Hallo Trixi Maus,
bitte lies meinen Post erst gar nicht, falls es dir schwer fällt, dich von Gedanken anderer ausreichend zu distanzieren. Mein Text spiegelt meine Erfahrung und muss mit dir nicht notwendigerweise etwas zu tun haben.
... und ich glaube, daß man nicht über die Abgrenzung und das "Ganz-Anders-Machen bzw. -Sein" zu einer Lösung des eigenen inneren Dramas kommt, und nicht nur durch Mitgefühl für sich selber, damit man sich erinnert, wie man ist.
Ich meine wohl, dass das der (einzige) Weg ist. Abgrenzung im Sinne einer Lösung von dem, womit die Eltern nicht fertig wurden? Aber ja! Abgrenzung von ihren Gefühlen, Bedürfnissen, ihrem Mangel? Yepp!
Das "Ganz-Anders-Machen" ist keine Abgrenzung, sondern sowas von ausschließlich auf das "So-Machen" bezogen, dass es lediglich das alte Muster invertiert, aber nicht verlässt. Dadurch kommt es ja erst zu diesem bescheuerten Wechselspiel, die eine Generation sagt "weiss", die nächste "schwarz", worauf die dritte wieder bei "weiss" landet. So werden Traumen weiter gegeben.
Nicht nur durch Mitgefühl? Nur durch Mitgefühl und ausschließlich mit sich selbst. DAS macht menschlich, das führt ohne weitere Anstrengung, quasi als Nebenwirkung zu Mitgefühl mit anderen. Und es bleibt noch sehr lange ein Auftrag, den es bewusst zu erfüllen gilt, denn alte Muster können sehr zäh sein
Was anderes ist Mitleid und das darf bitte nicht mit Mitgefühl verwechselt werden. Mitgefühl hält aus, bleibt da und steht mit durch. Mitleid will trösten, das Leid vorschnell beenden, für einen kleinen Gewinn sofort einen großen Gewinn, nämlich durch das Durcharbeiten und eine nachhaltige Besserung, der vielleicht mehr Zeit und mehr Mut braucht, zu opfern.
Sondern ich denke, daß es auch wichtig ist, das Strickmuster der eigenen Eltern kennen zu lernen und das geht nur durch Mitgefühl mit denselben. Ansonsten fürchte ich, daß man nur die negative Blaupause der eigenen Eltern werden bzw. bleiben wird.
Widerspruch. Die negative Blaupause wirst du zuverlässig dadurch, dass du sie schonst und ihren Fehlern gegenüber emotional ebenso blind bleibst, wie gegenüber dem Schmerz, den ihr So-Sein und So-Handeln für das Kind bedeuteten, das du warst.
Ich glaube, daß um solche Energien zu lösen, das Wörtlein Versöhnung wichtig ist. Man kann sich selber mit dem eigenen Schicksal versöhnen. Man kann versuchen es abzubrechen und zu denken: ich bin nicht so. Aber ich glaube, daß man sich da etwas vormacht.
Zweiter Satz: Zustimmung. Erster Satz: Quatsch (fühl dich bei dieser drastischen Ausdrucksweise bitte jetzt ganz liebevoll angeschaut. Ist nur sehr deutlich, aber ohne Verletzungsabsicht.)
Versöhnung als Bedingung für Heilung zu definieren, hieße, dieser gleich beim Start einen derart dicken Brocken in den Weg zu legen, dass mir als Konsequenz fast nur Resignation, Selbsthass (bei nicht Gelingen) und Depression (weil entmutigend) einfällt.
Du musst dich keineswegs erst versöhnen, es reicht erst mal völlig aus, wenn du den Job, dein Leben und deine Heilung in die Hand zu nehmen, annimmst. Als Grund reicht es erst mal aus, dass es kein anderer für dich machen wird oder könnte, dass du derjenige bist, der vom Ergebnis am meisten profitiert und dass die Alternativen nicht wirklich reizvoll sind. Das muss dir nicht gefallen!
Solche Thesen könnten durchaus Ausdruck einer doppelten Treue sein. Einerseits dir selbst, andererseits einem unglücklichen Elternteil/deiner Familie gegenüber. Heraus käme dann ein Seelenzustand von gesund werden wollen und es nicht besser haben wollen, als die Eltern es haben konnten. Sehen wir in Aufstellungen sehr häufig. Bewusst will man, aber unbewusst will man was anderes.
Lässt sich aber immer mit entsprechenden Thesen und Philosophien erklären...
Die Psyche ist nämlich nicht per Entscheidung zu gestalten. Die Psyche oder esodeutsch Seele ist es ja, die letztlich entscheidet, wohin es im Leben geht, in welche Richtung. Der Geist kann nur entscheiden, wenn die Psyche geklärt ist.
Seele ist nicht esodeutsch, sondern ein traditioneller Begriff, der von der Psychologie durch "Psyche" ersetzt wurde. Diese distanzierende Versachlichung ist dem Versuch, einer ver-Wissenschaftlichung von Seelenarbeit geschuldet...
Auch hier sehe ich eine Bedingtheit, eine definierte Reihenfolge, die Heilung erschweren könnte: Zwar beeinflusst das Unbewusste das bewusste Denken stärker (vor allem auch weil unerkannt) als umgekehrt, aber wenn die Seele Hilfe braucht, spielen Denkmuster und Glaubenssätze eine wichtige Rolle. Erkenntnis geht durchs Hirn.
Das geht nur, wenn man die eigenen Strickmuster und die Strickmuster der Eltern genau kennt. Diese Form der Erkenntnis, die ich meine, bekommt man aber nicht, indem man sich von den Eltern und ihren Verhaltensweisen abgrenzt.
Doch. Man möge sich bitte deutlich von seinen Eltern abgrenzen und, insbesondere wo schon seit Generationen Traumen wirken, auch auf symbiotische Verschmelzungen achten. Es geschieht nämlich häufig, dass jemand gar kein eigenes Selbst ausbilden konnte, sondern so sehr von der Wucht des Schicksals der Eltern und Ahnen erschlagen, und überflutet von deren abgespaltenen Traumaganteilen, tief in deren Selbst hineingezogen ist und deren Gefühle ebenso für die seinen hält, wie deren Job. Dann kann es sich auch sehr natürlich und selbstverständlich anfühlen, die Eltern heilen zu müssen, weil anders käme man ja selbst gar nie irgendwo an.
Die Abgrenzung ist, wie schon weiter oben erwähnt, nicht zu verwechseln mit Ablehnung und Wechsel zum Gegenteil.
Schließlich muß man oder will man "ganz" werden und über Abgrenzung von der eigenen Lebensgeschichte und ihren Ursprüngen gelingt zwar die Identifizierung des eigenen Selbst, jedoch nicht die Heilung der Zusammenhänge der Psyche. Denn die familiären Zusammenhänge spiegeln sich ja in den Stimmen der Psyche wieder.
Wie bitteschön geht Abgrenzung von der eigenen Lebensgeschichte? Sollte die nicht besser ganz erkannt, gefühlt und integriert werden?
Vielleicht musst nicht erst die Familie verstanden haben, um dich dann selbst zu erkennen. Vielleicht musst du vielmehr - durch Abgrenzung von nämlicher und unabhängig von Verständnis - einen Freiraum schaffen, in dem sich dein lange an den äußersten Rand gedrängtes eigenes Selbst entfalten könnte.
Alles, was du ab hier schriebst, warb um Verständnis für deine Eltern- und Großelterngeneration.....
Ich weiss ja nicht, wie gut es dir als Mensch mit anderen Menschen und der Welt geht. Deine These hat halt den Schwachpunkt vieler Heilslehren mit Anfangsbedingungen:
wenn es dir persönlich nicht gut geht, dann bist du womöglich noch nicht ausreichend versöhnt, hast noch zu wenig für die Familienheilung getan, oder musst (erst mal) noch mehr Mitgefühl mit anderen/deiner Familie aufbringen.
Ich will nicht unterstellen, dass das bei dir so ist! Nur falls es so wäre, also falls du eben nicht gut im Leben und in deiner Kraft stündest, dann könnte das m.E. mit Heilung erschwerenden Denkmustern zusammenhängen.
Herzliche Grüße,
Eva