Ramar
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Was eine Impulskontrollstörung, also eine schwerwiegende psychische Erkrankung, grundsätzlich mit Gefühlen oder eigenen Kindern zu tun hat oder haben soll, ist mir aufgrund Deiner Erläuterungen immer noch überhaupt nicht schlüssig. Geschrieben hattest Du doch: "Gefühle unterliegen ja normalerweise einer Impulskontrolle, bevor sie in eine Handlung umgesetzt werden. Ich denke mal, dunkle Gefühle (auch gegenüber den eigenen Kindern) kennt wohl jeder."Offensichtlich hat der Fachterminus "Impulskontrolle" zu einiger Verwirrung und Aufgregung gesorgt.
Die Kontrolle bezieht sich natürlich nicht auf die Gefühle, sondern auf die aufgrund der Gefühle ausgelöste Reaktion....
Welche Eltern sind schon perfekt und welche Eltern haben immer ein starkes Nervenkostüm? Mit "dunklen Gefühlen" hat das jedoch gar nichts zu tun. Mir fällt auf, wenn Du Emotionen erwähnst, sind die immer in einem irgendwie negativen Zusammenhang. Wenn ich meinen Kindern zeige, daß ich verärgert bin, über irgendein Verhalten, ist das nicht negativ besetzt. Irgendwie müssen auch sie die Grenzen in zwischenmenschlichen Beziehungen kennen lernen. Ich sehe das sogar umgekehrt - es ist wichtig für die Kinder, Emotionen anderer, auch der Eltern kennen zu lernen. Damit sind sie ein Leben lang konfrontiert und müssen damit umgehen lernen. Das hat mit Negativ oder dunkel gar nichts zu tun - das ist lediglich im Bereich Leben lernen.Mit dunklen Gefühlen gegenüber meinem eigenen Kind (das hatte Ramar die Sicherung herausgehauen) meinte ich zum Beispiel Wut, wenn das Kind, sagen wir mal, in voller Absicht ein Glas Tee umkippt. Die meisten Eltern verspüren dann dunkle Gefühle (den Begriff hatte ich von cuckma übernommen, war auch die Antwort an sie, ich würde eher negative Emotionen sagen) wie Ärger oder Wut, aber sie reagieren ganz unterschiedlich (s.o.).
Wobei ich jetzt über absichtlich eine Tasse Tee umkippen ziemlich verstört wäre, hinsichtlich der Psyche meines Kindes.
Ich fürchte, Du verstehst es nicht, auch wenn Du nunmehr meine für Dich offensichtlich ungebührliche Emotion einfach in Bereiche persönlicher Erfahrung und erst dadurch verständlicher Erregung abtust.Ansonsten verstehe ich jetzt Ramar, du bist persönlich betroffen, das ist mir zum Glück ersprart geblieben. Aber das macht deine Emotionalität im Thema Abtreibung verständlich.
Betroffen im Sinne von, tief bewegt, Betroffenheit mit dem Gefühl der moralischen Trauer, mitfühlender Anteilnahme - auf jeden Fall.
Die 46 Millionen getöteten Kinder sind nicht von mir - es macht mich aber betroffen.
Nein, ohne Emotion kann ich das nicht betrachten, das fröhliche Morden in einer perversen Normalität. Genausowenig wie ich viele andere menschliche Untaten nicht ohne Emotion betrachten kann. Es macht mich auch betroffen, wenn ich Straßenkinder sehen muß, oder hungernde, verhungernde Kinder, Erwachsene... Es macht mich betroffen, wenn sich Staaten zum Massenmorden berechtigt fühlen, sei es durch kriegerische Handlungen oder dem Morden durch die Justiz.....
Es macht mich vor allem betroffen, da ich als Mensch ein Teil des Ganzen bin
Noch betroffener macht mich Gefühlskälte solchen Themen gegenüber, auch wenn diese intellektuell nicht ungeschickt als Sachlichkeit getarnt wird.
Hier stimme ich uneingeschränkt zu, ein äußerst interessantes Thema und unglaublich umfassend.hmm.. Karma...
Da wäre man dann ja auch bei der Frage, ob es überhaupt etwas rein Intrinsisches gibt. Also kommt mein Charakter zumindest zu Teilen aus mir selber oder ist er durch die Interaktion mit meiner Umwelt entstanden?
Man hat ja schon Gene lokalisiert, die mit einem erhöhten Drogenmissbrauch einhergehen.
Hmm... Und dann ist man bei der Frage nach dem freien Willen und wenn man konsequent weiter geht, kann man als nächstes über die Schuldfähigkeit des Menschen spekulieren...
Diese Gedanken kamen mir jetzt zu den deinigen, über die vermutlich vielschichtigen Gründe, wie es zu emotionaler Abgestumpftheit und Wahn und was-noch-nötig-ist-um-so-komplett-die-Impulskontrolle-zu-verlieren kommt ziehen ja noch einen ganzen Rattenschwanz grundsätzlicher Fragen nach sich.
Interessant!
Ob es Karma gibt oder nicht, werden wir hier kaum klären können, ist dies meist eher eine Glaubensfrage. Ich tendiere schon eher dazu, im Sinne einer Verantwortlichkeit für jede Handlung je nach Bewußtseinsentwicklung. Natürlich nicht in der hier im Forum gelegentlich kolportierten Boulevardauslegung nach dem Motto - jeder ist sowieso durch sein Karma vorbestimmt und deshalb ist der Ermordete selbst schuld, ist dafür selbst verantwortlich, hat sich ggf. dieses Schicksal selbst zuzuschreiben, ja hat es selbst gewählt. Und damit wäre der Mörder jeglicher Verantwortung ledig, da er nur noch den Wunsch des Opfers im Rahmen seiner eigenen Bestimmung ausführt.
Ähnlich verhält es sich wohl mit der Genforschung oder den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Funktionen und chemischen Vorgänge im Gehirn. Letztere reduzieren den Menschen gerade noch auf ein kleines Chemielabor, in welchem sämtliches Verhalten lediglich durch ein paar elektrische oder chemische Vorgänge ausgelöst und verursacht werde. Oder die Genetiker, die aufgrund noch wenig durchschauter genetische Komponenten menschliche Qualitäten erkennen wollen. Ich seh' sie schon kommen, die genetische Untersuchung auch in diesem Bereich. Beginnend beim Embryo. Genmediziner zur werdenden Mutter: " Es tut mir leid, Ihr Kind hat die kriminelle Genkombination 6512 und wir müssen es daher laut Uno-Resolution 465 zur Befreiung der Menschheit von Kriminalität heute noch abtreiben!" Oder: "Leider hat Ihr Kind das Revolutionsgen Che, wir dürfen es daher zum Schutze unseres Systems nicht leben lassen!" Das ist gar nicht soweit hergeholt, wie es klingt, heute werden die Embryos auch schon hinsichtlich Behinderungen untersucht und ggf. gekillt. Wir sind daher mitten drinnen, in der Bewertung und ggf. Vernichtung von Leben.
Dabei, letztlich weiß man das heute auch aus den Zucht- und Klonversuchen in der Tierwelt. Die Veranlagung alleine bringt noch gar nichts hervor, ist eben lediglich und maximal als abgesteckter Rahmen zu sehen. Der Klon des weltbesten Springpferdes, eine sogar eben 100prozentige Kopie wird nicht auch zum besten Springpferd der Welt, ohne die gleichen oder zumindest ähnliche Erfahrungen und Ausbildungen zu genießen, wie das beim Gengeber der Fall war. Und dann braucht es trotzdem noch den gleichwertigen genialen Reiter und das gleiche Glück, nicht durch irgendwelche Verletzungen gebremst zu werden.....
NEIN, der Mensch, auch die Tiere, sind mehr als ein Konglomerat von zufällig zusammengewürfelten Genen und mehr als irgendwelche anatomische, chemische oder elektrische Vorgänge im Cerebrum. Das sehe ich absolut abgehoben von jeglichen religiösen Erklärungsversuchen, aus rein philosophischer Sicht.
Ein Lösen von Emotionen bei welchem Thema auch immer ist nicht denkmöglich, kann daher nicht sein. Der einzige Weg einer Annäherung, einer emotionsarmen Sichtweise ist jene der Gefühlskälte, also einer eigentlich schon psychischen Erkrankung, Erstarrung.Ach, nochwas von wegen Emotionen in diesem Thema, hab da eine Idee:
Wenn man so mit Emotionen durchtränkt ist, dann bleibt man bei der Trauer um die Opfer oder den Emotionen den Tätern/der Tat gegenüber stecken und attackiert andere, weil sie das nicht (im subjektiv richtig empfundenen Ausmaß) tun. Wenn man sich von diesen Emotionen löst, kann man frei über ein Thema nachdenken.
Wobei ich immer noch nicht verstehe, weshalb Du soviel Wert auf emotionslose Diskussion legst. Wie kann man frei über ein Thema nachdenken, wenn dies vor lauter Bemühen zur Sachlichkeit ohne (vielmehr mit wenig) Gefühl entmenschlicht wird.
Selbst wenn jemand in Trauer über die Opfer wäre, wieso soll Trauer beim Denken hinderlich sein, Emotion überhaupt ?
Wieso empfindest Du eine Beteiligung des Gefühls als negativ ? (Was ja schlußendlich schon wieder sehr subjektiv und emotionsbeladen ist....
L.G.
Ramar