Der Riechende unter den Nichtriechern wird aber nicht unbedingt strenge wissenschaftliche Kriterien erfüllen können, auch wenn er Gerüche unterscheiden kann. Kannst Du alle Gerüche definieren? Gerade diese Anfälligkeit für Fehler bedeutet aber nicht, dass der Riechende nicht riecht, sondern dass er kein wanderndes Geruchslexikon ist. Nichtriecher werden das aber fordern wie die Wissenschaftler zu paranormalen Fähigkeiten, weil sie sonst eben ganz andere, eingefahrene Erklärungsmuster bevorzugen. Dann war es eben nicht die Geruchsfähigkeit, sondern sein Sehsinn, der Riecher hat in Wirklichkeit nur eine gute Menschenkenntnis und kann deshalb den Geruch einschätzen. Er wird es nie perfekt beweisen können.
Da kommt es sehr drauf an, was der Riecher genau behauptet, ermitteln zu können. Er muss gar kein wandelndes geruchslexikon sein. Wenn er beispielsweise nur sagt: "Ich kann mit dieser Fähigkeit zwischen den Möglichkeiten unterscheiden, ob in einem Gefäß (mit Öffnung) reines Wasser oder Amoniaklösung ist." So wird erst einmal genau das getestet werden.
Z.B. mit folgendem (skizzierten) Versuchs-Setting:
In einer Reihe von Flaschen mit nicht-durchsichtigen Wänden wird - durch jeweiligen Münzwurf entschieden - Wasser oder Amoniak-Lösung gefüllt. Die Leute, die das befüllen, notieren, in welchem Gefäß - sie sind z.B. numeriert - welche Flüssigkeit ist, und verlassen danach den Raum.
Aus dem optischen Eindruck der Flaschen kann nicht ermittel werden, in welchem Gefäß welche Flüssigkeit ist. Zum einen sehen (soweit ich mich an den Chemie-Unterricht erinnere... man mögle mich korrigieren, falls ich mich täusche) Wasser und Amoniaklösung identisch aus, und selbst wenn da ein subtiler optischer Unterschied sein sollte, ist dieser dadurch ausgeschaltet, dass die Flaschenwände undurchsichtig sind. Auch die Menschenkenntnis ist ausgeschaltet, indem alle, die wissen, in welchem Gefäß welche Flüssigkeit ist, den Raum verlassen haben, sowie indem jeweiliger Münzwurf entschieden hat, welche Flüssigkeit in welcher Flasche ist. Die verblindung ist also gewährleistet.
Nun betreten der Riecher und ein oder ein paar andere Leute den Raum. Der Riecher schnüffelt an all den Flaschen und teilt mit, aus welchen Flaschen er Amoniak-Lösung riecht und aus welchen nicht. Das wird notiert.
Nun verlässt dieses Team den Raum, und ein drittes Team betritt ihn. Dieses Team macht eine chemische Analyse aller Flascheninhalte, und notiert, in welcher Flasche welche der beiden möglichen Flüssigkeiten enthalten ist.
Als letzter Schritt treffen sich alle Teams, und die Daten werden abgeglichen. Zunächst einmal wird geschaut, ob die chemischen Analysen die Flüssigkeiten ergaben, die am Anfang auch wirklich in die jeweiligen Flaschen gefüllt wurden. Wenn diese Daten übereinstimmen, was eine Überprüfung ist, dass alles mit rechten Dingen zuging, wird geschaut, wie oft der Riecher richtig lag. nach Zufallserwartung hätte er eine Trefferquote von 50%. Liegt seine Trefferquote statistisch signifikant höher, wäre das ein Erfolg für den Riecher.
PS: Je mehr Flaschen dabei errochen werden sollen, desto geringer ist die Trefferquote, die notwendig ist, um ein stzatistisch signifikantes Ergebnis zu erreichen. D.h. je größer die Stichprobe, desto kleiner ist der nachweisbare Effekt. Der Riecher muss dabei also nicht 100% richtig liegen, sondern eben "signifikant überzufällig gut".
Um zu schauen, ob das Testsetting auch für den Riecher fair ist, kann (bzw. sollte) man vorher und u.U. auch hinterher einen Versuchsdurchgang machen, der unverblindet ist. Sollte er bei einem solchen unverblindeten Durchlauf Probleme haben, kann er das anmerken, und man kann versuchen, das Setting so zu modifizieren, dass die probleme beseitigt aber die Verblindung nicht gefärdet ist.
Wenn der Riecher bei den unverblindeten Durchläufen eine überzufällige Trefferquote hat, im unverblindeten Fall jedoch nicht, kann er sich nicht drauf rausreden, dass das Testsetting seiner Behauptung bzw. seiner Fähigkeit nicht gerecht wurde.
Das nur als Beispiel - an Details o.ä. kann man noch feilen.
Was den unterschiedlichen Geschmack zu Gerüchten betrifft, wäre das auch wissenschaftlich interessant für die Entwicklung neuer Parfums. Dazu gibt ja auch wissenschaftliche Erkenntnisse, denn der Geruchssinn hat seine hormonelle Funktion.
Ja, richtig. Da kann man dann Korrelationen untersuchen, wer welche Gerüche angenehm findet. Das wäre auch wieder eine Art Naturgesetz. Das macht aber die Aussage "Ich mag diesen Geruch (nicht)" nicht wahrer oder falscher - es bleibt eine rein persönliche geschmacksaussage, egal was die Ursache für diesen "Geschmack" ist.