Eltern - und andere Lebensgefahren

Hallo, Ihr Lieben,
mit großem Interesse lese ich Eure Beiträge über die Erfahrungen mit den Eltern.

Ich bin sehr neugierig, ob es für Euch wichtig ist, Euch irgendwie trotz allem in Frieden mit den Eltern zu arrangieren.

Ich meine: "Ihnen die Ehre zu geben" !

Ich schaffe das nicht wirklich und das tut mir nicht gut. Meine Gefühle wechseln zwischen Agression, Abneigung, Mitgefühl, Fremdheit und auch Liebe.

Alles Liebe
Fina

Liebe Fina!

Bei mir ist das irgendwann von ganz alleine gekommen. Muss aber nicht sein, jeder macht das anders.

Als ich in einigen Situationen gemerkt hatte, da bin ich ja jetzt mein Vater oder meine Mutter, konnte ich vieles nachvollziehen - und die Dinge lösten sich auf, die mich lange belastet hatten.

Weil ich es auch als erlösend empfand, plötzlich bemerken zu müssen, dass es gar nicht so sehr von mir abhing als Person, was da passierte. Ich meine, wenn ich als Maria oder Gabi auf die Welt gekommen wäre, hätte ich rote oder blonde Haare gehabt, es wäre den Marias oder Gabis genauso ergangen wie mir in dieser Konstellation.

Und als Kind bezieht man klarerweise immer alles auf sich, ICH bin schuld, denkt man sich. Weil ich ich bin. doch die Erkenntnis, dass ich auch locker wer anderer hätte sein können und demjenigen wäre es dann ganz gleich ergangen, brach damals ziemlich was vom Zaun bei mir.

Ich seh meine Eltern heute völlig anders als früher. Wenn ich da hinfühle, da ist einfach Liebe. Und nichts, was noch dazwischensteht.

Aber das war ein langer Weg, der streckenweise schmerzhaft war, weil ich dort hinschauen musste, wo es besonders weh tut.

Und es war nicht mein direktes Ziel, sondern es hat sich so ergeben. Vielleicht ist das auch kontraproduktiv, wenn man sich sehr auf dieses Ziel konzentriert. Energie folgt der Aufmerksamkeit - die geb ich mir selbst und komm damit wesentlich weiter.

Liebe Grüße
Suena
 
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Hallo, Ihr Lieben,
mit großem Interesse lese ich Eure Beiträge über die Erfahrungen mit den Eltern.

Ich bin sehr neugierig, ob es für Euch wichtig ist, Euch irgendwie trotz allem in Frieden mit den Eltern zu arrangieren.

Ich meine: "Ihnen die Ehre zu geben" !

Ich schaffe das nicht wirklich und das tut mir nicht gut. Meine Gefühle wechseln zwischen Agression, Abneigung, Mitgefühl, Fremdheit und auch Liebe.

Alles Liebe
Fina


Liebe Fina,

ich schließe mich meiner Vorschreiberin an und möchte ergänzen:

Die Wortwahl erinnert an Familienaufstellungen.
Falls du die Idee, du müsstest zuerst "deinen Eltern die Ehre geben" damit du gesund und glücklich leben kannst, von dort hättest, könnte dir vielleicht dieser Thread vielleicht dabei nützlich sein, zu hinterfragen, was das eigentlich sein soll.


Meine Erfahrung damit, von den Kindheitserlebnissen mit schwierigen Eltern, bzw. ihren heutigen Auswirkungen zu genesen ist die, dass sich Frieden, ja sogar Wertschätzung und Liebe mit den Eltern, bzw. ihnen gegenüber ganz sicher nicht herbei biegen lassen.

Der Vorsatz muss also ins Leere führen, wenn er nicht gar noch zu Schuldgefühlen führt, wenn das nicht gelingt.
Das kann also tief in alte Gefühle und Überzeugungen zurück werfen und für längere Zeit entmutigen.

Wenn man gar noch das aktuelle Verhalten der Eltern darauf zurück führt, es läge an einem selbst, man ehre sie halt nicht richtig, steht man wieder ganz am Anfang: Als Kind, das glaubt, es habe schlechte Behandlung verdient, oder Liebe nicht verdient...

Insofern bitte ich dich, dir diesen Stress nicht zu machen.
Bei mir und allen, denen ich zugehört habe und die ich begleitet habe, hat sich die Liebe und Wertschätzung für die Eltern - genau so wie sie waren und sind (also nach dem Erinnern und ohne sie falsch positiv zu sehen) - immer wieder ein Stück mehr eingestellt mit jedem Stück Heilung, Selbstliebe und Selbstfürsorge.
Je besser das Leben gelang, je mehr Spaß es machte, desto versöhnter war ich und waren die Menschen, die ich kenne, auch mit ihrer Kindheit und den Menschen, die damals so wichtig für sie waren.

Beste Grüße,
Eva
 
Liebe Suena,
danke für Deine Antwort. Besonders der letzte Satz macht mich nachdenklich.

Ich will ! sie achten und annehmen können. Ich werde versuchen, das etwas entspannter zu sehen.

Im Moment kommen meine Eltern wie zwei alte Leute vor, die ihre Krankheiten vor sich her schieben und nicht mehr am Leben teilnehmen wollen. Und jammern aber, daß nichts mehr passiert bei ihnen.

Und ich weiß, daß beide sich nur so um mich kümmerten, wie es ihnen möglich war. Sie hatten selber ihre Probleme.

Das ist mir inzwischen klar. Vielleicht bedaure ich ja, daß mir es nicht möglich ist mit ihnen selber über diese Dinge zu reden.

Nun will ich sie wenigsten achten, aber nehme das vielleicht etwas zu wichtig.
und werde dann wütend über sie und auch über meine Hilflosigkeit.

Sie sind schon älter und nicht gesund, habe angst, es könnte mal zu spät sein.

Liebe Grüße
Fina
 
Meine Erfahrung damit, von den Kindheitserlebnissen mit schwierigen Eltern, bzw. ihren heutigen Auswirkungen zu genesen ist die, dass sich Frieden, ja sogar Wertschätzung und Liebe mit den Eltern, bzw. ihnen gegenüber ganz sicher nicht herbei biegen lassen.

Bei mir und allen, denen ich zugehört habe und die ich begleitet habe, hat sich die Liebe und Wertschätzung für die Eltern - genau so wie sie waren und sind (also nach dem Erinnern und ohne sie falsch positiv zu sehen) - immer wieder ein Stück mehr eingestellt mit jedem Stück Heilung, Selbstliebe und Selbstfürsorge.

Das sind sehr heilsame Sätze, find ich.

Mir wird jetzt - mit der zweiten therapeutischen Hausaufgabe ;) (nämlich zu lernen, wie ich mich selbst gut behandeln kann) - langsam bewußt, wieviel es da erstmal zu lernen gibt. Denn... um mich selbst gut zu behandeln, muß ich mir ja auch ganz genau zuzuhören anfangen. Und mich wirklich völlig frei machen auch von dem Konzept "so wies meine Mutter gemacht hat, das hat nicht gut getan, also mach ichs jetzt ganz anders als meine Mutter und dann muß es gut sein". Das ist die fatale Version eines "Befreiungsversuchs" und führte mich ins komplette Chaos.

Zum ersten Mal erleb ich jetzt, es ist NICHT der Weg zum Heil, alles genau umgekehrt wie meine Mutter zu machen... und mit erleben mein ich eben, es spielt sich nicht rein intellektuell nur im Hirn ab, sondern ich erleb es eben in der ganzen Figur. Völlig unabhängig davon, wie es in meiner Vergangenheit wer gemacht hat, etwas so zu tun, daß es mir damit gut geht.

Das Problem ist ja: dieser Prozeß (ich machs genau andersrum als meine Peiniger) läuft ja zumeist unbewußt... es geht einem dann nicht gut damit und man weiß nicht warum... deshalb kommt mir vor, ich kann von etwas erst dann wirklich unabhängig werden, wenn ich es bewußt erkannt habe.


Ist jetzt vielleicht ein bissl ungeordnet, alles, aber das fällt mir dazu im Moment so ein.
 
Hallo, Ihr Lieben,
mit großem Interesse lese ich Eure Beiträge über die Erfahrungen mit den Eltern.

Ich bin sehr neugierig, ob es für Euch wichtig ist, Euch irgendwie trotz allem in Frieden mit den Eltern zu arrangieren.

Ich meine: "Ihnen die Ehre zu geben" !

Ich schaffe das nicht wirklich und das tut mir nicht gut. Meine Gefühle wechseln zwischen Agression, Abneigung, Mitgefühl, Fremdheit und auch Liebe.

Alles Liebe
Fina

Hallo Fina...

ich kann natürlich nur aus meinem Erleben, Empfinden und Verständnis reden...

Ich habe mich insofern mit meinen Eltern in Frieden arrangiert, daß ich mit meinem Vater und meiner Stiefmutter nach vielen Jahren Abbruch wieder Kontakt habe...man sieht sich gelegentlich (vielleicht so alle 3-4 Monate mal)...aber auch nicht öfter, das muß ich nicht haben...und gelegentlich telefonieren wir auch mal...

Ich habe es mir zuvor allerdings nicht nehmen lassen, speziell bei meinem Vater mal einige Dinge ganz klar zu sagen, z.B. daß er garnicht mehr erst versuchen braucht, mir zu erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe o.ä. daß er sich erstmal an die eigene Nase packen soll und ich außerdem alt genug bin, um selber zu wissen, was ich tue und was ich lasse...

Meine Mutter habe ich vor 3 Jahren einmal kennengelernt, meine beiden Halbschwestern hatten mich ausfindig gemacht...war zwar wichtig, sie mal kennengelernt zu haben, aber auch nur als schlechtes Beispiel, was ich ansatzweise von ihr habe und was ich nicht als Verhalten weiter ausleben möchte...also ein guter Spiegel zur Selbsterkenntnis...Kontakt habe ich keinen mehr...und lege auch nicht wirklich Wert darauf...nicht mehr...

Ich denke, daß es nicht in jedem Fall wichtig ist, die Eltern zu ehren oder gar zu lieben...
Viel wichtiger finde ich, jegliche Verbitterung, Verachtung oder den Haß aufzulösen in Neutralität...zumindest D A S sollte man versuchen zu erreichen... negative Emotionen hinter sich zu lassen... ich finde allerdings nicht, daß man nun unbedingt das Ganze Verhältnis umwandeln muss in positive Gefühle, Neutralität in Form von "leben und leben lassen können" reicht in vielen Fällen vollkommen aus...
 
Das sind sehr heilsame Sätze, find ich.

Mir wird jetzt - mit der zweiten therapeutischen Hausaufgabe ;) (nämlich zu lernen, wie ich mich selbst gut behandeln kann) - langsam bewußt, wieviel es da erstmal zu lernen gibt. Denn... um mich selbst gut zu behandeln, muß ich mir ja auch ganz genau zuzuhören anfangen. Und mich wirklich völlig frei machen auch von dem Konzept "so wies meine Mutter gemacht hat, das hat nicht gut getan, also mach ichs jetzt ganz anders als meine Mutter und dann muß es gut sein". Das ist die fatale Version eines "Befreiungsversuchs" und führte mich ins komplette Chaos.

Zum ersten Mal erleb ich jetzt, es ist NICHT der Weg zum Heil, alles genau umgekehrt wie meine Mutter zu machen... und mit erleben mein ich eben, es spielt sich nicht rein intellektuell nur im Hirn ab, sondern ich erleb es eben in der ganzen Figur. Völlig unabhängig davon, wie es in meiner Vergangenheit wer gemacht hat, etwas so zu tun, daß es mir damit gut geht.

Das Problem ist ja: dieser Prozeß (ich machs genau andersrum als meine Peiniger) läuft ja zumeist unbewußt... es geht einem dann nicht gut damit und man weiß nicht warum... deshalb kommt mir vor, ich kann von etwas erst dann wirklich unabhängig werden, wenn ich es bewußt erkannt habe.


Ist jetzt vielleicht ein bissl ungeordnet, alles, aber das fällt mir dazu im Moment so ein.

Hallo Kinny...

ich denke, das Hauptproblem dabei ist, zu erkennen, daß man von JEDEM Elternteil (egal wie mies es auch war) nicht nur negative Eigenschaften mitbekommen hat, sondern eben auch positive...und man neigt dann dazu ALLES von diesem Elternteil abzulehnen und es unbedingt genau anders machen zu wollen, also auch das Positive, was man mitbekam...denn bekanntlich hat auch der negativste Mensch positive Eigenschaften, bei manchen fällt es einem nur schwer die zu entdecken, weil alle Wahrnehmung auf die negativen Emotionen konzentriert sind, die mit dieser Beziehung zusammenhängen...

au weia, schreibe ich wieder kompliziert, konnte irgendwer gezz verstehen, worauf ich hinauswollte????:lachen:
 
Hallo Fina...

ich kann natürlich nur aus meinem Erleben, Empfinden und Verständnis reden...

Ich habe mich insofern mit meinen Eltern in Frieden arrangiert, daß ich mit meinem Vater und meiner Stiefmutter nach vielen Jahren Abbruch wieder Kontakt habe...man sieht sich gelegentlich (vielleicht so alle 3-4 Monate mal)...aber auch nicht öfter, das muß ich nicht haben...und gelegentlich telefonieren wir auch mal...

Ich habe es mir zuvor allerdings nicht nehmen lassen, speziell bei meinem Vater mal einige Dinge ganz klar zu sagen, z.B. daß er garnicht mehr erst versuchen braucht, mir zu erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe o.ä. daß er sich erstmal an die eigene Nase packen soll und ich außerdem alt genug bin, um selber zu wissen, was ich tue und was ich lasse...

Meine Mutter habe ich vor 3 Jahren einmal kennengelernt, meine beiden Halbschwestern hatten mich ausfindig gemacht...war zwar wichtig, sie mal kennengelernt zu haben, aber auch nur als schlechtes Beispiel, was ich ansatzweise von ihr habe und was ich nicht als Verhalten weiter ausleben möchte...also ein guter Spiegel zur Selbsterkenntnis...Kontakt habe ich keinen mehr...und lege auch nicht wirklich Wert darauf...nicht mehr...

Ich denke, daß es nicht in jedem Fall wichtig ist, die Eltern zu ehren oder gar zu lieben...
Viel wichtiger finde ich, jegliche Verbitterung, Verachtung oder den Haß aufzulösen in Neutralität...zumindest D A S sollte man versuchen zu erreichen... negative Emotionen hinter sich zu lassen... ich finde allerdings nicht, daß man nun unbedingt das Ganze Verhältnis umwandeln muss in positive Gefühle, Neutralität in Form von "leben und leben lassen können" reicht in vielen Fällen vollkommen aus...

Ich würde noch hinzufügen, "negative" Gefühle nehmen, als DAS, was sie sind und wie sie sind....rühren ja meist auch nur aus noch "altem" und unverdautem Schmerz...Trauer über....da beginnt dann die Liebe meines Erachtens.

LG
Gaia:)
 
Hallo Kinny...

ich denke, das Hauptproblem dabei ist, zu erkennen, daß man von JEDEM Elternteil (egal wie mies es auch war) nicht nur negative Eigenschaften mitbekommen hat, sondern eben auch positive...und man neigt dann dazu ALLES von diesem Elternteil abzulehnen und es unbedingt genau anders machen zu wollen, also auch das Positive, was man mitbekam...denn bekanntlich hat auch der negativste Mensch positive Eigenschaften, bei manchen fällt es einem nur schwer die zu entdecken, weil alle Wahrnehmung auf die negativen Emotionen konzentriert sind, die mit dieser Beziehung zusammenhängen...

au weia, schreibe ich wieder kompliziert, konnte irgendwer gezz verstehen, worauf ich hinauswollte????:lachen:


Jaja, keine Sorge. Ich hab gute und schlechte Eigenschaften von meinen Eltern übernommen. Alle guten Eigenschaften von meinem Vater und alle schlechten von meiner Mutter. .... :D:D:D

Oder so ähnlich ...


Und ein paar von meinen guten und schlechten Eigenschaften hab ich auch ganz allein fertiggebracht!





:umarmen:
Mandy
 
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Hallo Kinny...

ich denke, das Hauptproblem dabei ist, zu erkennen, daß man von JEDEM Elternteil (egal wie mies es auch war) nicht nur negative Eigenschaften mitbekommen hat, sondern eben auch positive...und man neigt dann dazu ALLES von diesem Elternteil abzulehnen und es unbedingt genau anders machen zu wollen, also auch das Positive, was man mitbekam...denn bekanntlich hat auch der negativste Mensch positive Eigenschaften, bei manchen fällt es einem nur schwer die zu entdecken, weil alle Wahrnehmung auf die negativen Emotionen konzentriert sind, die mit dieser Beziehung zusammenhängen...

au weia, schreibe ich wieder kompliziert, konnte irgendwer gezz verstehen, worauf ich hinauswollte????:lachen:


Joaa..joaaa....liebe Lucky.;)


LG
Gaia:)
 
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