Faydit's Love & Pain

tiefere Erkenntnis


Frau Mann
Mann Frau
Frau Frau
Mann Mann

bipolare Wesen
können sich
ganz schön
flexibel
ergänzen

und das
alleine
zu zweit

Mann oh Frau!
 
Werbung:
Aufbruch


Sanft und ganz
leise und sachte

beginnt der
Vulkan im Inneren

seinen Weg
nach draußen

Will ja auch
was sehen

von der großen
weiten Welt

solange die Glut
noch nicht

erloschen ist


So ganz und gar

im Fluss...



 
Machogedanken


Intelligenz bei Frauen
könnte zwar
auf den ersten Blick
wie eine Verschwendung
der Natur wirken

mag sich allerdings
bei näherer Betrachtung
doch als Geschenk
des Himmels
herausstellen

zu mir passen
soll sie ja schon
 
vielleicht


Wenn
du mir sagst

das war's
du erträgst mich nicht mehr
du liebst mich nicht mehr

so werde ich
dennoch
glücklich sterben

weil du für
mich wenigstens
eine Weile

da warst
du mich ertragen
du mich geliebt hast

und ich genau das
dir gegenüber ebenso
auch getan habe

so gut ich es
vermochte

Vielleicht
sagst du's
ja auch nicht.

Dann könnte ich
vielleicht sogar
glücklich leben



 
sugar


sie liebt

sie liebt
sogar

sie liebt
sogar so

sie liebt
sogar so
einen

sie liebt
sogar so
einen wie

sie liebt
sogar so
einen wie
mich


sogar dann

wenn ich
ganz lieb bin


sugar
statt nutrasweet




 
Flameheart Teil 1







Vorbild:
Ein Herz, in Ketten, brennend.


Erstes Bild:
Ein Wassertropfen. Langsam, unsäglich langsam, sich von etwas lösend, eine Haar vielleicht, und ebenso langsam, sich dehnend, in die Länge ziehend, ins Wasser darunterfallend. Ein Bach, weitere Tropfen fallen.

Zweites Bild:
Ein Trupp berittener Krieger überfallen ein Dorf, genauer gesagt eine armselige Ansammlung von Hütten, Unterschlüpfen. Es ist laut, bald steigt Rauch auf, alles klingt so schrecklich laut und schrill.

Die Reiter schlagen auf alles ein, das sich ihnen in den Weg stellt, die Frauen und Mädchen werden vergewaltigt, schreien, wehren sich verzweifelt, bis sie doch durch einen Dolchstoß oder Axthieb getötet werden. Die Männer, Jungen werden sofort getötet, erschlagen, niedergeritten, alles brennt. Was der Junge sieht, erkennt, sind schwarze Wappenröcke mit einem roten Drachen darauf.

Mittendrin ein kleiner Junge, 4-5 Jahre alt, fassungslos, starr, erstmal, bis er irgendwie begreift, dass das auch ihn selbst betreffen könnte, Er läuft zu einer Art Hütte, einem besseren Verschlag, versteckt sich unter einem Korb, zitternd vor Angst. Auch der Angst, entdeckt zu werden. Alles, was er hört, sind die Geräusche.

Irgendwann ist auch bei ihm die Luft voll mit beißendem, stechendem Rauch, er versucht, den Atem anzuhalten, so gut es geht. Nicht zu husten, aus Angst, entdeckt zu werden. Schwierig, er erstickt beinahe selbst dabei. Kriegt kaum mehr Luft. Schließlich ebben die Geräusche ab,* der Junge versinkt als die Anspannung nachlässt, in Ohnmacht.

Drittes Bild:

Zwei Mädchen an einem Bach. So 7 bis 9 Jahre alt. Lachend, miteinander scherzend, bis plötzlich ein Schrei ertönt. In einer Art Korb liegt ein Säugling, anscheinend erst einige Wochen alt. Schreit. Das eine Mädchen will ihn beruhigen, als er nicht aufhört, verliert sie die Geduld, will eigentlich mit ihrer Freundin weiterspielen, als packt sie ihren kleinen Bruder, und taucht ihn mit dem Kopf in den vorbeifließenden Bach. Das Baby ist kurz still, dann beginnt es erst recht zu schreien. Die Prozedur wiederholt sich, das Baby bekommt kaum Luft unter Wasser, erlebt mit seinem Bewusstsein sowas wie Todesangst. Wasser tropft aus Gesicht und Haaren in dem Bach zurück.
Auf einmal, mittendrin, in dem Schlamassel, fliegt ein Schmetterling vorbei. Erweckt die Aufmerksamkeit des Babies. Schlagartig ist es still, lächelt sogar. So was kennt es nicht, begeistert schaut es ihm nach.

Viertes Bild:
Der Junge erwacht aus seiner Ohnmacht, es dämmert bereits, steht auf, alle anderen sind tot, Sao gut wie alles von dem Wenigen, das da war, ist verbrannt, es riecht nach Rauch, verbranntem Fleisch und einigem Undefinierbarem. Ihm wird bewusst, dass er jetzt alleine ist.
Er kann weder weinen noch so was wie Trauer empfinden. Diese anderen Menschen, eigentlich seine Familie, waren sehr grob, herzlos, stumpf gewesen. Auch zu ihm. Und doch waren sie eben das was er an Familie hatte, kannte.
Langsam*steigt in ihm ein seltsames Gefühl auf, Wut, Hass, ob dieses Verlustes. Selbst wenn es nicht viel war, so war es doch etwas das zu ihm gehörte, so wie er dazu.

Er schleppt die Leichen auf einen Haufen, mühsam, aber unter Aufbietung aller Kräfte, schlichtet ein wenig Holz darüber, und zündet den Haufen an, sieht zu, bis das Feuer erloschen ist. Der Rauch stinkt furchtbar.
Dann schläft er ein.

Fünftes Bild:
Das Baby "zu Hause". Ein erbärmlicher Verschlag aus Lehm, Stroh, Holz, mehr Windfang als Hütte, eine Mutter, die mit allem beschäftigt ist, nur nicht mit dem Kind, Geschwister, die entweder arbeiten müssen, oder eigenen Interessen nachhängen, dazwischen irgendwo in einer Ecke dieses Baby, das man in Ruhe lässt, bis es mal schreit. Dann gibt es meistens Prügel. Der Vater, eine Art Schmied, auch andauernd beschäftigt, nur wenig talentiert, ihm misslingt vieles, er ist daher oft schlecht gelaunt.
Das Kind wird größer, beschäftigt sich am liebsten etwas außerhalb selbst.

Sechstes Bild:
Als das Kind am nächsten Morgen erwacht, verlässt es die verkohlten Überreste seines ehemaligen zu Hauses. Schlägt sich irgendwie durch, mit betteln, arbeiten, wird älter, größer, stärker, landet* für eine Weile in einem Kloster, hilft bei diversen Arbeiten mit, bekommt im Gegenzug einen Schlafplatz und Essen.

Eines Tages gibt es einen Aufruhr. Ein wertvoller Leuchter aus der Kapelle war anscheinend entwendet worden. Vergoldet, oder sogar aus Gold, mit Edelsteinen, eine Art kleines Heiligtum, man sucht überall, schließlich findet man auf dem Schlafplatz des Jungen einen anscheinend herausgefallenen Stein. Der Junge wurde gefasst, zur Rede gestellt, und hat keine Ahnung, was los ist, ist sich keiner Schuld bewusst. Merkt nur, dass es ernst ist.
In seiner Panik beginnt er um sich zu schlagen und zu brüllen. Laut, mit seltsamer Stimme, überrascht weichen einige Mönche etwas zurück.
Der Junge packe eine Gabel, versucht, sich damit zu wehren, sticht auf die nächsten Mönche ein, verletzt ein paar, flüchtet schließlich.

Und wieder begleitet ihn diese Wut, neu geschürt.

Als es im Dienst eines Bauern eine Lieferung an den Lehnsherren begleitet, wird der Wagen überfallen. Die anderen Begleiter laufen davon, der junge Mann bleibt, ohne Waffen, nur mit seinem Stecken. Versucht, sich zu verteidigen.
Der Anführer der Wegelagerer kommt auf ihn zu, ein Schwert in der Hand, grinsend, und den jungen Mann packt die Wut. Dennoch warte er. Als der andere mit dem Schwert ausholt, trifft ihn der Stab mit voller Wucht mitten ins Gesicht. Er stürzt nach hinten, überrascht, der junge Mann springt nach, packt das Schwert, und stößt es dem anderen in dem Leib. Die restlichen Wegelagerer weichen zurück.

Der Mann, vom eigenen Resultat immer noch etwas überrascht, und ansonsten eher schweigsam, schreit den Männern was nach. Mit lauter, klarer Stimme. Befehlston. Ist davon selbst nochmals überrascht. Aber die Männer kommen überraschenderweise zurück. Es gibt ein Gespräch. Am Ende haben die Wegelagerer, nach einigem Zögern, und einer weiteren Herausforderung einen neuen Anführer, den jungen Mann und ziehen mit der Beute davon.

In der Folge lernt der Mann sowohl zu kämpfen als auch erfolgreich Überfälle zu planen und durchzuführen. Irgendwann begegnen sie einer Gruppe von Reitern. Schwarzer Wappenrock, roter Drache. Erinnerungen werden wach. Und Wut. Die der Mann aber geschickt verbirgt. Die zwei Gruppen kommen ins Gespräch, schließlich wird die Wegelagerertruppe als Art Söldner angeheuert.
Der Mann lernt wirklich zu kämpfen, steigt bald auf, wird schließlich Hauptmann, hat seine eigene Truppe, die bald in der ganzen Gegend gefürchtet ist, und größer wird. Im Hinterkopf dennoch andauernd diese Wut, diesen Hass.

Siebentes Bild:
Eines Tages, der Trupp lagert in einem Gebiet, das sie bisher selten besucht hattten, reitet der Hauptmann selbst alleine aus, um die Gegend zu erkunden. In einem Tal steht eine Kapelle, kleine Kirche. Etwas zieht ihn an. er weiß nicht was, reitet näher, steigt ab, betritt die Kirche.

Es ist schön drinnen. Seit der Zeit im Kloster war er nie wieder in einer Kirche. Still. Er geht vor, will vor dem Altar niederknien, als er plötzlich erstarrt. Da, direkt vor ihm steht etwas, das er kennt. Er geht näher, nimmt den Kerzenleuchter in Augenschein, und tatsächlich, auf einer Seite fehlt ein Stein. Es ist genau der, wegen dessen Diebstahl er aus dem Kloster flüchten musste.

Ein Mann kommt von der Seite herein, wie es aussieht, der Priester. Der Hauptmann kennt das Gesicht. Aus dem Kloster. Es gab einmal eine seltsame Begegnung mit diesem Mann, als dieser ihn wie zufällig von hinten berührte, erst fast beiläufig, dann, so schien es ihm damals, ihm auch mitunter nachfolgte, in ein Gespräch verwickelte, und dabei auch etwas zudringlich wurde. Irgendwann war es dem Jungen zuviel, und in dem Moment schrie er, das erste Mal, mit dieser seltsamen Stimme, die er später auch immer wieder einsetzte. Wie, weiß er selbst nicht genau. Der Mönch wich zurück, zog sich zurück. Gab anscheinend danach Ruhe. Die Zudringlichkeiten hörten auf.

Und jetzt, hier sieht er disen Mann als Priester mit dem Leuchter, den er damals angeblich gestohlen hatte.
Und wieder kommt die Wut hoch. Er packt den Priester, der völlig überrascht ist, den Hauptmann aber selbst nicht erkennt, und schreit ihn an, woher er diesen Leuchter hätte. Der stammelt was von einem Geschenk, für besondere Dienste, eine Gabe Gottes, versucht sich, herauszureden, jedenfalls ist klar, dass er lügt. Der Hauptmann holt aus und erschlägt den Priester mit dem Kerzenleuchter. Es geht schnell.
Die Wut ist immer noch da. Auf diesen Mann, auf Preister, Mönche, schließlich auf diesen Gott, der da am Kreuz vor ihm hängt, und bei alledem tatenlos zusieht. Wächst, wird mehr, die Stimmen im Inneren lauter. Als er schließlich nach einer Weile davonreitet, brennte die Kirche. Den Kerzenleuchter nimmt er mit.

Der Hauptmann beginnt, erst vorsichtig, dann offensichtlicher, neue Rekruten auf sich selbst einzuschwören, bis er eine ihn treu ergebene Gefolgschaft hat. Sein stärkstes Druckmittel, seine Macht, seine Stimme. Der wenige etwas entgegenzusetzen haben, die beinahe hypnotisch zu wirken scheint. Klar, rein, laut, beinahe engelhaft, und doch zugleich das Gegenteil.

Eines Tages erhalten sie den Befehl, ein Kloster zu plündern, eine Art Strafaktion.
Als die Männer davon hören, beginnen sie zu murren, der Hauptmann lächelt. Das Kloster wird überfallen, geplündert, die Mönche ermordet. Die Stimmung ist schlecht, so was wie schlechtes Gewissen, Unruhe macht sich breit. Der Hauptmann spricht mit seinen Männern, überzeugt sie von ihrer Unschuld, stellt ihren Auftraggeber, ihren Herrn als Schuldigen dar. Die Erklärung findet Anklang. Verständlich, plausibel, nachvollziehbar.
Was also tun? Ganz klar, diese Ungerechtigkeit gehört bestraft. An der Quelle. Alles ganz einfach, eigentlich. Der Hauptmann bringt seine Schar dazu, die Burg des eigenen Herrn anzugreifen, zu stürmen. Seine eigene Rache, auf die er so lange gewartet hatte.
Für die er all das alles eigentlich tat, auf diesen Tag hatte er hingearbeitet, alles andere dem untergeordnet, sogar sich selbst. Alles nur für eines: Rache!

Da sie ja eigentlich selbst die Schutzmacht gewesen wären, gibt es bis auf ein paar Wachen kaum Widerstand, und die ergeben sich lieber, als sich mit der Schar erprobter und verrufener Krieger anzulegen.

Schließlich steht der Hauptmann mit seinem Trupp vor seinem "Herrn". Der durchaus überrascht und verärgert ist. Der Hauptmann erzählt ihm eine Geschichte. Die eines kleinen Jungen vor langer Zeit. Der Herr lacht nur, versucht, das Ganze abzutun, da packt den Hauptmann eine unsägliche Wut, all die aufgestaute Wut kommt auf einmal hoch, und im nächsten Moment liegt der Kopf des Herren auf dem Boden. Es gibt ein kleines Gefecht, schließlich jedoch übernimmt der Hauptmann die Burg, die Gefolgsleute, Knechte, Mägde werden verschont, die Familie des Herrn wird aber erbarmungslos niedergemetzelt.

...
 
Flameheart Teil 2







...

Achtes Bild:
Auf der Jagd nach den Angehörigen bleibt schließlich nur mehr ein Turm übrig. Der Hauptmann selbst ist ganz vorne, lässt eine Türe aufbrechen.
Alle stürmen rein. Erstmal. Und plötzlich erstarrt der Mann. Gibt den anderen ein Zeichen die ziehen sich zurück. Da, mitten im Raum, steht etwas, jemand, eine junge Frau, und lächelt. Und dem Mann kommt es vor, als ob er vom Blitz getroffen worden wäre. Er ist völlig durcheinander, sowas kennt er nicht.

Ist von einem Moment auf den anderen in diese Frau, dieses Wesen völlig verliebt. Und sie steht da, und lächelt noch immer. Still, stumm, wie sich später herausstellt.
Er nimmt ihre Hand, führt sie den Turm hinunter, an den Leichen vorbei, sie scheint die nicht zu sehen, nicht einmal die ihres Vaters, lächelt. Ihn an.
Die Rache ist, wäre, bis auf diese Frau erledigt, der Genuss weitaus geringer als erhofft, und der Mann denkt bei sich, wenn ich es schon bis hierhin geschafft habe, mal sehen, ob's noch weiter geht. Ist ihm eigentlich eher gleichgültig.

Er übernimmt die Burg, setzt sich selbst als neuen Herren ein, heiratet die Tochter des ermordeten Burgherren, womit die Sache sogar letztlich, nach einigem Hickhack legitim wird.

Alles scheint gut zu gehen, der Mann hat immer noch seine Wutanfälle, ist durchaus verschrien, gefürchtet, auch von den eigenen Leuten und Vasallen gehasst, aber für ihn selbst scheint die Welt auf einmal in Ordnung zu sein.

Den Halt, den er nie hatte, diese Geborgenheit, gibt ihm seine Frau, sie verstehen einander, und sie liebt ihn seltsamerweise ebenso wie er sie. Bei ihr findet er eine Art Frieden, wird sogar sanft und weich. Nur bei ihr.
Er erlaubt ihr, obwohl er davon so gar nichts hält, den Kirchgang, sie ist, im Gegensatz zu ihm, sehr gläubig. Schließlich kommt sogar ein junger Mann als Kaplan und Beichtvater auf die Burg. Alles scheint gut.

Eines Tages jedoch kommt der Mann ins Gemach seiner Frau, der junge Priester steht neben ihr, sieht sie an, mit einem Blick, den er nur all zu gut kennt, dem des Mönchs, als dieser sich ihm im Kloster zu nähern versuchte, streicht ihr über den Arm. Er stutzt, überrascht.
Was soll das hier? Er ist durcheinander. Und sie, seine Frau lächelt diesen Mann an, auf ihre besondere Art, sieht sie nicht, was da los ist?
Er versteht gar nichts mehr. Die zwei haben ihn noch nicht wirklich bemerkt.
Etwas Eigenartiges kriecht in ihm hoch, und zugleich scheint sein Herz plötzlich auszusetzen, stillzustehen.
Und dann kommt nur mehr Hass und Wut. Er packt den Priester, wirft ihn aus dem Fenster, und in seiner unsäglichen Rage ebenso seine Frau ihm nach.

Sie sieht ihn bestürzt an, als er sie packt, und dennoch ist das letzte das er von ihr sieht, ihr Lächeln, noch während sie fällt, und immer noch, sogar jetzt, diese Liebe in ihren Augen. die ihm gilt. Er erkennt seinen Irrtum, mitten in der eigenen Tat, will ihn wiedergutmachen, sie zurückreißen, festhalten, ihre Hand entgleitet der seinen. Und noch im Fallen dieser Blick...

Sie lächelt immer noch, obwohl ihr völlig bewusst ist, was da gerade geschieht. Das letzte, das er sieht, sind ihre Augen, und ihre Liebe darin. Das Schlimmste, das er je erlebt hat, erleben wird. Der Blick, dieser eine letzte Blick trifft ihn wie ein Pfeil, mitten ins Herz. Es tut nur mehr weh. Etwas zerbricht.

Er läuft hinunter, zu ihr, sie liegt reglos, seltsam verdreht, immer noch lächelnd, auf der Erde, und wieder mal kann er nicht einmal weinen. Weiß nicht, was tun mit dem, das da von Innen hochdrängt.
Dann erinnert er sich an den Priester. Und plötzlich ist alles klar. Er reckt seine Hand gen Himmel, und schreit mit der gesamten Kraft seiner Stimme: "Du bist schuld"!" Die Männer die ihn begleiten weichen erschrocken zurück.

Neuntes Bild:
Was nach der Bestattung, bei der er wieder nicht ein Träne vergießen kann, folgt, ist ein Gemetzel.
Die gesamte Umgebung wird geplündert, gebrandschatzt, vor allem Kirchen und Klöster. Nonnen werden reihenweise vergewaltigt, ermordet, gepfählt, gekreuzigt, Priester und Kinder gevierteilt oder verbrannt, Sogar ein Steinkeis in der Nähe wird umgerissen. Steht aber am nächsten Tag wieder eigenartigerweise intakt da. Die Wut wächst, nimmt kein Ende. Alles ist nur mehr Blut, Wut, Hass, Zerstörung. Ein Schlächter inmitten seines Rachefeldzuges gegen Gott. Unbarmherzig, erbarmungslos.

Zehntes Bild:

Alles brennt, raucht, stinkt, stirbt, wohin er auch kommt. Schließlich greift er auch seine Nachbarn an, okkupiert alle erreichbaren Ländereien, schließlich weht rundum nur mehr auf jeder Burg, jeder befestigten Anlage dieselbe Fahne. Die, die er von seinem ehemaligen Herrn übernommen hatte. Der rote Drache in schwarzem Feld. Und der Drache brüllt, vor Wut und Schmerz. Andauernd.
Er selbst im Zentrum, das Auge des Hurrikans, der mit aller Zerstörungskraft vernichtet was sich ihm in den Weg stellt.
Berge von Leichen, Ströme von Blut. Die Raben werden satt.

Rache an diesem seltsamen Gott, unter dessen Kreuz Recht zu Unrecht wird, Unrecht zu Recht. Dann soll's eben so sein. Ist doch nicht seine Schuld, sondern die Gottes! Der Gott der ihm das einzige nahm das ihm je was bedeutete. Ihn selbst zum Vollstrecker gemacht hatte. Dann eben ganz, keine halben Sachen. Dann bluten, sterben eben alle.

Er selbst hat keine Angst, ist immer ganz vorne dabei, mittendrin, und eigenartigerweise selten überhaupt verwundet. Ist längst zu gefürchtet, und wenigstens im Blutrausch gibt es ein paar Moment, in denen es irgendwie innen still wird, ganz ruhig, sogar der Lärm unhörbar wird, alles geschieht wie von selbst, sogar das Töten, Morden, nur mehr Reflexe, und er sieht sich selbst dabei zu, bis er wieder auf einem Berg aus Fleisch und Knochen steht und aus dieser Trance erwacht. Selbst blutüberströmt, selten vom eigenen.

Ob dieser Brutalitäten und Grausamkeiten beginnen die eigenen Leute langsam zu murren, aber er hält sie immer noch dank seiner Stimme und zunehmenden Wutausbrüche in Schach. dennoch, die Stimmung verschlechtert sich. Er merkt es selbst. Wird immer aggressiver, unberechenbarer, launischer.

Elftes Bild:
Eines Tages beim Mahl geschieht etwas Eigenartiges. Als sich zwei Hauptleute beschweren, versagt plötzlich seine Stimme, er bringt nur ein heiseres Krächzen heraus. Nach eine überraschenden Pause fallen seine eigenen Leute über ihn her. Ein Schwert und eine Axt treffen ihn zugleich von hinten im Lendenbereich, ein Speer von vorne in die Kehle. Er stirbt, inmitten seiner Überraschung und Wut, in völliger Ohnmacht, Umnachtung, und doch eigenartig erleichtert, dass der Spuk so und endlich zu Ende ist. Es ist eine seltsame Art von Erlösung von sich selbst.


____


Epilog, aus einer anderen Perspektive, 1.500 Jahre später:

Zwölftes Bild:

Der Mann steht wieder in ihrem Zimmer, wirft den Priester aus dem Fenster, packt seine Frau, aber er sieht sie diesmal an, sie ihn, sie lächelt, und plötzlich kommt Licht aus ihren Augen, und statt ihr steht da plötzlich ein Mann in einer Art Tunika, lächelt, lacht sogar, und fragt: "Glaubst du wirklich, du könntest mich töten, oder mir Schaden zufügen? Du hast nichts getan das nicht hätte geschehen sollen, und du hast viel gelernt, damals und seither." Er lacht wieder, amüsiert. "Du hast mich erkannt und doch nicht."
Etwas in der Art.

Dreizehntes Bild:

Dann ist's wieder seine Frau, die vor ihm steht, lächelnd, und plötzlich ist er selbst der Mann in der Tunika, und das Licht kommt auch aus seinen Augen, ebenso wie aus ihren. Überstrahlt alles andere rundum. Bis am Ende ist nur mehr Licht da ist, ihrer beider Licht. Ihres und seines.

Eins, und doch nicht nur eins. Zwei, und doch nicht nur zwei, sondern drei.
Eigentlich.

Brennende Herzen…




 
Licht der Angst Teil 1







Süditalien, Apulien, so um 1200 n. Chr.
Eine achteckige Burg mit fünfeckigen Türmen, Castel del Monte, noch im Bau, in der Nähe zwei größere Lager, es gibt Besprechungen, es geht um eine Entscheidung.

Während der Verhandlungen wartet der Tross, die Begleiter, Soldaten, Ritter, alles dauert so lange.
Mittendrin ein junger Mann noch kein Ritter, wohl auf dem Weg dazu, so hofft er, dunkelhäutiger als die meisten anderen, tiefe, dunkle Augen, mit seltsamem Bartschnitt, in anderer Rüstung könnte man ihn ebensogut für eine Sarazenen halten.

Er steht, wie viele andere, im Gefolge, eine Fahne, ein Banner haltend, Dekoration für das Treffen. Der Mann hat Angst. Die vielen Menschen ist er nicht wirklich gewöhnt, nicht in dem Ausmaß, plötzlich verändert sich die Stimmung. In kürzester Zeit machen Gerüchte die Runde. Die Entscheidung ist getroffen. Friedrich II nimmt am Kreuzzug doch noch teil.
Und die Angst des Mannes steigt. Dennoch steht er da, schweigend, nur Schweißperlen laufen langsam über sein Gesicht.
Warum die Angst? Er weiß es nicht.

____


Eine Art Anwesen, Palast in Nordafrika, ist es noch Ägypten, Lybien? Die Grenzen sind nicht so starr zu der Zeit, in der Gegend. Ein spielender Junge, eine ältere Schwester, die sich voller Zuneigung um ihn kümmert, und sich seine Streiche lächelnd gefallen lässt, oder sich, wenn er's übertriebt, scherzend bei ihrer Mutter beschwert. Beide Europäer, adliger Herkunft, eigentlich, weißhäutig, Christen.
Der Vater eine Art wohlhabender Händler, der seine Geschäfte von hier aus betreibt, Moslem, ernst, geduldig, verständnisvoll, und dennoch auch unerbittlich, wenn es um Geschäfte geht.
Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, Moslems, Christen, Juden, alles findet man hier, alles trifft sich hier. Mittendrin die Kinder, außer von den Geschäftsabschlüssen von nichts ausgeschlossen, Die Oase, das Anwesen, scheint ein kleines Paradies zu sein. Sogar die Lehrer sind zwar konsequent, dennoch freundlich, liebevoll bemüht.

Das Kind wird älter, wächst heran, nicht nur zur Freude der Eltern, erste Liebschaften, das Leben ist sorglos, unbekümmert, bis schließlich die Eltern dem Sohn einen Entschluss mitteilen. Er solle nach Europa reisen, und dort die Welt seiner Mutter kennenzulernen, und vielleicht Ritter zu werden. Was für Aussichten, die Welt ruft, die Entscheidung gerne angenommen.

Der Abschied von den Eltern fällt schwer, die Schwester weint, umarmt den Jüngling, Die Mutter schenkt ihm ein Kreuz, das sie ihm um den Hals bindet, der Vater wirkt, wie immer gelassen, und doch kann er sich einiger Tränen nicht erwehren.
In einiger Entfernung ein dunkelhäutiges Mädchen, in etwa im Alter des Jungen, er tut so als sähe er sie nicht, und muss doch immer wieder verstohlen hinsehen. Die Tochter des Verwalters, sie steht nur da, regungslos, sieht ihn an. Ganz in blau, das Gesicht verschleiert. Als das Schiff sich immer weiter entfernt, geht sie langsam zu einer Erhöhung am Kai, und lässt sich, unbemerkt von den anderen einfach ins Wasser fallen. Es gibt viele Haie hier, bei den Schiffen und ihren Abfällen.

Die Überfahrt die erste Enttäuschung, der Jüngling ist beinahe andauernd seekrank, das Schiff, das Schwanken, die Wellen, nicht gewohnt. Während der Reise übergibt ihm der Kapitän einen Umschlag, der für ihn abgegebebn worden wäre. darin sein eigener Siegelring. Wo hatte er denn den verloren? Und wer gab ihm den auf die Art zurück?
Die Übelkeit nimmt zu. Schließlich legen sie an der Küste von Italien an.

Die Reise über Land dauert nicht all zu lange, endlich wieder fester Boden unter den Füßen, als kleine Gruppe gelangen sie zu einer Burg, der Burgherr ist ein Verwandter seiner Mutter, er übergibt ihm ihr Schreiben, er wird begrüßt, weniger herzlich als angenommen. Wie hier überhaupt einiges etwas anders zu sein scheint als er es bisher gewöhnt war. Lauter, rauher, auch schmutziger, ärmlicher. Er empfindet Kälte in vielerlei Hinsicht.

Seine Ausbildung beginnt, ungewohnt, hart, er müht sich ab, zu kämpfen, Krieger scheint ein anstrengendes Handwerk zu sein. Er ist nicht ungeschickt, aber auch nirgends allzu herausragend. Ungewohnt, nicht der ständige Mittelpunkt zu sein.

Langsam freundet er sich mit der Tochter des Burgherren an, sie ist wie seine Schwester und Mutter, hell, blond, die Normannen und Deutschen bleiben unter sich, auf ihren Burgen und Festungen, die Herren und ihre Familien hier. Dennoch ist das Mädchen für ihn wie ein Stück Heimat. Etwas, das ihm vertraut ist.
Irgendwann ist sie schwanger, und irgendwann lässt sich das auch nicht mehr verbergen. Es kommt zum Streit mit dem Vater.
Dieser schlägt auf das Mädchen ein. Sie stürzt, prallt mit dem Kopf erst gegen die Mauer, dann gegen einen Stein, Blut rinnt aus ihrem Haar hervor. Beide, Jüngling und Vater stürzen auf das Mädchen zu, sie rührt sich nicht mehr.
Der junge Mann zieht sein Schwert, will auf den älteren losgehen, der schlägt ihm dieses, zwar zugleich mit Tränen in den Augen dennoch ihn verlachend, mit einem Schlag aus der Hand. Seine Männer kommen bewaffnet näher. Angst, Panik. Er fühlt sich beinahe seekrank.

Der Mann springt, über die hinter ihm stehende Mauer, hinunter ins Meer. Verliert kurz die Besinnung, dann schwimmt, taucht er, versteckt sich zwischen Felsen, Klippen, wartet im Wasser, zitternd vor Kälte, die Nacht ab. Die Männer geben die Suche auf. Erschöpft gelangt der Mann ans Ufer, ruht sich etwas aus, dann marschiert er ins Landesinnere. In Scheunen, Ställen, mitunter Kapellen, Kirchen findet er Schutz, die Kirchen sind sicher, heiliger Boden bietet Schutz, auch vor Verfolgern, bis er schließlich aus dem Hoheitsgebiet seines Verwandten kommt.
Ein rivalisierender Burgherr nimmt ihn, alleine um den anderen zu ärgern, in seine Dienste auf. Der Mann setzt seine Ausbildung fort. Als die Ausbildung weitgehend abgeschlossen ist, schließt er sich den kaiserlichen Truppen an.

____


Ein Hafen, die Truppen schiffen sich ein. Massen an Soldaten, Rittern, Händlern, Frauen,.. Ein einziges, lautes Knäuel.
Das Schiff auf dem er landet sieht wenig vertrauenserweckend aus. Und tatsächlich wird es in einem Sturm mit einem anderen vom Kurs abgetrieben, leckt ein wenig, so ist an eine Weiterfahrt bis Zypern nicht zu denken. Kurs auf Malta, um das Nötigste instand zu setzen. Die Soldaten gehen an Land, das Schiff wird repariert.

Eine Taverne in der Stadt. Einheimische, ein Handvoll Soldaten vom eigenen Schiff, er kennt sie kaum, laut, roh, ihm eher fremd, Frauen, eine dunkelhaarige Tänzerin, auf einem Podest.

Als sie zu tanzen aufhören will, gehen will, hält sie einer der Soldaten, bereits sichtlich betrunken, fest, ein anderer kommt dazu, sie drücken sie zuerst gegen, dann auf einen Tisch, die anderen kommen dazu, schwerfällig, grölend, grinsend. Die Frau schreit. Hat Angst.

Der Mann in dem Fall keine. Er schreit auch, anders, brüllt, zieht sein Schwert, packt einen der Männer, stößt zu, Blut spritzt, ein anderer mischt sich ein, fällt mit der Hand am Schwertknauf zu Boden, der Mann wütet, irgendwann sind die Soldaten tot, irgendwo ist eine Lampe umgefallen, in eine Ecke beginnt es rasch zu brennen.
Die Frau sieht ihn fassungslos an, dann schreit sie wieder, in Unverständnis, Panik, läuft davon, schreiend, er versteht's nicht.

Die verbleibenden Gäste und der Wirt versuchen verzweifelt, den Brand zu löschen, im Trubel verlässt der Mann die Taverne, draußen kommen ihm Menschen entgegen und zu löschen. dennoch brennt bald das Viertel, Rauch steigt auf. wieder Lärm und Gestank, der Mann geht zu Schiff zurück. Dass am nächsten tag immer noch ein paar Soldaten fehlen, wird kaum registriert, die Schiffe legen ab, Kurs Richtung Zypern, dann weiter nach Akkon.

____


Endlich am Ziel. Im Heiligen Land. Das ist vertrauter als der kalte Norden.
Eine Stadt wird gestürmt, eingenommen, in Gruppen ziehen die Soldaten durch die Gassen, töten, rauben, alles wirkt zufällig, willkürlich, ungeplant. Keine große Schlacht, Scharmützel, dennoch brutal, gnadenlos, und wieder kommt diese Angst hoch.

Die Schar stürmt eine Kirche. Eigentlich eine Moschee, für ihn ist's eine Kirche. Wie zu Hause.
Menschen, hauptsächlich Alte, Frauen, Kinder habe sich hier versteckt, suchen Schutz. Der Trupp treibt sie in eine Ecke, beginnt mit der Schlachtung. Dem Mann wird schlecht. Er stützt sich auf sein Schwert, will nach Luft schnappen. In der Mitte der Moschee eine Vertiefung, darüber eine lichtdurchflutete Kuppel, aus der Lichtstrahlen durch die dunstige Luft bis auf den Boden fallen. Auf der Seite eine Art Becken.
Plötzlich ein Geräusch, ein Flattern. Zwei Tauben, schneeweiß, fliegen, flattern mitten durch einen dieser Strahlen nach oben.
Und plötzlich wird das Licht, der Strahl heller, beginnt zu leuchten, der Mann hört eine Stimme: "Hör auf zu känpfen!"

Wie im Rausch, berauscht, berührt, in einer Art Trance kniet der Mann nieder. Weint. Und ist doch innerlich hellwach, aufgewühlt.
Der Schild gleitet zu Boden, ebenso das Schwert, langsam geht er aus der Moschee ins Freie. Einer der eigenen Männer läuft ihn nach, will ihn zurückholen, zurück zerren, auf seine Platz, zum Mitmachen drängen, er schüttelt die Hand des anderen unwillig ab, nach einer kurzen Pause des Verstehens schlägt er mit dem Schwert zu, verletzt den Mann an Schulter und Hals, sticht nochmal zu, in dem Rücken, andere kommen, der Mann flüchtet blutend, verletzt vor den eigenen und doch so fremden Leuten.

Irgendwo in den engen Gassen eine Frau die ihn sieht, ihm ein Zeichen gibt, beide verschwinden hinter einer Tür, die Tür schließt sich, die Soldaten laufen vorbei. Ruhepause. Der Mann fällt in Ohnmacht.

Als er aufwacht, liegt er unter einer Decke, die Frau deutet ihm, ob er aufstehen könnne, er steht auf, es ist dunkel, sie gehen langsam auf die Straße. Ein paar Gassen weiter, ein anderes Haus, die Frau klopft, eine andere Frau öffnet, jünger, die ältere verabschiedet sich, die jüngere zieht ihn hinein.
Führt ihn in ein Zimmer, deutet ihm das er sich ausziehen solle. Die Rüstung loszuwerden fällt scher, die Frau hilft ihm. Sie deutet ihm, sich hinzulegen, begutachtete seine Wunden, sieht ernst, verlässt den Raum. Der Mann schläft ein.

...
 
Licht der Angst Teil 2



...

Wie gut er doch einmal schon gespielt hatte. Und niemand hatte was bemerkt, oder doch? Warum sollte er plötzlich nach Europa? War doch was aufgeflogen? War doch nur ein Scherz, ein Jungenstreich, dass er und einige seiner "Freunde" in das Lager seines Vaters einbrachen. Das Geld war knapp, sein Leben, Spielschulden und er hatte wollte seinem Vater nicht anbetteln, um die Beträge, um die es da ging. Seine "Freunde" schienen, wenigstens, wenn es um Geld ging, doch wenig Spaß zu verstehen, das Messer an seiner Kehle, die Drohung, zuerst seiner Schwester, dann ihm selbst was anzutun, verstand er durchaus, ebenso wie die eigenen Angst. Die war echt.

Also bot er seinen "Freunden" als Ausgleich seiner Schulden an, sich selbst zu bedienen, war doch ohnehin sein Erbe, irgendwie. War doch letztlich egal. Was musste auch der blöde Verwalter gerade in dem Moment ein Geräusch hören, als sie ohnehin beinahe fertig waren, alles wäre erledigt gewesen. sie überwältigten ihn, etwas schein zu Boden zu fallen, er nahm es nicht wahr, fesselten und knebelten ihn, verbanden ihm die Augen, bevor sie weitermachten.
Ausgerechnet der Verwalter. Eine schöne Tochter hatte er. Sie schien ihn zu mögen, vielleicht sogar zu lieben, er sah's gelassener. Ihn liebten schließlich alle, so dachte er, war doch nichts Besonderes, und sie eine unter anderen, wenngleich auch durchaus eine der Favoritinnen.
Am nächsten Tag fand man den Verwalter im geplünderten Lager, tot, ausgerechnet seine Tochter muss ihn finden, der Kopf seltsam verdreht, der Schlag, Tritt muss heftig gewesen sein, der ihn das Genick brach.

Als er sich einen Tag vor seiner Abreise von ihr verabschieden will, will sie ihn nicht sehen, na ja, vermutlich die Trauer um den Vater.

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Er liegt immer noch mit Schmerzen auf seinem Lager, die Frau kümmert sich um ihn, pflegt ihn, wohl eine Art Heilerin, die Wunden schließen sich langsam, tun aber immer noch weh, jede Bewegung tut es, jeder Atemzug. Mitunter, in der Nacht, legt sie sich zu ihm, beginnt ihn sanft zu steicheln, nichts fordernd, da, für ihn, so vorsichtig, dass sogar die Wunden nicht oder kaum zu schmerzen beginnen. Er liegt da, reglos, lässt es geschehen.

Irgendwann kann er aufstehen, wieder gehen, es wird Zeit. Die Rüstung notdürftig um die Verbände geschnallt, verlässt er sie, will gehen, sie möchte dass er bleibt, er schüttelt den Kopf. Traurig, entäsucht sieht sie ihn an, er küsst sie auf die Stirn, ihre Hände, geht.
Die Sonne blendet. Die Stadt ist weitgehend zerstört, verkohltes Holz, eingestürzte Mauern, Ruinen, dennoch scheint es in dem Gassen bereits auch wieder so etwas wie Normalität zu geben, Händler bieten Waren an, Kinder laufen spielend über die Steine, Esel tragen Lasten.

Es zieht ihn wieder zu dieser Moschee. Auf dem Weg dahin ein Platz. Soldaten, Leichen, und ein paar Kreuze, mit Holz darunter. Er geht weiter, die Soldaten sehen ihn, er versucht, sie zu ignorieren, einer aus seiner alten Schar erkennt ihn, spricht mit anderen, sie kommen auf ihn zu. Der andere Soldat spuckt ihm ins Gesicht, schreit was von Deserteur, packt ihn, die Wunde an der Schulter schmerzt, bricht auf, Blut. Er wehrt sich nicht.

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Die junge Frau wachte auf, etwas stimmte nicht, die Geräusche im Haus klangen anders als gewohnt, die morgendlichen des Vaters fehlten. Sie steht auf, zieht sich notdürftig an, geht durch's Haus, fragt die anderen, niemand hat ihn gesehen, er hat auch am Vortag nichts gesagt.
Sie sucht ihn, im Hof, Garten, den Nebengebäuden. Warum sieht das in den Boden eigelassene Fenster der Lagers so eigenartig aus? Das Licht fällt anders als gewohnt darauf, es hängt schief. Ein seltsames Gefühl macht sich breit, sie holt die Schlüssel, sie weiß wo ihr Vater sie üblicherweise verwahrt. Öffnet die Türe, ruft, sucht, an eine Säule gebunden findet sie ihn, reglos, tot, sie kniet nieder, weint, bindet ihn los, hält seine Hand in der ihren. Schreit. Andere kommen. Ein Lichtstrahl fällt aus etwas am Boden, wird davon reflektiert, blendet sie. Ein Ring. Sie kennt ihn nur all zu gut. Und jetzt schreit sie noch lauter, verzweifelter, auch wütender, ohnmächtiger. Andere versuchen, sie zu beruhigen, bringen sie ins Haus zurück.
Sie sagt kein Wort, weint, heult, schreit nur. Wie ein wildes Tier.

Warum kann er es sehen? Jetzt, auf einmal, alles? Wieder alles, sich erinnern? Sogar das, das er gar nicht kennen kann?

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Er hängt auf einem der Kreuze, in seiner Rüstung, andere neben ihm. Andere, ebenso dunkelhaarig, dunkelhäutig wie er. Nur in anderen Rüstungen, oder Gewändern. Die Soldaten lachen.

Bald brennen die Feuer, der Rauch beißt, die Hitze nimmt zu. Die Rüstung wird unerträglich heiß, die Schmerzen sind erbarmugslos.
Der Körper unter dem Metall brät vor sich hin, ein Schwein am Spieß, so muss sich das wohl anfühlen, nur dass das bereits tot ist. Der Geruch von verbranntem Fleisch ist erbärmlich, ihm wird schlecht, auch das eigene riecht nicht anders.

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Als die "Freunde" mit der Beute abzogen, hätte er eigentlich erleichtert sein müssen, und doch war er es nicht. Der Verwalter hatte ihn gesehen, auch erkannt, er würde alles dem Vater erzählen. Er bekam Angst, vor seinem Vater hatte er Angst, genau vor dieser Unerbittlichkeit, wenn es um Geschäftsangelegenhieten ging. Er würde ihn bestrafe, davonjagen, vielleicht sogar töten, jedenfalls enterben. Er schämte sich und fürchtete sich zugleich.

Wenn der Vater nun aber nichts erfahren würde? Wie? Andere konnten das doch auch, täglich starben Menschen, irgendwo, irgendwie. Konnte doch nicht so schwer sein. Warum dann doch so viel Angst und Widerwillen davor?

Er ging zurück, der Verwalter hörte ihn, hoffte wohl auf seine Befreiung. Noch mehr Angst, und Wut, alles in einem einzigen Tritt, es knirschte kurz, dann begann das Blut zu fließen. Er ging, legte sich schlafen, zitternd. Ihm war kalt.

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"Hör auf zu kämpfen!", sagte die Stimme, er hat aufgehört, gegen andere, gegen sich selbst, auch dagegen, davonzulaufen, auch vor sich selbst.
Alles tut weh, dennoch ist es wohl gut so, wie es ist. Befreiend, nichts mehr tun zu müssen, eigentlich. Ist ja bald vorbei.

Schön, dieses Licht, woher kommt das plötzlich? So hell, strahlend, wo sind die anderen, wo der Rauch, der Gestank?
Auf einmal ist alles ruhig. Stille. Der Mann lächelt, Noch einmal...

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Hoch über ihm schlägt ein Falke eine Taube, mitten in Flug, eine einzelne weiße Feder schaukelt langsam durch die Luft, landet schließlich auf seinem Kopf, den verkohlten Resten seiner einmal dunklen Haare, der Kopf ist nach vorne geneigt, das noch brennende Kreuz samt dem kaum mehr erkennbaren Leichnam kippt langsam nach vorne, schlägt auf dem sandigen Boden auf. Funken sprühen. Bald geht die Sonne unter.
 
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Königin der Diebe



"Hilfe, Hilfe!
Sie hat mich beraubt!
Unverschämtheit!
Frechheit!"

"Wer?"

"Na, sie! Die da!"

"Haltet sie, nehmt sie fest!
Bestraft sie! Hängt sie!
Durchsucht sie, sie muss es noch irgendwo bei sich haben!
Zieht sie aus!"

"Genau! Gute Idee!"

"Oh, die ist aber schön!"

Sie steht da, völlig nackt, lächelnd.
Alle starren sie an. Sie schweigt.
Und sie ist sehr schön, beinahe makellos.


"Nichts zu finden!
Was soll sie denn gestohlen haben?"

"Na was wohl?
Mein Herz!"

"Und was daran fehlt also jetzt?
Alles, ein wenig?"

"Seltsam, eigentlich ist's ja viel mehr als zuvor.
Obwohl sie es ganz bestimmt gestohlen hat.
Ich bin mir ganz sicher.
Und doch scheint nichts zu fehlen. Im Gegenteil."

"Also habt dann eigentlich Ihr sie beraubt?
Haltet ihn fest! Hängt ihn!"


Sie lächelt noch immer.
Ob er auch so schön ist?



 
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