Erleuchtung

Tag alle ! :)


Grade gefunden - die deutsche Ausgabe von "What's Enlightenment?" als WebSite, unter http://www.wie.org/home/jd_default.asp


Wieviele Heftchen etc. es wohl braucht, um einen Menschen zu erleuchten? Unfassbar, aber wahr: manche glauben echt, Erleuchtung käme durch intellektuelles Geschafel zustande. :confused: :D



@Joscha: konntest Du mit meiner Antwort etwas anfangen?





@alle: übrigends ein schöner Text zum Thema auf http://www.reschke.de/wirkgilde/erleucht.htm



Gruß,
KTG
 
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Und weil's wieder so schön passt noch den Power-Tipp für's Wochenende!

================[ Impulse zur Selbstermächtigung ]=================

>>> Wer bin ich, und wie will ich leben? <<<

Der * TaoCoaching-Tipp für´s Wochenende * 33/2002

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INHALT


* _ ABC der Gefühle

* _ Umfassende Lebendigkeit

* _ Tipps zur Integration:


Den neuen TaoCoaching-Tipp im Web anschauen:
http://www.zenpower.de/impulse/33-2002.htm



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* ABC DER GEFÜHLE


Mit dem ABC der Gefühle meine ich nicht unser emotionales Vokabular
(das ist etwas, was ausführlich im E-mail-Kurs behandelt wird,
siehe weiter unten), sondern ich beziehe mich damit auf einen
Begriff, den die amerikanische Zen-Lehrerin Charlotte Yoko Beck
geprägt hat:

ABC - A_ B_igger C_ontainer, auf deutsch etwa: ein größeres Gefäß.
Mit dem größeren Gefäß ist die Fähigkeit gemeint, dich selbst
größer zu machen, deine Aufmerksamkeit und dein Bewusstsein weiter
auszudehnen, um mehr aufnehmen zu können. Das ist sehr praktisch.

Es geht darum, die Dinge mit mehr Abstand, aus einer umfassenderen
Perspektive heraus, zu betrachten. Mal angenommen, etwas oder jemand
macht dich wütend oder ärgerlich; du weißt ganz genau, dass dein
Ärger absolut berechtigt ist, denn schließlich bist du im Recht. Am
liebsten würdest du ´rumschreien und deine Meinung mal so richtig
zum Ausdruck bringen. Okay - aber ist das sinnvoll? Vielleicht
reagierst du dich dabei etwas ab, doch es wird vermutlich auch
einiges dabei kaputtgehen - vielleicht eine Vase, vielleicht auch
eine Beziehung ...

ABC zu entwickeln, ein größeres Gefäß zu werden, gibt dir die
Möglichkeit, dich über die Situation hinaus auszudehnen. Du dehnst
deine Aufmerksamkeit aus und machst so den inneren Raum größer. In
diesem größeren Raum bist du nicht mehr so stark mit deinen Gefühlen
und Gedanken identifiziert, und sie werden sich mit der Zeit
totlaufen.

Außerdem wird es nach einiger Zeit des Übens so sein, dass du mehr
Klarheit entwickeltst und die Gedanken, welche deine ungeliebten
Gefühle hervorrufen, immer früher erkennst - und auch den Punkt, ab
dem du die Kontrolle über deine Reaktionen verlierst. Du wirst
diesen "Siedepunkt" immer weiter hinausschieben, und das verschafft
dir mehr Gelassenheit und ein stabiles emotionales Gleichgewicht.


Siehe auch:

Von der Kunst, grundlos glücklich zu sein

http://www.zenpower.de/emotionale-freiheit.htm


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* UMFASSENDE LEBENDIGKEIT


Wir können endlos über das Einssein sprechen. Doch wie trennen wir
uns wirklich vom anderen? Wie? Der Stolz, aus dem der Zorn geboren
wird, ist es, was uns trennt. Und die Lösung ist ein Übungsweg,
durch den wir diese trennende Emotion als eindeutig körperlichen
Zustand erleben. Wenn wir das tun, haben wir ein größeres Gefäß
geschaffen.

Was da geschaffen wird und wächst, ist das Maß an Leben, das ich
aufnehmen kann, ohne dass es mich erregt oder beherrscht. Zunächst
ist dieser Raum recht beschränkt. Dann wird er ein wenig größer und
dann noch größer. Er muß nie zu wachsen aufhören. Und der Zustand
der Erleuchtung ist dieser umfassende und mitfühlende Raum.

Doch solange wir leben, merken wir, das unser Gefäß, das
Fassungsvermögen unseres Gefäßes, begrenzt ist, und genau an diesem
Punkt müssen wir mit unserem Üben ansetzen. Doch wie können wir
wissen, wo dieser Punkt ist?

Wir sind an diesem Punkt, wenn wir auch nur das geringste Maß an
Aufregung und Ärger empfinden. Das ist das ganze Geheimnis. Und die
Kraft unseres Übens zeigt sich darin, wie umfassend das Gefäß sein
wird.

Im Üben müssen wir barmherzig mit uns selbst sein. Wir müssen
erkennen, wenn wir nicht bereit sind, es zu tun. Niemand ist immer
dazu bereit. Und es ist nicht schlimm, wenn wir es nicht tun. Wir
tun immer das, wofür wir bereit sind.


-- aus: Zen im Alltag, von Charlotte Joko Beck:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3451050285/zenpowerseminber



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* TIPPS ZUR INTEGRATION


° Steigere deine Fähigkeit, deine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken.
Du kannst das damit unterstützen, dass du die Dinge, auf die du
deine Aufmerksamkeit richten willst, interessanter findest.


° Schau dich in deiner Umgebung - zuhause, an deinem Arbeitsplatz
und draußen - um und bemerke Dinge, die du bisher nicht bemerkt
hast. Lerne, deine Aufmerksamkeit mehr und mehr draußen zu halten.


° Strecke deine Arme nach vorne aus und schaue auf deine nach oben
gerichteten Daumen; nun bewege die Arme langsam so weit nach außen,
bis du deine Daumen gerade noch sehen kannst. Nun nimm die Arme
´runter, behalte dieses offene Blickfeld bei und mache einen
Spaziergang.


° Behalte das offene Blickfeld bei und werde dir des Raumes jenseits
deines Blickfeldes bewusst; erweitere deine Wahrnehmung nach außen
hin immer mehr, bis du alles um dich herum sehen, hören und fühlen
kannst. Verbinde auch dies mit einem Spaziergang.


° Versuche, in deinem Alltag deine Aufmerksamkeit bewusst in diese
weite offene Perspektive auszudehnen (erinnere dich insbesondere in
anstrengenden Situationen daran).





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==> Nützliche Tipps und Anregungen für die Anwendung der
TaoCoaching-Tipps im Alltag:
http://www.zenpower.de/lebenskunst/zp-user-tipps.htm



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Der *TaoCoaching-Tipp fuer´s Wochenende*

Copyright 2000 - 2002 by Ralf M. Hiltmann * ISSN 1618-4254


Inhalte der Seite dürfen unter Nennung des Autors weitergegeben werden.
 
Die obigen Texte stelle ich übrigends nicht als Anschauungsmaterial rein, sondern als Diskussionsstoff. Interessant insofern, wie die Entwicklung der Hauptfigur der Erzählung verläuft. Naja, auf Antworten - wie immer - sehr gespannt.

KTG
 
Hi alle !

Beim Herumprobieren mit einer bestimmten Such-Software hab ich in den Tiefen des Internets mal wieder ein nettes Fundstück aufgetan. Ich hoffe, dass andere es auch interessant finden.
Viele Grüße!


Zen für Ignoranten



Enthält Zusatzstoffe

Es gibt hunderte Bücher über Zen. Zen für Anfänger. Zen für Manager. Zen für Zyniker. Für Katzen. Für Selbstmörder. Zen in der Kunst des Bogenschießens. Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Oder auf Godot. Zen gilt als Allheilmittel, wie man sich eine Religion, Philosophie, Ideologie eben so vorstellt: eine Antwort auf viele Fragen. ("Wer viel fragt, geht weit irr.")

Aber was ist Zen? Zen lässt sich nicht mit Worten beschreiben, das beweist schon die Anzahl der Bücher darüber. Wo "Zen" draufsteht, ist sicher nicht Zen drin. Auch dieser Text heißt ja nur "Zen für Ignoranten", während er in Wahrheit von etwas ganz anderem handelt. Oder halten Sie sich im Ernst für ignorant?

Nun könnte man, die letzte Frage lieber übergehend, ja immerhin einwenden, die bloße Existenz des vorliegenden Textes widerlegte solche Ausreden gleichenden Ausführungen, wollte er sich nicht in billigen Paradoxa wie "wovon man nicht reden kann, darüber muss man schreiben" erschöpfen. Der Autor muss doch, so könnte man denken, zumindest im subjektiven Glauben handeln, er hätte etwas - was auch immer - zu sagen.

Aber der Autor ist zunächst einmal ein Miesmacher. Er polemisiert: Zuerst haben Männer wie Schopenhauer die Weisheit des Osten entdeckt, später Forscher, danach Beatniks und Esoteriker. Inzwischen schlagen die Innenarchitekten das größte Kapital aus etwas, was auch irgendwie zum Thema passt: Feng Shui. Hurra, eine praktische Nutzanwendung!
Man haue einen glitzernden Brocken aus dem Steinbruch der Gedankenwelt und poliere ihn auf: ob gnostische Mysterien, die Prophezeiungen des Nostradamus, die Upanishaden, Designerdrogen, sexuelle Erfüllung mit Farbbildern oder eben Zen den öden Alltag versüßen, ist dann nur noch Geschmackssache.

Wir stehen eben immer am Rande der Welt ("Bitte zurücktreten!"), und unser Leben geht mit Versuchen zu, teils hinein-, teils hinauszukommen: durch die Suche nach sinnlicher Erfahrung bzw. Meditation - in kurzer Formel: Sex und Zen.

Aber wir wissen nicht, was Zen ist. Im günstigsten Fall versuchen ehrbare Menschen, die es erfahren haben, uns diese Erfahrung um-schreibend zu vermitteln, und es kann nicht gelingen: niemand ist je aus zweiter Hand erleuchtet worden. Selbst wenn uns die Forderung, bei uns selbst anstelle der Außenwelt anzusetzen, nicht von vornherein abschreckt: der Suchende erhält auf die Frage "Was ist Zen?" die Antwort "niemals der, der fragt" und ist irritiert: das müsste doch alles einfacher gehen.

Doch die Erleuchtung kann nicht instant erfolgen, da müssen halt andere Seiten aufgezogen werden und wenn die erleuchtete Person nach erfolgter Transzendenz glaubt, das wär's schon gewesen, dann war's es sicher nicht. Wo sollen wir überhaupt anfangen?

Angefangen wird bei null. Denn es ist alles eins, und was darüber hinausgeht, ist nicht etwa zwei, sondern null. Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Zen gehört haben. Rennen Sie mit dem Kopf einige Male gegen die Wand, wenn es Ihnen hilft, oder erregen Sie sich über den schnoddrigen Tonfall dieses unwürdigen Textes. Meine Haltung ist ja ganz einfach: die Botschaft ist richtig, bloß der Botschafter hat keine Ahnung. Ich stelle mich nicht dämlich, um den Lehrstoff aufzulockern, nein, ich gebe mir ernsthafte Mühe, dämlich zu sein und nicht bis Zen zählen zu können.

Ganz ehrlich: ich bin nicht kompetent. Mein Wissen ist Bücherwissen, meine Menschenkenntnis allenfalls die meiner selbst, und auch von mir weiß ich eben genug, um zu wissen, daß ich nicht legitimiert bin - daß ich aber auch gar nicht die Absicht habe, mich zu legitimieren. Wofür denn? Daß ich als Amateur das Wort ergreife, um ihm das Nichts zu entwinden? Zumindest mit diesem Vorhaben stehe ich in ehrwürdiger Tradition. Und vor wem denn? Wer bis hierher gelesen hat und mir immer noch vertraut, ist für sich selbst verantwortlich.

Ich schreibe all dieses für mich selbst und weiss, daß ich die Hälfte von allem nicht begriffen habe, und von der anderen Hälfte auch nur das, was mir selber in den Kram paßt: ich versuche mir lediglich auf der Spur zu bleiben. Daß ich dabei im Kreis gehe, sollte also niemanden verwundern, doch ist der erste Schritt, aus dem Kreis auszubrechen, eben jener, das Imkreisgehen zu realisieren. Vielleicht bin ich ja ein gutes schlechtes Beispiel.

Also was ist denn nun Zen?




Non me pertinet

Der Buddhismus geht davon aus, daß unser Sein unerfreulich ist. Buddha hat das Leben "einen Sack voll Unrat" genannt. Genauer: die Unerfreulichkeiten resultieren aus unseren irrationalen Begierden, dem Haschen nach Idealen, dem Haften an der Welt. Aus Staub sind wir und zu Staub werden wir werden: dazwischen wird Zeit geschunden, doch das wollen wir nicht hören.

Auch der Glaube, es gäbe einen externalisierten "Sinn", zählt zu den grundlegenden Illusionen: die komisch-grausige Absurdität der Annahme, irgend ein Prinzip oder ein höheres Wesen sei schuld und hätte sich schon was dabei gedacht - eine Annahme, die es zu überwinden gilt durch die Ablehnung der eigenen Ernstnahme, die den Suchenden vor den Kopf und aus der Bahn stößt, bis er ebenso aus dieser gerät wie alles, was in der Welt nicht in Ordnung scheint. (Fangen Sie bloß nicht an, das aufzulisten.)

Aber daraus folgt nicht die Flucht in die eigene Welt, die eigenen Konzepte, Träume und Ideale, denn das, was uns quält, ist ja nicht "die Welt", die ist da draußen und "non me pertinet" (das klingt doch besser als "is' mir wurscht"), sondern unser Verhältnis zu dieser und unserem selbstgemalten Abbild, und an diesem muß angesetzt werden. Dies ist die "Nabelschau": das Selbst wird gesucht, damit man es auslöschen kann.

Zen (chin.: Ch'an, von Sanskrit dhyana, Meditation) hat diese Grundhaltung adaptiert und angespitzt. Anstatt mit metaphysischen Konzepten wie Karma und Wiedergeburt zu operieren, hält sich Zen ans Konkrete, an den Augenblick: einerseits intensivste Selbstbesinnung, bis man sich endlich hinter sich selbst läßt, auf der anderen Seite simple, als Selbstverständlichkeit begriffene Alltagsverbundenheit und der "rechte Weg". (Ummon: "Wenn es einer erreicht hat, dann verbringt er seine Tage im Einklang mit dem Gewöhnlichen.")

Ausgangspunkt der Zen-Tradition mag jener Moment sein, in dem Buddha, anstatt irgendetwas zu sagen, einfach nur eine Blume hochhielt und ansah. Niemand verstand diese Lehre, bis auf den alten Mahakashyapa: der lächelte und wurde Buddhas Nachfolger.

Merke: Wo rohe Kräfte sinnlos walten, lässt sich kein Origami falten.

Exemplarisch und ernüchtend ist hier die klassische Zen-Geschichte von der alten Frau, die über zwanzig Jahre hinweg einen Eremiten unterstützt hat und eines Tage ihre 16jährige Nichte mit dem Auftrag zu ihm schickt, ihn zu verführen und von seiner Reaktion zu berichten. Das Mädel legt also seinen Kopf in den Schoß des Eremiten und fragt: "Na, wie gefällt dir das?"
Die Antwort: "Der knorrige Baum wurzelt in uraltem Fels, eisig kalt im Winter, ohne Wärme und Leben."
Nachdem die Tante davon erfahren hatte, sagte sie: "So ein vulgäres Schwein! Und so was hab' ich zwanzig Jahre Opfergaben dargebracht!"
Und sie verjagte den Eremiten und brannte seine Hütte nieder, denn es gebrach ihm, dem knorrigen Baum, an Menschlichkeit.




Seele an der Perforation aufreißen

Wir landen wieder bei der Ichbezogenheit und der Hybris: "Was tat der Teufel anderes, was war seine Abkehr oder sein Fall anderes, als dass er sich's annahm, er wär auch etwas und wollte etwas sein, und es wäre etwas sein Eigen und käm ihm zu?" (Das Büchlein vom vollkommenen Leben)
Hier beißt sich und uns die Schlange in den Schwanz. Man meint, man müsse sich selbst behaupten: nicht im Himmel dienen, sondern in der Hölle herrschen, denn der Status Quo ist irgendwie unbefriedigend - und das ist er ja auch wirklich, von vornherein und unumgänglicherweise: wenn und sobald wir nämlich etwas von ihm erwarten.

Wir sind perforierte Seelen, die, da undicht, nicht erfüllt werden können, was die Inder avidya bzw. abhijjhá nennen - die aus dem Wahn, man wäre ein vom Universum getrenntes Individuum, resultierende unwissende Gier. Diese sinnliche Gier aber ist unerfüllbar: Reichtümer gehen eben verloren, Liebe verlischt nun mal, Krankheit und Tod fordern zum Hinlegen des Hobels auf, und närrisch ist's, sich an die Vergänglichkeit zu ketten.
Man fasse dies als Trost auf.

An erster Stelle in der nach unten offenen Schlechtigkeitsskala steht das Bedürfnis, sich seiner selbst bewußt zu sein: es bedeutet, sich zu unterscheiden, abzugrenzen, und sei es nur durch die Frisur.
"Selbstverwirklichung": das Wort impliziert, daß das Selbst zunächst nur eine Möglichkeit ist, die wir bewußt realisieren sollen, denn diese Forderung verheißt uns Glück, das Glück der Individualität. ("Ja, wir sind alle verschieden" (Monty Python's Life of Brian)

 
Aber wie soll das funktionieren? "So sehr er sich bemühte, sein Bild in den Spiegel zu meißeln, es gab Krach und Splitter." (Günther Brus)
Kann ja auch nicht anders sein: der Spiegel, die Außenwelt, ist stärker und außerdem ebenso ohne Belang wie das Selbst, das sich an sie schmiegt. "Der Mensch ist nur frei, wenn er unpersönlich ist." (D.T.Suzuki)

Das soll die Außenwelt gar nicht beleidigen: gewiß, wir leben wohl in ihr, wie illusionär sie auch sein mag, und wenn wir nicht essen, verhungern wir. Aber verbringt ein Mieter sein Leben damit, sich seiner Wohnung anzupassen? Man macht sich's gemütlich, nutzt die Funktionalität und versucht, etwaige Mängel zu beheben. Keine Ideologie ist dazu nötig. Maya, die Illusion, ist die oberste Hindu-Gottheit: doch sie wird nicht angebetet.

(Was die Illusion angeht: Platos Höhlengleichnis in der abendländischen Philosophie entspricht der Schmetterlingstraum: Chuang Tzu träumte, er wäre ein Schmetterling. Als er erwachte, fragte er sich: "Bin ich nun ein Mann, der träumte, er wäre ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der nun träumt, er wäre ein Mann?" Ergänze: und wenn?)

Der Buddha (nicht "Gott", sondern ein Symbol) ist in uns: alles, was von außen kommt, ist zweifelhaft und jedenfalls irrelevant auf der Suche. Wenn du auf der Straße den Buddha triffst, bring ihn um, sagt Lin-Chi (=Rinzai), denn er kann nur falsch sein, ein Gaukler, Betrüger, ein Hirngespinst: die Wahrheit ist nicht "out there", sondern innen.

Das, was da stinkt, während man im Innern sucht, ist das Ich: auf der Innenseite des faulenden Sacks kriecht Kafkas Gregor Samsa auf und ab.
D.T. Suzuki nennt das "affektive Verseuchung": das Denken keift dem Sein dazwischen. Man bitte das Ich um Ruhe. Denn "was bliebe übrig von euch, zöge man ab, was ihr fälschlich von euch selber haltet, und die irrige Ansicht, die andre von euch haben..." fragte der schizophrene Hauptlehrer Wagner (zitiert nach Leo Navratil). Und es soll ja auch gar nichts übrig bleiben.




Ich

Das Ich ist einem Kreis vergleichbar, der keinen Umfang hat: es ist somit sunyata, Leere. Es ist der Mittelpunkt eines solchen Kreises, befindet sich aber auch an jeder Stelle dieses Kreises. Das Ich ist der Punkt absoluter Subjektivität, der das Gefühl der Unbeweglichkeit oder Ruhe vermitteln kann. (D.T.Suzuki)

Wie finden Sie das Ich? Der Fisch, nach dem wir suchen, schwimmt im eigenen Wasser. Man folgt Lehrern, Meistern... doch nur, um sie am Ende abzuwerfen. Man liest Schriften, um sie am Ende als unvollkommen zu erkennen (diese Schrift macht es Ihnen leicht). Man plagt sich und rauft sich die Haare, weshalb den Mönchen der Kopf geschoren wird. Die Hirnrichtung? Viele Wege führen ins Nichts. Denn die ganze Welt ist Bühne, und Kunst ist gefrorenes Zen. (R.H. Blyth)

Und dann satori/kensho: die Erleuchtung, die Öffnung des Geistes, die notwendigerweise irrational sein muss. Sie herbeizuführen, bezwecken alle Rituale, deshalb starrte Bodhidharma - gilt als Begründer des Zen, ca. 475 n.Chr. - nahe dem Shaolin-Kloster neun Jahre lang eine Felswand an, darauf will die Beschäftigung mit den so unlogischen Koans hinaus, eine Alptraumszene, in der eine rational nicht beantwortbare Frage gestellt wird, und es gibt keine richtige Antwort.

Das Koan dient dazu, den Zweifel zu fokussieren; demgemäß gibt es natürliche Koans (wer bin ich? was ist der Sinn des Lebens)?) ebenso wie künstliche: Wie klingt das Klatschen einer einzelnen Hand? fragte Hakuin. Man sagt, man müsse nur ein Koan lösen, d.h. verstehen, wie man dem Denken entkommt.
( Das wahre Koan ist das Ich : mit (unbestrittenen) Aussagen dieser Art lassen sich manche Leute beeindrucken. Man hüte sich vor diesen.)

Der Meister nahm einen Bambus und sagte: Nennst du es einen Bambus, so fällst du in die Falle der Wörter; nennst du es keinen Bambus, so leugnest du die Tatsachen. Wie also nennst du es?
Ein Mönch trat vor, nahm den Bambus, zerbrach ihn und warf die Stücke in die Gegend.

Irgendwann, in einem dummen, belanglosen Augenblick, wenn man es am wenigsten erwartet, öffnet sich das Tor, fallen die Schuppen von den Augen, herrscht Sturm im Wasserkopf, versucht der Fisch nicht mehr, im Ozean nach Luft zu schnappen und der, der so mühsam in sich gegangen ist, erkennt, wie er außer sich geraten kann. Man kann zwar nicht mit einer einzelnen Hand klatschen, aber es macht dennoch einen Höllenlärm.

Und nun?



Ins Leere starren, um in die Vollen zu gehen

Er stand am Ende der Leiter
und dachte: "Jetzt weiss ich nicht weiter.
Doch wer da denkt,
daß mich das kränkt,
ist nicht
ganz dicht."


Die Welt muss verdaut und ausgeschieden werden: man muss die Leere ziehen. Bodhidharma konnte neun Jahre lang eine Felswand anstarren. Dann wurde der Felswand endlich langweilig.
An nichts denken ist Zen, sagt Bodhidharma, und recht hat er.

Zen ist die Entsymbolisierung der Welt und der Dinge. (R.H. Blyth)
Der Kopf ist ja nur im Weg, es reicht doch völlig, einfach nur wahrzunehmen; da ist es schon gar nicht mehr wichtig, was. Was ist der Weg? Ein Mann, der mit offenen Augen in den Brunnen fällt. (Haryo Kokan)

Das klingt im übrigen alles komplizierter als es ist. So kam ein Mönch zu Meister Ummon (Yun-men) und fragte: Es gibt drei Arten von kranken Menschen - Blinde, Taube und Stumme. Wie soll ich sie Zen lehren?
Zeig mir deinen Gehorsam, sagte Ummon.
Der Mönch verneigte sich. Da er sich wieder aufrichtete, vollführte der Meister eine sehr heftige Bewegung, als wollte er ihn schlagen. Der Mönch sprang nach hinten.
Blind bist du also nicht, sagte Ummon. Komm näher.
Und der junge Mönch kam näher.
Taub bist du auch nicht, sagte der Meister. Du verstehst?
Was soll ich verstehen? fragte der Mönch.
Du bist also auch nicht stumm, sagte Ummon.

Aber wieder Vorsicht: man wendet sich nicht einfach ab von der Welt - sondern lediglich sich selbst zu.
Tiantong sagte: Wenn du nicht verstanden hast, wirst du in alles um dich herum verstrickt.
Ummon erwiderte: Wenn du wirklich verstanden hast, wirst du in alles um dich herum verstrickt!

(Ummon war es, der auf die klassische Frage Was ist Buddha? die ebenso klassische Antwort gab: Kanshiketsu - die Scheißstange , mit der man sich im alten Japan nach dem Stuhlgang reinigte. Immer praktisch denken.)

Hier bricht der Text ab.
 
Mal wieder was zum lesen - wohl bekomm's ! :D

Der Verstand

Es gibt eine Hauptaufgabe, die der Mensch lösen muß: Sein Verstand ist wie ein Computer im Kopf, der mit aller Macht dazu neigt, sich zu verselbständigen. So ist es möglich, sich, während man in der Wirklichkeit lebt, im Kopf eine eigene Traum- und Denkwelt aufzubauen, die stärker wird als die konkreten Wahrnehmungen. Das normale Alltagsleben des Erwachsenen bewegt sich fast ausschließlich in dieser Traum- und Denkwelt — Wahrnehmungsreize werden nur noch beiläufig am Rande und kurzzeitig verarbeitet.




Es ist nicht schwer, das zu überprüfen. Jeder von uns kann eine Straße entlanggehen und die ganze Zeit über an jemand denken, den wir kennen, oder an den nächsten Einkauf, an irgendeinen Ärger usw. Der physisch-psychische Mechanismus funktioniert so gut, daß uns das ohne weiteres gelingt, ohne daß wir deshalb gegen eine Hauswand oder ein Straßenschild laufen.
Es gelingt uns gut, zu funktionieren, sogar sehr komplex und scheinbar intelligent zu funktionieren, und doch gleichzeitig in einer inneren Traum- und Scheinwelt zu sein. Menschen reden, streiten sich, bewegen sich, ja lieben sich in dieser Scheinwelt.





Was das Ganze so dicht und stabil macht, ist die Tatsache, daß die meisten diese geistige Parallelwelt verlockender und erfüllender finden als die wirkliche Welt. Sie ermöglicht es, jede beliebige Vorstellung wahr und zutreffend erscheinen zu lassen. Besonders was einen selbst und die eigene Wichtigkeit angeht.


Der Verstand unternimmt alles ihm Mögliche, um uns aus der Wahrnehmung und Wertschätzung des gegenwärtigen Augenblicks zu entführen. Aus gut macht er den Wunsch nach "besser". Aus zufrieden macht er den Wunsch nach "noch zufriedener". Aus glücklich macht er "glücklicher", aus klug "klüger", aus reich "reicher", aus bewußt "bewußter".
Es erfordert äußerste Intelligenz und Vorsicht, um seine Tricks aufzuspüren, die er in immer neuen Spielarten hervorzaubert.



Schuldgefühle sind seine schärfste Waffe. Es geht uns gut? Da fragt er: Darfst du das? Ist es überhaupt "berechtigt"? Hast du es dir auch verdient? Angesichts der vielen anderen Unzufriedenen, Unglücklichen?

Wenn wir hart zu uns selbst sind — er steckt dahinter. Wenn wir unglücklich sind — er erklärt uns, warum es notwendig ist. In der Gegenwart macht er uns das Leben zur Qual. Aber für die Zukunft — da verheißt er uns unaussprechliche Freuden.

Sein Leitspruch: "Man kann doch nicht einfach tun, was man will!" Er appelliert an unsere Ängste, an Feigheit, an Sicherheitsbedürfnisse. Er plant, sorgt vor, zieht Erkundigungen ein, liest Zeitungen und Ratgeber. Was ist überhaupt richtig? Was tun denn die anderen? Was sollte man tun? Was darf man tun?



Genießen Sie den jetzigen Augenblick, und Sie haben den Verstand am richtigen Platz, dort, wo er hingehört. Machen Sie sich Probleme im jetzigen Augenblick, dann hat er Sie an dem Platz, wo er Sie haben will.



Ist der Verstand nun etwas Schlechtes, ein Hindernis, eine Bürde? Muß man versuchen, ihn loszuwerden oder einzulullen? Im Gegenteil: Der Verstand ist etwas sehr Gutes und Nützliches. Alles hängt davon ab, in welcher Beziehung wir zu ihm stehen. Menschen, die mit ihrem Verstand identifiziert sind und aus dieser Sicht heraus urteilen und agieren, leben in einer Phantomwelt. Sie wissen nicht einmal, wer sie überhaupt sind.

Ein solcher Mensch ist "verwirrt". Er nimmt zu seinem Verstand eine Relation ein, die in mystischen Texten anschaulich portraitiert wurde mit dem Gleichnis vom "Diener, der Hausherr spielt": In dieser Analogie ist der Hausherr auf Reisen, währenddessen sich die Diener als Herren aufspielen und alles in Unordnung bringen.
Je länger der Hausherr abwesend ist, desto mehr und fast zwangsläufig werden sich die Diener als Herren gebärden. Und dennoch werden sie nicht zu Herren. Weshalb? Weil sie auch durch ein gespieltes Herrenverhalten nicht Herren werden können. In dem Moment, wo der Herr wieder eintrifft, hat der Spuk fast automatisch ein Ende.



Der Verstand ist Diener, nicht Herr, und er kann auch nicht zum Herren werden. Er kann aber alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um den Anschein zu erwecken, Herr zu sein — was er auch nach Kräften tut. Der Mensch neigt dazu, diesen Anschein zu glauben, umso mehr, als die Gesellschaft diese Übereinkunft stützt und propagiert.

Um zu verstehen, wie der Verstand es schafft, diese Illusion zu erzeugen, stellen Sie sich der Einfachheit halber den Verstand als Computer vor. Wie ein Computer hat der Verstand einen Datenspeicher und eine Schlußfolgerungsmaschinerie. Diese basiert auf Mustern, die wiederum — über die Sprach- und Begriffslogik — mit Worten in Verbindung stehen. Ähnliche Wahrnehmungen lösen einen Einordnungsvorgang aus, der dieses oder jenes bereits bekannte Muster aktiviert. Alles, was geschieht, wird so in Kategorien eingeteilt und mit Begriffen assoziiert. (Früher oder später werden übrigens Computer sämtliche dieser Funktionen des menschlichen Verstandes selbst übernehmen können.) Nun kann der Verstand auf die Wirklichkeit, auf das Leben des Menschen eingehen, "respondieren". Auch die "Innenwelt" des Menschen, also Gefühle, Triebe, Neigungen, Träume, Fantasien usw. werden auf diese Weise gehandhabt.

Dieser Computer im Menschen, man kann auch sagen das Gehirn mit all seinen neurologischen Schaltkreisen und physiologischen Vorgängen, gebärdet sich als Herr. Inzwischen glauben sogar viele ernstzunehmende Wissenschaftler, dies und nichts anderes sei der Mensch. Man könnte fast auf diese Sicht hereinfallen! Der magische Schlüssel, um aber den Herrn zu finden, liegt hinter den Fingerzeigen verborgen, die verweisen auf: "Was ist Bewußtsein?" — "Was ist Absicht?" — "Was ist Wille?". Oder: "Wer bin ich?"

Es ist offenkundig nicht der Computer, der fragt: "Wer bin ich?" Es ist offenkundig nicht der Computer, der seiner selbst bewußt ist. Der Computer kann nur reagieren. Er ist und bleibt immer nur Diener. Aber Diener wovon?

Finden Sie heraus, wer Sie selbst wirklich sind, und Sie werden den Herrn finden!



Der Verstand ist nicht nur sehr nützlich — er beginnt sogar erst dann richtig und sinnvoll zu arbeiten, wenn er seine Rolle als Diener spielt. Verkleidet als Herr schafft er, wie gesagt, große Verwirrung. Ein Haus, in dem Diener die Rolle des Herrn spielen, ist ein verrücktes Tollhaus und sonst nichts.
 
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Kleiner Hinweis: Das o.g. ist nicht auf meinem Mist gewachsen; ich wollte es nur zur Verfügung stellen. Ich will mich ja nicht mit fremden Fehlern schmücken ! ;)


Aber hier ist noch etwas Tolles - schaut mal rein, es ist der erste von 2 Teilen.

Vorstufe zur Erleuchtung

Nun aber zu einem Erleuchtungserlebnis. Im Folgenden zitiere ich Franklin Merrell-***** ziemlich ausführlich. Wolffs Schriften über seine Erleuchtung, die 1936 stattfand, wurden bislang nur in den USA in den 30ern, 70ern und 90ern in englischer Sprache verlegt. Ferner enthält sein Bericht alle Elemente einer Erleuchtung. Und nicht zuletzt war er als Mathematiker und Philosoph in der Lage einen selbstkritischen Bericht in zeitgenössischer westlicher Sprache darüber zu verfassen. Die Textausschnitte stammen aus einer Art Tagebuch seiner Transformation, das er gleich im Anschluss an das Erlebte - teilweise noch im Erleben - schrieb. In den Jahren danach entwickelte er eine Philosophie des 'Erleuchtungsbewusstseins' oder wie er es dann sehr zutreffend nennt 'Bewusstsein-ohne-Objekt'.


"Wir sind jetzt in der Lage uns der ‘Gegenwärtigung'; zuzuwenden, die sich vor zehn Tagen ereignete. Ich verwende das Wort ‘Gegenwärtigung'; anstatt ‘Erfahrung'; aus einem ganz bestimmten Grunde. Denn es handelte sich weder um ein Wissen durch Erfahrung , welches ein Wissen durch die fünf Sinne ist, seien sie grob oder fein; noch um Wissen durch Deduktion, obwohl beide Methoden, besonders die letztere ersatzweise hilfreich waren. Es war ein Erwachen zu einer Art von Wissen, welches ich am besten als ‘Wissen durch Identität'; benenne und der Prozess - wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Prozess sprechen kann – ist eine ’Gegenwärtigung'.

Ich saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda und las (Paul Deussen: The System of the Vedanta). Dem Abschnitt im Buche vorauseilend, wandte ich mich dem Kapitel, das der "Befreiung" gewidmet ist zu, da ich ein starkes Verlangen danach hatte. Ich arbeitete das Material schnell durch und alles schien sehr klar und befriedigend. Dann, als ich hinterher in Gedanken bei dem gerade gelesenen Thema verweilte, kam mir die Erkenntnis, dass ein verbreiteter Fehler in der Praxis der hohen Meditation – d.h. Meditation zur ‘Befreiung'; – ist, nach einem subtilen Objekt der Erkenntnis zu suchen; in anderen Worten, etwas, das erfahren werden kann. Natürlich wusste ich schon lange theoretisch, dass die Position falsch war und doch war es mir nicht möglich gewesen sie zu ’gegenwärtigen'. (Hierin liegt eine subtile aber sehr wichtige Unterscheidung.) Sofort gab ich meine Erwartung auf, dass etwas geschehen könnte. Dann, mit offenen Augen und ohne dass ein Sinn aufhörte zu funktionieren – also keine Trance - trennte ich das subjektive Moment – das ‘ich bin' oder ‘Atman' Element von der Totalität des Bewusstseins vielfältiger Objekte. Darauf konzentrierte ich mich. Natürlich fand ich, was vom relativen Gesichtspunkt aus Dunkelheit und Leere ist. Aber ich gegenwärtigte Es als Absolutes Licht und Fülle und, dass ich das war. Natürlich kann ich nicht sagen, was dies Es seiner Natur nach ist. Die Formen des relativen Bewusstsein verzerren unvermeidlich das nicht-relative Bewusstsein. Nicht nur, dass ich es anderen nicht mitteilen kann, ich kann es nicht einmal mit meinem eigenen relativen Bewusstsein, Empfindungen, Gefühlen oder Gedanken erfassen. Jeder metaphysische Denker wird diese Unmöglichkeit sofort erkennen. Ich war sogar darauf gefasst, dass das persönliche Bewusstsein in keiner Form an dieser Gegenwärtigung teilhaben könnte. Aber darin wurde ich glücklicherweise enttäuscht. Alsbald spürte ich die Ambrosia-Qualität im Atem mit der reinigenden Wohltat, mit der sie die ganze Persönlichkeit überzieht sogar den physischen Körper. Ich befand mich über dem Universum, nicht in dem Sinne, dass ich meinen Körper verlassen hätte und in den Weltraum hinausbefördert worden wäre; sondern in dem Sinne, über Raum, Zeit und Kausalität zu stehen. Mein Karma schien von mir abzufallen als individuelle Verantwortlichkeit.

Ich fühlte mich immateriell und wunderbar frei. Ich hielt dieses Universum und war nicht durch es gebunden. Bedürfnisse und Ambitionen verblassten in zunehmendem Maße. Alle weltliche Ehren waren ohne Macht, mich zu erheben. Physisches Leben erschien nicht wünschenswert. Wiederholt, während der Tage, die folgten, war ich in einem Zustand des tiefen Nachdenkens, folgte Gedanken, die so abstrakt waren, das es keine Konzepte gab um sie auszudrücken. Ich schien eine wahrhaftige Bibliothek des Wissens zu umfassen, alles weniger konkret als die abstrakteste Mathematik. Die Persönlichkeit verweilte in einem sanften Glühen der Glückseligkeit, aber wenn es auch sehr sanft war, so war es doch gleichzeitig so intensiv, dass daneben die ausgeprägtesten sinnlichen Freuden fade erschienen. Ähnlich wurde der Weltschmerz aufgelöst.

Ich blickte über die Welt, wie sie war und fragte: ”Was ist hier von Interesse? Was ist es Wert, getan zu werden?" Ich fand nur eines von Interesse: das Verlangen, dass andere Seelen ebenfalls das gegenwärtigen sollten, was ich gegenwärtigt hatte, denn darin lag der wirksame Schlüssel zur Lösung ihrer Probleme. Die kleinen Tragödien der Menschen ließen mich unberührt. Ich sah eine große Tragödie, die Ursache aller anderen, die Unfähigkeit der Menschen, ihre eigene Göttlichkeit zu gegenwärtigen. Ich sah nur eine Lösung, die Gegenwärtigung dieser "Göttlichkeit".



Uns allen das Beste, was ein Mensch erreichen kann,
KTG
 
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