Mit ist, als hätte ich die Vollmacht, mich in heilgem Gerede von Gott zu verlieren, daran auch noch zu glauben, was ich da von mir gebe und mich dann selbst der Scheinheiligkeit zu überführen und alles wieder zu zertrümmern. Wozu das gut ist, weiß ich nicht.
Dann solltest du vielleicht wirklich mal drüber nachdenken. Warum machst du das? Kommen die Gedanken nicht überein - nach etwaiigen Prüfungen? Was an dem
Bild passt nicht, da du es immer wieder "zertrümmern musst"?
Ich bin überzeugt davon, dass du glaubst und auch an das glaubst, was du (ohne Alkoholeinfluss) sagst. Scheinheilig ist da gar nix.
Ich hatte ja heute, wie ich dir schon geschrieben hatte, ein längeres Gespräch mit meinem ehemaligen Mitbewohner K. Er ist schon wieder drauf und dran, sich selber in die Klinik einzuweisen, weil er einfach nicht mehr weiß, wie er überhaupt noch an Kraft/Energie kommen soll. Gott war Thema und auch eine gewisse "Überempfindlichkeit" was göttliche Schwingungen angeht. Das hat mich sehr an dich erinnert, was er mir da erzählte. Nicht missverstehen bitte! Ich meine jetzt im Zusammenhang mit diesen Worten:
Mit ist, als hätte ich die Vollmacht, mich in heilgem Gerede von Gott zu verlieren, daran auch noch zu glauben, was ich da von mir gebe und mich dann selbst der Scheinheiligkeit zu überführen
"Heiliges Gerede" klingt so abwertend - irgendwie. Er hat mir erzählt, als er das letzte Mal sich derart Gott oder dem Göttlichen geöffnet hatte, auf einem Friedhof unterwegs war und dann dort solch extreme Schwingungen abbekommen hat, dass er dort umgekippt ist und sich die Nase gebrochen hat. Das glaub ich ihm auch sofort. Er hat bei mir gewohnt und ich weiß, was da abging. Ich kann mich noch gut an seine Anrufe bei mir erinnern und wie er mir persönlich die Apokalypse auf den Hals gewünscht hat - der restlichen Menschheit jedoch auch. Aber Schuld war ich...
Irgendwann sind wir dann richtig aufgetaut heute. Was auch an meinem Obermieter lag, der sich dann gegen 20 Uhr im Hof ausgebreitet hatte und laut volkstümliche irische Musik aus dem Auto raus laufen lies. Die Situation war so absurd, dass wir so herzhaft lachen mussten wie schon lange nicht mehr.
Aber ich glaube, ich konnte ihm heute was wichtiges mit auf dem Weg geben; einen kleinen neuen Impuls, um mit seinen Gedanken wieder ein bisserl klar zu kommen:
Die Angst vor der Angst.
Sehr viel anders schauts in mir auch nicht aus. Jeder muss für sich damit klar kommen. Aber Impulse, kleine Hilfestellungen von aussen können manchmal sehr wichtig sein. Auch wenn sie nicht sofort da ankommen, wo sie in uns was aufräumen können - aber es kommt an. Und Herr Hesse (Danke Alice!) sagt es sehr schön (wie du ja auch schon festgestellt hast:
Und krank an meiner eignen Kraft. Wir allein sind es wirklich, die für sich selbst verantwortlich sind, die für Ups und für Downs sorgen. Das ist unsere göttliche Aufgabe, wenn man es so sehen mag. Du machst das nicht schlecht, nur machst du oft schlecht, was du machst...Und da musst du jetzt auch nicht gleich weider sauer reagieren - das kannste hier sogar nachlesen.
Gottüberlassen! Ja, Gott hat dir dein Leben überlassen. Wie auch mir und allen anderen Individueen auf dieser Erde oder im Universum.
Mir ist schon aufgefallen, dass du oft das zerstörst, was dir wichtig ist. Aus einem Reflex, aus blinder Wut heraus...aber worauf wirklich? Ich bin ansich auch nicht sehr viel anders. Vieles, was mir gut tut, will ich gar nicht wahrhaben oder ich hau es kurz und klein, bevor es wachsen und gedeien kann. Warum macht man das? Katharsis? Wofür? Wirklich richtig böse Sachen haben wir nicht verbrochen. Nicht in diesem Leben. Ich hab für mich noch keine Antwort auf diese Fragen gefunden. Vielleicht werde ich es auch nie. Doch weiter zerstören möcht ich auch nicht, was
Gott überlassen hat.
A.