Es lebe das Laster!

Jan Amos

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Münsterland
Gelegentlich hört man im Rundfunk ein Lied von Odo Jürgens: "Es lebe das Laster . . . . . und nun ist er tot!"

Nun meine Freund(e)- und innen,

vorgenannten Song möchte ich zum Anlaß nehmen, Euch nach Eurer Meinung zu fragen, ob Ihr es so versteht wie ich, nämlich, dass es sich dabei um die Verherrlichung negativer Eigenschaften des Menschen handelt und zur Aufforderung des Auslebens menschlicher Triebe, solange noch Zeit ist?

Oder sollte ich es falsch verstanden haben?

MfG
Jan Amos
 
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Lieber Jan Amos,

leider kenne ich das Lied nicht, obwohl ich Udo Jürgens früher auch gerne hörte. Aber das war noch zu "Sahnetortenzeiten" und "Streit im Nachbarshaus".- Dann kam eine Ewigkeit des Andersseins.

Aber da ich mich gut auf Udo einstimen kann, kann ich hier ahnen, um was es geht. Und ich sage dazu: Es lebe der Sieg über das "Laster". Es gibt mitlerweile viele Laster, die ich aufgegeben habe. Und ich stelle fest, es geht mir trotzdem gut. Ich muss nicht länger meinen Körper schädigen und Gefahren aussetzen. Es geht auch anders.

Mein Einziger Laster, welches aber geblieben ist, ist der dienst am Nächsten.
Und ich hoffe, dass mir dieses Laster erhalten bleibt.
Liebe Grüße - Alia
 
Hier mal der ganze Text.


Udo Jürgens: "Es lebe das Laster"

Er war eben so,
war völlig daneben.
Er hat nie geraucht,
ging nie einen heben.
Statt Vinho und Gambas,
Vollmilch und Brot,
und was hat er davon?
Denn nun ist er tot...


Er saß wie ein Geier
auf seinen Moneten,
er ließ es nie krachen
auf diesem Planeten.
War immer versichert
für jegliche Not
und ich trinke auf ihn,
denn nun ist er tot...

Es lebe das Laster,
denn wer brav ist
wird nirgendwo vermißt.
Erst recht wenn er daran gestorben ist.

Er ging nie zum Aufriss
in heiße Lokale,
machte niemanden an
und niemals Randale.
Kein Cocktail am Strand
im Abendrot...
Er tut mir so leid,
denn nun ist er tot...

Er hat das Finanzamt
niemals beschummelt,
Und hätt' er 'ne Frau,
hätt' er sie nie befummelt.
Er war nie im Bett
mit Blond oder Rot.
Und jetzt ist es zu spät,
denn nun ist er tot...

Refrain

Er aß sich nie satt
und war trotzdem nicht schlank.
Er fuhr nie ans Meer,
denn die Sonne macht krank.
Alkohol war tabu,
weil das die Leber zerstört.
Er ist von innen vertrocknet
und von außen verdörrt.






Stellt sich da nicht eher die Frage, ob da ein bewusstes oder ein unbewusstes Leben beschrieben wird.




Isis


Ich tue auch alles was Gott verboten hat - ohne Versicherung :D :D :D
 
vorgenannten Song möchte ich zum Anlaß nehmen, Euch nach Eurer Meinung zu fragen, ob Ihr es so versteht wie ich, nämlich, dass es sich dabei um die Verherrlichung negativer Eigenschaften des Menschen handelt und zur Aufforderung des Auslebens menschlicher Triebe, solange noch Zeit ist? [/COLOR]

Ich kenne mich zwar mit Udo nich so aus, aber glücklicherweise konnte ich ja den Text nu hier lesen...

Also ich denke das Lied ist mit einem lachenden Auge entstanden, so hat es sich spontan für mich angefühlt...

Ich glaube nicht das er mit diesem Lied negative Eigenschaften des Menschen und deren Auslebung glorifiziert.
Ich denke, das er damit die zwei Seiten des Lebens anspricht, Erfahrungen die sich gegenseitig bedingt gegenüberstehen.

Mäßigung alleine macht genauso krank, wie Zügellosigkeit.
Jedenfalls ist das auch meine Meinung.
Und ich denke erst das erste richtige Besäufnis (als Bsp.) das man im Leben hinter sich gebracht hat, kann einen auch zur Mäßigung führen. Es gibt sehr viele Graustufen zwische schwarz und weiß.
Ich für meinen Teil gehe gern mal über die eigentliche Grenze und lecke danach demütig meine Wunden. :D
Vieles was extrem ist fühlt sich so verdammt gut an, ich liebe das Leben.:)
Das heißt jetzt aber nicht, das in kleinen Freuden des Alltags nicht auch genausoviel Energie drin steckt, man muß nur sensibel, aufmerksam bleiben sie auch wahrzunehmen.
Viele liebe Grüsse aus Berlin
 
Einen Gruß an Euch alle drei!

Liebe Isis, vielen Dank für den kompletten Text, leider hatte ich bisher nur bruchstückhafte Fetzen in Erinnerung. Nun nachdem ich den Text komplett gelesen habe sehe ich ihn natürlich differenzierter.

Meine Zusatzfrage lautete ja: "Oder sollte ich es falsch verstanden haben?"

Ich bin weder ein Moralapostel noch ein Asket, der das Leben negiert, aber schon den Anfang:

"Er war eben so,
war völlig daneben.
Er hat nie geraucht,
ging nie einen heben.
Statt Vinho und Gambas,
Vollmilch und Brot,
und was hat er davon?
Denn nun ist er tot...",

empfand ich als Verhöhnung der Bescheidenheit und der einfachen Lebensweise.
-------
Die 2. Strophe:

"Er saß wie ein Geier
auf seinen Moneten,
er ließ es nie krachen
auf diesem Planeten.
War immer versichert
für jegliche Not
und ich trinke auf ihn,
denn nun ist er tot..."

beurteile ich positiv, da sie den Geiz und die Lebensangst aufzeigt als negative Eigenschaften des Menschen.
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Aber hier nun kommt der Text an dem ich meine Kritik anknüpfte, nämlich:

"Es lebe das Laster,
denn wer brav ist
wird nirgendwo vermißt.
Erst recht wenn er daran gestorben ist."

Er hat damit zwar in einem gewissen Sinne sogar Recht, aber es ist die Anprangerung der Tugendhaftigkeit.
------
Und mit:

"Er ging nie zum Aufriss
in heiße Lokale,
machte niemanden an
und niemals Randale.
Kein Cocktail am Strand
im Abendrot...
Er tut mir so leid,
denn nun ist er tot...",

wird der Schüchterne als Langweiler hingestellt.
-----
Hier wird es wirklich ernst:

"Er hat das Finanzamt
niemals beschummelt,
Und hätt' er 'ne Frau,
hätt' er sie nie befummelt.
Er war nie im Bett
mit Blond oder Rot.
Und jetzt ist es zu spät,
denn nun ist er tot...",

denn nun werden Ehrlichkeit und Junggesellendasein als negative Eigenschaften aufgezeigt.

Der Refrain ist Beiwerk.

Ja, und nun ist er tot, der sein Leben anders leben wollte und dafür auch noch veralbert wird.


MfG Jan Amos
 
@Jan Amos

Wer das Laster nicht kennt, kann auch nicht tugendhaft sein.

Und wer tugenhaft ist, weil er schüchtern ist oder Angst hat, ist
scheinheilig.

Lieben Gruss

Isis
 
ich finde nichts schlechtes daran seine triebe auszuleben. durch die verbreitung des christentums ist es dazu gekommen, diese als schlecht zu verurteilen.
aber warum eigentlich? wenn triebe nicht göttlich wären, würden sie doch gar nicht existieren..

naja alkohol und andere drogen sind nach meiner meinung auch nicht schlecht und schädigen auch gar nicht. von meinem standpunkt aus ist dies auch nur ein muster welches wir uns kreiren.

ob wir das alles brauchen? nein, eine abhängigkeit zu diesen dingen erschaffen wir uns nur selber.
aber wenn es einfach nur freude bereitet, wieso sollte man damit nicht ab und an mal übertreiben?

im prinzip kann man doch wirklich von allem abhängig werden.
es gibt sogar menschen, die ohne nahrungsmittel zu sich zu nehmen leben.
daran sieht man, dass wir sogar vom essen abhängig sind. das bräuchten wir im prinzip ja gar nicht.

jetzt kommt eine weitere frage:
muss es ein ziel für uns sein nicht mehr zu essen?

1. das muss jeder für sich selber herrausfinden
2. selbst wenn einem bewusst ist, dass man eigentlich nichts braucht, kann man trotzdem alkohol oder essen zu sich nehmen, wenn es einem freude bereitet.

ich stelle alkohol und essen ganz bewusst auf dieselbe stufe..
vom essen ist fast jeder abhängig (wegen dem muster, dass man sonst stirbt) und von alkohol sind auch ziemlich viele abhängig..
 
Schüchternheit ist nur eine von vielen, vielen Charaktereigenschaften - aus der man jeden Weg einschlagen kann, den einen leichter, den anderen schwerer.
Aber welchen Weg, Isis, schlägst Du aus Deinem Isoliert-sein ein?

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Wenn Du zu Jan Amos sagst: "Wer das Laster nicht kennt, kann auch nicht tugenhaft sein." - dann hast Du weder Jan Amos genau zugehört, bei dem was er gesagt hat, noch hast Du Dir genau zugesehen, was Du da schreibst.
Jeder kennt das Laster; die Frage ist, ob es gelebt worden ist - und zwar nicht irgendwie, sondern wertfrei und offen der Fühlbarkeiten harrend, die dort findbar sind.
Diese offene Möglichkeit, diesen ruhigen Zugang, versperrst Du aber (hast Du Dir wohl versperrt), mit einer polarisierenden (oder urteilst Du gar :confused: - mich stört es nicht) Aussage: "Und wer tugenhaft ist, weil er schüchtern ist oder Angst hat, ist scheinheilig."
JEDER von uns hat Angst, JEDER von uns ist schüchtern.
Und, Isis, WER ist jetzt scheinheilig?


-mit grüssen-
 
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Sensimilla, Du denkst sehr weit nach vorn. Sei nicht enttäuscht, wenn einige da nicht mitkommen werden. Diese Grundsatzliberalität wirst Du selten finden, in den nächsten paar hundert Jahren, noch. ;) Aber danach ist alles offen.
Du wirkst auf mich entspannt; und das überträgt sich angenehm.
Und dann auch noch diese Reiki-Page *sterbvorLachen!*

-dank Dir-
 
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