Also die Hellseher-Sache ist schon ein spannendes Thema, weil sich für jeden Menschen einmal selber die Frage stellt, wohin er sich entwickeln möchte, und Hellsehen ist eine Fähigkeit, die in jedem Menschen potentiell vorhanden ist. Mit ihr ist es wie mit einem Muskel: Wird sie nicht benutzt dann verkümmert sie. Wir befinden uns heute im 'Kali Yuga', dem Zeitalter, der Dominanz der äußeren Sinne und des Intellektes. So ist es nicht verwunderlich, dass nur wenige Menschen den Sinn der Hellsichtigkeit entwickelt haben. Die Dinge, die sich beim Hellsehen aber im Hintergrund abspielen unterliegen genauso wie diese Welt, kausal nachvollziehbaren Prozessen. Hellsehen hat also nichts mit einem "Wunder" zu tun. Doch die heutige Überheblichkeit die der Mensch zutage legt bedeckt viele seiner Fähigkeiten mit einem Schleier der Dunkelheit.
Es ist irgendwie eine Ironie, dass gerade Menschen die in Äußerlichkeiten verhaftet sind und Hellsichtigkeit entwickeln wollen, um sich irgendwie zu profilieren, um Bewunderung zu ernten, oder damit eine fehlende Stärke oder mangelnde Eigenliebe substituieren wollen, NIE den Sinn der Hellsichtigkeit voll entwickeln werden, denn deren Entfaltung erfordert die Loslösung von den Verlangen des Körpers und eine Konzentration nach innen.
Wenn wir heute Menschen mit Hellsichtigkeit vorfinden, dann kann man davon ausgehen, dass sie sich in vergangenen Leben intensiv mit spirituellen Themen und Praktiken wie Yoga auseinandergesetzt haben. Freilich ist die Erlangung von Hellsichtigkeit noch lange keine Garantie dafür, dass einem diese Fähigkeit erhalten bleibt. Wenn ich es nämlich nicht schaffe, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, also den Weg nach Innen fortzusetzen und stattdessen meine Fähigkeiten für äußere, selbstsüchtige Motive einsetze, dann verliert sich diese Gabe im Lauf der Zeit wieder, weil sie quasi keine Nahrung mehr von innen erhält. Hellsichtigkeit hat eben nichts mit der äußeren Welt zu tun und deswegen kann sie hier auch nicht entwickelt werden, sondern nur im Inneren.
Wegen dieser Gefahr der Ablenkung vom eigentlichen Weg nach Innen sagen viele Meister, dass okkulte Fähigkeiten ein Hindernis auf dem spirituellen Weg sind. Das eigentliche Ziel sollte ja unsere Heimkehr in das Absolute, Ewige sein. Mir hat einmal eine hellsichtige Frau, die seit ihrer Kindheit vielerlei Astralwesen sieht und die sich jetzt unter die Fitiche eines indischen Meisters eingefunden hat, dass auch die Hellsichtigkeit von den Schleiern der Illsusionen umgeben ist. Das wahre Sehen liegt jenseits davon. Hellsichtigkeit ist also nicht die letzte Wahrheit, auch wenn viele Menschen sie dafür halten. Aber es gibt eben darüber hinaus eine Wirklichkeit und der Mensch wird vorher nie zufrieden sein, nie kann sein Verlangen gestillt werden, wenn er nicht in diese Unendlichkeit eingehen kann.
Wenn man heute einem hellsichtigen Menschen begegnet ist das schon sehr beeindruckend, weil man wie ein Nackter vor dieser Person sitzt und die einem so richtig tief in die eigene Persönlichkeit blicken kann. Das wird einem sogar richtig unheimlich und man ist natürlich aufgeregt, wenn da Dinge zum Vorschein kommen, die man schon seit Jahrzehnten verdrängt. Das ist natürlich ein Punkt, wo vielen Leuten geholfen werden kann: Viele laufen ja blind durch die Gegend und brauchen einfach jemanden im Außen, der ihnen klipp und klar sagt, was sie schon so lange verdrängen ... WAS das Problem ist ... WO es liegt ... und oftmals passieren solche Dinge schon in der Kindheit. Vater und Mutter prägen uns eben besonders stark.
Das Schwierige an der ganzen Sache ist, dass der Mensch nicht weiß, was am besten ist für ihn ist. Bei vielen Dingen SOLL eine Person nämlich das WAS und WO gar nicht erfahren, weil es für sie so am besten ist. Ein Hellseher der sich z.B. hier dieses Recht herausnimmt und den "Retter in der Not" spielt, trägt dafür die vollen karmischen Konsequenzen.
Trotzdem denke ich, dass es auch viele "gute" Hellseher gibt, die wirklich ihren Auftrag von oben haben, Menschen die der Hilfe wirklich bedürfen und die BEREITSCHAFT haben an ein Problem heranzugehen, zu unterstützen und sie so auf dem Entwicklungsweg voranzutreiben. Viele Hellseher wenden ihre Praktiken aus innerer Überzeugung an ... das ist gut ... und dennoch bringt diese Sache eine gewisse Gefahr mit sich, weil sich der Hellseher möglicherweise selbst für den Handelnden hält und sein Ego aufgebläht wird. Das ist der Preis des Erfolges und der Bewunderung.
Grundsätzlich ist es jedenfalls so, dass wir es dem Göttlichen überlassen sollen zu helfen. Wir sind also nicht dazu aufgerufen, diesen "Retter in der Not" zu spielen, der die armen, in Not geratene Seelen errettet. Was hat so eine Person denn gelernt vom Leben? Sie wagt es sogar sich über die göttliche Vollkommenheit zu stellen ...
Trotzdem bieten sich für uns 'normale Menschen'
im Alltag viele Möglichkeiten an, anderen helfend zur Seite zu stehen ... und ich denke das sind DIE Chancen für uns ... die kleinen Dinge des Lebens, die es ausmachen. Wenn also das Hauptmotiv ist anderen Menschen zu helfen, dann brauche ich bestimmt nicht helllsichtig sein, denn im Alltag werden sich mir genug Möglichkeiten anbieten. Darüber hinaus ist es aber sehr wohl erstrebenswert die Aufmerksameit von der Außenwelt immer wieder einmal zurückzuziehen und in einem Moment der Stille/Kontemplation/Meditation nach innen zu wenden.
lg
Topper