Eltern - und andere Lebensgefahren

Also, kurz gesagt, ich such nicht nach Trost und Streicheleinheiten, sondern nach den Strickmusterbüchern meines Lebens ;)
Strickbüchermuster des Lebens finde ich eine wunderbare Meta.....pher.

Ja, es geht um's Verhalten. Das ist der Urgrund.... o wei. Warum verhalte ich mich, wie ich mich verhalte.... was ist mir in die Wiege gelegt und bin ich selber, was lag schon in der Liege und hat mich daher so gemacht, wie ich geworden bin? Obwohl ich ganz anders bin? :)

Schwierige Erkennensprozesse.....

... und ich glaube, daß man nicht über die Abgrenzung und das "Ganz-Anders-Machen bzw. -Sein" zu einer Lösung des eigenen inneren Dramas kommt, und nicht nur durch Mitgefühl für sich selber, damit man sich erinnert, wie man ist. Sondern ich denke, daß es auch wichtig ist, das Strickmuster der eigenen Eltern kennen zu lernen und das geht nur durch Mitgefühl mit denselben. Ansonsten fürchte ich, daß man nur die negative Blaupause der eigenen Eltern werden bzw. bleiben wird.

Ich glaube, daß um solche Energien zu lösen, das Wörtlein Versöhnung wichtig ist. Man kann sich selber mit dem eigenen Schicksal versöhnen. Man kann versuchen es abzubrechen und zu denken: ich bin nicht so. Aber ich glaube, daß man sich da etwas vormacht.
Die Psyche ist nämlich nicht per Entscheidung zu gestalten. Die Psyche oder esodeutsch Seele ist es ja, die letztlich entscheidet, wohin es im Leben geht, in welche Richtung. Der Geist kann nur entscheiden, wenn die Psyche geklärt ist. Das geht nur, wenn man die eigenen Strickmuster und die Strickmuster der Eltern genau kennt. Diese Form der Erkenntnis, die ich meine, bekommt man aber nicht, indem man sich von den Eltern und ihren Verhaltensweisen abgrenzt. Schließlich muß man oder will man "ganz" werden und über Abgrenzung von der eigenen Lebensgeschichte und ihren Ursprüngen gelingt zwar die Identifizierung des eigenen Selbst, jedoch nicht die Heilung der Zusammenhänge der Psyche. Denn die familiären Zusammenhänge spiegeln sich ja in den Stimmen der Psyche wieder.



Es ist nicht so wichtig, ob eine Psyche sich sagt "ich bin so" oder "ich bin nicht so". Wesentlich ist die Feststellung "ich bin". Ganz allein durch die Beschäftigung mit dem ich bin so oder nicht so, wächst die Integration der Erfahrung "Ich bin". Das führt dann meiner Beobachtung nach erst zur Abgrenzung von den negativen Einflüssen der eigenen Geschichte. Dann führt der Weg jedoch weiter zur Integration der eigenen negativen Einflüsse. Aus Schwächen werden dann Stärken. Vorher jedoch werden die Schwächebereiche einfach gemieden, und deshalb gibt man das "Leck" des Familienschiffs dann an die eigenen Kinder weiter.


Ich muß mich annehmen können als geschlagen und vergewaltigt, wenn ich geschlagen und vergewaltigt bin. Ich muß wissen, was das genau mit mir gemacht hat, damit ich differenzieren kann, was mein Gesundes Unverletztes Ich sein könnte. Denn das will ich ja erreichen.
Um zu erfahren, wie mein unverletztes Ich sein könnte, muß ich m.E. Mitgefühl mit den eigenen Eltern und mit der gesamten eigenen Familiengeschichte über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Dann geschieht diese Form der Heilung, die man familiäre Heilung nennt, ganz offiziell soweit ich weiß. In der Psychologie ein älterer Hut als die Meisten wissen. Viele kommen zu diesen Erkenntnissen nur durch die Esoterik und ihr Einlassen auf die Idee, daß es Alternativen (für sich selber) gibt.

Eigentlich ist das Thema auch mit der gesundheitlichen Aufklärung eines Volkes verwandt. Wissen, was gesunde soziale Verhältnisse sind, wie förderliches Verhalten aussieht und wie man sich besser nicht verhalten sollte. Das Verhalten bestimmt ja so allerlei und "überstimmt" sehr oft das Wissen, z.B. im Bereich der Ernährung, des Alkohol- und Zigarettenkonsums, der Wahl eines gesunden oder ungesunden Berufes und so weiter. Was man nicht weiß kann man nicht verhüten und verhindern. Vieles weiß man aber, jedoch wendet man es nicht an, weil man ein bestimmtes Verhalten hat. Letztlich steckt dahinter immer eine Schwäche, die sich auf die eigene Fähigkeit zur Selbständigkeit und auf die Fähigkeit zur Schaffung von Gesundheit im eigenen Leben auswirkt.

Den Krieg halte ich deshalb für besonders relevant, weil er viele Ereignisse und Zusammenhänge für den Einzelnen bedeutete, die ihn gestaltet haben. Wer von der Generation hat schon über seine wirklichen Gefühle gesprochen, die er hatte, als Deutschland wieder stark wurde? Wie wäre das wohl heute, wenn das passieren würde und man es nicht so ganz begreift, wie es kommt, weil es kaum Medien gibt? Man läßt es dann einfach zu, und denkt: wow, es geht aufwärts. Und man hört Geschichten, daß Juden dies tun und Jenes und daß sie die Parasiten des Systems sind, in dem wir leben. Und man glaubt vielleicht, daß da etwas dran sein könnte. Weil: man ist ja so gut wie uninformiert, es gab keine Fernseher, es gab einige Radios und Zeitungen, aber die Sendungen waren ja nicht mehr inhaltlich frei.

Ja, und ich denke, man hat sich dann begeistert. Anders sind doch die Filme von früher nicht zu erklären, in denen Tausende begeistert winken und ihrem Idol zuwinken wie heute die Mädels den boygroups. Das war faszinierend: Deutschland hatte den Krieg verloren, viele Arbeitsplätze waren weggefallen, weil die Reparationszahlungen u.a. den Abbau von Fabriken bedeutete, und dann ging es auf einmal wieder. Das war doch toll. Und drumherum die Länder arbeiteten ja lustig mit Hitler zusammen und haben diesen Menschen wohl ebenso verkannt wie die Deutschen selber.

Tja. Und wer von der Generation hat schon nach der Entnazifierung oder während der Entnazifizierung darüber je gesprochen? Doch wohl die Wenigsten, aber für Viele war das ganz bestimmt so. Es sind nicht alle intellektuell, das ist immer schon so gewesen und wird immer so bleiben. Hitler wird ja auch als Massenhypnotiseur charakterisiert, der sein Verhalten umfangreich durch Schauspiel- und Redekunst inszeniert hat. Er war ein Darsteller-Gigant, das muß man ihm lassen. Er hat alle an der Nase herumgeführt - auf eine ganz bestimmte Weise. Er war der Ver-führer und der Führer zugleich. Und daß man darauf als Volk hineingefallen ist, das ist sich selber nicht leicht zu verzeihen oder einzugestehen. (Dabei ist das ja das Schicksal vieler Völker gewesen, das ist also nicht nur den Deutschen ein nationales Problem. Es gab ja auch die Entstalinisierung und so weiter.)


;) Wer ein bißchen Zahlenmagie mag, der erinnert sich gerade, daß der Kriegsbeginn jetzt 70 Jahre her ist und daß daher nach indischem Gedankengut die Klärung, also das Clearing dieser nationalen Historie beginnen kann auf einem höchstmöglichen Niveau. Wer weiß wieder, ob was dran ist, an dieser Zahl 7. ;)

lg,
Trixi Maus

ps: sorry 4 words
 
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Fazit: das Schweigen über die eigenen Gefühle zur Nazizeit, das dem Einzelnen durch die Geschichte auferlegt wurde, verringert die Fähigkeit der Familien, Gefühle zu zeigen, sich mit der gesamten Lebensgeschichte und ihren Schrecklichkeiten innerhalb der Familie zu offenbaren und daher diejenigen Traumata zu verhindern, welche unsere Generation mit den "kalten Eltern" erlitten hat.



Hm. Und bei den Männern muß man bedenken: heute weiß man, daß Menschen, die andere Menschen erschießen mußten, psychisch krank werden, und zwar auf's Übelste. Es gibt Tausende von kriegsversehrten Männern heute, die aufgrund ihrer Kriegserlebnisse nicht mehr arbeitsfähig sind.
Wie war das früher bei den deutschen Vätern? Sind die nach dem Krieg arbeiten gegangen? Ja. Hatten sie Zeit zu verarbeiten und zu begreifen, was sie getan hatten und wie gewaltvoll das war, daß sie vergewaltigt worden waren? Nein.
Und daher denke ich, daß man sich das alles bewußt machen sollte, bevor man Urteile über Jemanden fällt, der Mitglied der eigenen Familie ist. Es ist ja richtig die Gefühle zu erkennen, aber dann aus diesen Emotionen heraus ein Leben zu führen ist eben genau das, was die eigenen Eltern getan haben: ein Leben aus Angst: bin ich so, oder bin ich nicht so? Bin ich Nazi oder bin ich nicht? Bin ich Opfer, oder bin ich Täter? Was bin ich? Bin ich lieber nicht, dann bemerkt mich keiner. Bin ich lieber die Rolle, die uns als "Mutter" oft heute noch begegnet.

besonders liebe Grüße...
 
Liebe Kinny, liebe Magdalena,

meine Gedanken hierzu:

nein, für mich liegt die lösung eben darin sich das negative in vollem umfang bewusst zu machen - nicht aus welchen gründen auch immer zu verdrängen.
erst dann wird es ja möglich sich vom negativen zu distanzieren - daraus zu lernen.
im lernen erkenne ich das positive - letztlich auch das negative als lernauftrag erkennen lernen..

Ich weiss jetzt nicht, was ich mir unter Distanzierung vom Negativen vorstellen soll, aber den ersten Teil dieses Zitates unterschreibe ich.
Wobei mir der Begriff "negativ" zu unpersönlich ist. Das gehört schon im Einzelnen benannt und gefühlt, um sich aus verbogenen oder verhinderten Wahrnehmungen nicht nur rational, sondern vor allem auch emotional zu befreien.
Ich kann mich gut erinnern, dass mich in dieser Phase ein Hinweis auf das Positive im Negativen, jede Aufforderung, mich meiner "Zustimmung zu diesen Erfahrungen vor meiner Inkarnation" und ähnlichen Abstraktionen, sowie dem Guten, was meine Eltern auch gaben zu erinnern, bzw. eben in dieser Scheiße das Gute zu sehen etwas aus dem Takt brachten :D
In schlechten Phasen hat mich das total entmutigt und meine abstrusen Schuldgefühle genährt, in guten Phasen fiel die Reaktion sehr temperamentvoll aus.

Was mir damals dagenen wirklich gut tat, war jede Ermutigung zum unzensierten Subjektiv Fühlen-Denken-Sprechen-Sein und mir jedes, aber wirklich jedes Gefühl zu gestatten, das gerade da sein wollte.

Möglich, dass daher deine sicher wohlwollend gemeinten Worte nicht wirklich so ankommen können...

Beste Grüße,
Eva
 
Alana Morgenwind schrieb:
Pluto im vierten Haus - ja, da werden die Geheimnisse aufgedeckt. Bei mir isser Ende sechstes Haus, dauert aber noch bis er ins siebte kommt. Dann wirds spannend, ein wenig graut mir davor, weil ich einfach nur noch meine Ruhe möchte.

Ich hoffe, du fängst dann nicht an, hysterisch die inneren "Fenster und Türen" zu vernageln, nur damit die fällige Transformation dann letztendlich durch den Keller reinkriecht (und dabei über haufenweise Leichen stolperst);)

Warum solltest du nicht weiterhin deine Ruhe haben? Schwierig wird´s mit dem Durchlauf von Pluto in 7 nur, wenn du einen Teil deiner unverarbeiteten Muster oder Seelenanteile von dir abgespalten und diese auf einen plutonischen Menschen da draußen projizierst, der dann diese Anteile für dich auslebt.....

Kennst du dich hingegen schon ganz gut, weißt um deine inneren Vorgänge, hast aufgehört zu projizieren oder zumindest erkannt, in welchen Momenten und bei welchen Personen du es tust, (denn ganz frei werden wir wohl nie davon sein), mit einem Wort, du hast gelernt, deine inneren Vorgänge bewusst zu machen - so what......was soll dann schon passieren?

Vielleicht therapierst du in dieser Zeit Menschen, die tiefe, plutonische Themen zu verarbeiten haben? Bist vielleicht in dieser Zeit besonders geeignet, Komplexe verschiedenster Art zu erschauen, weil du bereits darum weißt, sie verinnerlicht und verarbeitet hast? Why not?

Viele Therapeuthen haben z.B. den Pluto in 7 im Radix stehen......Wie auch sonst könnten sie sich so gut in andere Menschen hineinversetzen? Das geht nur, wenn man dasselbe Thema als Lebensgrundlage hat....Therapeuten stehen nur auf der einen Seite des Flusses....Ihre verletzten und oft traumatisierten Patienten auf der anderen Seite.....

Wird schon alles gutgehen bei dir, wirst schon sehen....:)

LG
U.
 
Liebe Magdalena,

das glaub ich dir sofort, daß du das nicht als Schönfärben meinst, wenn du vom Positiven im Negativen sprichst.

Bei mir kommen deine Worte aber immer so seltsam ungreifbar an. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Ich versuchs mal zu schildern, weil ich das Gefühl habe, das könnte von Bedeutung sein.

Ich verstehe sehr schwer, was du ausdrücken möchtest. Zum Beispiel erlebe ich "Negatives" - also konkret jetzt zum Beispiel, wenn mir jemand sagt, du bist der allerletzte Trampel, der mir überhaupt je begegnet ist (bitte das Zitat ist echt) - als Felsen, der mir vor die Füße geklotzt wird. Und ich hab die Möglichkeit, verschiedenes damit zu tun. Ich kann A: mitten hineinrennen, mir dran wehtun und den Steinewerfer dann anweinen, schau wie weh du mir getan hast, das kannst du doch nicht wollen, warum tust du mir sowas an. Ich kann B: rundumgehen und den Felsbrockenwerfer anschreien, ob er eigentlich irgendwann zu heiß gebadet worden ist. Ich kann aber auch C: kopfschüttelnd stehenbleiben, mich umdrehen und den Steinewerfer aus meinem persönlichen Telefonbuch streichen :D

Was mich inzwischen brennendst interessiert, ist: warum tu ich A, B, oder C - beziehungsweise warum auch nicht :D

Also, kurz gesagt, ich such nicht nach Trost und Streicheleinheiten, sondern nach den Strickmusterbüchern meines Lebens ;)

hallo kinny,

jetzt bin ich ein wenig ratlos, weil du nicht sagst ob du A, B, oder C nun tust, oder eben nicht.
obwohl - hast du nicht C getan?
aber egal - ich kann dir ja sowieso nur sagen was ich tue - bzw. empfinde. (ich bin ja keine therapeutin!) - also ich meine - nachdem ich A,B und C durchlitten habe und auch immer noch durchleide.
also es kommt stark auf die situation an - sicher auch tagesverfassung.
an einem tag an dem ich gut drauf bin und der steinewerfer mit meinem leben auch nichts weiter zu tun hat, lach ich ihm vielleicht nur ins gesicht -
an einem anderen tag tut es mir momentan weh und ich schlage verbal zurück - einfach reflex. und wenn ich darüber nachdenke dann nur insoweit als ich mir sage - das passiert meist nur an tagen, an denen ich schlecht drauf bin - sonst lächle ich alle an und sie mich. (ausnahmen bestätigen natürlich immer die regel).
in meinem fitnessclub bin ich inzwischen dazu übergegangen menschen, die mich nicht mit respekt behandeln einfach zu ignorieren. hat anfangs viel böses blut gemacht - aber interessant - enttarnt die verletzer und beginnt mir freunde zu schaffen. war aber eine sehr lange durststrecke - bewirkt aber auch, dass B immer seltener vorkommt.
aber ich denke es geht ja um menschen, die uns tatsächlich verletzen können, weil wir eine emotionale bindung an sie haben.
ich denke nur solche menschen können uns nachhaltig verletzen.
A : ist das zurückschlagen eines verletzten menschen, der noch mehr verletzt wird und sich durch das zurückschlagen weiter verletzt, weil er dem verletzer die eigene schwäche aufzeigt, die der verletzer erst recht ausnutzt.
letzte zuflucht des opfers ist sich erst recht als opfer darzustellen und damit noch mehr schwäche zu zeigen....
erfahrungsgemäß da schlimmste was man sich selbst antun kann.
B : beschreibt eigentlich das was man tut, wenn es sich um einen menschen handelt, der einen nicht (oder nicht mehr) nachhaltig verletzen kann.
also momentanes dampf ablassen - völlig in ordnung und hilfreich solange man C nicht erreicht hat. je näher man an C herankommt desto seltener geschieht es.
C : wäre die optimale lösung - ich distanzierer mich von einem menschen, der versucht mich zu verletzen, immer und immer wieder, obwohl ich ihm die chance gegeben habe zu begreifen, dass er mich verletzt. wenn es einer ist, der mir sowieso nie etwas bedeutet hat, ist das eine vergleichsweise einfache übung.
wenn es ein mensch ist, der mir sehr wohl etwas bedeutet, versuche ich es ein letztes mal ihm zu sagen - was du tust verletzt mich. möglichst in aller ruhe. wenn es dann immer noch nichts hilft ist die distanzierung wohl der beste weg ihm klar zu machen - ich bin stark genug mich von dir zu lösen.
ich gebe ihm dann immer noch die chance seine fehler einzusehen - aber ohne eindeutige beweise, dass er mit mir nicht zu rechnen hat, wenn er sich nicht von grund auf geändert hat, muss ich konsequent bleiben, auch wenn es mir noch eine weile weh tut.
ich versuche aber auch bei mir selbst nachzuschauen, welche eigene schwäche ihn veranlasst haben könnte mir weh zu tun. also siehe ganz oben: je mehr eigene schwächen ich durchschaut und damit aufgelöst habe - aus dem druck heraus mir keine schmerzen mehr zufügen lassen zu wollen - desto unangreifbarer werde ich -
denn menschen, die andere angreifen sind schwache menschen -
und wenn sie deine innere stärke spüren ziehen sie den schwanz ein.
ist aber ein breiter weg dahin für menschen die von klein auf daran gewöhnt waren von schwachen menschen verletzt zu werden.

uff - das war eine sehr schwere übung - und danke, dass du mir die aufgabe gestellt hast...:umarmen:
ich hab jedenfalls profitiert davon - vielleicht findest du auch etwas...:)
 
Ich weiss jetzt nicht, was ich mir unter Distanzierung vom Negativen vorstellen soll, aber den ersten Teil dieses Zitates unterschreibe ich.
Wobei mir der Begriff "negativ" zu unpersönlich ist. Das gehört schon im Einzelnen benannt und gefühlt, um sich aus verbogenen oder verhinderten Wahrnehmungen nicht nur rational, sondern vor allem auch emotional zu befreien.

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Was mir damals dagenen wirklich gut tat, war jede Ermutigung zum unzensierten Subjektiv Fühlen-Denken-Sprechen-Sein und mir jedes, aber wirklich jedes Gefühl zu gestatten, das gerade da sein wollte.

Hm, da komm ich dem schon näher, was ich vorhin sagen wollte. Dieser Begriff "das Negative" kommt bei mir seltsam körperlos und rauchig an - und deshalb weiß ich auch nicht, wie und warum vor allem ich mich davon distanzieren sollte. Wenn man sagt, die körperlichen Mißhandlungen, da ist was Erkennbares da, wenn man sagt, die Schuldzuweisungen, das Schuldgefühlerzeugen, die Vorwürfe, die Verdrehungen - das sind alles konkrete Dinge, mit denen ich was Konkretes anfangen kann. Der Begriff "das Negative" bleibt mir so seltsam abstrakt.

Die Abstraktion, das ist es. Deshalb landet das nicht bei mir. Vermute ich. Weil es doch bei mir ein Grundproblem war, nicht klar gesagt zu bekommen, WAS nun GENAU gemeint ist.


Ich bemerke im Moment überhaupt, was für immense Probleme ich - vermutlich als Durchgangsphase - damit habe, wenn ich in Situationen komme, wo ich im Unklaren über etwas gelassen werde. Im Moment brauch ich klare Ansagen, überall. Hab ich heute vormittag mit leisem Erschrecken über mich selbst zur Kenntnis genommen, ich kann im Moment GAR nicht damit umgehen, auch nur für Minuten mit etwas im Unklaren gelassen zu werden. Da explodierte Unduldsamkeit in mir, aber hallo... ich war an der Grenze meiner Beherrschung damit. Ich habs mir eingestanden, daß das so ist, nachher. Nicht wieder zu mir gesagt, war eh alles in Ordnung - sondern für mich selbst konstatiert, oha, da warst du jetzt aber toll am Kippen, da ist kindliche Hilflosigkeit hochgekommen.

Das war jetzt ganz was Neues - ich hab mir selber meine Überforderung eingestanden und - konnte mir auch zugestehen, daß das im Moment offenbar nicht anders geht.
 
nachdem ich gelesen habe was geschrieben wurde während ich mich damit abgeplagt habe den weg zu beschreiben, der vielleicht dahin führt die verhaltensmuster ändern zu lernen, die uns opfer bleiben lässt -
möchte ich an dieser stelle sagen -
das ist endlich mal ein ganz toller thread.

ganz besonders erstaunt mich triximaus angesichts seines sehr fundierten
beitrags -
da revidiere ich einen eindruck aus anderen threads, den ich nicht mehr aufrecht erhalten kann. :)
 
hallo kinny,

jetzt bin ich ein wenig ratlos, weil du nicht sagst ob du A, B, oder C nun tust, oder eben nicht.

:) - Hab im Moment nur mehr ganz kurz Zeit - möcht dich aber nicht so ratlos hier rumstehen lassen im Thread :) - drum nur in aller Kürze und Würze: ich meinte ganz einfach, im Moment find ich es spannend, draufzukommen, warum ich eine dieser Lösungen wähle, was in mir mich dazu bringt, sie zu wählen - und auch umgekehrt, draufzukommen, warum ich die anderen Lösungen eben nicht wähle. Ganz konkret, warum hab ich hundert Jahre lang ;) die Steinewerfer angebettelt, doch einzusehen, daß sie mir wehtun - warum hab ich fünfzig Jahre lang geglaubt, es ist ein Zeichen von Stärke, wenn man die Steinwerfer anschreit, ob sie ein bissl deppert sind - und warum ich all die hundert Jahre lang eben NICHT mein Telefonbuch genommen und sie einfach durchgestrichen hab... was dafür der Grund in mir ist, das will ich herausfinden...

Jo. Danke du für all deinen anderen Text und die Mühe - ich hab es durchgelesen und sag später noch was dazu, muß jetzt lossausen...

*flitz*
Kinny
 
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Fazit: das Schweigen über die eigenen Gefühle zur Nazizeit, das dem Einzelnen durch die Geschichte auferlegt wurde, verringert die Fähigkeit der Familien, Gefühle zu zeigen, sich mit der gesamten Lebensgeschichte und ihren Schrecklichkeiten innerhalb der Familie zu offenbaren und daher diejenigen Traumata zu verhindern, welche unsere Generation mit den "kalten Eltern" erlitten hat.



Hm. Und bei den Männern muß man bedenken: heute weiß man, daß Menschen, die andere Menschen erschießen mußten, psychisch krank werden, und zwar auf's Übelste. Es gibt Tausende von kriegsversehrten Männern heute, die aufgrund ihrer Kriegserlebnisse nicht mehr arbeitsfähig sind.
Wie war das früher bei den deutschen Vätern? Sind die nach dem Krieg arbeiten gegangen? Ja. Hatten sie Zeit zu verarbeiten und zu begreifen, was sie getan hatten und wie gewaltvoll das war, daß sie vergewaltigt worden waren? Nein.
Und daher denke ich, daß man sich das alles bewußt machen sollte, bevor man Urteile über Jemanden fällt, der Mitglied der eigenen Familie ist. Es ist ja richtig die Gefühle zu erkennen, aber dann aus diesen Emotionen heraus ein Leben zu führen ist eben genau das, was die eigenen Eltern getan haben: ein Leben aus Angst: bin ich so, oder bin ich nicht so? Bin ich Nazi oder bin ich nicht? Bin ich Opfer, oder bin ich Täter? Was bin ich? Bin ich lieber nicht, dann bemerkt mich keiner. Bin ich lieber die Rolle, die uns als "Mutter" oft heute noch begegnet.

besonders liebe Grüße...


Hmmmm, da du den Krieg ansprichst, Trixie.....

Erst vor kurzem hatte ich verwundert festgestellt, daß keiner!!! meiner männlichen Verwandten im kriegstauglichen Alter weder im 1-ten, noch im 2-ten Weltkrieg umgekommen ist.......Und von den Frauen auch niemand.....

Ich finde das seltsam! Beide Großväter waren noch im 1-ten Weltkrieg und sind unversehrt nach Hause gekommen. Mein Vater wurde im 2-ten WK gar nicht erst eingezogen (Motorrad-Unfall mit einem sehr komplizierten Beinbruch), sein Bruder lag auf Halde auf der Insel Sylt, gab nie einen Schuß (auf den Feind) ab und meinte noch kürzlich, es sei dort die schönste Zeit seines Lebens gewesen....
Dem Bruder meiner Mutter ist ebenfalls nichts passiert, (er hatte einen Schreibtischposten), dem Ehemann meiner Tante ebenfalls nicht, obwohl 8 Jahre Gefangenschaft in Russland nicht "der Hit" gewesen sein dürfte.....:rolleyes: Auf jeden Fall kam er zurück, wenn körperlich auch sehr geschwächt.....

Da fast alle meine Verwandten vor dem Krieg aus der City Hamburgs in unsere Vorortschaft (in der ich auch lebe..:D) gezogen waren, hatten sie dadurch auch keine Bombenabwürfe durchzustehen....(Bis auf 2 Stück, die die Bomber wohl "nur so" abwarfen, um den Ballast loszuwerden.....Passiert ist niemandem etwas....)

Aber auch, wenn meine Mutter und ihre ganze Mischpoke in Eppendorf (Stadtteil von Hamburg) wohnen geblieben wären: Das Haus wurde im Krieg nicht getroffen!!! Es steht immer noch. Wunderschönes Patrizierhaus übrigens - ich weiß gar nicht, warum sie dort weggezogen waren).....

Tja.....kein Toter weit und breit.. Ist das nun Zufall?


LG
U.
 
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