Hallo Stern,
ich bin Mutter von fünf Kindern und wenn es jemand wagen würde, einem von ihnen auf diese Weise zu nahe zu treten, würde ich ihn zerreißen. Das ist die eine Seite. Es gibt aber auch noch eine andere.
In jedem Opfer schlummert ein Täter und umgekehrt. Ich weiß, es ist unvorstellbar, aber ein Kind wird - so unschuldig und süß und klein und was auch immer - es ist, niemals zufällig zum Opfer eines Verbrechens. Es gibt da ein ganz interessantes Buch von Jovanna Vex (oder so ähnlich) zum Thema "Seele und Sexualität", in dem sie anhand von Fallbeispielen ihrer Klienten (und da sind sehr viele Missbrauchsopfer dabei) mit diesen gemeinsam die unbewußten - aus vielen Inkarnationen stammenden - Glaubenssätze aufklärt, die zu der entsprechenden Missbrauchssituation geführt haben. Was auch immer es nun konkret ist, es gibt in der betroffenen Person einen unbewußten Glaubenssatz, der sich in der Missbrauchssituation zeigt.
Wenn nun die Erwachsenen hingehen und den Täter als böse und widerlich und sonstwas lynchen wollen, sich echauffieren (alles menschlich und nachvollziehbar), dann hauen sie - in bester Absicht - auch auf das Kind. Denn sie zeigen, dass sie den Teil im Kind ablehnen, der - auf Seiten des Kindes - zu dieser Situation geführt hat. Das ist völlig unbewußt.
Ich weiß, es wird immer gesagt, für Kinder sei es wichtig, dass man den Täter bestraft, damit es die wohlmeinenden Erwachsenen auf seiner Seite weiß, sich verstanden und ernstgenommen fühlt usw. Ich sehe das anders. Das Kind wird in seinen - wiederum völlig unbewußten - Schuldgefühlen bestätigt. Da ist was ganz schlimmes gelaufen ............
Wie gesagt, als betroffene Mutter würde ich den Täter in der Luft zerreißen. So erleuchtet, dass ich das in Liebe annehmen würde, bin ich noch nicht. Aber wenn Du nach meiner Meinung im allgemeinen fragst: mit der ganzen Bestraferei bekommen wir genau das, wovor wir uns schützen wollen.
Katarina