Hallo Astarte,
Astarte schrieb:
(ich hoffe, ich habe Deinen Namen jetzt richtig geschrieben),
Ja, danke
Damit habe ich ehrlich gesagt ein Problem. Und das ist das Problem, das mir in der "Esoterik" immer wieder über den Weg lief. Es wird natürlich in diesem Sinne schöngeredet, daß Verantwortlichkeit nicht gleich Schuld sei,
Der Punkt ist, dass hier nichts schöngeredet wird, ganz im Gegenteil. So wie du deine Grüsse gesendet hast, ist auch hier etwas sehr kritisches gemeint. Versteh mich recht, ich weiss auch, dass auf dem esoterischen Gebiet sehr viel Schund geschrieben wurde. Und doch gibt es viele Bücher, die wirklich gut sind. Zweitens - und dies muss nun dich nicht betreffen, sondern eher, die die dann zurück zur Bibel greifen - hat die Bibel durch ihre Interpretation (ob diese nun falsch ist, sei dahingestellt, denn sie hat einfach Schaden angerichtet) schon über Jahrtausende hinweg Schaden angerichtet. Dass also nun die Esoterik das "Böse" ist, finde ich erst einmal hirnrissig.
Aber zurück zum wirklichen Aspekt. Dadurch dass man sagt, dass ein Mensch verantwortlich für sein Leben ist, wird angedeutet, dass man aufhören soll, Gott / Göttin usw. etwas in die Schuhe zu schieben, zu sagen, ach das ist mein Schicksal und somit habe ich es so anzunehmen. Und somit müssen wir diese armen Opfer wohl auch noch bedauern.
Verantwortung zeigen, heisst Situationen und sich selbst gleichwegs kritisch ansehen und erst einmal Vertrauen in sich selbst bekommen. Wer dann, wenn es schiefgeht den Fehler, bzw. die Schuld bei sich sucht, hat mal wieder grundlegend etwas falsch gemacht, nämlich NICHT anders gedacht!
und ich bin sogar überzeugt, daß die Schreiber solcher Weisheiten dies mit den besten Absichten tun,
Danke, dass auch du feststellst, dass es sich hier um Weisheiten handelt. Allerdings frage ich mich, was die Leute wollen. Diese Schreiber haben es probiert, es hat funktioniert und nun wollen sie es mit anderen teilen. Und schon ist es nicht gut. Teilen sie es nicht mit anderen, dann sind sie Egoisten, die alleine an der Spitze sitzen wollen. Was denn nun?
Wenn es einem eben trotz aller Bemühungen nicht gelingt, sein Leben in den Griff zu kriegen, erfolgreich, gesund und glücklich zu sein, wie es in den Büchern steht, dann bekommt man doch automatisch das Gefühl, man habe versagt, und irgendwie sei man selbst schuld daran, versagt zu haben, wo es doch potentiell möglich sei, alles zu erreichen.
Wenn man das Gefühl bekommt, schuld zu sein, bedeutet dies bloss, dass man nicht einmal annähernd angefangen hat, anders zu denken.
Verstehst Du, was ich meine? Es gibt im Leben Situationen, denen steht man einfach ohnmächtig gegenüber.
Ich möchte dir zu diesem Teil erst einmal meine eigene Situation erklären. Mir wurde erklärt, dass unsere Firme keine zwei Sekretärinnen mehr braucht und dass ich also gebeten sei, eine neue Arbeit zu finden.
Natürlich könnte ich jetzt hadern und behaupten, ich bin ohnmächtig gegenüber dem Aspekt, dass ich meine Arbeit verlieren werde. Allerdings würde ich dann nur mich selbst belügen. Im Innern - also nicht einmal ausgesprochen - weiss ich, dass ich an erster Stelle schon seit einem halben Jahr nicht mehr zufrieden mit der Arbeit war und dies nun meine Möglichkeit ist, mich wirklich endlich auf die Socken zu machen um etwas besseres zu finden. Auch ich habe mir diese Erfahrung selbst geschaffen.
Wenn du nun sagst, ach komm, was ist es schon, seine Arbeit zu verlieren, kann ich nur antworten, dass dies eben meine Erfahrung zur Zeit ist. Allerdings kenne ich einige Menschen, die wirklich aus den schlimmsten Situationen wieder Überhand bekamen, weil sie die Verantwortung für ihr Leben übernahmen. Und auch bei denen funktionierte es nur deswegen, weil sie Verantwortung so verstanden, wie es zu verstehen ist. Man kann das Leben in den Griff bekommen, und wenn es nicht auf Anhieb funktioniert, sollte man jeden einzelnen Versuch miteinander vergleichen und wenn man wirklich ehrlich mit sich selbst ist, wird man feststellen, dass irgendwo im Gedankengut immer noch derselbe Haken ist, warum es nicht funktionieren kann.
Man trägt bitteres Leid, und darf dann noch, gemäß "esoterischer" Philosophie diesem Leid seine eigene "Unfähigkeit, selbstverantwortlich zu leben" hinzuaddieren.
Kein Mensch hat etwas von "Unfähigkeit, selbstverantwortlich zu leben" gesagt, nur ganz alleine du gibst dir dieses Werturteil. Mit solchen Gedanken kann man es nicht schaffen.
Ist es denn besser, wenn man jemand anders verantwortlich machen kann dafür?
Ich rede zum Beispiel von Menschen mit Depressionen (die in ihrem Zustand gar keine Chance haben, positiv zu denken und frei zu handeln),
Eine Freundin von mir, die ich seit drei Jahren kenne, hatte schwere Depressionen und war in Richtung Selbstmord gesteuert. Heute kann sie lachen, frei atmen, unter anderem weil sie sich mit Esoterik beschäftigt. Also muss sie wohl irgendetwas richtig machen. Besonders für sie war es wichtig zu wissen, dass man zuerst an sich arbeiten konnte. Die Bücher gaben ihr Richtungen an, und so versuchte sie sich darin um sich selbst von innen zu festigen.
von Schwerkranken (Krebs, multiple Sklerose...)
Mal abgesehen davon, dass manch eine(r) - und nicht nur Louise Hay, die Bücher darüber schrieb - besonders Krebs deswegen besiegte, weil er/sie ihr Leben komplett umstellte, bin ich auch hier immer noch der Meinung, dass man immer noch verantwortlich ist dafür was man mit seinem Leben anfängt. Man kann sich natürlich auch hinsetzen und den Rest seines Lebens damit verbringen, vor sich hinzujammern. Hilft das?
, von Menschen, die von Kindheit an mißhandelt wurden,
Kenne ich, aber deswegen ist man immer noch nicht schuld. Allerdings ist man verantwortlich dafür, was man mit seinem Leben anfängt. Man kann auch hier die Vergewaltigung immer wieder als Entschuldigung vor sich hinschieben, aber ich bin sicher, dass es auch hier auf dem Forum Menschen gibt, die so etwas miterlebt haben und gelernt haben, loszulassen.
kein anderes Gefühl kennen als "der letzte Dreck" zu sein und aus dieser Prägung heraus ihr Leben kaum in Griff bekommen, von Menschen,
Yep, obengenannte Freundin war genau in der Situation. Trotzdem ist es keine Entschuldigung für sie, und sie lernt ihr Leben wirklich zu meistern. Sie ist eine wunderbare Person, weil sie es sich wert ist.
Man kann den Betroffenen vermitteln: "Es gibt vielleicht diese und jene Möglichkeiten, aus der Sch... wieder rauszukommen oder das Beste daraus zu machen." Aber jedem Menschen in Not knallhart zu sagen: "Du bist für dein Elend selbst verantwortlich" ist meiner Meinung nach zutiefst menschenverachtend.
Nein, es beweist mir bloss, dass du es nicht begriffen hast. Du setzt das Wort immer noch als "schuld" hin und denkst absolut nicht anders!
Wenn du diesen Menschen sagst, dass sie verantwortlich sind, für ihr Leben, also so wie es weitergeht, dann ist das die Wahrheit. Ausserdem sind auch sie verantwortlich dafür, dass sie dort gelebt haben, usw.
Was wichtig ist, und was der einzelne Mensch scheinbar einfach nicht auf die Reihe kriegt, ist es den Aspekt der Verantwortlichkeit neutral zu verstehen, ohne ein Werturteil daraus zu machen. Und wenn ich deine Linien lese, dann habe ich das Gefühl, dass es da bei dir hapert.
Solange du Werturteile in die Art und Weise, wie ein Mensch sein Leben lebt, mit einbaust, wirst du den Unterschied zwischen 'verantwortlich' und 'schuld' nicht verstehen können.
Gruss
Kangiska