Augen schrieb:
Was ist an Bindung unfrei?
Krishnamurti
Die Wahrheit ist ein pfadloses Land
" Er war Philosoph, Guru und der Berater vieler berühmter Persönlichkeiten. Als Fünfzehnjähriger entdeckt, breiteten sich seine Lehren und Ideen über die ganze Welt aus und machten ihn zu einer Lichtgestalt.
Krishnamurtis Grundidee:
Befreie Dich von den Fesseln Deines Ichs!
Als im Mai des Jahres 1909 der englische Theosoph Charles W. Leadbeater den jungen Krishnamurti am Strand von Adyar entdeckte und behauptete, aus diesem Kind würde einst ein Weltlehrer werden, wurde er selbst von seinen eigenen Geistesfreunden nicht ganz ernst genommen. Heute, fast einhundert Jahre später, kann nur festgestellt werden, wie weitsichtig und wie zutreffend Leadbeaters Prophezeiung war.
Vollkommene Freiheit
Krishnamurti, befragt, was sein Hauptziel sei, antwortete:
Den Menschen absolut und bedingungslos zu befreien!
An diesem Ziel hielt er unerschütterlich fest, bis er im Februar 1986 in eine andere Wirklichkeit zurückkehrte.
In einem Vortrag in Saanen, das er 25 Jahre lang jeden Sommer für eine mehrwöchige Vortragsveranstaltung aufsuchte, formulierte er einmal den Satz:
Vollkommene Freiheit ist das einzige, was im menschlichen Dasein von Bedeutung ist.
Damit meinte er nicht Willkür oder Zügellosigkeit, sondern Freiheit. Das bedeutete für Krishnamurti die Freiheit eines geläuterten Bewusstseins, das von persönlichen Wünschen und Begierden frei geworden, zur Klarheit einer Einheitserfahrung aufgestiegen und in der die Trennung zwischen allen Geschöpfen überwunden war. Um zu dieser Erfahrung zu gelangen, bedarf es großer Aufmerksamkeit und großer Demut, wie Krishnamurti immer wieder betonte. Wer zu dieser Freiheit gefunden hat, wird zugleich ein Leben der Furchtlosigkeit führen, die Krishnamurti als wesentliche Voraussetzung für den wahrhaft religiösen Menschen ansah.
Von Herz zu Herz, von Geist zu Geist
Der religiöse Mensch ist etwas ganz anderes als der Mensch, der einen religiösen Glauben hat. Sie können nicht religiös und zugleich ein Hindu, ein Moslem, ein Christ, ein Buddhist sein. Ein religiöser Mensch sucht überhaupt nicht, er kann nicht mit der Wahrheit experimentieren. Wahrheit wird nicht durch Ihre Freude oder Ihr Leid bestimmt oder durch Ihr Bedingt sein als Hindu oder welcher Religion Sie sonst angehören mögen. Im geistigen Zustand des religiösen Menschen gibt es keine Furcht und daher keinen Glauben, sondern nur das, was ist - was tatsächlich ist.
Mit dieser Aussage aus Krishnamurti vielleicht wichtigstem Werk Einbruch in die Freiheit wird klar unterschieden zwischen dem religiösen und dem konfessionellen Menschen. Wer wahrhaft religiös ist, ist dies aufgrund einer inneren Transformation. Diese innere Verwandlung, wenn sie wahrhaftig ist, hebt den Menschen über die Ebene des konfessionellen Streites hinaus. Der wahrhaft religiöse Mensch wird mit jedem anderen Menschen, der ebenfalls eine wirklich Verwandlung erlebt hat, in einen Dialog treten können, um über seine innere Erfahrung zu kommunizieren. Wenn die Wahrheit ein pfadloses Land ist, wie Krishnamurti immer wieder betont hat, dann formt sich der individuelle, einzigartige PFAD erst beim Beschreiten durch jeden einzelnen Menschen. Seine Wahrheit wird eine einzigartige sein, aber weil es die WAHRHEIT ist, kann sie jedem anderen wahrhaft religiösen Menschen von Herz zu Herz, von Geist zu Geist mitgeteilt werden. Er wird sie verstehen und in Dankbarkeit annehmen, weil sie seine Sicht der WAHRHEIT umfassender und schöner gestaltet.
Selbstlose Liebe
Geistige Freiheit war ebenso wie im religiösen auch im zwischenmenschlichen Bereich von entscheidender Bedeutung. Wer innerlich unfrei und in Konventionen verhaftet war sowie mit Verlustängsten zu kämpfen hatte, war im Grunde seines Wesens nicht beziehungsfähig. In der modernen westlichen Gesellschaft, mit ihrer auf Funktionalität und materielle Werte ausgerichteten Ordnung, sah er einen immensen Verlust an Liebesfähigkeit.
Dieser dramatische Verlust von wahrer Freiheit und selbstloser Liebe bildete in Krishnamurtis Wahrnehmung den eigentlichen Grund für die gesellschaftlichen Probleme der modernen Welt. In einer seiner schönsten Abhandlungen versuchte er mit großer Intensität das Mysterium der Liebe in der Alltagswelt offenbar werden zu lassen. In Einbruch in die Freiheit heißt es dazu:
Wissen Sie nicht, was es wirklich bedeutet, jemanden zu lieben - ohne Hass zu lieben, ohne Eifersucht, ohne Ärger, ohne den Wunsch, sich in das, was der andere tut oder denkt, einzumischen, ohne zu verurteilen, ohne zu vergleichen -, wissen Sie nicht, was das bedeutet? Stellt man Vergleiche an, wenn man liebt? Wenn Sie jemanden von ganzem Herzen lieben, mit allen Kräften des Geistes und des Körpers, mit Ihrem ganzen Wesen - gibt es da noch ein Vergleichen? Wenn Sie sich dieser Liebe völlig hingeben, gibt es nichts anderes.
Diese Selbst-Aufgabe führt nicht zu einer Vernichtung, sondern zu einer Erhöhung. In der Aufgabe der eigenen kleinen Persönlichkeit öffnet sich die Pforte zur Begegnung mit dem anderen Göttlichen, dem Göttlichen im Anderen. Diese erste Begegnung schenkt gleichsam die Verheißung von weiteren - denn der Pfad nimmt nie ein Ende. Deswegen konnte Krishnamurti sagen:
Zu lieben heißt, sich der Ewigkeit bewusst werden.
Um die tiefere Bedeutung von Freiheit und Liebe zu verkünden, reiste
Krishnamurti nahezu siebzig Jahre um die Welt. Er wurde nicht müde, die Menschen, die ihm zuhörten, an seiner Verwirklichung teilhaben zu lassen - sofern sie sich öffneten und ihm wirklich zuhörten. Am Ende seiner langen Reise wurde er einmal gefragt, warum er sich denn immer noch der Mühe des Reisens und Redens unterzog, in einer Welt, die doch offensichtlich noch immer in ihrer Gleichgültigkeit, Unfreiheit und Lieblosigkeit verharrte. Seine Antwort enthüllt ein wenig von der Schönheit seiner großen Seele:
Ich glaube, wenn man etwas Wahres und Schönes sieht, will man das den Menschen mitteilen - aus Zuneigung, aus Barmherzigkeit, aus Liebe. Und wenn da jene sind, die nicht daran interessiert sind, ist das in Ordnung. Können Sie die Blume fragen, warum sie wächst, warum sie duftet. Aus demselben Grund redet der Sprecher.
Der Sprecher ist inzwischen verstummt - aber die Botschaft klingt noch immer durch das Land. Und jeder, der offenen Herzens ist, kann sie aufnehmen und in die Verwandlung eintreten.
Peter Michel
Jiddu Krishnamurti (1895 - 1986)
Der Philosoph und Guru wurde am 12. Mai 1895 im indischen Madanapalle geboren und war als Berater vieler prominenter Persönlichkeiten in aller Welt tätig. Schon im Alter von 15 Jahren wurde in dem Sohn von Brahmanen der zukünftige Weltlehrer gesehen. Ihm zu Ehren gründeten sie den Orden Order of the Star. Doch Krishnamurti erklärte 1929, dass er nicht der kommende religiöse Führer sein wolle.
Eine selbstständige Krishnamurti-Bewegung spaltete sich von der theosophischen Bewegung ab. Überdauert hat die Grundidee Krishnamurtis, welche auf dem Gedanken basiert, dass es das Wichtigste für jeden Menschen sei, sich von den Fesseln seines eigenen Ichs zu befreien. "
Krishnamurti
Einbruch in die Freiheit
Aquamarin Verlag
Jiddu Krishnamurti
Die Wahrheit ist ein pfadloses Land
Aquamarin Verlag
Popul Jayakar
Krishnamurti - Ein Leben in Freiheit
Edition Synthese
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Namo