Esofrau schrieb:
Hallo zusammen,
ich habe damals mit geführten Meditationen begonnen, d.h. von CD. Nun hab ich mich dran erinnert, dass ich auch einfach so meditieren kann. D.h. ich hab mir eine Frage gestellt oder auch ein Thema, und fing an, in meine Mitte zu gehen.
Und jedesmal schlafe ich ein......... - mach ich etwas falsch oder so? Ich habs versucht im Liegen, im Sitzen, mit Musik, ohne Musik .... ich schlafe ein... Ich fühle mich hinterher total entspannt, aber ich finde es schade, dass ich nicht meditiert habe- - oder hab ich das ohne es zu *wissen* ? ;-)
Kennt das jemand von euch? Weiß jemand, was mir das sagen will, oder so?
Liebe Grüße und im voraus schon Dank
Esofrau
Es gibt ja soviele Arten der Meditation, wie es Mäuse gibt
Ich hab sehr viel Literatur darüber verputzt, weil ich wissen wollte, was genau der "Medi"-Effekt daran ist. Das versteht jede Tradition etwas anders und das ist eigentlich interessant. So sind die Zen-Buddhisten darauf bedacht, einen leichten Überdruck im Unterbauch zu erzeugen, um den unteren Körperbereich bewußt zu machen. Hier wird also betont, daß man Mensch ist und Körper, denn wenn man den inneren Druck vernachlässigt, dann ist man nicht im Zen-Sinne bewußt und tatsächlich: sobald man seinen Gedanken folgt und sich nicht auf das Erzeugen dieses leichten Druckes in besagter Muskulatur besinnt, geht dieser mit Sicherheit aus Deinen Bewußtsein flöten und der Druck ist dann auch bald futsch (es fließt durch den
federleichten Druck etwas mehr Blut in die Bauchorgane und das ist natürlich gesund. Man kann auf diesem Druck auch seinen ganzen Körper wie eine Kathedrale aufbauen und alle inneren Räume erforschen). Man lernt so: darauf was ich mache, darauf kommt es an bei der Frage, ob ich zum Ziel gelange. mache ich nicht den Unterdruck, habe ich etwas ganz Grundlegendes im Zen vergessen: die Dreidimensionalität oder Trinität, also die gleichzeitige Beschäftigung von Körper, Geist und Seele mit einer Sache. Alles andere spaltet Bewußtsein in mehrerlei Beschäftigung und eigentlich ist das Energieverschwendung. Aber weil wir eben genau diese Bewußtseinsenergie ja nicht gut halten können, üben wir ja die Bewußtheit und wollen meditieren.
Wieder andere, wie die Tibeter, die setzen auf das Beobachten der geistigen Bewegungen und beschreiben "Bewußtsein" und seine Einzelteile. Es ist da die Rede von unterschiedlichen "Bardos", das sind für mich Sinnbilder für "Zeiten", in denen sich der Geist aufhält. Wenn man bei der Meditation den eigenen Fluß der Gedanken beobachtet bemerkt man: es gibt da immer eine emotionale "Tendenz", die einen Gedanken eine zeitlang begleitet. Dann wechselt plötzlich das Gedankenthema und damit auch die Emotion- oft in das gerade gegensätzliche Gebiet. Z.B. hast Du erst einmal Deine spirituelle Arbeit aufbauende Gedanken mit dem Gefühl der Konzentration (A) und danach Gedanken mit dem Gefühl der Machtlosigkeit (B) , weil Du A niemals erreichen wirst und dann kommt Dein Selbst (C), das Dich erinnert, daß Du immerhin ein Mensch bist und andere das ja auch beschreiben, daß sie A erreicht haben und dann kommt vielleicht noch eine Vierte Stimme (D, die Göttin in Dir), die dich laut ermahnt, jetzt endlich zu meditieren. Das wäre mal so eine Art Übertragung, was diese tibetischen Bewußtseinszeiten eigentlich meinen. Tatsächlich laufen diese Wechsel des Bewußtseins sehr rhythmisch ab, wenn man es zuläßt, so wie Leben, Sterben, Tod, Klärung, Freude und Interesse an Wiedergeburt. Für die Tibeter ist ja alles ein natürlicher Wechsel und diese solle man im eigenen Geist entdecken. "Rigpa" wird da diese natürliche Strahlung des Geistes genannt, der die "Zeit in der Natur" verursacht.
Was Du jetzt schriebst, das ist, daß Du dir "Gedanken vornimmst". Du versuchst also, ein bestimmtes Thema zu bewältigen. Das hört sich zunächst einmal nach anstrengender gedanklicher Arbeit an
Tatsächlich hat es aber im spirit eine sehr große Rolle, dieses abisichtliche Denken um ein Thema herum: die sogenannte Kontemplation. Durch sie erreicht man Verständnis und abschließend dann ebenfalls den gleichen Zustand wie bei einer der erwähnten Meditationsmethoden. Kontemplation ist aber eigentlich nicht Meditation, weil Kontemplation nur im Geist stattfindet. Die Mönche machen das im Gespräch beim Spaziergang ("kommuni(o)-kation"). Der Körper und sein Energiesystem werden ganz anders berührt, als wenn Du z.B. wie die Zen-Mönche Deinen Fokus auf Deinem Bauch hältst. Wenn nicht genug geistige Energie da ist, sagt der Geist "hörens her, esofruu, leck misch an de Föss, wat soll der läppsche verzäll" und schlummert weg ;-)
Wieder eine andere Sache wäre bewußt zu bleiben. Das heißt: zu bemerken, daß man wahrnimmt. Es ist da auch egal, was man wahrnimmt, man bleibt immer der Beobachter/ die Beobachterin seiner inneren Bewegungen des Geistes, des Körpers und der Seele. Das setzt voraus: körperlich aufrecht und nicht fest zu sitzen. Es ist in unserer Natur immer überall Bewegung und irgendwo sollte immer Bewegung sein in unserer Meditation. Im Körper und im Geist und im Gefühl stets eine natürliche Bewegung, die ganz von alleine entsteht. Das gibt einfach Ruhe, ganz ohne erklärende Theorien. Wenn innerlich Ruhe ist, dann ist die Bewegung halt nur im realen Universum und die Augen schauen sich das an. Manche nehmen dafür eine Kerze zuhilfe oder sonst etwas, ich schaue z.B. gerne in die Natur. Wenn ich einem Vogel nachschauen will, schaue ich ihm nach, wenn der Körper das will. Denn ich will ja Eins sein in der Meditation und mich von keinem Teil der Natur und ihrer natürlichen Regungen entfernen.
Ich hoffe ich konnte Deine Erinnerung etwas erweitern ;-)
Liebe Grüße, Christian