Ich dachte immer, Nachrichten hätten die Aufgabe, das was im Land vor sich geht und Aufsehen erregt, zu zeigen. Wenn eine Kampagne geführt wird, wie bei Christian Wulff sind ja auch alle dabei!
Bestätigt meine These und zeigt wie die Medien ticken.
Die Medien werden aber dennoch nicht zentral gesteuert. Was man, immer wenn sie ihren Job nicht machen, erkennen kann ist: Sie sind Interessengesteuert. Gleichzeitig nicht von einer Instanz, nicht zentral wie in einer Diktatur. Es ist weit komplexer und oft einfach Dynamik und nicht Agenda.
Ein Beispiel: Ich handle mit Cryptowährungen. Das ist im Grunde eine Nische aber auch ein sehr freier Markt, ein unheimlich schneller Markt, mit allen positiven aber auch Schattenseiten. Die Kurse sind hochgradig psychologisch und Informationen, egal ob wahr oder falsch oder manipulativ, rasen nur so durch die verschiedenen Kanäle.
Was ich an mir selbst bemerkt habe ist: Wenn ich investiert bin und eine Info bekomme, die ich als negativ ansehe, von der ich erwarte das sie den Kurs drücken könnte wenn zu viele davon erfahren oder die falschen, dann gebe ich die nicht weiter. Positive Infos gebe ich natürlich weiter, in der Hoffnung das mehr einsteigen. Oder man versucht negative Infos durch Posts (z.B. in Foren) zu relativieren usw. Kurz: Man handelt aus Eigeninteresse.
Dann gibt es natürlich noch viel krassere Fälle von echter Manipulation und die Grenzen sind fließend. Und immer geht es nur um Profit oder um das Vermeiden von Verlusten.
Und diese Dynamik sind in diesem sehr kleinen aber hochvernetzten und sehr freien Markt wirklich offensichtlich. Aber die großen Themen funktionieren ebenfalls alle so, denn es geht immer und fast ausschließlich um Profit. Medienhäuser betrifft das ebenfalls, denn das sind oft Verbünde und abhängig von Werbung die wiederum von Konzernen kommt usw.
Aber... Und darauf will ich eigentlich hinaus: Diese Dynamiken, die teilweise erscheinen können als seien sie zentral gesteuert, sind meistens das Resultat viel subtilerer Hintergründe. Sehr oft so etwas wie vorauseilender Gehorsam... ein Journalist kennt die "Richtung" der Zeitung, kennt in etwa die Ansichten der Chefs, und er wird nicht dagegen anschreiben.
Und viel ist übrigens reine "Rechthaberei". Damit meine ich: Wenn mal etwas postuliert wurde, Stellung bezogen wurde, wird danach kaum noch davon abgewichen und gegenteilige Infos werden dann unterdrückt. Das ist aber ein psychologischer Vorgang für den fast alle extrem empfänglich sind. Ich habe das x-mal beobachtet und das war nicht zentral gesteuert, denn einige wenige haben doch berichtet.
Da vermischen sich eine Vielzahl von Aspekten. Aber Geld... ist immer der Hauptaspekt. Der kleine Journalist will bzw. weiter Aufträge bekommen. Die Chefs haben die Märkte vor Augen.. ihr eigenes Geld, die Einnahmen durch Werbung, die politische Richtung die ihnen entweder passt oder nicht (finanziell). Sie haben auch im Auge ob sie sich politisch unbeliebt machen... Große Talkshows hätten sofort Probleme wenn sie einzelne Politiker mal richtig in die Mangel nehmen würden, weil die einfach nicht mehr kommen würden (vor etwa 15 Jahren hatte Friedmann das Problem, denn der war damals erstens noch gut und zweitens ließ er Politiker nicht aus der Ecke... die Großen erschienen deshalb gar nicht erst).
Und wenn man es sich konkret anschaut... kann man das durchaus erkennen. Bei 9/11 etwa wurde sich extrem festgelegt. Jede Info die dem widerspricht wird seitdem unterdrückt. Aber die Medienhäuser zensieren sich da selbst. Gleichzeitig gibt es durchaus einige Ausreißer, v.a. in den USA. Dann gibt es aber auch Themen wie etwa Snowden und da haben die Medien einen guten Job gemacht. Es ist die Bevölkerung die nicht mitzieht und wie Schlafschafe nix sehen und hören will. Es gibt Themen wie Wulff... und da gabs sicher keine Agenda, sondern eher eine Mischung aus gutem Journalismus am Anfang und hinterher eher schon eine Jagd... aber das war Eigendynamik, Klickzahlen und Einschaltquoten, weil das Thema glänzend ankam.
Sehr wichtig ist übrigens auch: Alles geht viel zu schnell und daher kratzt Journalismus mittlerweile nur noch an der Oberfläche. Würde man einzelne Gebiete wirklich tiefer recherchieren, wäre sehr vieles extrem bedeutend und die Scheiße würde uns nur so um die Ohren fliegen. Das wird aber kaum noch gemacht und wenn doch, dann wird guter Journalismus kaum belohnt. Denn die Masse interessiert sich eben oft mehr für die Maut als für die Rechtsbrüche der EZB und mehr für Wulff, als für die Hintergründe der NSU-Morde, mehr für irgendwelche kleinen Salafisten in Deutschland als für die Hintergründe im nahen Osten usw.
Unterm Strich sehe ich keine zentrale Instanz die alles im Griff hätte. Einzelne Themen sind extrem gesteuert, aber auch da wechseln sich die Hintergrundakteure eher ab als das sie sich vollkommen einig sind.