Das was vorher bewußt gefühlt wurde ist nicht wirklich verschwunden, nur zur Seite geschoben worden, der Fokus ist verschoben worden auf das Gegenüber. Wir Menschen neigen dazu unseren Fokus immer im Aussen zu halten und Innen zu fühlen. Das nach Aussen sich fokussieren heißt soviel wie Ich will wissen was im Aussen geschieht um mich zu schützen,...wie ein Beobachter immer auf der Hut.
Ich verfolge den Gedankengang etwas weiter. Entweder irre ich mich damit, oder es ist tatsächlich was dran:
Wenn ich nun sowohl der Fokus als auch das Fühlen ins Innen verlagere, wäre das sozusagen Meditation. Ich simuliere mir selbst, dass es kein (bedrohliches) Außen gäbe. Was dann natürlich zu einer gewissen Beruhigung führen kann.
Nun wirkt aber, zumindest unbewusst, das Außen dennoch auf mich ein, also versuche ich, ebenfalls unbewusst, mich vor diesem abzuschotten, mache zu. Werde aber in Folge möglicherweise in gewisser Weise in mir selbst zu meinem eigenen Außen ebenso wie zu meinem Innen. Was nun auf diese einfache Erklärweise bereits gewisse Resultate, gewisser machbare Erfahrungen von der Struktur her vorhersehbar machen dürfte.
Ich simuliere mir, in Ermangelung eines Außens und der Interaktion damit einen selbsterschaffenen Ersatz, aus meinem Unterbewusstsein. So wie eben alleinstehende Menschen mitunter auch mit sich selbst zu reden beginnen. Weil mein System nunmal auf Interaktion, Austausch ausgelegt ist.
Wenn ich nun aber den Fokus ins Innen verlagere, das Fühlen ins Außen, wäre das möglicherweise empathisches Empfinden? Zumindest, wenn mir diese Verlagerung nicht wirklich so bewusst wäre? Wäre möglich.
Was wäre dann aber, wenn ich nun den Fokus parallel zugleich im Innen und Außen hätte, ebenso wie das Fühlen? Das müsste dann ja in Richtung Empathie gehen, oder nicht? Das Schwierige daran dürfte die Parallelität sein. Kann man sozusagen doppelt fokussieren, doppelt fühlen?
Allerdings ginge das jetzt noch weiter, nämlich beträfe das ja nicht nur einen selbst sondern es handelt sich ja um einen dynamischen Austausch, einen Prozess, also geschieht bei dem oder den Gegenüber ja auch etwas Ähnliches. Und da stößt man auf erwas Eigenartiges. Nämlich den Umstand, dass wir über die Sprache beispielsweise von Gefühlen sprechen, oder vom Liebe oder sonstwas, und uns die Sprache selbst vortäuscht, dass diese Abstrakta so etwas wie statische Formen wären, so wie ein Tisch beispielsweise. Dabei sind es interaktive Prozesse, also etwas in Bewegung, somit auch im Veränderung. Agieren und Reagieren beiderseitig zugleich.
Das hier anscheinend beliebte Thema Liebe oder noch genauer Liebe ist.... suggeriert bereits, dass es um eine statische Definition, Beschreibung ginge, die zutrifft oder nicht. Wenn wir diese Liebe nun aber als lieben betrachten, als Prozess, der als solcher selbst fließt, so können wir bestenfalls dieses Lieben an bestimmten Punkten beschreiben, werden aber dem Umstand der ihr innewohnenden Dynamik und Veränderung nicht gerecht. Das hieße, wie machen statische Schnappschüsse, sehen uns aber den Film, den Ablauf nicht an.
Im Gegenteil, gerade im Fall von Liebe wird versucht, diese als ewige oder bedingungslose Liebe sozusagen in ihrer Dynamik einzufrieren. Ich versuche also, dieser Liebe zu traumatisieren, könnte man sagen, damit sie sich nicht mehr weiterentwickelt, nicht mehr verändern, nicht mehr fließen kann. Tatsächlich traumatisiere ich mich eher selbst, indem ich mich an etwas, das selbst in Bewegung ist, versuche, statisch festzuhalten, denke ich.
Gefühle könnten möglicherweise auch so eine Art Schnappschüsse, Ausschnitte eines eigentlich ablaufenden Films sein. Denke ich mal. Die sich zugleich als Art Filter über ebendiesen Film legen können.
Zurück zu diesem Modell: Wenn nun der Fokus beim anderen läge, das Fühlen aber ebenfalls, so wäre das dann möglicherweise das Prinzip von Verliebtheit, wenn schon nicht Liebe? Aber eben auch gerne mit einer Art empathischen Übertragung, Verwechslung verbunden?
Da wir nun aber gewöhnt sind, dass Gefühle in uns stattfinden, empfinden wir das was wir (ungewohnterweise) im Außen fühlen, in uns selbst?
Wenn nun das Fühlen samt Fokus aber beim anderen liegt, dieses aber auf Ablehnung stößt, so erleben wir das als Enttäuschung? Wir bekommen keine Antwort oder die falsche? Und dann geschieht wieder etwas anderes, nämlich, da nichts fühlbar empfangen wird, keine Reaktion erfolgt, der Fokus aber beim anderen ist, so schießt sozusagen in dieses Vakuum etwas aus einem selbst heraus, nämlich alte eigene Gefühle, um diesen leeren Platz zu füllen? Erst als Enttäuschung, die sich dann zur Wut oder ähnlichem steigert? Es ist zwar in dem Fall unsere eigene Enttäuschung, Wut, die rauswill, aber da ja der Fokus beim anderen liegt, wird sie zur Wut auf diesen. Und will sich am anderen entladen, abreagieren.
Womit wir eine weitere Komponente mit dabei hätten, nämlich die in jedem selbst enthaltenen Informationen auf Grund eigener Erfahrungen. Unsere Vergangenheit, unsere Schubladen. Die sich, je nach Ähnlichkeit mit der altuellen Situation, ebenfalls an diesem Austausch beteiligen. Ganz automatisch die eigenen Archive nach ähnlichem durchstöbern.
Ich habe also eine konkrete Situation im Moment, zugleich einen Fuß in meiner Vergangenheit, einen eventuelle in einer Art Zukunft, was wird, könnte geschehen, und versuche, dem Moment damit gerecht zu werden? Und noch dazu Gefühle, die von mir selbst oder von jemandem anderen stammen können oder von jemandem anderen ausgelöst wurden. Die mir jetzt aber, als Art Kurzinformation, als Kürzel suggerieren, dass ich mich mit all diesem in diesem Moment auf dem Tisch oder zumindest unbewusst darunter liegenden Informationen erst gar nicht beschäftigen müsse, das sie ohnehin wüssten was los sei. Was nun aber, wenn es gar nicht meine Gefühle sind, die mir das vorgaukeln? Was dazu führt, dass ich fremden Gefühlen vertraue. Und nicht den übrigen Informationen oder anderen, weniger vordergründigen Empfindungen, oder auch dazu gegenläufigen nicht ganz so lauten anderen Gefühlen.
Vermutlich sollte man das Ganze eher visuell darstellen, die Sprache ist dafür möglicherweise selbst zu eindimensional, zu linear. Gerade wenn es um parallel zueinander ablaufende Dynamiken geht. Die sich noch dazu gegenseitig beeinflussen, verändern können.
Wie gesagt, das Ganze ist noch etwas unausgegoren, kam mir nur auf Grund dieses einem Satzes mit dem Innen und dem Fühlen als Idee, Bild. Nun könnte man sich natürlich auch gleich fragen, wäre das jetzt empathisch, von einem vielleicht sogar unwesentlich erscheinenden Detail aus den Blick auf ein größeres Ganzes, auf weitere Zusammenhänge zu erlangen?