Fortgeschrittene Meditation - Tipps?

fckw

Sehr aktives Mitglied
Registriert
27. Juni 2003
Beiträge
7.735
Ort
Zürich
Hi all,

Ich meditier jetzt seit ca. 3 Jahren praktisch täglich und habe auch mitansehen können, wie ich darin geübter wurde.

Meist wende ich eine einfache Technik an: Ich zähle meinen Atem bis 10 und beginne wieder von vorne.
Daneben führe ich ab und zu eine neti-neti-Meditation durch: Ich bin nicht dies, nicht das... (nicht mein Körper, nicht meine Gedanken, nicht mein Ego...). Diese Technik ist für mich bisher die stärkste Form i.d.S., dass ich damit am "tiefsten" vordringe.

Im Durchschnitt gelange ich bis an einen Punkt, wo sich mein Geist praktisch völlig beruhigt hat und sich "innerlich nichts mehr bewegt". Allerdings geschieht es mir nach wie vor ab und zu, dass ich mich von Gedanken ablenken lasse. Oft habe ich das vage Gefühl von Weite und ein paar wenige Male habe ich in diesem Zustand auch eine Art grosser Humor/Frieden verspürt (hmmm, Worte sind so unzulänglich...), welche sehr wohltuend wirkten. Gemäss der Logik einer Neti-Neti-Meditation ist das zwar eine schöne Sache, aber immer noch nehme ich wahr, immer noch HABE ich diese Wahrnehmung in mir, ich BIN aber NICHT diese Erfahrung.

Selten passiert es aber auch, dass ich in diesem Zustand irgendwie "kippe": Ich befinde mich dann danach in einer Art schlafähnlichem Zustand, bin zwar innerlich bewusst (zähle immer noch meinen Atem), auch nehme ich die Aussenwelt nach wie vor undeutlich wahr, aber mein Geist befindet sich irgendwie in einem schlafähnlichen Zustand.

Nun meine Frage: Kann mir jemand an diesem Punkt Tipps geben? Hat jemand Erfahrung darüberhinaus? Sollte ich vielleicht auch mal eine andere Form der Meditation ausprobieren?

Ein Problem ist ein wenig, dass viel Literatur und Material (gutes und schlechtes) in Büchern vorhanden ist, welche dem Einstieg in die Meditation dienen. Wenn man mal darüber hinaus ist, wirds hingegen schwieriger. Mit der Teilnahme in einer Organisation (Zen, TM, was auch immer) kann ich mich hingegen nicht anfreunden.

Greetz fckw
 
Werbung:
Hallo fckw,

wenn Du Lust hast, eine andere Meditationstechnik zu probieren, dann schaue einmal in den Meditationstechnik-Thread - dort habe ich u.a. schon einige Methoden beschrieben.


Alles Liebe Dir
sam
 
Hallo fckw,

es gibt in Deinem Beitrag einige Hinweise, dass Dich Dein Verstand noch an der Nase herumführen möchte.

Vielleicht hast Du in der Zwischenzeit schon eine andere Meditationstechnik probiert? Dann wirst Du bemerkt haben, dass Dein Eindruck geübter zu werden, wieder dahin ist. Es ist leider so, dass man sich an eine bestimmte Meditationstechnik recht schnell gewöhnt. Das heißt, der Verstand findet eine Möglichkeit damit umzugehen um sich der Meditation nicht hingeben zu müssen. Der Verstand findet eine passende Strategie, um erneut zu Verdrängen - ohne das man es selber merkt.

Sobald sich der Verstand an eine Methode gewöhnt hat, mache am besten mit einer anderen Meditationstechnik weiter. Es kann passieren, dass eine Meditationstechnik schon beim zweiten Mal nicht mehr "funktioniert".

Die Neti-Neti-Methode kann Dir eine Beruhigung des Geistes vergaukelt. Du sagst dabei: ich bin nicht mein Körper, ich bin nicht meine Gedanken, .... Das kannst Du Dir aber auch verstandsmäßig einreden. In der Meditation wird dies - "nicht das, und nicht das" - oder vollkommen gleichwertig: "das, und das" - Deine Erfahrung.

Zu Beginn Deines Experiments mit der Meditation, wird Dein Verstand nicht so einfach ruhig sein. Du kannst Dir nur anschauen, was hochkommt. Ist Unruhe im Geist, betrachtest Du die Unruhe im Geist. Ist Ruhe im Geist, betrachtest Du die Ruhe im Geist.

Auch die Beschäftigung mit der Tiefe der Meditation kommt aus dem Verstand. Du bist entweder in Meditation oder Du bist es nicht.


Probiere, wenn Du magst einmal nachfolgende Meditationstechnik. Sie ist quasi das Gegenstück zur Neti-Neti-Meditation - du sagst nicht "das nicht, und das auch nicht", sondern Du akzeptierst alles.


"Dinge und Wünsche existieren in mir wie in anderen.
Lasse sie zu, und indem du dies akzeptierst, werden sie transformiert."

Wir messen mit zweierlei Maß. Das eine Maß für uns selbst, und ein anderes Maß für die anderen.
Wenn du ärgerlich oder wütend wirst, rechtfertigst du deinen Ärger, deine Wut; aber wenn jemand anders wütend wird, kritisierst du das.
Alles, was du selbst tust ist gut (auch wenn du das oft nach aussen nicht zugibst). Und wenn es einmal nicht gut war ... dann war es zumindest "unumgänglich" ... oder notwendig, um den anderen zu helfen, ... Du findest immer irgendeine Rationalisierung. Und den anderen ergeht es genauso.

Aber: niemand ist anders!
Wenn du dir selber Rationalisierungen gönnst, dann gönne den anderen ebenfalls die gleichen Rationalisierungen. Wenn du andere kritisierst, dann wende genau diese Kritik auch auf dich selbst an.

Mit einerlei Maß wirst du gerecht und siehst unvermittelt in die Wirklichkeit hinein - so wie sie ist.
Eine nicht-verdammende Einstellung wird Mitgefühl haben.
Eine nicht-verdammende Einstellung wird ein tiefes Akzeptieren empfinden.

In dir existieren Dinge und Wünsche. Und in anderen existieren Dinge und Wünsche. Und du akzeptierst beides.
Du akzeptierst, dass die Menschheit so ist. Du akzeptierst, dass Du so bist, wie du bist.

Dann wird die Welt zu einer Widerspiegelung deines eigenen Selbst werden. Du weißt, du bist voller Neid, du bist eingebildet, du bist wütend, ..... und du akzeptierst diese Dinge als natürliche Gegebenheiten, ohne jede Verdammung.

Es ist nicht nötig, sie zu unterdrücken. Lasse sie an die Oberfläche kommen. Und wenn sie an der Oberfläche sind, kannst du sie beobachten, hast du ein Auge auf sie. Wenn sie im Unbewußten sind, du sie in den Hintergrund gedrängt hast, wirst du unaufmerksam.

Das Akzeptieren dieser Wünsche ist ihre Transformation, weil durch Akzeptieren Bewußtsein möglich ist.


Alles Liebe Dir
sam
 
Nochmal ein Hallo an fckw,

ich habe noch eine Meditationstechnik für Dich.
Sie ist ein bisschen schwierig, aber vielleicht bringt sie Frische in Dich. Sie ist auch ein Gegenstück zur Neti-Neti-Methode, vielleicht kannst Du Deinen Geist damit überraschen ;)


"Beziehe noch in diesem Augenblick
Geist, Erkennen, Atem und Form ein."

Du beziehst alles mit ein. Du ziehst keine Trennstriche mehr.

Sag nicht: "ich bin nicht mein Körper."
Sag nicht: "ich bin nicht mein Atem."
Sag nicht: "ich bin nicht mein Verstand."
Sag einfach: "ich bin alles." - Und Sei alles

Du sitzt und schließt die Augen. Und du beginnst, alles miteinzubeziehen, was im Inneren passiert.
Der Atem kommt und geht, Gedanken kommen und gehen.
Du schenkst deinem Körper Aufmerksamkeit. Er wird sich ausdehnen und schrumpfen. Er verändert bei geschlossenen Augen die Form, je nachdem wie sich deine Aufmerksamkeit verändert. Du schließt alles in dein Dasein mit ein.

Fange mit deinem Körper an und versuche es dann erst mit der Aussenwelt.
Setze dich unter einen Baum (oder vor deine Zimmerpflanze) und schau ihn dir an. Dann schließe die Augen und spüre, wie der Baum in dir ist.
Schau in den Himmel, schließe die Augen und spüre, wie der Himmel in dir ist.

Beziehe immer mehr und mehr von der Existenz ein, schließe nichts aus.
Je mehr du einschließt, desto mehr dehnst du dich aus und die Grenzen weichen immer mehr zurück.
Dieses Einbeziehen von allem ist keine Einbildung, denn es existiert keine Trennung zwischen dir/Baum/Himmel/ .....

Eines Tages bist nur noch du da - und die gesamte Existenz ist in dir.


Alles Liebe Dir
sam
 
Werbung:
Hi Sam,

Vielen Dank für den Hinweis, dass man sich an Meditation gewöhnt, obwohl eigentlich völlig naheliegend, habe ich mir das gar noch nicht überlegt. Der Verstand hat die unglaublichsten Tricks drauf, um dich zu "überlisten".

Den Tipp mit dem Gegenstück zu Neti-Neti versuch ich gleich mal.

Greetz fckw
 
Zurück
Oben