Kronos schrieb:
irgendwie komm ich nicht ganz nach, was ihr mit Freiheit und Unfreiheit meint. Ich sehe das so: beides ist ein und dasgleiche, wie zum Beispiel mit dem Sein und Nicht-Sein. Sein und Nicht-Sein bedingen einander, keines gibt es ohne das andere. Nur weil also die Wahrnehmung dem Nicht-sein entspricht, ist sie gleichzeitig randvoll mit dem Wahrgenommenen, sprich dem "Sein"...
Hallo Kronos,
Ja. Aber dass sie einander bedingen, wie das Schöne das Unschöne bedingt, die Nacht den Tag, oder das Weibliche das Männliche, keines ohne das andere gibt, bedeutet deswegen nicht, daß diese Polaritäten in ihren Zweiheiten 'ein und dasgleiche' sind. Dunkel ist verschieden von Licht und Freiheit ist verschieden von Unfreiheit.
Lao=Tsu sagt:
"Ruhm und Schande sind gleich leidvoll - Glück und Unglück gleichen dem Ich - Warum?
Erlange den Ruhm und du fürchtest seinen Verlust - verliere den Ruhm und Dich schreckt die Schande
Beide begleitet die Angst - beide sind Quellen des Leids
Glück und Unglück kommen vom Ich - treffen das Ich - begleiten das Ich
Frei Sein vom Ich heißt frei Sein von Schande wie Ruhm - von Unglück wie Glück -
Frei Sein vom Leid
Ichheit ist Begrenztheit - ist
Bindung an Leid und Weltverlorenheit
Allheit ist Einssein mit dem Unbegrenzten - ist Leidüberlegenheit und Weltüberwindung"
Lao=Tsu spricht hier vom
'frei sein vom Ich' und er spricht von der
'Bindung', die die Ichheit ist.
Ein Geist, der an etwas gebunden ist, wie das Ego-Ich an den Ruhm gebunden ist, oder die Furcht vor der Schande (ein Nichts zu sein), oder an das, was eine Autorität suggestiv im Ego-Bewußtsein beansprucht, zu verankern: (
"Du mußt glauben! Du mußt nichts verstehen!") ist nicht frei.
Aber der Grad der Loslösung, dem Entbinden,
von dieser Ego-Ichheit, ist nicht gleich der Polarität aus Ruhm und Schande; es ist das Einssein mit dem Unbegrenzten.
Nie kann jemand Einssein mit dem Unbegrenzten, wenn er gebunden ist an Suggestionen von Autoritäten.
Die Autorität 'Augen' sagt: "Ich glaube, dass Dein Weg kürzer wird, wenn Du Osho einfach zuhörst."
Und die
frei von fremdbestimmten Suggestionen im Einssein mit dem Unbegrenzten selbst wahrnehmende Regina sagt: "Ich muss Osho nicht "zuhören" und ich "muss" auch nicht konform mit Ihm sein."
Um diese
Freiheit des Selbst - das sich von fremden Suggestionen und den Suggestionen im Ego-Ich entbunden hat - geht es. Selbst Wahrnehmen. Selbst Erkennen. Selbst Sein. Das, was ist. Was das Tao ist. Was die Wahrheit ist und was die Liebe ist.
LG
Namo