem Körper eine Wohnstatt geben, doch nicht ihren Seelen, denn diese wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht aufsuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr könnt euch bemühen, wie sie zu sein, aber trachtet nicht danach, sie euch gleich zu machen. Denn das Leben geht weder zurück, noch verharrt es im Gestern.
(Khalil Gibran: "Der Prophet").
Ich denke, die Anziehung, die jeder Mann und jede Frau spüren kann, die sie hinzieht zu etwas, das dem Eigenen mangelt oder fehlt, ist eine Herausforderung und es ist wohl die größte Herausforderung, die uns begegnet. Wir wissen Bescheid über das Prozedere bei den Tieren und können es wieder erkennen in den Kulturen der Menschen, wo Päpste oder Herrscher oder potente starke Machos angehimmelt werden oder wo sich Frauen einfach dem Manne ergeben, weil er stark ist.
Aber darüber hinaus gibt es die seelische Beziehung, welche zum Einen das andere Unbekannte wissen will und damit eins sein will, und zum anderen aber das eigene Bewusstsein sein will, unverletzt, unversklavt, frei und ungebunden.
Und offensichtlich kollidiert hier oft ein Bewusstsein mit dem anderen Bewusstsein, weil der Konflikt aus der Anziehung zum Anderen (die auch mit einer exklusiven Besitzvorstellung verbunden ist, -> Eifersucht) und des Bewusstseins, das frei sein will, unvereinbar erscheint. Aber wie man in jeder Kultur sehen kann, und auch heute, realisieren immer einige Frauen ihre Freiheit und werden sowohl dafür geachtet, aber auch moralisiert. Klar dass kein Papi, dem Mutti die Arbeitsstullen schmiert, damit er sie in der Pförtnerloge vom Diakonischen Hilfswerk knisternd auspackt, ohne Groll der Mutti eine Professur an einer Schule für Tantra zugesteht.
love
T.