Faydit's Love & Pain

Wie man Dämonen fängt...








Ein Raum, sieht aus wie der Innenraum einer Art ausgeräumten Kapelle, dennoch etwas anders.
Hoch, langgezogen, das Gebäude scheint aus Stein zu sein, Auf einer Seite, der linken, bis in Augenhöhe gehende Fester mit Spitzgiebeln, auf der anderen eher höher gelegene Lichtschächte, als ob der darunterlegende Teil verschossen worden wäre aber eben bereist beim Bau, somit nichtexistent. Ansonsten doch symmetrisch angelegt.

Im Vorderteil eine Art Altar, anscheinend außer Funktion, darüber Äste, Zweige, Krimskrams. In der Mitte ein siebenarmiger Leuchter, der einmal sehr schön gewesen sein muss. inzwischen scheint der Glanz des Metalls erloschen, er wirkt angelaufen, ungepflegt, matt.

Auf der Hinterseite in der Mitte eine Art hölzerne Ballustrade, eine Art Innenbalkon,
links davon eine Türe nach außen, das rechte Gegenstück erhöht, beinahe an der Decke, eine Türe, von der eine Abzweigung auf die Balustrade führt, eine andere über einen auf hölzernen Pfeilern geführten Gang der Wand entlang über Stufen nach unten. An den Seitenwänden Bänke, mit dem Rücken zur Wand, darauf allerlei Gegenstände, Gerätschaften. Der Raum in der Mitte frei, ein Steinboden aus verschiedenfarbigem Stein, ein geometrisches Muster bildend, Ringe, Kreise, ineinander verschlungen, sich schneidend.

Ein älterer Mann steht mitten im Raum, beschäftigt, langer dunkelblauer Mantel mit Umhang und Kapuze, die den Rücken hinunterfällt, lange weiße Haare, ebenso weißer langer Bart. Zwischen den Fenstern, auf einer Art Gestell ein Rabe, groß, schwarz.

Der Mann zeichnet auf dem Boden bestimmte Kreise, Linien nach, am Ende wird, als Zentralfigur eine Art Pentagramm in einem Kreis erkennbar, wenn auch mit anderen Zeichen umgeben und erweitert.

Ein über einer Feuerstelle kochender Kessel zwischen Altar und Pentagramm. Ebenso So etwas wie Laborgeräte, der Mann scheint etwas Bestimmtes zuzubereiten, herzustellen. Mischt Flüssigkeiten zusammen, destilliert etwas,…

Schließlich füllt er das Endresultat in Flaschen ab. Verschließt diese.

____


Jahre früher, der Mann um einiges jünger, liegt in einer Wiese, bekleidet mit einer Art höfischer Tracht, dahinter ein Wald, in einiger Entfernung weidende Tiere, Schafe und Ziegen, wo der Mann liegt, ist das Gras jedoch noch hoch, hier hat schon länger kein Tier mehr geweidet.

Er spielt auf einer Art Laute, mitunter auch auch einer seltsamen, langen Flöte. Für sich selbst. Der Wind trägt die Töne fort.

Eine junge Frau, beinahe noch ein Mädchen kommt heran, tänzelnd, Blumen im Haar, wesentlich jünger als der Mann, beinahe noch ein Mädchen, sie scheinen einander vertraut zu sein, sie neckt ihn ein wenig, kitzelt ihn, der beinahe am Einschlafen war, mit langen Grashalmen, dabei selbst kichernd, im Gesicht, bis er aufspringt, sie zu packen versucht, und sie unter einem entrüsteten Aufschrei davonläuft, er ihr hinterher. Lachen und Schreien wechseln sich ab, bei dieser scherzhaften Jagd. Schließlich hat er sie eingeholt, hält ihren Arm fest, wirft sie um, hält sie an den Armen, sie sieht halb scherzhaft, halb ernst etwas erschrocken, dann küsst er sie. Sie erwidert den Kuss.
Das Liebespiel in meterhohem Gras kann sehr schön sein. Hand in Hand gehen sie danach zum Rastplatz des Mannes zurück, der Mann spielt auf seiner Laute, sie lehnt sich an ihn, legt den Kopf auf seine Beine. Als es langsam zu dämmern beginnt, gehen sie gemeinsam zu den bei einem Weg in der Nähe grasenden Pferden, er steigt auf einen Rappen, sie auf einen Schimmel. Sie reiten davon.

____


Die Kreidezeichnungen scheinen fertig zu sein. Rund um die Zeichen stehen fünf Leuchter mit brennenden Kerzen. Der Mann holt eine der Flaschen, gießt die Flüssigkeit über bestimmte Teile seiner Zeichnungen am Boden, gießt den Rest der Flasche in die Mitte. Er selbst steht in Nähe der linken Türe außerhalb.

Dann beginnet er, Sätze, Wörter zu murmeln, erst leise, dann lauter werdend, fordernder. Die Zeichen, Zeichnungen beginnen zu leuchten, erst fahl, dann intensiver. Gelb, rötlich, grünlich schließlich.

Dann, ein Knall, Rauch, es stinkt erbärmlich, in der Mitte des Kreises steht eine Art geflügelter Dämon, groß, beinahe in Raumhöhe, schwarz, rot, vor allem rot, ein selbst, von innen her leuchtendes rot, wie Eisen, das glüht, der Dämon ist etwas überrascht, will aus dem Kreis raus, den Mann ergreifen, es gelingt ihm nicht. Der Mann spricht weiter seine Formeln, der Dämon wird ruhiger, sieht dem Mann langsam interessiert zu, ebenso wie der Rabe auf der Seite.

Der Vorgang scheint beinahe beendet, als plötzlich die rechte Türe aufgeht, und die - inzwischen anscheinend - Frau des Mannes, das Mädchen auf der Wiese, die Halle betritt. Ein Zufall?

Sie bleibt etwas erschrocken stehen, sieht was hier geschieht, der durch die offene Türe ebenso wie durch einige zerbrochene Fensterscheiben auf der linken Seite entstandene Luftzug führt dazu, dass eine der Kerzen erlischt, die anderen flackern. Das Leuchten der Zeichen an Boden wird schwächer.

In dem Moment springt der Dämon auf, packt mit einer Hand die Frau, und verschlingt sie einfach. Schluckt sie runter, in einem Zug, in einem Stück.
Verwandelt sich in seiner Größe selbst in die Frau. Er und sie werden eins, ein Wesen.

Der Mann, der sich bemühte, die eine Kerze wieder anzuzünden, steht da, vor Schreck, im Schock erstarrt, fassungslos. Unaufhaltbare Tränen fließen aus seine Augen. Er kann nur stammeln, die Stimme versagt.

Der Dämon grinst, wirft dem Mann boshaft lächelnd eine Art Kusshand zu, schwingt sich in die Luft, durchbricht die hölzerne Dachkonstruktion, die sofort Feuer fängt, und fliegt davon.

Der Mann taumelt, muss sich hinsetzen, nach Luft schnappend, auf eine der Bänke, der Rabe kommt angeflogen, setzt sich ihm auf die Schulter, zieht in sachte ein wenig am Ohr, sieht ihn etwas schief an, er streicht ihm über's Gefieder, mehr reflexhaft als bewusst.

Irgendwann, die Halle füllt sich mehr und mehr mit Rauch, packt er ein wenig zusammen, ein altes Buch, ein paar Habseligkeiten, eigenartigerweise den siebenarmigen Leuchter, und verlässt das Gebäude.

Draußen ist es dunkel, Nacht, am Horizont leuchtet es rot, alles in der Gegend, alles rundherum scheint zu brennen. Der Mann fühlt etwas seltsames, das er so noch nicht kennt. Schuld, fühlt sich schuldig.

Draußen zwei Pferde, wie damals, ein Rappe und ein Schimmel.
Er besteigt den Schimmel, diesmal, der Rappe folgt ihm von alleine.

____


Eine Höhle in der Nähe. Der Mann und seine Tiere. Der Mann schläft ein. Schläft lange, Spinnweben und Staub legen sich über alles. Über die Zeiten.


____



Ein Planet, einer unter vielen, dennoch anders als die anderen. Blau, grün, weiß, schön anzusehen, so - lebendig, freundlich, irgendwie.

Der Dämon rast über ihn hinweg, überzieht den ganzen Planeten, lässt nichts aus, blau glüht orange, grün brennt rot, weiß wird schwarz.
Allerdings ist er nur von außer so sichtbar, erkennbar. Die Bewohner sehen etwas anderes. Eine strahlende, schöne Frau. Der sie verfallen, beinahe ausnahmslos.
Der Königin der Schwerter, der Schwerttänzerin, ihrem Aussehen, ihren Worten, ihren Versprechen,…

Die Welt des Eises, die zur Welt des Lebens wurde, ist nun eine des Eisens, der Waffen, Schwerter, Gewehre, Panzer, Bomben,…

Bald die der Kristalle, die knirschen, wenn sie schwingen, singen, und diese Schwingungen auf alles andere übertragen. Die Opfer auf das Kommende vorbereiten, ohne dass sie selbst es bemerken. Das Gleichgewicht wird immer weniger, die Jagd einfacher.


____



Der Mann wacht auf, schüttelt sich den Staub ab, scheint unversehrt, die Tiere erwachen ebenfalls, scheinen sich aber verändert zu haben. Statt einem Raben sind es zwei, statt zwei Pferden eines, ein geflügeltes, weiß, größer als die anderen waren. Und seine Kleidung ist nicht mehr blau, sondern grau. Das allerdings seltsam zu pulsieren scheint, von grünen Fäden durchzogen ist.
Er steigt auf dieses Pferd auf. wo einmal der Höhleneingang war, ist eine Art rotierendes, leuchtendes Portal, ein Art Strudel, er reitet hinein.


____



Der Dämon, gerade beim Verzehr seiner Mahlzeit, den Resten, dem Blut eines der zahllosen Kriege auf diesem Planeten, sieht ihn näherkommen, ist belustigt, amüsiert.
Ein kleines Dessert ist durchaus immer willkommen.

Der Mann reitet näher, hat zwar keine Ahnung, was er hier tut, aber etwas scheint ihn zu lenken, zu leiten, anzuleiten. Fühlt sich gut an.

Der Mann befiehlt dem Dämon: "Gib mir meine Frau zurück!"
Der Dämon grinst. Eine Art Feuerbälle fliegen auf den Mann zu, dieser weicht aus.
Er wiederholt die Forderung. Weitere Bälle folgen.

Da beginnt rund um den Mann eine Art Kokon langsam hell zu leuchten, etwas davor beginnt sich eine hellere Kugel zu bilden. Die grünen Fäden aus dem Gewand des Mannes entwirren sich aus dem Mantel heraus, drängen, schlängeln sich zu, in diese Kugel, erhalten jedoch die Verbindung zum Mann ebenso aufrecht. Die Kugel strahlt.

Noch einmal die Forderung, der Dämon lacht schallend, schüttelt sich vor Lachen.
Grinst ihn hämisch an. Er mag das Spiel.
In dem Moment trifft ihn ein einzelner gleißender Lichtstrahl direkt in den Hals, mitten im Lachen, der sich auffächert, weiß und grün, sich über seine Haut und darunter wie Lianen, Efeu in Blitzschnelle fortpflanzt, ausdehnt, die Flügel, Haut, alles überzieht, der Dämon wird grau, als ob er zu Stein erstarrt wäre. Der Mantel des Mannes wird weiß.

Die Gestalt verändert sich. Inmitten des pulsierende weiß-grün entsteht eine andere Gestalt, In einem Kokon wie dem des Mannes, ähnlich gekleidet, ihm wohlvertraut.

Sie lächelt ihn an. "Du hast dir aber Zeit gelassen, mein Lieber! Ich hoffe, ich muss nicht eifersüchtig sein."

Die Kokons nähern sich einander, durchdringen sich, verdichten sich, ein Knall, gleißendes Licht, das sich nach allen Seiten ausdehnt, dann sind es wieder zwei Kokons, zwei Wesen, Menschen, und doch nicht Menschen, wie's aussieht.

Die helle Kugel ist noch immer da, nur dass nun ihre grünen Fäden hinunter gehen, auf diesen seltsamen, schönen Planeten. Hier und da etwas heilen, wieder wachsen lassen, ins Lot, ins Gleichgewicht bringen, wenn es all zu schlimm ist.

Und langsam das Grün und dieses wunderschöne Blau wieder zunimmt, das Schwarz und Rot weniger wird.

Die zwei lassen es geschehen. Sie waren lange getrennt, vieles ist nachzuholen.

"Zeigst du mir vielleicht deine Höhle?" Sie lächelt, er lächelt zurück.

Zwei geflügelte Pferde, ein blaues und ein grünes, samt ihren Reitern, inmitten all der Sterne.

Was es alles zu geben scheint...



 
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richtig gut


Wie kann jemand
der ohnehin längst
alles falsch gemacht hat
für jemanden anderen
noch viel zu gut sein?

Würde ja bedeuten
das jemand anderer
noch viel mehr
als man selbst
falsch gemacht hätte.

Sei's drum.
Irgendwas kann
anscheinend jeder
irgendwie richtig gut.

Beruhigend.



 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
echt cool


tarnen
bluffen
blenden
und immer
schön cool bleiben
damit niemand
einem in die Karten
sehen kann

und wenn's
doch mal
einer macht
aufstehen
und behaupten
man hätte
gar nicht
mitgespielt

manche
glauben's einem
sogar dann noch
 
God's Jokes


Wie sehr muss Gott Satan wohl lieben, dass er sie einfach tun lässt.
Lächelt und sagt: "Mach mal!"

Und sie, irgendwann, wenn nunmal alles getan, gemacht wurde, selbst draufkommt, dass nur eines übrigbleibt.
Die Liebe, gegen die sie so lange gekämpft hatte. Denn in Wahrheit liebt sie Gott ja auch. Sie muss es nicht einmal sagen, nur selbst einsehen, hinsehen, erkennen.

Und in dem Moment wird Gott wohl lächeln, und sie einfach fragen: "Darf ich auch mal?"

Und sie werden die Plätze tauschen. Womit sie das, worum sie so erbittert die ganze Zeit gekämpft hatte, gegen Gott, einfach plötzlich geschenkt bekommen wird.

Aber, sie wird's gar nicht leicht haben. Denn, nach all der Zeit wird Gott sich wohl noch viel schlimmer aufführen als sie.
Und dann muss sie ihn liebevoll lächelnd dennoch, trotzdem lieben. Da kommt sie dann wohl nicht drum rum. Nur weiß sie das noch nicht.

Gott lächelt, genießt seine Freiheit. Und hat wohl eine Menge Spaß.
Wird die sich ärgern!

Liebe eben…

Nondual? Wozu denn? Würde doch den ganzen Spaß verderben.
Wozu hat Gott denn den Spaß erfunden?

Jetzt, überlegt er gerade, wie in der Konstellation die Sache mit Sex miteinander doch auch funktionieren könnte...

Seufz!

Gott lächelt. Er oder sie? Oder doch Satan?
 
Blumen der Nacht


Sie blühen ganz schwarz.
Und manchmal bekommt sie
auch rote Ränder.

Und wenn sich zwei
dieser schwarzen Blüten
manchmal berühren
so beginnen beide
zu leuchten,
in allen Farben zu schillern.

Bis schließlich
keine Farben mehr übrig sind.
Außer strahlendem
reinem Weiß.

Waschmaschinen
schaffen das nicht so gut.
 
Spring!



Eine Gruppe Reisender, eine kleine Karawane, ziehen durch ein Tal, irgendwo im Altai-Gebirge, kommen in eine Art Dorf, einer davon anscheinend etwas anders als die anderen, ein Japaner, Fremder, Diener eines der anderen Reisenden, eher unscheinbar bis auf diese Andersartigkeit eben. Der Rest, Mongolen, Kaschen, wie eben in dieser Gegend üblich. Etwas gedrungener, plumper, dunkler als er.

Die Karawane passiert eine Gruppe Frauen, die auf einem Feld arbeiten. Man sieht einander an, grüßt sich. Und plötzlich erstarrt der kleine Japaner. Denn was er sieht ist jemand wie er selbst. Nur weiblich. genau mit dieser helleren Haut, den etwas anderen Augen, und für ihn einfach betörend schön. Sie sieht ihn kurz an, lächelt und sieht sogleich weg. Er ist ziemlich verwirrt, durcheinander. Seltsame Gefühle, die er so nicht kennt, überfluten ihn.

Eigenartigerweise gibt es kurz hinter dem Dorf eine Panne, ein Rad eines der Wagen ist defekt, die Karawane dreht um, man beschließt, im Dorf, auf dem Dorfplatz zu übernachten. Irgendwann in der Nacht wird der Japaner wach. Etwas irritiert ihn.

Etwas außerhalb des Lagers steht sie, diese Frau, beinahe noch ein Mädchen, als sie sieht, dass er sie bemerkt hat, deutet sie in eine Richtung, auf einen Berg hin, und verschwindet, lächelnd.

Vorsichtig, leise, damit die anderen nicht erwachen, steht der Mann auf, schleicht aus dem Lager. Ein weg führt in die Richtung, in die die Frau gedeutet hatte. Es ist dunkel, doch der Mond gibt genügend Licht um sich zurechtzufinden.

Der Weg führt bergauf, auf eine Art Klippe, weit über dem Dorf aufragend. Es dauert, bis der Mann oben angelangt ist. Direkt am Rand der Klippe steht ein einsamer Baum, groß, dem Wind ausgesetzt, und doch anscheinend sehr alt. Der Weg scheint hier zu enden.

Auf einmal steht die Frau da, ihn wieder so seltsam anlächelnd. Sie spricht kein Wort, geht langsam auf ihn zu, küsst ihn sanft auf die Wange, und geht langsam in Richtung der Klippen. Dreht sich um, lächelt ihn an, und springt. Dem Mann stockt das Herz, setzt schlagartig aus. Er läuft bis zum Rand, versucht, hinunter zu sehen, ihm wird schwindlig.

Angst kommt hoch, als ihn plötzlich ein ihm fremdes Geräusch dazu bringt, sich umzudrehen, und ihm sofort drauf dazu bringt, sich in neuerlicher Panik auf den Boden zu werfen. Er kann nicht glauben, was er da gesehen hat. Er dreht sich vorsichtig um, tatsächlich, da, über ihm, in der Luft, fliegt ein gewaltiger, graugrüner Drache.
Zieht seine Kreise, um auf einmal wieder auf ihn herabzustoßen.

Der Mann hat Todesangst.

______


Der Vater schreit, wie üblich, seine Kommandos. Der Junge hasst ihn. Und diese andauernde, demonstrative Wichtigtuerei, das Machtgehabe der Krieger, wie sein Vater einer ist. lauter Lügen, und doch, machtvolle Lügen. Alle ziehen den Kopf ein, wenn sein Vater wütend ist. Es gibt hier, auf dieser Burg, nur einen Gott, seinen Vater.
Unumstritten.

Männer wie Frauen werden ausgepeitscht, bestraft, getötet, wenn's sein muss, sobald sie sich Befehlen widersetzen oder etwas nicht mehr ertragen können oder wollen.
Absolute Macht in den falschen Händen.
Und er selbst soll in die Fußstapfen dieses Mannes treten? So werden, sein, wie er? Wie denn? Kommt doch viel zu sehr nach seiner Mutter. Viel zu weich, zu sanft. Spürt zu viel.
Das Leben tut weh. So viel Schmerz rundum. Und wenig davon müsste tatsächlich so sein.

Eines Tages hält er es nicht mehr aus, widersetzt sich seinem Vater, der prügelt ihn die halbe Burg hinunter, bis an die letzten Stufen einer Holzkonstruktion, die direkt an den Strand, zum Meer führt.

"Wenn ich nicht der Sohn bin, den du willst, warum tötest du mich dann nicht einfach?"

Der Vater zieht das Schwert, holt aus, der Sohn lächelt. Er hätte vielleicht nicht daneben treffen sollen. Tat er nie, wenn er nicht wollte. Konnte er das doch nicht?
Das Schwert, das verhasste Symbol seiner Macht, steckt, statt im Hals des Jungen, im Holz daneben. Der Junge lächelt noch immer. Der Vater, selbst gerade, im Erkennen seiner Tat, kreidebleich geworden, weicht zurück. Der Junge zieht das Schwert aus dem Holz.

Lächelt immer noch. Das Meer rauscht. Salz in der Luft. Dann kommen die Tränen, und, zwei Schläge. Der erste trifft den Vater an den Knien, durchtrenn die Beine völlig, Blut spritzt nach allen Seiten, der mann schreit auf, vor Schmerzen. dann die Gegenbewegung, durchtrennt auch noch den rechten Arm, schlägt ihn ab. Verbunden mit einem Schrei des jungen, so schmerzvoll, dass er in dem einen Fall den des Vaters sogar übertönt.

Das Schwert fällt zu Boden, Bedienstete eilen herbei, der Vater wird, zwar völlig verkrüppelt, überleben, aber, es wird wohl nichts mehr wie zuvor sein.

Der Junge, erschrocken über sich selbst, und zugleich eigenartig erleichtert, flieht, läuft davon. Verlässt sogar das Land. Bis ans Ende der Welt. Für ihn selbst.

Von Japan aus ist der Altai durchaus das Ende der Welt.

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Der Drache stürzt herab, auf ihn zu. Keine Chance, kein Entkommen. Und irgendwie fasziniert er ihn. So schön, auf seine Art, so kraftvoll, mächtig.
Die Schuppen schillern eigentlich in allen Farben, wenn man genau hinsieht.
Seltsam, diese Augen. So schön. Erinnert ihn an was.

Auf einmal ist der Drache weg. Stattdessen steht diese Frau vor ihm, lächelnd.
Zauberei, Hexerei?
Sie spricht in einer fremden Sprache zu ihm. Die Worte versteht er nicht, aber die Bilder, die sie auslösen. Er antwortet in seiner Sprache, sie lächelt noch mehr, scheint ihn zu verstehen. Langsam begreift er, dass es um die Bilder geht, eine Art Telepathie.
Sie "sprechen" miteinander, und langsam sickert ein Begriff, ein Wort mehr und mehr durch, beinahe ein Befehl: "Spring!"

Sie nimmt seine Hand, zieht ihn zu den Klippen, lächelt, weist hinunter, hinaus.
Er hat wieder Angst. Mehr als jemals zu vor. Mehr als sogar vor seinem Vater.
Wieso lächelt sie? So? Was läuft da? Was will sie von ihm?
"Spring!"
Sie springt, verwandelt sich mitten im Sturz, der Drache zieht eine Kurve, landet neben ihm, sie lächelt. Ihm schlottern die Knie. Er wird beinahe ohnmächtig.

Diese gottverdammte Lächeln, diese Augen. Er muss verrückt sein, sie hat ihn verhext, ganz klar. Sie wartet.

Er beißt die Zähne zusammen, wenn nur diese Angst nicht wäre. Andererseits, was hat er schon zu verlieren? Hier, als Diener, Begleiter einer armseligen Karawane, die genauso gut am nächsten Tag von Räubern überfallen werden kann?

"Spring!" Er sieht sie an, sie nickt, er springt. Fällt, der Wind verzieht ihm das Gesicht, nichts geschieht. "Ich sterbe!" denkt er. Sie "ruft" ihm was zu. "Denke an mich!" Erinnere dich wie ich aussah! Stelle dir vor, das wärst du! Stelle dir vor, du wärst ich! Wie ich!"

Drachen! Plötzlich hat er ihre Augen wieder, und die Form dazu, konzentriert sich darauf, als ob er selbst in sie hineinschlüpfen würde. Es wird still, etwas ist anders.

Ist das schön!

Ein etwas kleinerer grüngrauer Drache nähert sich einem anderen, rot-schwarzen, der langsam an Höhe gewinnt, sie umkreisen einander, darüber ein voller gelblich-weißer Mond.

_____


Drachen paaren sich, so selten das geschieht, in vollen Flug, in der Luft, und immer ist sie es, die sich den Gefährten selbst erwählt.
Noch viel seltener entstehen daraus Junge, Drachen sind unsterblich. Es würde die Balance zu sehr stören. Aber, das Band, die Verbindung, die daraus entsteht, hält meistens ziemlich lange. Ganz egal, wo sich einer von beiden befinden mag.

_____


Am nächsten Tag zieht die Karawane weiter, und ein kleiner Japaner lächelt.
Einige Zeit darauf kehrt er alleine in dieses Dorf zurück. Baut sich selbst eine Hütte, und scheint sich mit eine bestimmten Frau sehr gut zu verstehen. Irgendwann zieht sie zu ihm.

_____


Reisende, die in dieser Gegend unterwegs sind, erzählen mitunter, dass sie in Vollmondnächten mitunter glaubten, zwei riesige Schatten am Himmel gesehen zu haben. Beinahe, als ob es Drachen gewesen wären. Wolken können seltsame Formen annehmen, und die Fantasie ein Übriges dazu tun. Schließlich weiß doch jedes Kind, dass es Drachen gar nicht gibt.

Vielleicht wissen Drachen ja, dass es Menschen gar nicht gibt...




 
Oben oder unten? (Lilith)


Adam will seine Lilith zurük!

Womit sich die Frage des Sündenfalls ohnehin erübrigt. Er hat sie eben leider nie wirklich verstanden. Oder sich zu wenig darum bemüht?

Das war nunmal die erste Ordnung. Das was hätte sein sollen.
Wild ist sie, und ungebärdig, eigenständig, nicht nur so wie mann es möchte.
Dann doch wieder einfach nur zum Liebhaben.
Und manchmal ganz schön traurig, weiß nicht, wohin mit Trauer und Wut.
Also tut sie Adam weh. Ist ja sonst keiner da.
Aber sie ist eben sie selbst.

Eva? Die Illusion aus ihm selbst? Wie könnte die da mithalten? Mag sie mit der Schlange glücklich werden. Adam geht auch in die Wüste, wenn's sein muss. Suchen.

Die erste Liebe vergeht nie wirklich.

Lilith will geliebt werden, weil sie ist, was sie ist.
Eva will geliebt werden, weil sie sich für das hält, was sie tut. Oder glaubt, es zu sein, sein zu wollen, zu müssen.

Wirklichkeit und Projektion. Die Menschheit der Eva. Täuschung.
Die Wahrheit leidet in der Wüste.

Vielleicht findet Adam ja Lilith wieder. Da draußen.

Und vielleicht erzählt er ihr von einer Art Garten, in dem das, was sie selbst noch vor langer Zeit gesät hatte, inzwischen zu stattlichen Bäumen herangewachsen ist...

Sieht schön aus, der Wald, die Welt.

"Komm mit! Bitte!"

Wenn er sich so zurückerinnert, so ganz schlimm war die Sache mit dem Drunterliegen doch auch nicht. Muss ja nicht immer nur so sein. Außerdem, sie sieht ja schon ganz gut aus, so. Von unten. Hübsch, die schwarzen Flügel mit den weißen Rändern. Wie eine Decke, beinahe. Chanel?


____


Irgendein Astronaut, frisch aus dem All zurück, wurde mal gefragt, ob er da draußen Gott gesehen hätte. "Ja!" antwortete er. "Und wie sieht Gott nun aus?" - "Sie ist schwarz!"

Vielleicht hatte er ja recht…
 
Wollen


gebogen
gebeugt
verdreht
vergewaltigt
verdroschen
verzogen
verworfen
ignoriert
ümhätschelt
begehrt
misshandelt
bewundert
gelobt
verdammt
idolisiert
verachtet
bespuckt
getreten
ermordet
vernichtet


und doch
immer noch
Liebe selbst
sein können
so wir wollen

oder eben
doch auch
selbst wieder
nur das Andere
bleiben
 
Aufgabe


los
ge
lassen

sogar
sich
selbst

auf
ge
geben

end
lich
ge
flogen


das
was
fiel

war
zu
müde

und
nicht
so

wichtig
 
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Zu wenig?


Was brennt
bist du selbst
nicht im Herzen
das ist still
die kleine Flamme
da drin

Was brennt
ist das
was du bist
warst
geglaubt hast
zu sein

Was wird bleiben
wenn du
nicht mehr
bist als
die Asche
deines Schattens

Und doch
ist dir
inmitten
all der Hitze
einfach nur
eiskalt.

Fühlen
Sonnen sich
auch so
da draußen
in all der
Kälte rundum?
 
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